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Rundfunkgeschichte

Abb. 5: Messung der binauralen Raumimpulsantworten (BRIRs). (Eigene Zeichnung; Foto: Kirche M2Counselling)

Im Bereich, in dem später die Musiker spielen, also z.B. dem Bühnenbereich oder vorne im Kirchenschiff, werden Laut­ sprecher aufgestellt. Die Lautsprecher werden dann mit einem Messsig­ nal angesteuert (z.B. ein im­ pulsförmiges Testsignal). Mit den beiden Mikrophonen im Kunstkopf wird dann die Raumimpulsantwort gemes­ sen und gespeichert. Dann wird der auf einer Drehvor­ richtung befestigte Kunstkopf um einen kleinen Winkel ver­ dreht (z.B. 1° horizontal). Auf diese Weise bekommt man einen Datensatz von binauralen Raumimpulsant­ worten (BRIR Binaural Room Impuls Response). Bei einer

Drehung von jeweils 1° erhält man bei einer vollen Umdre­ hung um 360° 360 BRIR Da­ tensätze. Dem Ganzen liegt die Mathematik der nachrich­ tentechnischen Systemtheorie zu Grunde, die in diesem Rah­ men nicht näher beschrieben werden kann. Jedenfalls hat man mit diesen Messungen den Konzertsaal, die Kirche oder den Klosterhof akustisch genau vermessen. Wenn nun Künstler eine Aufnahme ihres Musikstücks in einem refle­ xionsarmen Raum (schallar­ mer oder echoarmer Raum populär auch mit schalltoter Raum bezeichnet) einspielen kann man diese Aufnahme mit dem gemessenen binau­ ralen Raumimpuls verrech­

nen. Diese Rechenprozedur wird mit Faltung bezeichnet. Die heutigen digitalen Signal­ prozessoren ermöglichen dies in Echtzeit und das Ergebnis kann dann mit dem Kopfhörer abgehört werden (Abb. 6). Und da ein Headtracker die je­ weilige Kopfposition misst und diese dem digitalen Signalpro­ zessor übermittelt, gewinnt der Hörer auch bei Kopfdre­ hung den Eindruck als ob er wirklich in diesem Konzert­ saal säße und die Künstler für ihn dort musizieren würden. Also wirkliches 3D­Audio. Und wenn dann noch ein Virtual Reality Bild dazukommt ist die Einbezogenheit, heute mit Im­ mersion bezeichnet, sicherlich einzigartig.

Rundfunk & Museum 101 – August 2021

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