Wiedervereinigung Deutschlands: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Wiedervereinigung Deutschland'''s machte sich auch in Fürth bemerkbar, wenn auch nicht in dem Ausmaß bzw. Zuspruch wie in den anderen Metropolstädten wie z. B. in Nürnberg. Dabei müssen jedoch zwei Ereignisse unterschieden werden, einmal die Zuwanderung (Übersiedlung) vor dem [[9. November]] [[1989]] und zum anderen der Ansturm auf die Weststädte nach dem [[9. November]] [[1989]], als die Mauer in Berlin von allen unerwartet geöffnet wurde. In den darauf folgenden Tagen berichteten die Nürnberger Nachrichten am [[13. November]] [[1989]], dass jeder fünfte DDR-Bürger sich auf West-Besuch befand.  
Die '''Wiedervereinigung Deutschland'''s machte sich auch in Fürth bemerkbar, wenn auch nicht in dem Ausmaß bzw. Zuspruch wie in den anderen Metropolstädten wie z. B. in Nürnberg. Dabei müssen jedoch zwei Ereignisse unterschieden werden, einmal die Zuwanderung (Übersiedlung) vor dem [[9. November]] [[1989]] und zum anderen der Ansturm auf die Weststädte nach dem [[9. November]] [[1989]], als die Mauer in Berlin von allen unerwartet geöffnet wurde. In den darauf folgenden Tagen berichteten die Nürnberger Nachrichten am [[13. November]] [[1989]], dass jeder fünfte DDR-Bürger sich auf West-Besuch befand.  
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== DDR-Besucher in Fürth ==
== DDR-Besucher in Fürth ==
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=== 2. Wochenende nach Maueröffnung (18. & 19. Nov. 1989) ===
=== 2. Wochenende nach Maueröffnung (18. & 19. Nov. 1989) ===
[[Datei:Information für Besucher aus der DDR 1989.pdf|mini|rechts|Allgemeine Informationen für DDR-Bürger in Nürnberg und Fürth]]
Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, dieses Mal wollte sich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie Hilfe aus Fürth nicht bräuchten, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen können. Bürgermeister [[Horst Weidemann|Weidemann]] entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Nürnberg in Gera für ein Spiel in Nürnberg am bevorstehenden Wochenende 10.000 (!) Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischem Publikum gegen den 1. FC Kaiserslautern 0 : 0, womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> ''Die Nürnberger konnten schon am vergangenen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden? Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" – er wisse zwar, dass die Nürnberger keinen Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet'', so die damalige Berichterstattung in den [[Fürther Nachrichten]].<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt – Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>  
Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, dieses Mal wollte sich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie Hilfe aus Fürth nicht bräuchten, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen können. Bürgermeister [[Horst Weidemann|Weidemann]] entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Nürnberg in Gera für ein Spiel in Nürnberg am bevorstehenden Wochenende 10.000 (!) Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischem Publikum gegen den 1. FC Kaiserslautern 0 : 0, womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> ''Die Nürnberger konnten schon am vergangenen Wochenende den Ansturm nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertig werden? Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" – er wisse zwar, dass die Nürnberger keinen Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet'', so die damalige Berichterstattung in den [[Fürther Nachrichten]].<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt – Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>  
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 3.jpg|miniatur|rechts|Besuch aus Leipzig, Nov. 1989]]
[[Datei:Wiedervereinigung Fürth 3.jpg|miniatur|rechts|Besuch aus Leipzig, Nov. 1989]]
Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das [[Sozialrathaus]] in der [[Hirschenstraße 27]] zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die [[Stadtsparkasse]]nfiliale im ehem. [[City-Center]] und die Hauptpost am [[Bahnhofplatz]]. DDR-Besucher, die bereits zum zweiten Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und 20 DM (von der Kommune). Um einem Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatten die Diskussion zur Öffnung der Geschäfte am Sonntag die Händler der Nürnberger Innenstadt. Auch der Fürther Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich nach Südfrüchten, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>
Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das [[Sozialrathaus]] in der [[Hirschenstraße 27]] zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die [[Stadtsparkasse]]nfiliale im ehem. [[City-Center]] und die Hauptpost am [[Bahnhofplatz]]. DDR-Besucher, die bereits zum zweiten Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 DM (vom Freistaat) und 20 DM (von der Kommune). Um einem Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familienkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatten die Diskussion zur Öffnung der Geschäfte am Sonntag die Händler der Nürnberger Innenstadt. Auch der Fürther Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelsverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich nach Südfrüchten, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>


