Reichsparteitage in Nürnberg: Unterschied zwischen den Versionen

(→‎1939: erg)
Zeile 12: Zeile 12:
===1933===
===1933===
[[Datei:Reichsparteitag NSDAP 1935 Zeltlager Waldstraße.jpg|mini|rechts|Briefmarken aus der Zeltstadt in der Waldstraße während des Reichsparteitages]]
[[Datei:Reichsparteitag NSDAP 1935 Zeltlager Waldstraße.jpg|mini|rechts|Briefmarken aus der Zeltstadt in der Waldstraße während des Reichsparteitages]]
In den Partei-Versammlungen wurden die Parteigenossen darauf eingestimmt, sich in den Dienst der Sache zu stellen. Es galt innerhalb der vier bis fünf Tage der Veranstaltung die anreisenden Gäste von Donnerstag/Freitag (Anreise in insgesamt 53 Sonderzügen) bis Montag (Abreise) für Geschäfte und Gewerbetreibende eine wirtschaftliche Belebung für Fürth bringen, z.B. durch den Verkauf, die Proviantlieferung und Ausschank bzw. Hausierhandel. In mehreren Aufrufen wurden die "deutschen Volksgenossen" angehalten, die Häusern „als Festgewand“ mit Fahnen in schwarz-weiß-rot zu schmücken und weitere Girlanden und Blumen der Stadt ein „festliches Gepräge“ zu geben.
In den Partei-Versammlungen wurden die Parteigenossen darauf eingestimmt, sich in den Dienst der Sache zu stellen. Es galt innerhalb der vier bis fünf Tage der Veranstaltung die anreisenden Gäste von Donnerstag/Freitag (Anreise in insgesamt 53 Sonderzügen) bis Montag (Abreise) für Geschäfte und Gewerbetreibende eine wirtschaftliche Belebung für Fürth bringen, z.B. durch den Verkauf, die Proviantlieferung und Ausschank bzw. Hausierhandel.<ref>nz: Aufruf zur Meldung von Quartieren über die Ortsgruppen der NSDAP. In: Nordbayerische Zeitung vom 24. August 1933; Fürther Tagblatt vom 24. August 1933.</ref> In mehreren Aufrufen wurden die "deutschen Volksgenossen" angehalten, die Häusern „als Festgewand“ mit Fahnen in schwarz-weiß-rot zu schmücken und weitere Girlanden und Blumen der Stadt ein „festliches Gepräge“ zu geben.


