Julius Mössel: Unterschied zwischen den Versionen

K
Textersetzung - „z.B.“ durch „z. B.“
K (Textersetzung - „</ref>.“ durch „.</ref>“)
K (Textersetzung - „z.B.“ durch „z. B.“)
 
(2 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 18: Zeile 18:
Mit Konrad Schmidt gründete er nach dem Verlassen der Akademie [[1892]] in München die ''Firma Schmidt & Cie., Maler-Geschäft und Werkstatt für dekorative Kunst'', deren Teilhaber und leitender Dekorationsmaler Mössel bis [[1910]] blieb. Zwischen [[1898]] und [[1900]] bekam er den Auftrag, das Bay. Nationalmuseum und das Künstlerhaus in München zu gestalten, beides Gebäude von Gabriel von Seidls. Durch diese Aufträge wurde Mössel einem größeren Publikum bekannt, so dass weitere Folgeaufträge nicht auf sich warten ließen. Beim Saalbau der Münchner Mathäserbrauerei, der leider während des [[2. Weltkrieg]]es vollständig zerstört wurde, gestaltete Mössel in dem Bau der Firma Heilmann und Littmann ein Sternbildhimmel, in dem zahlreiche Tiere zu sehen waren. Der künstlerische Höhepunkt der Münchner Zeit waren sicherlich die Arbeiten im Prinzregentheater im Jahre [[1901]]. Dabei dekorierte er den Zuschauerraum, das östliche und westliche Foyer, sowie den Foyersaal und den Königs- und Prinzregentensaal. Nach diesem Theaterbau folgten weitere Aufträge aus dem Bereich des Theaters, wie z. B. das Kurtheater in Bad Kissingen, das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg oder das Großherzogliche Hoftheater in Weimar. Neben der Malerei an Gebäuden fertigte Mössel auch Gebrauchsgrafiken an. So schuf er im Jahre [[1900]] u.a. die Speisekarte des Restaurants "Zum Augustiner" in München.  
Mit Konrad Schmidt gründete er nach dem Verlassen der Akademie [[1892]] in München die ''Firma Schmidt & Cie., Maler-Geschäft und Werkstatt für dekorative Kunst'', deren Teilhaber und leitender Dekorationsmaler Mössel bis [[1910]] blieb. Zwischen [[1898]] und [[1900]] bekam er den Auftrag, das Bay. Nationalmuseum und das Künstlerhaus in München zu gestalten, beides Gebäude von Gabriel von Seidls. Durch diese Aufträge wurde Mössel einem größeren Publikum bekannt, so dass weitere Folgeaufträge nicht auf sich warten ließen. Beim Saalbau der Münchner Mathäserbrauerei, der leider während des [[2. Weltkrieg]]es vollständig zerstört wurde, gestaltete Mössel in dem Bau der Firma Heilmann und Littmann ein Sternbildhimmel, in dem zahlreiche Tiere zu sehen waren. Der künstlerische Höhepunkt der Münchner Zeit waren sicherlich die Arbeiten im Prinzregentheater im Jahre [[1901]]. Dabei dekorierte er den Zuschauerraum, das östliche und westliche Foyer, sowie den Foyersaal und den Königs- und Prinzregentensaal. Nach diesem Theaterbau folgten weitere Aufträge aus dem Bereich des Theaters, wie z. B. das Kurtheater in Bad Kissingen, das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg oder das Großherzogliche Hoftheater in Weimar. Neben der Malerei an Gebäuden fertigte Mössel auch Gebrauchsgrafiken an. So schuf er im Jahre [[1900]] u.a. die Speisekarte des Restaurants "Zum Augustiner" in München.  


