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1937 entfiel das Lager zwischen Wald- und Leyher Straße, da dieser Platz für den Neubau des Bekleidungsamtes für den Reichsarbeitsdienst benötigt wurde. Stattdessen entstand ein Lager mit Baracken von je 40 Metern Länge auf dem „zukünftigen Fürther Badegelände an der Dammstraße auf dem Südhang des Espan“.<ref>nz: „Fürth rüstet zum Reichsparteitag 1937“. In: Nordbayerische Zeitung vom 11. August 1937; ft: „Die Fürther Zeltstadt ist aufgebaut“. In: Fürther Tagblatt vom 23. August 1937. Die Pläne für einen Kurbadebetrieb auf dem Espan konnten nicht realisiert werden.</ref> In der [[Oberrealschule]], im [[Frauenschulhaus]] und im Anwesen [[Schwabacher Straße 231]] waren 4.400 Mann vom Gau Essen untergebracht. In der Turnstraße 10 wurden in der Turnhalle des [[TV Fürth 1860|TV 1860]] wieder Gäste beherbergt. Und in der [[Simonstraße 20]] nahm die Kolpingsfamilie auch zusätzliche Gäste auf. | 1937 entfiel das Lager zwischen Wald- und Leyher Straße, da dieser Platz für den Neubau des Bekleidungsamtes für den Reichsarbeitsdienst benötigt wurde. Stattdessen entstand ein Lager mit Baracken von je 40 Metern Länge auf dem „zukünftigen Fürther Badegelände an der Dammstraße auf dem Südhang des Espan“.<ref>nz: „Fürth rüstet zum Reichsparteitag 1937“. In: Nordbayerische Zeitung vom 11. August 1937; ft: „Die Fürther Zeltstadt ist aufgebaut“. In: Fürther Tagblatt vom 23. August 1937. Die Pläne für einen Kurbadebetrieb auf dem Espan konnten nicht realisiert werden.</ref> In der [[Oberrealschule]], im [[Frauenschulhaus]] und im Anwesen [[Schwabacher Straße 231]] waren 4.400 Mann vom Gau Essen untergebracht. In der Turnstraße 10 wurden in der Turnhalle des [[TV Fürth 1860|TV 1860]] wieder Gäste beherbergt. Und in der [[Simonstraße 20]] nahm die Kolpingsfamilie auch zusätzliche Gäste auf. Für die Einlagerung von Metallbetten in Lagerhallen für die RPT-Teilnehmer wurden Verträge mit dem Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg abgeschlossen. Vertragspartner im Juni 1937 waren der 1. Vorsitzende des TV 1860 Fürth e.V. Bürgermeister Dr. Kempfler und der 1. Vorsitzende der Kolpingsfamilie Fürth e.V. Kaplan Nicol vom Katholischen Pfarramt St. Heinrich.<ref>Stadtarchiv Fürth, Akte 000 Nr. 16</ref> Im Zeltlager der [[Hitlerjugend]] an der [[Birkenstraße]] (der heutigen [[Otto-Seeling-Promenade]]) mit 140 Zelten für 1200 Jungen aus ganz Deutschland auf dem Wiesengelände unterhalb des [[Humbser-Spielplatz]]es erschien der Reichsjugendführer [[wikipedia:Baldur von Schirach|Baldur von Schirach]]. Er schwor in seiner Ansprache die Jungen darauf ein, nicht nur das Erlebnis des Marsches zum Nürnberger Reichsparteitag aus allen Gebieten des Reichs zu haben. Sie werden in der Zukunft noch größere Märsche zu bewältigen haben.<ref>nz: „Baldur von Schirach bei seiner Jugend, Begeisterter Empfang des Reichsjugendführers im HJ-Lager“. In: Nordbayerische Zeitung vom 7. September 1937; ft: „Der Reichsjugendführer in Fürth“ und „Fürther HJ-Lagerleben im Bild“. In: Fürther Tagblatt vom 7. und 8. September 1937; fa: „Das letzte Halt! Die Adolf-Hitler-Marsch-Teilnehmer aus dem Reich alle wohlbehalten am Ziel.“. In: Fürther Anzeiger vom 6. September 1937</ref> Generaloberst Göring, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, besuchte wie im Vorjahr den Fliegerhorst Fürth, wo noch größere Verbände aufgestellt waren für die Vorführungen in Nürnberg. 36.000 Gäste waren in Fürth untergebracht und die Zeitung titelte „Eine Stadt zieht ihr Festkleid an“. Bilder von [[Ferdinand Vitzethum|Vitzethum]] und [[Fritz Wolkenstörfer|Wolkenstörfer]] hielten dies auch fest. Und [[Ernst Sperk]] dichtete danach euphorisch über „den größten deutschen Tag“.<ref>nz: „Generaloberst Göring in Fürth“. In: Nordbayerische Zeitung vom 13. September 1937; nz: „Eine Stadt zieht ihr Festkleid an! Fürth erweist sich den Reichsparteitagbesuchern würdig“. In: Nordbayerische Zeitung vom 14. September 1937: Ernst Sperk: „Nach dem Reichsparteitag“, „Ein Leuchten war’s … Ein Jauchzen war’s …“. In: Fürther Tagblatt vom 15. September 1937</ref> | ||
