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Funkgeschichte

„Goworit Leningrad“ (1941-1944) Der Mythos des „kämpfenden Radio Leningrad“ Von Prof. Dr. Hansjörg Biener

Leningrader Einwohner verlassen ihre zerbombten Häuser, Dezember 1942 Von RIA Novosti archive, image #2153 / Boris Kudoyarov / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0

Am 1. Dezember 1924 wurde in Leningrad der „nordwestliche Zweig“ der sowjetischen Radiogesellschaft gegründet. Am 24. Dezember begann der regelmäßige Sendebetrieb aus dem Elektrotechnischen Institut in der Pesochnaya 5. Wie berichtet wird, hatte der Sendetag des 1-kW-Senders schon 10 Stunden. Das Leningrader Programm wurde in den folgenden Jah28

ren über Radio, Lautsprecher (ab 1924) und Drahtfunk (ab 1927) ausgestrahlt. Ab 1931 sendete Radio Leningrad sogar mit 100 kW aus Kolpino, 15 km südöstlich von Leningrad. Mythische Bedeutung gewann Radio Leningrad während der deutschen Blockade 1941-1944. Das „nie“ ausbleibende Goworit Leningrad habe Zivilisten und Vertei-

Rundfunk & Museum 101 – August 2021

diger der Stadt, aber auch Partisanen und Truppen bestärkt, dass man den Großen Vaterländischen Krieg gewinnen werde. Mit zum Mythos des kämpfenden Radio Leningrad gehören auch die Gedichte von Olga Bergholz und die Ausstrahlung von Dmitri Schostakowitschs „Leningrader Symphonie“.