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Das '''Handwerk in Fürth''' hat in den letzten Jahrhunderten eine lange Entwicklung genommen, war kriegerischen Auseinandersetzungen unterworfen, profitierte von Zuwanderung und stand immer in der Rivalität zur Handelsstadt [[Nürnberg]]. | Das '''Handwerk in Fürth''' hat in den letzten Jahrhunderten eine lange Entwicklung genommen, war kriegerischen Auseinandersetzungen unterworfen, profitierte von Zuwanderung und stand immer in der Rivalität zur Handelsstadt [[Nürnberg]]. | ||
== Erste Hinweise ab dem 14. Jahrhundert == | == Erste Hinweise ab dem 14. Jahrhundert == | ||
[[Bild:Jost amman papyrer staendebuch 1568.jpg| | [[Bild:Jost amman papyrer staendebuch 1568.jpg|mini|right| '''Jost Amman: Papyrer ("Ständebuch"), 1568''' Jost Amman 1568.]] | ||
Für das Jahr [[1394]] wird im [[Wikipedia: Pfinzing-Atlas|Pfinzing-Atlas]] von 1594 die ''Papier- und Schleifmühle'' als ''Mühlenwerk in Fürth'' erwähnt.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 21</ref> Sie befand sich bei der Mühle an der [[Pegnitz]], der späteren [[Wolfsgrubermühle]], und nutzte die Wasserkraft aus. Die Darstellung ist die älteste erhaltene Abbildung eines Fürther Gewerbebetriebes. | Für das Jahr [[1394]] wird im [[Wikipedia: Pfinzing-Atlas|Pfinzing-Atlas]] von 1594 die ''Papier- und Schleifmühle'' als ''Mühlenwerk in Fürth'' erwähnt.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 21</ref> Sie befand sich bei der Mühle an der [[Pegnitz]], der späteren [[Wolfsgrubermühle]], und nutzte die Wasserkraft aus. Die Darstellung ist die älteste erhaltene Abbildung eines Fürther Gewerbebetriebes. | ||
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== Die rasante Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert == | == Die rasante Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert == | ||
Die Fürther Handwerker waren zunächst nicht, wie ihre Kollegen in Nürnberg, in Handwerksordnungen eingebunden, die Ausbildung, Arbeitsmethoden, Meisterstücke und Produktzahlen festlegte. Die erste in Fürth geltende Ordnung gab es [[1590]] für die Ansbacher [[Hafner]], alle anderen entstanden erst nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|30-jährigen Krieg]]. Bis ins 18. Jahrhundert waren in 16 ansbacher Ordnungen 23 Handwerke erfasst. Der Bamberger [[Dompropst]] konnte erst nach dem kaiserlichen Rezess von 1715/1717 den Handwerkern Ordnungen geben. Seine 19 Ordnungen stammen deshalb aus der Zeit von [[1718]] bis [[1793]]. Für 12 Handwerker gab es Ordnungen von beiden Herren, vom [[Bistum Bamberg|Bamberger]] und vom [[ | Die Fürther Handwerker waren zunächst nicht, wie ihre Kollegen in Nürnberg, in Handwerksordnungen eingebunden, die Ausbildung, Arbeitsmethoden, Meisterstücke und Produktzahlen festlegte. Die erste in Fürth geltende Ordnung gab es [[1590]] für die Ansbacher [[Hafner]], alle anderen entstanden erst nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|30-jährigen Krieg]]. Bis ins 18. Jahrhundert waren in 16 ansbacher Ordnungen 23 Handwerke erfasst. Der Bamberger [[Dompropst]] konnte erst nach dem kaiserlichen Rezess von 1715/1717 den Handwerkern Ordnungen geben. Seine 19 Ordnungen stammen deshalb aus der Zeit von [[1718]] bis [[1793]]. Für 12 Handwerker gab es Ordnungen von beiden Herren, vom [[Bistum Bamberg|Bamberger]] und vom [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Ansbacher]]. Nürnberger Ordnungen gab es in Fürth nicht, da die Reichsstadt im 18. Jahrhundert aufgrund ihres wirtschaftlichen Niedergangs keine große Rolle mehr spielte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=99}}</ref> | ||