Massenquartiere (Biwaks und Zeltlager mit „Mannschaftszelten“) entstanden auf „der Wiese an der Leyher Waldspitze“ an der Grenze zu Nürnberg und „auf der weiten Fläche des Hainberges“. Auch leerstehende Fabriksäle und Schulhäuser dienten der Aufnahme in Fürth. Unter dem Titel „Fürth rüstet zum Reichsparteitag“ konnte man lesen:  „So sind zum Beispiel die Fabriksäle der Firmen Wiederer, Fleischmann und Blödel, Borgfeld usw., sowie sämtliche Schulhäuser unserer Stadt zu Massenquartieren umgestaltet worden für die, die aus dem ganzen Vaterlande zusammengeströmt sind, um am Sonntag an ihrem geliebten Führer vorbeizumarschieren.“ „Eine Unzahl von Feldküchen (…) sorge für die Verpflegung des gewaltigen Heerlagers des Dritten Reiches“. In der Südstadt sei „in der Zeltstadt zwischen Leyer und Waldstraße und auf dem ehemaligen Sportplatz des marxistischen BSC“ sogar ein provisorisches Postamt für die „Grüße in die Heimat“ aufgebaut worden. Weitere Massenquartiere gab es in der Südstadt in der Artilleriestraße 42 und 44 (SA-Hilfswerklager auf staatlichem Grund), Balbiererstraße 17 (Reichswehrverwaltung, Minenwerfer-Kompanie), Flößaustraße 16 (ehem. Metallpapierfabrik Schoenthal & Co.), Flößaustraße 22 ((ehem. Besitz des Kunstanstaltsbesitzers Ehrlich) und Flößaustraße 90 (Reichswehrverwaltung), Frauenstraße 10 (Oberrealschule, später unter Adresse Kaiserstraße 92) und Frauenstraße 15 (Grundschule), Karolinenstraße 146 (Lagerhaus), Neumannstraße 30 (ehem. Nürnberger Gold- und Silberpapierfabrik Max Buchheim; Hausbesitzer war der Kaufmann Otto Frankenthal), Schwabacher Straße 86/88 (Schule) und 210 (Schulbaracke), Sedanstraße, Leyher Straße 4/6, Magazinstraße 8 (Landespolizei) sowie Turnstraße 10 (Turnhalle des TV 1860 Fürth).  
Massenquartiere (Biwaks und Zeltlager mit „Mannschaftszelten“) entstanden auf „der Wiese an der Leyher Waldspitze“ an der Grenze zu Nürnberg und „auf der weiten Fläche des Hainberges“. Auch leerstehende Fabriksäle und Schulhäuser dienten der Aufnahme in Fürth. Unter dem Titel „Fürth rüstet zum Reichsparteitag“ konnte man lesen:  „So sind zum Beispiel die Fabriksäle der Firmen Wiederer, Fleischmann und Blödel, Borgfeld usw., sowie sämtliche Schulhäuser unserer Stadt zu Massenquartieren umgestaltet worden für die, die aus dem ganzen Vaterlande zusammengeströmt sind, um am Sonntag an ihrem geliebten Führer vorbeizumarschieren.“ „Eine Unzahl von Feldküchen (…) sorge für die Verpflegung des gewaltigen Heerlagers des Dritten Reiches“. In der Südstadt sei „in der Zeltstadt zwischen Leyer und Waldstraße und auf dem ehemaligen Sportplatz des marxistischen BSC“ sogar ein provisorisches Postamt für die „Grüße in die Heimat“ aufgebaut worden. Weitere Massenquartiere gab es in der Südstadt in der Artilleriestraße 42 und 44 (SA-Hilfswerklager auf staatlichem Grund), Balbiererstraße 17 (Reichswehrverwaltung, Minenwerfer-Kompanie), Flößaustraße 16 (ehem. Metallpapierfabrik Schoenthal & Co.), Flößaustraße 22 (ehem. Besitz des Kunstanstaltsbesitzers Ehrlich) und Flößaustraße 90 (Reichswehrverwaltung), Frauenstraße 10 (Oberrealschule, später unter Adresse Kaiserstraße 92) und Frauenstraße 15 (Grundschule), Karolinenstraße 146 (Lagerhaus), Neumannstraße 30 (ehem. Nürnberger Gold- und Silberpapierfabrik Max Buchheim; Hausbesitzer war der Kaufmann Otto Frankenthal), Schwabacher Straße 86/88 (Schule) und 210 (Schulbaracke), Sedanstraße, Leyher Straße 4/6, Magazinstraße 8 (Landespolizei) sowie Turnstraße 10 (Turnhalle des TV 1860 Fürth).<ref>Fürther Anzeiger vom 28. August 1933</ref>


In der Karolinenstraße richtete man von der Ludwigstraße zum Bahnkörper hin drei Ausgangstore ein, damit die mit der Bahn ankommenden Gäste zu den südlichen Quartieren gelangen konnten. Rund 70.000 Gäste beherbergte Fürth 1933: Württemberger, Pfälzer, Mittel-, Ober- und Unterfranken, Oberpfälzer, Hannoveraner, Nordmärker usw.  Auf dem Weg nach Nürnberg überflog am Samstagnachmittag ein Zeppelin-Luftschiff die Südstadt. Sämtliche Lokale in der Stadt waren überfüllt und die Geschäftsleute mit dem Umsatz zufrieden. Die Reichsbahn hatte die größte Transportleistung im Personenzugverkehr mit 350.000 Sonderzugsteilnehmer zu bewältigen.
In der Karolinenstraße richtete man von der Ludwigstraße zum Bahnkörper hin drei Ausgangstore ein, damit die mit der Bahn ankommenden Gäste zu den südlichen Quartieren gelangen konnten. Rund 70.000 Gäste beherbergte Fürth 1933: Württemberger, Pfälzer, Mittel-, Ober- und Unterfranken, Oberpfälzer, Hannoveraner, Nordmärker usw.<ref>Fürther Anzeiger vom 4. September 1933</ref> Auf dem Weg nach Nürnberg überflog am Samstagnachmittag ein [[Zeppelin]]-Luftschiff die Südstadt. Sämtliche Lokale in der Stadt waren überfüllt und die Geschäftsleute mit dem Umsatz zufrieden. Die Reichsbahn hatte die größte Transportleistung im Personenzugverkehr mit 350.000 Sonderzugsteilnehmer zu bewältigen.<ref>Fürther Tagblatt vom 5. September 1933</ref>


