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Rundfunkgeschichte Und wie war das mit dem räumlichen Ton (3D­Audio)? Harvey Fletcher meldete 1925 in den Vereinigten Staaten das erste Patent für räumliche (binaurale) Tonübertragung an. Fletcher hatte bei Prof. Millikan an der University of Chicago promoviert (Ph.D.). Als Doktorand hatte er für Prof. Millikan die Versuchsan­ ordnung erdacht, mit der die Elementarladung gemessen werden konnte also die La­

dung des Elektrons. Für die Er­ mittlung der Elementarladung bekam Prof. Millikan später den Nobelpreis. Wahrscheinlich war Fletcher doch etwas frustriert darüber gewesen, dass er bei der No­ belpreisverleihung leer aus­ gegangen war und wechsel­ te seine Forschungsrichtung komplett von der Kernphysik in die Akustik. Im Nachhinein ein Glücksumstand für die Au­

diotechnik und Menschen mit Hörproblemen, denn bei Wes­ tern Electric und den Bell Tele­ phone Laboratories arbeitete Fletcher an Hörgeräten und Telefonen und forschte zum Sprachverständnis, zu gehör­ richtiger Lautstärke und Fre­ quenzgruppen. Aber nun zu Fletchers Patent „Binaural Telephone System“ (Abb. 3). Der Fachbegriff bi­ naural bedeutet zwei­ oder beidohrig.

Abb. 3: Patentschrift United States Patent OfÏce 12. April 1927 H. Fletcher at Al; Binaural TelephoneSystem. Bestehend aus: Kunstkopf, Kondensatormikrophonen, elektrostatischem (Elektret), Kopfhörer und Röhrenverstärker.

In der Einleitung des Patents ist zu lesen: „Diese Erfindung bezieht sich auf ein binaurales Übertra­ gungssystem, das entwickelt wurde um Audiosignale über 14

ein Übertragungsmedium so zu übertragen, dass diesel­ be Natürlichkeit bei der Wie­ dergabe erreicht wird wie bei einer Schallübertragung durch die Luft. Die Mikropho­

Rundfunk & Museum 101 – August 2021

ne sind in einem „Dummy“ oder künstlichen Kopf einge­ baut der einen Schallschatten produziert, der dem eines menschlichen Kopfes ähnlich ist. Das sichert eine Schallauf­