An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr – es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso – dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht – Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren – also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht – Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  
An dem zweiten Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos in den süddeutschen Städten aus, wenn auch nicht in Fürth. Das Bonner Innenressort gab für Freitag, den [[17. November]] [[1989]] in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio. DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr – es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso – dabei waren die Innenstädte schon übersät mit Warteschlangen der DDR-Bürger vor den Geschäften und Behörden. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: ''Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.''<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht – Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, sodass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Westen und Süden fuhren – also auch in Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der [[Jahnturnhalle]] bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quartiere gesucht – Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref> Gleichzeitig brachte das BRK Fürth täglich mehrere Laster Lebensmittel und Obst in die nordbayerischen Städte zur Unterstützung der dortigen Behörden in der Versorgung der Übersiedler und Besucher.<ref>Zeitzeugengespräch mit K. Salimi und einem ehem. Mitarbeiter des BRK, geführt am 9. Juli 2018</ref> Auch das BRK Nürnberg rief die Bevölkerung um Mithilfe, allerdings war bereits ab 6:30 Uhr früh das gesamte Haustelefonnetz zusammengebrochen und konnte erst wieder am späten Nachmittag in Betrieb genommen werden.  


Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls – die Stadtverwaltung Nürnbergs konnte dem Ansturm nicht ansatzweise gerecht werden. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten – Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar – Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  
Die Befürchtungen [[Horst Weidemann|Weidemanns]] bestätigten sich ebenfalls – die Stadtverwaltung Nürnbergs konnte dem Ansturm nicht ansatzweise gerecht werden. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben bereits am Samstag, den [[18. November]] [[1989]] über die chaotischen Verhältnisse in Nürnberg: ''Peinliches Warten – Stadt lässt Besucher aus der DDR in Stich. ... Die Verwaltung hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Eine Woche lang hieß es, nächste Woche werde sie Nägel mit Köpfen machen. Während dieser Woche haben die Verantwortlichen kaum mehr auf die Beine gebracht, als ein unzulängliches Faltblatt und Freifahrscheine für einen Tag, die noch dazu nur der bekommt, der sich sein Begrüßungsgeld abholt... OB Peter Schönlein hat erklärt, er wolle die DDR-Bürger nicht gängeln. Das erwartete auch niemand. Deshalb aber gleich auf jegliche Hilfe zu verzichten, ist genauso falsch.''<ref>Roland Englisch: Der Kommentar – Peinliches Warten. In: Fürther Nachrichten vom 18./19. November 1989, S. 14</ref>  
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== Erste Zeit nach Maueröffnung ==
== Erste Zeit nach Maueröffnung ==
Nach den ersten chaotischen Tagen der Grenzöffnung gab es für die Lokalredaktion kaum noch Gesprächsstoff bzw. Handlungsbedarf zur Berichterstattung über die Übersiedler bzw. DDR-Besucher – vielmehr kehrte bereits nach kurzer Zeit wieder der Fürther Alltag ein. Lediglich in der Stadtratssitzung am [[6. Dezember]] [[1989]] rechtfertigte sich [[Oberbürgermeister]] [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] über seine dringliche Verfügung vom [[17. November]] [[1989]], in der er die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt hatte. Der [[Grüne]] bzw. Unabhängige [[Stadtrat]] [[Lothar Berthold]] schlug vor, sich eine Partnerstadt auf Augenhöhe in der ehem. DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären – gemessen an der Anzahl der Einwohner (≥ 100.000 Bewohner): Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch andere westdeutsche Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" waren. Im Januar [[1990]] konnte die Stadtverwaltung eine vermeintliche Partnerstadt anbieten, da der Kreis Aue das Angebot der Stadt Fürth "dankend annahm". Dies verkündete zumindest der [[Oberbürgermeister]] den etwas verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung vom [[10. Januar]] [[1990]]. [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] las das Telegramm vor: ''Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.''  
Nach den ersten chaotischen Tagen der Grenzöffnung gab es für die Lokalredaktion kaum noch Gesprächsstoff bzw. Handlungsbedarf zur Berichterstattung über die Übersiedler bzw. DDR-Besucher – vielmehr kehrte bereits nach kurzer Zeit wieder der Fürther Alltag ein. Lediglich in der Stadtratssitzung am [[6. Dezember]] [[1989]] rechtfertigte sich [[Oberbürgermeister]] [[Uwe Lichtenberg|Lichtenberg]] über seine dringliche Verfügung vom [[17. November]] [[1989]], in der er die Zahlung des kommunalen Begrüßungsgeldes von 20 DM eingestellt hatte. Der [[Grüne]] bzw. Unabhängige [[Stadtrat]] [[Lothar Berthold]] schlug vor, sich eine [[Städtepartnerschaft|Partnerstadt]] auf Augenhöhe in der ehemaligen DDR zu suchen und nannte auch gleich drei Städte, die seiner Meinung nach geeignet wären – gemessen an der Anzahl der Einwohner (≥ 100.000 Bewohner): Halle-Neustadt, Zwickau und Dessau. Oberbürgermeister Lichtenberg erwiderte, dass Dessau und Zwickau bereits Partnerstädte im Westen hätten, lediglich Halle-Neustadt wäre noch nicht gebunden, so dass man diesen Vorschlag prüfen werde. Allerdings sind auf die gleiche Idee auch andere westdeutsche Städte gekommen, so dass viele DDR-Städte bereits "vergriffen" waren. Im Januar [[1990]] konnte die Stadtverwaltung eine vermeintliche Partnerstadt anbieten, da der Kreis Aue das Angebot der Stadt Fürth "dankend annahm". Dies verkündete zumindest der Oberbürgermeister den etwas verdutzten Stadträten in der Stadtratssitzung vom [[10. Januar]] [[1990]]. Oberbürgermeister Lichtenberg las das Telegramm vor: ''Die Stadtregierung von Aue bedanke sich darin herzlich für das Interesse der Stadt Fürth an einer Partnerschaft und nimmt das Angebot dankend an. Gleichzeitig wird eine Delegation für den 12. Januar angekündigt.''  


Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: ''Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth.'' Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi – auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./17. November 1989, S. 45</ref>
Auch dies wusste die örtliche Presse zu berichten: ''Am 15. Dezember 1989 erhielt die Redaktion eine Weihnachtskarte, freigemacht mit 20 Ostpfennige. Auf ihr stand: Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir allen Fürther Bürgern und danken für die herzliche Aufnahme in der Stadt Fürth.'' Die Karte stammte von der Familie Ursula und Rolf Baumgartl aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.<ref>fn: Rund um den Trabi – auch das noch. In: Fürther Nachrichten vom 16./17. November 1989, S. 45</ref>


== Ein Jahr später (1990) ==
== Ein Jahr später (1990) ==
Ein Jahr später war das Thema den örtlichen Nachrichten lediglich eine kleine Schlagzeile wert: ''"Ex und Hopp" hat ausgedient''. Dabei handelte es sich um eine Glosse über einen liegen gebliebenen Trabi am [[Lohnertsportplatz|Lohnert-Sportplatz]] aus Zwickau, der offensichtlich von seinem Besitzer widerrechtlich dort entsorgt wurde. Die Polizei hatte das Auto bereits mit einem "roten Punkt" markiert, so dass der Abtransport nur noch eine Frage der Zeit war.<ref>Fn: Ex und Hopp hat ausgedient. In: Fürther Nachrichten vom 8. November 1990, S. 41</ref> Eine weitere Berichterstattung über die Anzahl der Übersiedler bzw. über den weiteren Fortgang der Wiedervereinigungszeit und deren Folgen in der Fürther Bevölkerung fand nicht statt.
Ein Jahr später war das Thema den örtlichen Nachrichten lediglich eine kleine Schlagzeile wert: ''"Ex und Hopp" hat ausgedient''. Dabei handelte es sich um eine Glosse über einen liegen gebliebenen Trabi aus Zwickau am [[Hans-Lohnert-Sportplatz]], der offensichtlich von seinem Besitzer widerrechtlich dort entsorgt wurde. Die Polizei hatte das Auto bereits mit einem "roten Punkt" markiert, so dass der Abtransport nur noch eine Frage der Zeit war.<ref>Fn: Ex und Hopp hat ausgedient. In: Fürther Nachrichten vom 8. November 1990, S. 41</ref> Eine weitere Berichterstattung über die Anzahl der Übersiedler bzw. über den weiteren Fortgang der Wiedervereinigungszeit und deren Folgen in der Fürther Bevölkerung fand nicht statt.


