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TECHNIKGESCHICHTE nover schrieb beim Hören so wieder einmal Geschichte, denn 1887 hatte Emil Berliner mit einer Nadel Schallschwingungen in eine Wachsschicht auf Zinkplatten geritzt und daraus Schellackplatten pressen lassen. Der Bruder von Emil Berliner gründete die „Deutsche GrammophonGesellschaft“, bei der später Siemens einstieg. Die Philips Phonografische Industrie und die Deutsche Grammphon Gesellschaft schlossen sich 1962 zur Grammophon-Philips Group zusammen. 1972 wurde sie umbenannt in Polygram Group. Das optische Aufnahme- und Wiedergabesystem entwickelte sich im Weiteren aber nicht nur zum weltweiten Standarddatenträger für Audio (CD) und Video (DVD, Blu-Ray) sondern auch zum Datenträger in der Computerindustrie. 1. Technik CD Aber jetzt wollen wir einen Blick in die Vorgeschichte der CD werfen, wie es sich für Rundfunk & Museum auch gehört. Wie bei so vielen Grundlagenentwicklungen liegen auch hier die Wurzeln, die zur CD geführt haben, in den USA. Nun ist es in diesem Rahmen nicht möglich die gesamte Historie der Überlegungen anzuführen, die schließlich zur Compact Disc geführt haben. Deswegen sei dies hier beispielhaft anhand der Entwick14

lungsarbeiten und Patente von zwei amerikanischen Ingenieuren und Erfindern aufgezeigt. Diese beiden werden auch meistens zitiert, wenn es um Grundlagenpatente zur optischen Signal Aufzeichnung und Wiedergabe, also auch um die CD, geht. Zunächst sei auf die Arbeiten von David Paul Gregg eingegangen. Gregg (1923 – 2001) war in den späten 1950er Jahren Mitarbeiter der kalifornischen Elektronikfirma Westrex, die eine Tochtergesellschaft von Western Electric war. Neben RCA war die Westrex Corporation in den ersten 40 Tonfilmjahren der größte Technikausstatter der Filmindustrie. Beim Tonfilm wird ja bekanntlich die Tonspur neben den Bildern auf dem Film aufgebracht. Bei der Tonaufnahme wird das Audiosignal in Helligkeitssignale umgewandelt und damit der Filmstreifen seitlich belichtet (Zackenschrift oder Sprossenschrift). Bei der Wiedergabe wird diese Spur beleuchtet und durch die unterschiedliche Transparenz der Filmtonspur kann eine Fotozelle die Helligkeitsschwankungen wieder in elektrische Audiosignale umwandeln. Die optische Abtastung erfolgt somit vollkommen berührungslos. Also nicht wie bei Plattenspieler und Tonbandgerät wo Abtastnadel und Tonkopf in mechanischem Kontakt zur Platte

Rundfunk & Museum 102 – Februar 2022

und Tonband stehen. Dadurch werden nicht nur Abtastnadel und Tonkopf sondern auch Platte und Tonband durch Reibung abgenutzt. Um diese Nachteile zu vermeiden hatte Westrex schon 1947 den optischen StereoRekorder RA-1231 vorgestellt, der auch schon Audio-StereoAufnahmen auf einem Filmstreifen machen konnte. Wahrscheinlich inspirierte dieser Hintergrund Gregg dazu, ein Aufnahme- und Wiedergabeverfahren zu entwickeln, dass auch für Signale mit sehr großer Bandbreite, wie z.B. Fernsehsignale, geeignet war. 1960 wechselte Gregg zu Mincom, einer Abteilung von 3M (Minnesota Mining and Manufacturing Company). 3M ist ein heute noch weltweit agierender US-amerikanischer MultiTechnologiekonzern, bei uns bekannt durch seine Folien, Klebebänder und nicht zuletzt durch diese gelben Klebezettel namens Post-it. Mincom war spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von elektronischen Produkten wie Tonbandgeräte und Rekorder für Messwerte. Und Mincom hielt Ausschau nach weiteren vermarktbaren Technologien. Gregg konnte bei Mincom mit den in der Magnetbandaufzeichnung von Fernsehsignalen erfahrenen Ingenieuren Wayne Johnson und Dean De Moss zusammenarbeiten. Diese drei Ingenieure reichten Pa-