TECHNIKGESCHICHTE Pits und Lands. Demzufolge auf der innersten Spur 1500 Umdrehungen/Minute und auf der äußersten Spur entsprechend weniger. Aber 1975 hatte Sony sein Betamax Consumer Videorecorder System vorgestellt und 1976 folgte JVC mit seinem VHS System. Das erste Video2000-System (Systempartner Philips und Grundig) wurde 1979 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin vorgestellt und traf in der Fachwelt auf großes Interesse. Diese Systeme waren von der technischen Performance wie z.B. Auflösung und Tonwiedergabe schlechter als die LaserDisc. Aber sie konnten Fernsehsignale aufnehmen und ermöglichten so das zeitversetzte Sehen der Lieblingssendung. Und dazu kam noch, dass das Aufkommen von Videotheken mit ihrem großen Angebot von Leihkassetten dem schmalen Angebot von Filmen auf VideoDisc überlegen war. So kam es, dass Philips die Sparte VideoDisc aufgab und MCA dieses Geschäftsfeld an den japanischen Hersteller Pioneer veräußerte. Dieser verbesserte das VideoDisc System noch weiter. Im asiatischen Bereich, wo technische Innovationen und Bildperformance höher geschätzt werden, war die LaserDisc noch länger ein bevorzugtes Objekt 18
von Filmliebhabern. Bei Philips überlegte man sich, was man aus dem bei der Entwicklung der LaserDisc gewonnen Know-how noch für einen Nutzen ziehen könnte. Entwicklungen um die LaserDisc als Audioträger zu nutzen, gab es zwar schon, aber es müsste schon etwas sein was die Wiedergabequalität der mechanischen Abtastung der Schallplatte übertreffen würde. Und nun müssen wir einen zeitlichen Rücksprung zu dem zweiten amerikanischen Erfinder, James T. Russel (*1931), machen. Er hatte Physik studiert und anschließend bei General Electric gearbeitet und dort viele Typen von experimentellen Messanordnungen initiiert. Russel begann 1965 für das Battelle Memorial Institute zu arbeiten, eine NonProfit-Organisation, die sich mit Technologieentwicklung und angewandten Wissenschaften befasst und heute noch existiert. Dort hatten auch Forscher den ersten kommerziell nutzbaren Fotokopierer entwickelt, was zur Gründung der Xerox Corporation führte. Jedenfalls könnte die Sache mit dem Fotokopierer, also die Möglichkeit preisgünstig viele Kopien eines Originals zu erstellen, bei Russel den Anstoß gegeben haben, eine
Rundfunk & Museum 102 – Februar 2022
Anordnung zu entwickeln die einfach und preisgünstig viele Kopien von Videos und Tonaufnahmen ermöglichen würde. Jedenfalls hat Russel beim Pacific Northwest National Laboratory des Battelle Memorial Institutes ein Gesamtkonzept eines Gerätes zur optischen Aufnahme und Wiedergabe entwickelt. Sein erstes Patent reichte er im September 1966 ein (US Patent US3501586 Analog to Digital to Optical Photographic Recording and Playback System). In dem Patentauszug Abb. 3 sehen wir das Blockschaltbild Fig. 1, die spiralförmige Aufzeichnungsspur Fig. 5 sowie ein Detail der aufgezeichneten Bit- und Synchronisationsstruktur der Aufzeichnungsspur Fig. 5a. Aber lassen wir Russel selbst zu Wort kommen. In seinem Patent erklärte er: „Die Signalquelle (12 Bezeichnung Abb. 3 Fig. 1) liefert ein Video- oder Audiosignal (23), das zum Beispiel ein Fernsehsignal oder ein High Fidelity Musiksignal sein kann. Dieses analoge Eingangssignal wird an den Eingang eines Analog Digital Converters (24) in der Recorder Unit (10) gelegt. Dieser ADC erzeugt ein digital codiertes elektrisches Ausgangssignal (26). Der Signalrecorder (28) konvertiert das digitale elektrische Signal in ein digitales Lichtsignal und zeichnet dieses photogra-