[[1910]] trat er aus der Firma Schmidt & Cie. aus und ließ sich in Feldafing am Starnberger See nieder, wo er seit 1905 lebte. Er übernahm das Haus seiner Schwiegereltern und baute dies nach seinen Vorstellungen um. Er machte sich in Feldafing selbständig und die Geschäfte liefen gut. Durch die Zusammenarbeit mit der Firma Heilmann und Littmann bzw. mit Max Littmann hatte sich Mössel überregional einen Namen gemacht. So erhielt er weitere Aufträge, z.B. Friesmalereien im Teppichsaal des Kaufhauses Wertheim in Berlin, Deckendekorationen im Duisburger Rathaus sowie Dekorationen im Rathaus von Leipzig. Leider sind die meisten Arbeiten von ihm während des [[2. Weltkrieg]]es zerstört worden. Neben den oben genannten Gebäuden arbeitete Mössel auch häufiger in kath. Kirchen.  
[[1910]] trat er aus der Firma Schmidt & Cie. aus und ließ sich in Feldafing am Starnberger See nieder, wo er seit 1905 lebte. Er übernahm das Haus seiner Schwiegereltern und baute dies nach seinen Vorstellungen um. Er machte sich in Feldafing selbständig und die Geschäfte liefen gut. Durch die Zusammenarbeit mit der Firma Heilmann und Littmann bzw. mit Max Littmann hatte sich Mössel überregional einen Namen gemacht. So erhielt er weitere Aufträge, z. B. Friesmalereien im Teppichsaal des Kaufhauses Wertheim in Berlin, Deckendekorationen im Duisburger Rathaus sowie Dekorationen im Rathaus von Leipzig. Leider sind die meisten Arbeiten von ihm während des [[2. Weltkrieg]]es zerstört worden. Neben den oben genannten Gebäuden arbeitete Mössel auch häufiger in kath. Kirchen.  
[[Datei:Mössel Prinzregententheater Zuschauerraum fw.jpg|miniatur|rechts|Münchner Prinzregententheater Zuschauerraum, 1901]]
[[Datei:Mössel Prinzregententheater Zuschauerraum fw.jpg|miniatur|rechts|Münchner Prinzregententheater Zuschauerraum, 1901]]
Neben seiner großen Schaffenszeit in München hatte er auch eine Vielzahl von Aufträgen um [[1912]] in Stuttgart. So schuf er die mehr als beeindruckende Innendekoration eines Teehauses und eines Gartensaals (Marmorsaal) auf dem Gelände der Villa Weißenburg. Im Rahmen der Bundesgartenschau [[1961]] wurde allerdings die Innendekoration des Saales übertüncht und erst in den 1990er Jahren fachgerecht restauriert. Zu seiner Schaffensphase in Stuttgart zählt auch die Ausmalung der Aussegnungshalle des Waldfriedhofes, sowie die Deckengestaltung des Stuttgarter Theaters.  
Neben seiner großen Schaffenszeit in München hatte er auch eine Vielzahl von Aufträgen um [[1912]] in Stuttgart. So schuf er die mehr als beeindruckende Innendekoration eines Teehauses und eines Gartensaals (Marmorsaal) auf dem Gelände der Villa Weißenburg. Im Rahmen der Bundesgartenschau [[1961]] wurde allerdings die Innendekoration des Saales übertüncht und erst in den 1990er Jahren fachgerecht restauriert. Zu seiner Schaffensphase in Stuttgart zählt auch die Ausmalung der Aussegnungshalle des Waldfriedhofes, sowie die Deckengestaltung des Stuttgarter Theaters.  
Zeile 25: Zeile 25:


== Emigration in die USA ==
== Emigration in die USA ==
[[1926]] siedelt Mössel nach Chicago über, allerdings folgte seine erste Ehefrau ihm nicht in die USA, so dass der über 50jährige sich scheiden lies. Durch die Bekanntschaft mit dem Präsidenten des Warenhaus-Konzerns Sears-Roebuck, Julius Rosenwald, [[1926]], konnte Mössel zunächst an seinen Erfolgen in Deutschland vor dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] anknüpfen, so dass er schnell zu Geld und Ruhm kam. Insbesondere der Architekt großer Industrieverwaltungen und Banken, Albert Kahn, vergab viele Aufträge an Mössel. Letztmals konnte er mit der Ausgestaltung des Chicagoer Naturkundemuseum an frühere Erfolge anknüpfen<ref name="">[https://www.hdbg.eu/biografien/web/index.php/detail?uid=931 Julius Mössel] In ''Biografien. Haus der Bayerischen Geschichte'': „Fresken- und Dekorationsmaler, Graphiker“.</ref>  
[[1926]] siedelt Mössel nach Chicago über, allerdings folgte seine erste Ehefrau ihm nicht in die USA, so dass der über 50jährige sich scheiden lies. Durch die Bekanntschaft mit dem Präsidenten des Warenhaus-Konzerns Sears-Roebuck, Julius Rosenwald, [[1926]], konnte Mössel zunächst an seinen Erfolgen in Deutschland vor dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] anknüpfen, so dass er schnell zu Geld und Ruhm kam. Insbesondere der Architekt großer Industrieverwaltungen und Banken, Albert Kahn, vergab viele Aufträge an Mössel. Letztmals konnte er mit der Ausgestaltung des Chicagoer Naturkundemuseum an frühere Erfolge anknüpfen<ref name="">[https://www.hdbg.eu/biografien/web/index.php/detail?uid=931 Julius Mössel] In ''Biografien. Haus der Bayerischen Geschichte'': „Fresken- und Dekorationsmaler, Graphiker“</ref>.