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1938 bot Fürth den Parteitagsgästen wieder die zwei Zeltlager auf dem Espan an der Dammstraße und an der Äußeren Schwabacher Straße für die „Politischen Leiter“ aus Württemberg-Hohenzollern und Schleswig-Holstein. Für die Hitlerjugend war erneut ein Zeltlager errichtet worden. Sie und die Gäste mit ihren Musikzügen beherrschten das Stadtbild bzw. das Straßenbild, das wieder festlich geschmückt war. | [[1938]] bot Fürth den Parteitagsgästen wieder die zwei Zeltlager auf dem [[Espan]] an der [[Dammstraße]] und an der Äußeren [[Schwabacher Straße]] für die „Politischen Leiter“ aus Württemberg-Hohenzollern und Schleswig-Holstein. Für die Hitlerjugend war erneut ein Zeltlager errichtet worden. Sie und die Gäste mit ihren Musikzügen beherrschten das Stadtbild bzw. das Straßenbild, das wieder festlich geschmückt war. | ||
1938 ging man auch beim Wohnungsbau auf die RPT-Gäste ein. Die GEHAG, deren Wohnblock an der Sedanstraße/Jahnstraße mit Mitteln der DAF finanziert wurde, baute Wohnungen mit 3 Zimmern, wovon das eine Zimmer einen separaten Eingang vom Treppenhaus bekam. Es diente zur Untervermietung für die Gäste während dieser besonderen Tage oder bei ähnlichen großen Festlichkeiten. Im Volksmund wurde das Zimmer als „Reichsparteitagszimmer“ bezeichnet. | 1938 ging man auch beim Wohnungsbau auf die RPT-Gäste ein. Die GEHAG, deren Wohnblock an der Sedanstraße/Jahnstraße mit Mitteln der DAF finanziert wurde, baute Wohnungen mit 3 Zimmern, wovon das eine Zimmer einen separaten Eingang vom Treppenhaus bekam. Es diente zur Untervermietung für die Gäste während dieser besonderen Tage oder bei ähnlichen großen Festlichkeiten. Im Volksmund wurde das Zimmer als „Reichsparteitagszimmer“ bezeichnet.<ref>Fränkische Tageszeitung vom 21.5.1938 zum Richtfest für die GEHAG, der Gemeinnützigen Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktien-Gesellschaft, mit Sitz in Berlin, Zweigstelle Nürnberg; Stadtarchiv Fürth, Akten 9/170 und 9/167 über die Bewilligung von Reichsdarlehen für Wohnbauen der Baugesellschaften - 1942 wurden die Wohnanlagen an die für den Gau Franken zuständige Schwestergesellschaft Neue Heimat, Gemeinnützig Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft der Deutschen Arbeitsfront im Gau Franken mit Sitz in Nürnberg veräußert.</ref> | ||
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Abschließend die Beurteilung des französischen Botschafters André François-Poncet (1931-38 in Berlin) über die „Reichsparteitage der NSDAP als Mittel der faschistischen Propaganda“: „Sie kehren heim, verführt und gewonnen, reif zur Mitarbeit, ohne die gefährliche Wirklichkeit bemerkt zu haben, die sich unter dem trügerischen Prunk der großartigen Aufmärsche verbirgt.“ | Abschließend die Beurteilung des französischen Botschafters André François-Poncet (1931-38 in Berlin) über die „Reichsparteitage der NSDAP als Mittel der faschistischen Propaganda“: „Sie kehren heim, verführt und gewonnen, reif zur Mitarbeit, ohne die gefährliche Wirklichkeit bemerkt zu haben, die sich unter dem trügerischen Prunk der großartigen Aufmärsche verbirgt.“ <ref>Harald Hauptmann: „Das rote Nürnberg – Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung 1933 - 1945“, Band 5 Trotz alledem!, K-Verlag Kösching, 1985</ref> | ||
Liest man all die euphorischen Zeitungsberichte, fällt auf, wie die Nazipropaganda den Parteikongress auch zur Hetze instrumentalisierte. Es wurde gegen „Nichtarier“ geschrieben. Inmitten des „wogenden Fahnenmeers“ seien nur ein paar Häuser, welche die Visitenkarte ihrer nichtarischen Besitzer tragen. Diese wenigen Außenseiter könnten das Erhebende der festlichen Stadt nicht verwischen. Und weiter, dass Fürth als „Rote Hochburg“ verschrien und ein „Nest vieler vaterlandsloser Gesellen“ war.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 12. September 1935</ref> | Liest man all die euphorischen Zeitungsberichte, fällt auf, wie die Nazipropaganda den Parteikongress auch zur Hetze instrumentalisierte. Es wurde gegen „Nichtarier“ geschrieben. Inmitten des „wogenden Fahnenmeers“ seien nur ein paar Häuser, welche die Visitenkarte ihrer nichtarischen Besitzer tragen. Diese wenigen Außenseiter könnten das Erhebende der festlichen Stadt nicht verwischen. Und weiter, dass Fürth als „Rote Hochburg“ verschrien und ein „Nest vieler vaterlandsloser Gesellen“ war.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 12. September 1935</ref> | ||