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TECHNIKGESCHICHTE

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1.3 Tuner (Kanalwähler) Wie dem Schaltbild zu entnehmen ist, war die Vorstufe mit einer EF 80 bestückt. Laut Datenbla琀琀 ist dies eine Pentode mit großer Steilheit für HF- und ZF-Breitbandverstärker, Bildverstärker und Mischstufen. Nun sind eigentlich für HF-Vorstufen Trioden besser geeignet. Sie haben zwar aufgrund der Anodenrückwirkung keinen großen linearen Bereich (Kennlinie Ia = f (Ua)) was aber bei der HF-Kleinsignalverstärkung einer Vorstufe keine Rolle spielt. Aber Pentoden weisen auch aufgrund der Bauart größere Gi琀琀erkapazitäten auf was für Vorstufen für höhere Frequenzen ungüns琀椀g ist. Und weiterhin ist bei Pentoden das Eigenrauschen höher als bei Trioden. Aus all diesen Gründen hat man später für HF-Vorstufen ausschließlich Trioden verwendet. Aber zurück zum Kanalwähler des 080. Oszillator und Mischstufe waren mit einer ECC 81 realisiert. Die Umschaltung der 6 VHF Kanäle (Kanal 5 bis 11; entsprechend 174 bis 216 MHz laut Grundig Angabe) erfolgte mi琀琀els Drucktasten (siehe Abb. 3). Vorund Zwischenkreis sowie Oszillator wurden durch Umschalten von jeweils drei Trimm-Kondensatoren auf den gewünschten VHF Kanal eingestellt. Es handelte sich also noch nicht um eine gekapselte Baugruppe, vielmehr war die Tunerfunk琀椀on auf dem Chassis und Drucktastenaggregat verdrahtet. 30

Abb. 3: Die Drucktasten für die Kanalumschaltung sowie die Einstellregler (Doppelpo琀椀s) z.B. für Kontrast, Helligkeit, Lautstärke, Klang, Bildfrequenz fein und Zeilenfrequenz fein waren hinter einer Frontklappe verborgen. (Foto M2Counselling mit Genehmigung des Rundfunkmuseums der Stadt Fürth) Aber schon 1952 auf der Stockholmer Konferenz wurde ein neuer Wellenplan für UKWund Fernsehsendefrequenzen beschlossen. Die Funkschau berichtete im Augusthe昀琀 1952 (siehe [6]): „Für die deutsche Fernsehempfänger-Industrie ist besonders wich琀椀g, daß uns zusätzlich vier Fernsehfrequenzen im Band I (41 bis 68MHz) zugeteilt wurden. Daraus ergeben

Rundfunk & Museum 103 – September 2022

sich für die Eingangsschaltungen neue Gesichtspunkte. …“ Das bedeutete, dass der Kanalwählerteil bereits nach einem knappen Jahr neu entwickelt werden musste. 1.4 Bildteil Um möglichst viele Fernsehkanäle im gegebenen Frequenzband unterbringen zu können, ha琀琀e man sich beim Übertra-

gungsstandard auf das Restseitenbandverfahren der Amplitudenmodula琀椀on (bei Interesse siehe [10]) festgelegt. Bei einer Videobandbreite von 5 MHz und einem frequenzmodulierten Tonträger im 5,5 MHz Abstand hä琀琀e dies bei normaler Amplitudenmodula琀椀on eine Kanalbreite von mehr als 11 MHz bedeutet. Mit dem von Nyquist vorgeschlagenem Rest-

seitenbandverfahren konnte man im VHF Bereich Kanalbreiten von nur 7 MHz realisieren und dementsprechend mehr Kanäle im Frequenzband unterbringen. Dieses Verfahren bedingt aber einen sehr viel aufwändigeren und breitbandigeren ZF-Verstärker als bei FM-ZF Verstärkern. Im Grundig 080 war ein vierstu昀椀ger ZF Verstärker eingebaut mit jeweils

einer EF 80, da man damals ja nicht mit hohen Empfangspegeln rechnen konnte. Die über den Band昀椀ltern schwebend gezeichneten Parallelschwingkreise waren die Traps (Fallen) zur Absenkung von Bildträger (Nyquistpunkt), Nachbarbildträger und Nachbartonträger (siehe [3]). Die Videodemodula琀椀on wurde mit der EAA 91 Doppeldiode durchgeführt. Die Röhrendiode zwischen Sockelanschluss 5 und 2 richtet die nega琀椀ve Hüllkurve des AM-Signals gleich und dieses „nega琀椀v Sync“ Videosignal wird an das Steuergi琀琀er (G1) der Videoendstufe (PL 83) angeschlossen. Somit erhält man an der Anode der PL 83 ein „posi琀椀v Sync“ Videosignal mit dem die Ansteuerung der Bildröhrenkathode erfolgt. Nun kann man, anders als bei den Rundfunk AM-Empfängern (LW, MW und KW), nicht das von der Modula琀椀on geglä琀琀ete Signal (Mi琀琀elwert) des demodulierten AM-Signals, das ja von der Empfangsfeldstärke abhängt, zur Verstärkungsregelung von Empfangsteil und ZF-Verstärker benutzen. Denn bei einem AM modulierten Fernsehsignal muss auch eine Gleichspannungskomponente übertragen werden. Oder, mit anderen Worten, das geglä琀琀ete, demodulierte Signal würde vom Inhalt des übertragenen Fernsehsignals abhängen. Deswegen nutzt man eine sogenannte „getastete Regelung“, bei der nur der Pegel während der Zeilenaustastlücke (Zeilen-

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