Mit dem "[https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Donnerstag Black Thuesday]", dem Börsencrash am [[24. Oktober]] [[1929]], verlor Mössel sein vollständiges Vermögen. Auch die Aufträge blieben in der Wirtschaftskrise aus, so dass Mössel völlig verarmt sein Leben in Chicago fristete. Als er auch noch den Verlust seines Augenlichtes befürchten musste, war der Tiefpunkt in seiner Karriere erreicht. Die vollständige Erblindung konnte mittels zweier kostspieligen Operationen (1937 und 1938) zwar verhindert werden, der künstlerische Erfolg stellte sich aber nicht mehr ein. So verlegte er seine Malerei auf leicht verkäufliche Tafelbilder, meist mit eingängigen Tiermotiven. Neben den Tafelbildern schuf er surrealistisch anmutende Bilder mit schwer entschlüsselbaren Symbolismen, die zum Teil an die Bilder von Hieronymus Bosch erinnerten.
Mit dem "[https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Donnerstag Black Thuesday]", dem Börsencrash am [[24. Oktober]] [[1929]], verlor Mössel sein vollständiges Vermögen. Auch die Aufträge blieben in der Wirtschaftskrise aus, so dass Mössel völlig verarmt sein Leben in Chicago fristete. Als er auch noch den Verlust seines Augenlichtes befürchten musste, war der Tiefpunkt in seiner Karriere erreicht. Die vollständige Erblindung konnte mittels zweier kostspieligen Operationen (1937 und 1938) zwar verhindert werden, der künstlerische Erfolg stellte sich aber nicht mehr ein. So verlegte er seine Malerei auf leicht verkäufliche Tafelbilder, meist mit eingängigen Tiermotiven. Neben den Tafelbildern schuf er surrealistisch anmutende Bilder mit schwer entschlüsselbaren Symbolismen, die zum Teil an die Bilder von Hieronymus Bosch erinnerten.
Zeile 48: Zeile 48:
== Literatur ==
== Literatur ==
* Fritz von Ostini: Julius Mössel. In: Fachzeitschrift für das Malergewerbe, Köln 13, 1924, S. 121 - 126
* Fritz von Ostini: Julius Mössel. In: Fachzeitschrift für das Malergewerbe, Köln 13, 1924, S. 121 - 126
* Dem Hanswurst nach. In: Der Spiegel vom 19. April 1982, S. 275 [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14345826.html online abrufbar]
* Dem Hanswurst nach. In: Der Spiegel vom 19. April 1982, S. 275 [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14345826.html online]
* Die Alte Oper in Stuttgart im Kontext der Theaterarchitektur von Max Littmann und der Dekorationsmalerei von Julius Mössel, Informationsheft zur Ausstellung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, 1984
* Die Alte Oper in Stuttgart im Kontext der Theaterarchitektur von Max Littmann und der Dekorationsmalerei von Julius Mössel, Informationsheft zur Ausstellung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, 1984
* Dr. Judith Breuer: Der Dekorations- und Kunstmaler Julius Mössel (1871 - 1957) - Schöpfer des Deckenbildes im Großen Haus der Württembergischen Staatstehater in Stuttgart. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 13, Nr. 4, 1984, S. 134 - 142
* Dr. Judith Breuer: Der Dekorations- und Kunstmaler Julius Mössel (1871 - 1957) - Schöpfer des Deckenbildes im Großen Haus der Württembergischen Staatstehater in Stuttgart. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 13, Nr. 4, 1984, S. 134 - 142
82.367

Bearbeitungen