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TECHNIKGESCHICHTE Photozellen diente zur Erzeugung einer Regelinformation zur genauen Spurhaltung. Auf die elektronische Regelschaltung, die ebenfalls im Patent angegeben wurde, soll hier nicht eingegangen werden. Aber die Hauptaufgabe der Photozellen war natürlich die auf der Disc gespeicherten Helligkeitswerte wieder in ein elektrisches Signal umzuwandeln (z.B. ein Fernseh- oder Audiosignal). Das ganze System war natürlich ein analoges Aufnahmeverfahren. Über die Möglichkeiten die Aufnahme zu vervielfältigen, wurde im Patent nichts gesagt. Es ist anzunehmen, dass das Verfahren als kostengünstiger Ersatz für die hochkomplexen Studio-Videobandmaschinen (z.B. Ampex) gedacht war. Aber, wie schon erwähnt war es aufgrund des benötigten Vakuums bei der Aufnahme wohl keine Alternative zu den analogen Studio Audio- und Videobandmaschinen für Rundfunk und Fernsehen und für Consumergeräte war es natürlich erst recht nicht geeignet. Um die Forschung auf dem Gebiet der optischen Aufnahme und Wiedergabe weiter zu erweitern und zu beschleunigen schloss Mincom einen Entwicklungsvertrag mit Stanfords SRI (Forschungsinstitut der Stanford University) ab. Gregg nahm dies zum Anlass Mincom zu verlassen und seine eigene Firma, die Gauss Electrophysics, zu gründen. 16

1967 reichte Gauss Electrophysics die Patentschrift „Transparent Recording Disc“ (US Patent 3430966) ein. Als Erfinder wurde David Paul Gregg angegeben. Zu dieser Zeit wurde klar, dass die Lasertechnik, die sich inzwischen etabliert hatte, zur Realisierung einer optischen Disc viel besser geeignet war als die Elektronenstrahltechnik, da Laserlichtquellen extrem gebündelte Lichtstrahlen aussenden und so gut wie keine Streuung aufweisen. Und natürlich im Gegensatz zur Elektronenstrahltechnik kein Vakuum bei der Aufnahme der Disc erforderlich war. In Greggs neuem Patent wurde auch explizit die Laserabtastung erwähnt. Greggs Firma hatte nun ein revolutionäres Produkt, das High-Fidelity Audio und Video Wiedergabe in einem einzigartigen neuen Format ermöglichte. Was noch fehlte war ein industrieller Partner, der die Idee zur Marktreife brachte. Und der Partner war schnell gefunden. 1968 kaufte MCA (Music Corporation of America), ein USamerikanisches Medienunternehmen der Musik- und Fernsehindustrie, die Patente von Gregg und Gauss Electrophysics. MCA hatte die Rechte an tausenden von Filmen und großes Interesse einen Weg zu finden diese in Heimvideos zu konvertieren und zu vermarkten. Deswegen gründete MCA

Rundfunk & Museum 102 – Februar 2022

1969 die MCA Laboratories (später umbenannt in MCA DiscoVision) eine Forschungsabteilung, die ein für die Serienfertigung geeignetes VideoDisc System entwickeln sollte. Die Entwicklungsanstrengungen von MCA DiscoVision waren schließlich von Erfolg gekrönt. Auch Philips hatte um diese Zeit ein VideoDisc System entwickelt, das, wie das MCA System, im Reflexiven-Mode arbeitete. Dies hatte den Vorteil gegenüber dem Transparenten-Mode, dass die Abtasteinheit Laser und Laserdiode auf einer Seite der Disc angeordnet werden konnten. MCA und Philips entschieden sich ihre Entwicklungsaktivitäten zu kombinieren und 1972 präsentierten sie ein gemeinsames VideoDisc System, sowie die erste nach einem Spritzpress-Verfahren, ähnlich dem der Schallplatten-Pressung, duplizierte Scheibe. Das Videosignal wurde dabei analog in Frequenzmodulation aufgezeichnet. Dabei wurde ein Hochfrequenzträger von 8,3 MHz mit dem analogen Videosignal moduliert (Hub ca. 2 MHz). Die Frequenzmodulation gewährleistete eine stabile Signalamplitude. Die analogen Audiosignale wurden auf eigenen FM-Subträgern moduliert. Das kombinierte Signal wurde einem Begrenzer (Schaltschwelle) zugeführt der es in eine Pulsweitenmo-