===1934===
===1934===
[[Datei:NS-Zeltlager Ronhof.jpg|mini|rechts|Briefumschlag mit Werbung für den Reichsparteitag, 1934]]
[[Datei:NS-Zeltlager Ronhof.jpg|mini|rechts|Briefumschlag mit Werbung für den Reichsparteitag, 1934]]
1934 entstanden zur Unterbringung von Reichsparteitagsgästen wieder Zeltlager; diesmal sowohl an der Leyher Waldspitze, als auch am Spielvereinigungsplatz. Auf dem freien Platz hinter dem Gaswerk zwischen Leyher- und Waldstraße wird für 14.000 Mann ein Lager errichtet. Die Oberrealschule und das Frauenschulhaus dienten wieder als Sammellager. Stolz verkündete die Zeitung: ''Die Stadt Fürth wird mit ihren 80.000 Einwohnern für die nächsten vier Tage eine Stadt der 150.000 werden''.<ref>Fürther Anzeiger, September 1934</ref> Am Sonntagmittag spielten Musikkapellen der Gäste in den Anlagen auf, in der Südstadt am Kaiserplatz und in der Anlage hinter der Oberrealschule (Langhans-Anlage). Nachmittags gab es ein großes Stadtpark-Konzert. Am Lager der SS an der Leyher Waldspitze wurde abends ein Feuerwerk abgebrannt, das man weithin sehen konnte. Dazu waren Kanonenschläge zu hören. Im Kulturverein an der Dambacher Straße gab es bei einem „Bunten Abend“ Darbietungen der schwäbischen Gäste aus dem Gau Württemberg. Trachtengruppen traten auf mit Liedern und Volkstänzen.  
1934 entstanden zur Unterbringung von Reichsparteitagsgästen wieder Zeltlager; diesmal sowohl an der Leyher Waldspitze, als auch am Spielvereinigungsplatz. Auf dem freien Platz hinter dem Gaswerk zwischen Leyher- und Waldstraße wird für 14.000 Mann ein Lager errichtet. Die Oberrealschule und das Frauenschulhaus dienten wieder als Sammellager. Stolz verkündete die Zeitung: ''Die Stadt Fürth wird mit ihren 80.000 Einwohnern für die nächsten vier Tage eine Stadt der 150.000 werden''.<ref>nz: „Fürth und der Reichsparteitag“ und einer Bilderserie „Fürth ist gerüstet“. In: Nordbayerische Zeitung vom 5. September 1934</ref> Am Sonntagmittag spielten Musikkapellen der Gäste in den Anlagen auf, in der Südstadt am Kaiserplatz und in der Anlage hinter der Oberrealschule (Langhans-Anlage). Nachmittags gab es ein großes Stadtpark-Konzert. Am Lager der SS an der Leyher Waldspitze wurde abends ein Feuerwerk abgebrannt, das man weithin sehen konnte. Dazu waren Kanonenschläge zu hören. Im Kulturverein an der Dambacher Straße gab es bei einem „Bunten Abend“ Darbietungen der schwäbischen Gäste aus dem Gau Württemberg. Trachtengruppen traten auf mit Liedern und Volkstänzen.  


Das Zeltlager am Sportplatz der Spielvereinigung besuchte als „hoher Gast“ der Führerstellvertreter [[wikipedia:Rudolf Heß|Rudolf Heß]]. Auch der Oberrealschule statte er einen Besuch ab. Er nahm die dortigen „modernen Großfeldküchen“ in Augenschein, hielt vom Balkon der Schule eine „kurze, freundliche Ansprache an die braunen Formationen“ und kehrte wieder nach Nürnberg zurück.<ref>Fürther Anzeiger, September 1934</ref> Nach Abschluss der Reichsparteitage wurden die Fahnen und Girlanden an den Häusern wieder abgenommen. Das Bäcker- und Fleischergewerbe und die heimischen Geschäfte waren zufrieden. Parteigenosse und Stadtrat Sandreuter als Leiter des Quartieramtes (im Parkhotel) erhielt viel Lob. Die „Große Gastfreundschaft“ der Fürther wurde allgemein gewürdigt.
Das Zeltlager am Sportplatz der Spielvereinigung besuchte als „hoher Gast“ der Führerstellvertreter [[wikipedia:Rudolf Heß|Rudolf Heß]]. Auch der Oberrealschule statte er einen Besuch ab. In einer Bilderserie in der Fränkischen Tagespost wird Heß im Hof der Oberrealschule sitzend und sichtlich zufrieden in einem Cabriolet bei der Abfahrt gezeigt, umringt von Uniformierten und der Bildunterschrift: „Lachen über allen Gesichtern“ und „überall begeistert[e]" Begrüßung durch die Fürther Bevölkerung. Anschließend nahm er die dortigen „modernen Großfeldküchen“ in Augenschein, hielt vom Balkon der Schule eine „kurze, freundliche Ansprache an die braunen Formationen“ und kehrte wieder nach Nürnberg zurück.<ref>Fürther Tagblatt vom 11. September 1934</ref> Nach Abschluss der Reichsparteitage wurden die Fahnen und Girlanden an den Häusern wieder abgenommen. Das Bäcker- und Fleischergewerbe und die heimischen Geschäfte waren zufrieden. Parteigenosse und Stadtrat Sandreuter als Leiter des Quartieramtes (im Parkhotel) erhielt viel Lob. Die „Große Gastfreundschaft“ der Fürther wurde allgemein gewürdigt.