Insbesondere für die Firma [[Quelle]] war die Grenzöffnung Fluch und Segen gleichzeitig. Durch die Erschließung des "neuen" Marktes kamen über Nacht 16 Mio. potentiell neue Kunden und Konsumenten auf die Firmen zu, so dass die Geschäftsleitung massiv in den neuen Bundesländern investierte, u. a. in ein neues Versandzentrum in Leipzig. Letzteres war rückblickend jedoch viel zu groß geplant, so dass es nie seine volle Kapazität erreichte und somit einige Investitionen sich bis zum Aus der Firma [[Quelle]] im Jahr [[2009]] nicht mehr refinanzierten.
Insbesondere für die Firma [[Quelle]] war die Grenzöffnung Fluch und Segen gleichzeitig. Durch die Erschließung des "neuen" Marktes kamen über Nacht 16 Mio. potentiell neue Kunden und Konsumenten auf die Firmen zu, so dass die Geschäftsleitung massiv in den neuen Bundesländern investierte, u. a. in ein neues Versandzentrum in Leipzig. Letzteres war rückblickend jedoch viel zu groß geplant, so dass es nie seine volle Kapazität erreichte und somit einige Investitionen sich bis zum Aus der Firma [[Quelle]] im Jahr [[2009]] nicht mehr refinanzierten.


== Erster Fernverkehr DDR – BRD über Fürth/Bay. ==
== Erster Fernverkehr DDR – BRD über Fürth/Bay. ==
Am Freitag, den [[18. November]] [[1989]] um 9:02 Uhr hielt in Fürth der erste planmäßige Zug auf Gleis 3 des [[Hauptbahnhof]]s Fürth, der auch in der ehem. DDR halt machte. Der Zug mit einer DB-Lokomotive und zehn DDR-Reichsbahn-Waggons kam von Ost-Berlin und fuhr planmäßig zum erstem Mal (mit 2 Minuten Verspätung) nach München, über Halle, Jena und Saalfeld. Der Zug fuhr nun täglich – mit Halt um 9:02 Uhr in Fürth – von Berlin nach München, abends hielt er erneut um 20:36 Uhr in Fürth, dieses Mal Richtung Berlin. Zu den ersten Fahrgästen zählte ein Besucher aus der DDR, der seine Verwandten am [[Stresemannplatz]] in Fürth mit einem Blumenstrauß besuchen wollte.
Am Freitag, den [[18. November]] [[1989]] um 9:02 Uhr hielt in Fürth der erste planmäßige Zug auf Gleis 3 des [[Hauptbahnhof]]s Fürth, der auch in der ehemaligen DDR halt machte. Der Zug mit einer DB-Lokomotive und zehn DDR-Reichsbahn-Waggons kam von Ost-Berlin und fuhr planmäßig zum erstem Mal (mit 2 Minuten Verspätung) nach München, über Halle, Jena und Saalfeld. Der Zug fuhr nun täglich – mit Halt um 9:02 Uhr in Fürth – von Berlin nach München, abends hielt er erneut um 20:36 Uhr in Fürth, dieses Mal Richtung Berlin. Zu den ersten Fahrgästen zählte ein Besucher aus der DDR, der seine Verwandten am [[Stresemannplatz]] in Fürth mit einem Blumenstrauß besuchen wollte.


== Symbolische Wiedervereinigung von Nürnberg und Fürth ==
== Symbolische Wiedervereinigung von Nürnberg und Fürth ==
[[Datei:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|miniatur|links|Wiedervereinigungsfeier Nürnbergs und Fürth an der "ehem." Stadtgrenze, 1990]]
[[Datei:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|miniatur|links|Wiedervereinigungsfeier Nürnbergs und Fürth an der "ehem." Stadtgrenze, 1990]]
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|mini|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier – um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|mini|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehemalige Stadtgrenze" ein mit Freibier – um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Bräu]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* fn: ''Ex und Hopp hat ausgedient.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1990, S. 41
* fn: ''Ex und Hopp hat ausgedient.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 8. November 1990, S. 41
* wst: ''DDR-Partnerstädte sind "schnell vergriffen".'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 7. Dezember 1989, S. 49
* wst: ''DDR-Partnerstädte sind "schnell vergriffen".'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 7. Dezember 1989, S. 49
* Birgit Heidingsfelder: ''„Ein großer Moment war es schon”''. In: Fürther Nachrichten vom 23. November 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Mauerfall: "Ein großer Moment war es schon"''. In: nordbayern.de vom 24. November 2019 – [https://www.nordbayern.de/region/1.9561476 online abrufbar]
* Birgit Heidingsfelder: ''„Ein großer Moment war es schon”''. In: Fürther Nachrichten vom 23. November 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Mauerfall: "Ein großer Moment war es schon"''. In: nordbayern.de vom 24. November 2019 – [https://www.nordbayern.de/region/1.9561476 online]
* Alexander Jungkunz: ''Entwürdigende Schlangen vor den Schaltern sind passé.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Januar 1990
* Alexander Jungkunz: ''Entwürdigende Schlangen vor den Schaltern sind passé.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Januar 1990


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