Mit dem Zuzug der Reformierten aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich im 17. Jh. war nicht nur ein liberaler Geist in Fürth eingezogen, sondern die [[Hugenotten]] hatten auch ihre Gewerbe und Handwerke mitgebracht und damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Region beigetragen. Bekannt ist hier zum Beispiel der [[Buchdrucker]] [[Abraham von Werth]], ganz wichtig waren aber auch die Strumpfwirker und Kleinuhrmacher, wovon wiederum andere Handwerker wie die [[Schlosser]] profitierten. Das neue Handwerk der Strumpfwirker erlebte einen regelrechten Boom, weil für die damalige Mode schöne Strümpfe ein wichtiges Accessoire waren. Die Männer trugen Kniebundhosen und brauchten deshalb fein gewirkte Strümpfe. Sie waren aus Wolle, Baumwolle oder aus Seide und wurden auf dem Strumpfwirkerstuhl gewebt, den man vorher in Franken nicht gekannt hatte.<ref>Katalog Hugenottenstadt Erlangen, S. 160 ff.</ref> Im 18. Jahrhundert leisteten die Strumpfwirker einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung Fürths.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=84-85}}</ref> In dieser Zeit führten die Hugenotten auch neue Produktionsmethoden ein, zum Beispiel das Verlagssystem und die Manufaktur. Im Verlagssystem gab es einen Unternehmer, den Verleger, der die Rohstoffe besorgte und an die Arbeiter weitergab und er betrieb auch den Absatz der Produkte. Er versorgte die Wirker mit den Garnen, Wollen und Seiden und vertrieb dann die fertigen Strümpfe. Ein Handwerker musste sich dagegen selbst um alles kümmern, um die Rohstoffe und um den Absatz. Ein Fürther Schumacher beschwerte sich 1765 über die ''Professionisten, die ihre Arbeit durch Gesellen, Mägde, Kinder und Tagelöhner sehr groß und weitläufig machen können, da hingegen ich mit meinen Händen ganz alleine arbeiten muss.'' Er umschrieb damit den Unterschied zwischen Handwerks Frakturbetrieb.<ref>Stadtarchiv Fürth, B 160, Bl. 265</ref> | Mit dem Zuzug der Reformierten aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich im 17. Jh. war nicht nur ein liberaler Geist in Fürth eingezogen, sondern die [[Hugenotten]] hatten auch ihre Gewerbe und Handwerke mitgebracht und damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Region beigetragen. Bekannt ist hier zum Beispiel der [[Buchdrucker]] [[Abraham von Werth]], ganz wichtig waren aber auch die Strumpfwirker und Kleinuhrmacher, wovon wiederum andere Handwerker wie die [[Schlosser]] profitierten. Das neue Handwerk der Strumpfwirker erlebte einen regelrechten Boom, weil für die damalige Mode schöne Strümpfe ein wichtiges Accessoire waren. Die Männer trugen Kniebundhosen und brauchten deshalb fein gewirkte Strümpfe. Sie waren aus Wolle, Baumwolle oder aus Seide und wurden auf dem Strumpfwirkerstuhl gewebt, den man vorher in Franken nicht gekannt hatte.<ref>Katalog Hugenottenstadt Erlangen, S. 160 ff.</ref> Im 18. Jahrhundert leisteten die Strumpfwirker einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung Fürths.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=84-85}}</ref> In dieser Zeit führten die Hugenotten auch neue Produktionsmethoden ein, zum Beispiel das Verlagssystem und die Manufaktur. Im Verlagssystem gab es einen Unternehmer, den Verleger, der die Rohstoffe besorgte und an die Arbeiter weitergab und er betrieb auch den Absatz der Produkte. Er versorgte die Wirker mit den Garnen, Wollen und Seiden und vertrieb dann die fertigen Strümpfe. Ein Handwerker musste sich dagegen selbst um alles kümmern, um die Rohstoffe und um den Absatz. Ein Fürther Schumacher beschwerte sich 1765 über die ''Professionisten, die ihre Arbeit durch Gesellen, Mägde, Kinder und Tagelöhner sehr groß und weitläufig machen können, da hingegen ich mit meinen Händen ganz alleine arbeiten muss.'' Er umschrieb damit den Unterschied zwischen Handwerks Frakturbetrieb.<ref>Stadtarchiv Fürth, B 160, Bl. 265</ref> | ||