===1935===
===1935===
Auch zum Reichsparteitag im September 1935 entstand wieder auf dem freien Gelände zwischen Höfener, Leyher und Waldstraße eine „Zeltstadt“, fest verankerte 12 Meter breite und 35 Meter lange Zelte, 28 insgesamt, und verbesserte Waschgelegenheiten und großen Feldküchen sowie einem Postzelt mit Münzfernsprecher. „8000 Politische Leiter aus dem Gau Württemberg werden die Zeltstadt bewohnen“, hieß es. Aber zu diesen Unterkünften auf Strohlager waren nun bequemere Einquartierungen in sämtlichen 14 Schulhäusern und in den Turnhallen hinzugetreten. Dreistöckige Drahtbettstätten, gefertigt von einer Fürther Firma, bauten die Männer des Arbeitsdienstes in den Klassenzimmern auf als „ideale Lagerstatt“ und platzsparend. Die Musikkapelle vom Gau Essen spielte Sonntagmittag auf dem Platz zwischen den Schulen an der Frauenstraße und abends im Kulturverein bei einem „Volksfest“. Während die Gäste mit den Sonderzügen am [[Hauptbahnhof]] ankamen, darunter auch 10.000 KdF-Fahrer, trafen die Prominenten auf dem Flugplatz in Atzenhof ein. So der Reichsminister General [[Hermann Göring]]. Er fuhr aber nur durch die Königstraße und Nürnberger Straße nach Nürnberg. Er besuchte am Mittwochnachmittag die [[Alte Veste]]. Als Reichsluftfahrtminister besichtigte er am Samstagvormittag auf dem Flughafen die Flugzeuggeschwader, die mit 108 Flugzeugen zum ersten Mal am Montag an den Vorführungen in Nürnberg als „großes militärischen Schauspiel“ teilnahmen.  
Auch zum Reichsparteitag im September 1935 entstand wieder auf dem freien Gelände zwischen Höfener, Leyher und Waldstraße eine „Zeltstadt“, fest verankerte 12 Meter breite und 35 Meter lange Zelte, 28 insgesamt, und verbesserte Waschgelegenheiten und großen Feldküchen sowie einem Postzelt mit Münzfernsprecher. „8.000 Politische Leiter aus dem Gau Württemberg werden die Zeltstadt bewohnen“, hieß es. Aber zu diesen Unterkünften auf Strohlager waren nun bequemere Einquartierungen in sämtlichen 14 Schulhäusern und in den Turnhallen eingerichtet worden. Dreistöckige Drahtbettstätten, gefertigt von einer Fürther Firma, bauten die Männer des Arbeitsdienstes in den Klassenzimmern auf als „ideale Lagerstatt“ und platzsparende Option.<ref>Fürther Tagblatt vom 21. August 1935 „Fürth rüstet für den Reichsparteitag – Massenquartiere in den hiesigen Schulhäusern.“</ref> Die Musikkapelle vom Gau Essen spielte Sonntagmittag auf dem Platz zwischen den Schulen an der [[Frauenstraße]] und abends im Kulturverein bei einem „Volksfest“. Während die Gäste, die Organisation Kraft durch Freude (KdF) hatte als NS-Gemeinschaft alleine 10.000 „Arbeitsmänner“ (fast ausschließlich Nicht-Parteigenossen) mit den Sonderzügen am 12. und [[13. September]] [[1935]] am [[Hauptbahnhof]] anfahren lassen.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 10. und 11. September 1935</ref> Gleichzeitig trafen u.a. auch Prominente auf dem Flugplatz in Atzenhof ein. So war der Reichsminister General [[Hermann Göring]] 1935 kurz zu Gast in Fürth bzw. auf dem Reichsparteitag in Nürnberg.<ref>fa: „General Göring besichtigt die Flugzeuggeschwader in Fürth“. In: Fürther Anzeiger vom 17. September 1935; Fürther Tagblatt vom 16. September 1935</ref> Er fuhr durch die Königstraße und Nürnberger Straße nach Nürnberg, und besuchte am Mittwochnachmittag die [[Alte Veste]]. Als Reichsluftfahrtminister besichtigte er am Samstagvormittag auf dem Flughafen die Flugzeuggeschwader, die mit 108 Flugzeugen zum ersten Mal am Montag an den Vorführungen in Nürnberg als „großes militärischen Schauspiel“ teilnahmen. Am [[18. September]] [[1935]] fuhren die meisten Sonderzüge mit den angereisten Gästen aus Fürth wieder ab.


===1936===
===1936===
101.306

Bearbeitungen