TECHNIKGESCHICHTE für die CD auch einen neuen Player kaufen und die Preise für einen CD-Player lagen am Anfang im 4stelligen Bereich. Aber bereits 1989 überholten in Deutschland die Verkaufszahlen der CD die der Schallplatte. Auch das Ziel einen weltweiten Standard zu etablieren war gelungen. Nicht allein wegen der Pressearbeit von Philips und Sony sondern auch wegen der frühzeitigen Vergabe von Lizenzen an interessierte Firmen für die Produktion von CDs und den Bau von CD-Playern. Zu den ersten Firmen die eine Lizenz erwarben gehörte 1981 auch Grundig. Wie kam es nun zu den physikalischen Abmessungen der CD? Zuerst ein paar Fakten. Die CD ist für eine Länge von 74 bis 80 Minuten nicht komprimierten Audioinhalt (Laufzeit) ausgelegt, das entspricht einem Datenvolumen von 650MB und 700MB. Der Durchmesser einer CD beträgt 12 cm. Zur Erinnerung: die Vinyl-Langspielplatte hatte eine Laufzeit von 20 bis 25 Minuten pro Seite und einen Durchmesser von 30cm. Um die Länge des Audioinhaltes der CD ranken sich verschiedene Gerüchte. Prominent wird immer wieder die Forderung der Japaner genannt, dass die Interpretation
der 9. Symphonie Beethovens von Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern auf eine CD passen muss. Wobei man sich fragen kann, warum Akio Morita, der Karajan Verehrer war, ausgerechnet die Furtwängler Interpretation gewählt haben soll und nicht die von Karajan, die ca. acht Minuten kürzer war. Ja, aber da gibt es eben noch die Geschichte, dass seine Frau die Furtwängler Interpretation am liebsten mochte. Philips selbst berichtet auf seiner Webseite, sie haben sich bei ihrer Tochter Polygram schlau gemacht, was die längste Spieldauer einer LP zu diesem Zeitpunkt war. Und es war die 9. Symphonie Beethovens von Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern in einer Mono Aufnahme. Also war man sich schnell einig und entschied sich für 74 Minuten. Plausibel erscheint aber auch die Begründung, dass die Plattenindustrie an ihrem Albumformat auf der LP, also der Laufzeit (ca. 40-50 Minuten) und wichtiger noch an der Anzahl der Titel in einem Album festhalten wollte. Das Album war zu dieser Zeit die Basis für ihren Absatz und damit für ihren Umsatz. Ähnliche Geschichten ranken sich um die Größe der CD. Philips lag daran dass die CD nicht größer als seine erfolgreiche Compact Cassette sein sollte, die 11,5cm in der Diagonale hatte. Sony schlug erst 10cm
vor, da sie wahrscheinlich schon portable CD-Player im Hinterkopf hatten. Sony hatte zu diesem Zeitpunkt schon mit großem Erfolg den Walkman am Markt. Am Ende einigte man sich aber auf 12cm Durchmesser, da es die erforderliche Größe war, um die 9. Symphonie Beethovens von Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern aufzuzeichnen. Aber die maximale Lauflänge der Musik auf einer CD hängt natürlich nicht nur von der physikalischen Größe der CD ab, sondern auch von dem verwendeten Codierungsverfahren. Dieses Codierungsverfahren wurde von Kees A. Schouhamer Immink (Ingenieur bei Philips) entwickelt. Die Anforderung war, Musik ohne Qualitätsverlust auf der CD speichern zu können. Außerdem musste es fehlertolerant sein, damit kleine Kratzer oder Fingerabdrücke auf der CD keine Wiedergabefehler generierten. Die erste CD die dann am 17.8.1982 von Polygram in Hannover-Langenhagen gepresst wurde, war aber nicht die 9. Symphonie Beethovens von Furtwängler und auch nicht die von Karajan, sondern das Album „The Visitors“ der Popgruppe ABBA. Parallel erschienen CDs mit Karajans Einspielung der Alpensymphonie von Richard Strauß und Chopin Walzer gespielt vom Pianisten Claudio Arrau. Han-
Rundfunk & Museum 102 – Februar 2022
13