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Im Jahr [[1799]] erschien Weimar ein ''Fabriken und Manufacturen- Adreßlexicon von Teutschland'', in dem auch Fürth ausführlich angeführt wird: Der größte Teil der Einwohner besteht aus Kaufleuten, Künstlern, Manufacturisten und Handwerkern, die Kompositionswaren, Karten, Knöpfe, Lederwaren, Rechenpfennige, Siegellack, Spiegel, Staniol, Tabak usw. herstellen.<ref>Johann Christian Gädicke, Fabricen und Manufacturen-Addreß-Lexicon von Teutschland und einigen angränzenden Ländern, 2. Teil, Weimar 1799, S. 158</ref> Unter Künstlern verstand man damals zum Beispiel folgende Berufe: [[Apotheker]], Chemiker, [[Buchdrucker]], Geometer, Graveur, [[Kupferstecher]], Medailleur, [[Bildhauer]], Steinschneider, Tanzmeister.<ref>[[Johann Gottfried Eger]], Adreßhandbuch, S. 54 f.</ref> Nach diesem Lexikon war die Hauptfabriken führt Spiegelfabrik. Als die weiteren wichtigsten Fürther Gewerbe werden aufgezählt: [[Uhrmacher]], die ausschließlich Taschenuhren produzierten, [[Goldschläger]], Gürtler und Drechsler, die ''alle Arten von metallenen Knöpfen in ungeheurer Menge'' herstellten, Schnallenmacher, Schlosser, die auch ''Coffee und Gewürzmühlen'' fertigten, Sattler und Riemer, Zinngießer, die Zinnfiguren herstellten, Buchbinder, Bortenwirker, Brillenfabrikanten, die auch Ferngläser und Mikroskope machten, sowie Strumpfmanufakturen mit 146 Stühlen. Über Fürths Grenzen hinaus berühmt wurden der Uhrmacher [[Johann Jakob Grosser]] und der Hofmedailleur [[Johann Christian Reich]]. | Im Jahr [[1799]] erschien Weimar ein ''Fabriken und Manufacturen- Adreßlexicon von Teutschland'', in dem auch Fürth ausführlich angeführt wird: Der größte Teil der Einwohner besteht aus Kaufleuten, Künstlern, Manufacturisten und Handwerkern, die Kompositionswaren, Karten, Knöpfe, Lederwaren, Rechenpfennige, Siegellack, Spiegel, Staniol, Tabak usw. herstellen.<ref>Johann Christian Gädicke, Fabricen und Manufacturen-Addreß-Lexicon von Teutschland und einigen angränzenden Ländern, 2. Teil, Weimar 1799, S. 158</ref> Unter Künstlern verstand man damals zum Beispiel folgende Berufe: [[Apotheker]], Chemiker, [[Buchdrucker]], Geometer, Graveur, [[Kupferstecher]], Medailleur, [[Bildhauer]], Steinschneider, Tanzmeister.<ref>[[Johann Gottfried Eger]], Adreßhandbuch, S. 54 f.</ref> Nach diesem Lexikon war die Hauptfabriken führt Spiegelfabrik. Als die weiteren wichtigsten Fürther Gewerbe werden aufgezählt: [[Uhrmacher]], die ausschließlich Taschenuhren produzierten, [[Goldschläger]], Gürtler und Drechsler, die ''alle Arten von metallenen Knöpfen in ungeheurer Menge'' herstellten, Schnallenmacher, Schlosser, die auch ''Coffee und Gewürzmühlen'' fertigten, Sattler und Riemer, Zinngießer, die Zinnfiguren herstellten, Buchbinder, Bortenwirker, Brillenfabrikanten, die auch Ferngläser und Mikroskope machten, sowie Strumpfmanufakturen mit 146 Stühlen. Über Fürths Grenzen hinaus berühmt wurden der Uhrmacher [[Johann Jakob Grosser]] und der Hofmedailleur [[Johann Christian Reich]]. | ||
Allerdings kam es gegen Ende des 18. Jahrhunderts häufiger zu Überproduktionen. Im Jahr [[1780]] wurde die Situation so beschrieben: ''Wie ist Fürth überhäuft von Handwerksleuten … Wo 20 sein sollten, sind wohl deren 80. So nimmt einer dem anderen seine Nahrung und Brot vom Maul hinweg und trotzdem werden die Gewerbe täglich mehr überhäuft''.<ref>Zitiert nach [[Friedrich Marx]], Gewerbe- und Handelsgeschichte, S.16</ref> Als Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts Europ mit Krieg überzog und nach den Krisenjahren [[1815]] und [[1816]] eine enorme Teuerung einsetzte, brach der Handel ein und der Fürther Wirtschaft, die auf weiträumige Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut war, ging es zunehmend schlechter. In den Quellen ist von ''traurigen Verhältnissen'' die Rede<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 132, Nr. 1, 16.2.1820</ref>, von einer ''Verarmung'', die ''sich auf eine unerhörte Weise vermehrt hat''.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 64 b, Nr. 3, 24.3.1819</ref> Deutlich wird die Lage, wenn man die Liste der besten Steuerzahler in Fürth aus dem Jahr [[1824]] betrachtet. Unter den neun besten befinden sich drei Brauereibesitzer, zwei [[Gastwirt|Gastwirte]], ein Müller, aber nur drei Kaufleute und kein einziger aus dem produzierenden Gewerbe.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 13, Nr. 1</ref> [[1814]] gab es eine weitere Statistik über das Fürther Handwerk in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit. Das Adressbuch von [[1819]] von [[Johann Gottfried Eger]], das 209 Unternehmen auflistet, belegt aber auch das immer noch vorhandene wirtschaftliche Potenzial. Bei den Handwerkern führt er vor allem Drechsler, Gürtler, Goldschläger, Uhrmacher, Bortenmacher und [[Weber]] auf, die aber alle Probleme mit dem Absatz ihrer Produkte hatten.<ref>[[Johann Gottfried Eger]], Adreßhandbuch, S. 68 ff.</ref> | Allerdings kam es gegen Ende des 18. Jahrhunderts häufiger zu Überproduktionen. Im Jahr [[1780]] wurde die Situation so beschrieben: ''Wie ist Fürth überhäuft von Handwerksleuten … Wo 20 sein sollten, sind wohl deren 80. So nimmt einer dem anderen seine Nahrung und Brot vom Maul hinweg und trotzdem werden die Gewerbe täglich mehr überhäuft''.<ref>Zitiert nach [[Friedrich Marx]], Gewerbe- und Handelsgeschichte, S.16</ref> | ||
== Der Wandel im 19. Jahrhundert == | |||
Als Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts Europ mit Krieg überzog und nach den Krisenjahren [[1815]] und [[1816]] eine enorme Teuerung einsetzte, brach der Handel ein und der Fürther Wirtschaft, die auf weiträumige Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut war, ging es zunehmend schlechter. In den Quellen ist von ''traurigen Verhältnissen'' die Rede<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 132, Nr. 1, 16.2.1820</ref>, von einer ''Verarmung'', die ''sich auf eine unerhörte Weise vermehrt hat''.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 64 b, Nr. 3, 24.3.1819</ref> Deutlich wird die Lage, wenn man die Liste der besten Steuerzahler in Fürth aus dem Jahr [[1824]] betrachtet. Unter den neun besten befinden sich drei Brauereibesitzer, zwei [[Gastwirt|Gastwirte]], ein Müller, aber nur drei Kaufleute und kein einziger aus dem produzierenden Gewerbe.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 13, Nr. 1</ref> [[1814]] gab es eine weitere Statistik über das Fürther Handwerk in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit. Das Adressbuch von [[1819]] von [[Johann Gottfried Eger]], das 209 Unternehmen auflistet, belegt aber auch das immer noch vorhandene wirtschaftliche Potenzial. Bei den Handwerkern führt er vor allem Drechsler, Gürtler, Goldschläger, Uhrmacher, Bortenmacher und [[Weber]] auf, die aber alle Probleme mit dem Absatz ihrer Produkte hatten.<ref>[[Johann Gottfried Eger]], Adreßhandbuch, S. 68 ff.</ref> | |||
Es dauerte nach Friedensschluss und Wiener Kongress noch etliche Jahre, bis eine Besserung eintrat. Positiv wirkte sich aus, dass Fürth im Jahr [[1818]] zur ''[[Stadtrecht|Stadt Erster Klasse]]'' erhoben wurde und eine Selbstverwaltung bekam. Durch Investitionen in Schulgebäude oder in ein neues [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] wurde auch dem heimischen Handwerk geholfen. Um [[1830]] war die Krise weitgehend überwunden, da die preisgünstigen Fürther Waren jetzt wieder nach ganz Europa exportiert werden konnten. | Es dauerte nach Friedensschluss und Wiener Kongress noch etliche Jahre, bis eine Besserung eintrat. Positiv wirkte sich aus, dass Fürth im Jahr [[1818]] zur ''[[Stadtrecht|Stadt Erster Klasse]]'' erhoben wurde und eine Selbstverwaltung bekam. Durch Investitionen in Schulgebäude oder in ein neues [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] wurde auch dem heimischen Handwerk geholfen. Um [[1830]] war die Krise weitgehend überwunden, da die preisgünstigen Fürther Waren jetzt wieder nach ganz Europa exportiert werden konnten. | ||
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Im Jahr [[1838]] fand eine Ausstellung von Fürther Waren statt, die die große Fülle und Verschiedenheit der Produktion zeigte. Unter anderem werden dort viele Handwerksprodukte, wie Horn- und Elfenbeinkämme, Brieftaschen, Blechdosen, Zinnfiguren, Uhren, Pinsel, Nussbaum-Chatoullen (kleine Holzkästchen), Nadelbüchsen, Perlmuttknöpfe, Hornknöpfe, Metallknöpfe, Cigarrendosen, Stahl- und Hornbrillen, künstliche Blumen, Servietten und Tischtücher, chirurgische Instrumente und natürlich alle Arten von Spiegeln, aufgelistet.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 15</ref> In dieser Zeit der einsetzenden [[Industrialisierung in Fürth|Industrialisierung]] entwickelten sich viele handwerkliche Manufakturen weiter zu Fabriken mit mechanischen Hilfsmitteln und Dampfmaschinen. | Im Jahr [[1838]] fand eine Ausstellung von Fürther Waren statt, die die große Fülle und Verschiedenheit der Produktion zeigte. Unter anderem werden dort viele Handwerksprodukte, wie Horn- und Elfenbeinkämme, Brieftaschen, Blechdosen, Zinnfiguren, Uhren, Pinsel, Nussbaum-Chatoullen (kleine Holzkästchen), Nadelbüchsen, Perlmuttknöpfe, Hornknöpfe, Metallknöpfe, Cigarrendosen, Stahl- und Hornbrillen, künstliche Blumen, Servietten und Tischtücher, chirurgische Instrumente und natürlich alle Arten von Spiegeln, aufgelistet.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 15</ref> In dieser Zeit der einsetzenden [[Industrialisierung in Fürth|Industrialisierung]] entwickelten sich viele handwerkliche Manufakturen weiter zu Fabriken mit mechanischen Hilfsmitteln und Dampfmaschinen. | ||
Viele Handwerksbetriebe waren in den Höfen der Innenstadt angesiedelt. Interessant ist aber, dass sich Handwerk auch im damals einzigartigen Siedlungsgebäude, dem [[Langes Haus|Langen Haus]], befand. [[Paul Rieß]] schreibt dazu in seiner Chronik: ''250 Menschen wohnen in einem Haus. Was wir von der Geschichte des Langen Hauses wissen – Eine Wohngemeinschaft, in der alle Berufe vertreten waren''. Verbürgt sind zum Beispiel Büttner- und Seilermeister. | |||
Das 19. Jahrhundert stand im Zeichen der Veränderung vom Handwerk zur Fabrik. Viele später florierende Unternehmen wurden von Handwerkern gegründet. Man kann sagen, die industrielle Entwicklung wurzelt im Handwerk. Ein Beispiel hierfür ist [[Gerson Löwensohn]], der das Handwerk des Gürtlers erlernt hatte bevor er anschließend noch eine Lehre als [[Kupferstecher]] aufnahm. Seine [[1844]] lizenzierte Kupferdruckerei war der Ausgangspunkt für die spätere [[Bilderbücherfabrik Löwensohn]].<ref>{{BuchQuelle|Geschichte der Juden in Fürth (Buch)}}, S. 184</ref> | |||
Die Veränderungen brachten viele Handwerksbetriebe aber auch in Schwierigkeiten. [[1881]] wurde beispielsweise am [[Rednitz|Rednitzufer]] der [[Alter Schlachthof|Schlachthof]] fertiggestellt. Die ortsansässigen Metzger sahen darin eine Konkurrenz zu ihrem Handwerk. Dies ein Beispiel, wie neue Erkenntnisse, wie hier die Gesundheits- und Hygieneaspekte, die traditionellen Berufe veränderten. | |||
Dass die Zeiten zum Ende des 19. Jahhunderts für die sich stark vermehrenden Arbeitskräfte in Fürth sehr schwierig waren, drückt Stadtchronist Fronmüller aus und hofft dabei immer noch auch auf das Handwerk: ''Leider finden sich unter den zahlreichen Stromern auch viele wackere Leute, die gern arbeiten würden, wenn sie Arbeitgeber finden könnten. Hier vermögen nur bessere Zeiten für Handwerk und Fabrik Hilfe zu schaffen.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 487 - 503</ref> | |||
== Kriegszeiten und Wirtschaftswunder im 20. Jahrhundert == | |||
In der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre litt auch das Fürther Handwerk. [[1928]] arbeiteten ca. 250 Schneidergehilfen, [[1932]] nur noch etwa 50. Die Anzahl der Bäckereien ging um 30 Prozent zurück. Das Baugewerbe bekam keine Aufträge mehr. | In der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre litt auch das Fürther Handwerk. [[1928]] arbeiteten ca. 250 Schneidergehilfen, [[1932]] nur noch etwa 50. Die Anzahl der Bäckereien ging um 30 Prozent zurück. Das Baugewerbe bekam keine Aufträge mehr. | ||
==Literatur== | Die Erste Ausstellung im neu geschaffenen [[Stadtmuseum|Heimatmuseum]] [[1938]] widmete dem Fürther Handwerk einen ganzen Raum und zudem noch zwei weitere zu einem der wichtigsten, der [[Metallschläger|Metallschlägerei]]. Das Adressbuch von [[1891]] nennt 180 Betriebe der Feingold- und Metallschlägerei, vorwiegend kleine Betriebe, in denen handwerklich wie im 18. Jahrhundert gearbeitet wurde. Und der gelernte Metallschläger [[Hans Böckler]] vertrat Fürth in vielen Gewerkschaftsorganisationen. | ||
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] half die Militärregierung der [[U.S. Army]] der Stadt und ihrem Handwerk wieder auf die Beine. Sie stellte die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Insbesondere der Wohnungsbau forderte die Handwerksbetriebe, die bald auch durch die vielen Fertigkeiten der Kriegsflüchtlinge Unterstützung fanden. Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel|Bornkessel]] förderte die Ausbildung durch berufsorientierte Kurse für Kaufleute und Handwerker im ''Volksbildungswerk'', der heutigen [[Volkshochschule Fürth|Volkshochschule]], das er [[1946]] gründete. Mit der Währungsreform, die der Fürther [[Ludwig Erhard]] im [[Wikipedia: Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes|Wirtschaftsrat der Bizone]] mit vorbereitet und am [[20. Juni]] [[1948]] eingeführt hatte, und der damit verbundenen Vorbereitung der ''Marktwirtschaft'' begann nach einem schwierigen Übergangsjahr der Aufschwung. Die Produktivität verdoppelte sich innerhalb eines halben Jahres und parallel zu den aufstrebenden Industrien von [[Max Grundig]] und [[Otto Seeling]] ([[DETAG]]), sowie der Wiederbelebung des [[Quelle]]-Versands durch [[Gustav Schickedanz]], blühte auch das Handwerk wieder auf. Ein Kind des Wirtschaftswunders war z. B. die Pelzindustrie ([[Marco Pelze]]). Im Jahre [[1967]] gab es Fürth noch 10 Kürschnereibetriebe.<ref>''Kürschner'' In:{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)}}</ref> | |||
Viele Handwerker waren auch im Fürther Magistrat oder später im Stadtrat aktiv. Ein Beispiel aus neuerer Zeit war der Malermeister [[Kurt Strattner]]. Das Handwerk ist auch heute noch in Fürth von größter Bedeutung. Und so nehmen viele Unternehmen die Gelegenheit wahr, jährlich am [[Erntedankfestzug]] der [[Michaelis-Kirchweih]] teilzunehmen. | |||
== Literatur == | |||
* {{BuchQuelle|Chronik der Stadt Fürth 1887 (Buch)|Seite=743}} | * {{BuchQuelle|Chronik der Stadt Fürth 1887 (Buch)|Seite=743}} | ||
* {{BuchQuelle|Das Recht der Handwerker in der Hofmark Fürth im 18. Jahrhundert (Buch)}} | * {{BuchQuelle|Das Recht der Handwerker in der Hofmark Fürth im 18. Jahrhundert (Buch)}} | ||
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== Bilder == | == Bilder == | ||
{{Bilder dieses Ereignisses}} | {{Bilder dieses Ereignisses}} | ||
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[[Kategorie: Geschichte]] | [[Kategorie: Geschichte]] | ||