15.075
Bearbeitungen
K (Textersetzung - „William-O.-Darby-Kaserne“ durch „William O. Darby Kaserne“) |
K (Textersetzung - „{{Faktenbox/Check}}“ durch „“) Markierung: Manuelle Zurücksetzung |
||
| (15 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 3: | Zeile 3: | ||
|Areal=Artilleriekaserne | |Areal=Artilleriekaserne | ||
|Baujahr=1890 | |Baujahr=1890 | ||
| | |DenkmalstatusBesteht=Nein | ||
|lat=49.4601166 | |lat=49.4601166 | ||
|lon=10.9978894 | |lon=10.9978894 | ||
| Zeile 10: | Zeile 9: | ||
}} | }} | ||
Die Artilleriekaserne war eine Militäreinrichtung der [[wikipedia:Bayerische Armee|Bayerischen Armee]] in der Fürther [[Südstadt]]. | Die Artilleriekaserne war eine Militäreinrichtung der [[wikipedia:Bayerische Armee|Bayerischen Armee]] in der Fürther [[Südstadt]]. | ||
== Geschichte der Fürther Kasernen == | == Geschichte der Fürther Kasernen == | ||
| Zeile 18: | Zeile 15: | ||
Aber erst nachdem der Deutsche Reichstag 1890 den Weg für die Vergrößerung des kaiserlichen Heeres frei gemacht hatte, begann in Fürth der Bau einer Kaserne für Artillerie. Die Artillerie galt damals als wichtigste Waffengattung des Heeres. Die offizielle Ernennung Fürths zur Garnisonsstadt erfolgte am [[27. September]] [[1890]]. Damals zogen die ersten 360 Mann Artillerie mit 200 Pferden in die neu entstandenen Gebäude ein. Das Kasernen-Areal wurde damals von der [[Flößaustraße|Flößau-]], [[Sonnenstraße|Sonnen-]], [[Fronmüllerstraße|Fronmüller-]], [[Liesl-Kießling-Straße|Liesl-Kießling-]] und [[Ullsteinstraße]] eingegrenzt. Die Stadt hatte einige Vorleistungen erbringen müssen. so stellte sie die Grundstücke zur Verfügung und sorgte für Kanalisation, Wasserleitungen, Straßenbau und Energieversorgung. Für einen Teil des Areals musste der Höfener Wald abgeholzt werden. Der Name [[Waldstraße]] erinnert daran.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=174}}</ref> | Aber erst nachdem der Deutsche Reichstag 1890 den Weg für die Vergrößerung des kaiserlichen Heeres frei gemacht hatte, begann in Fürth der Bau einer Kaserne für Artillerie. Die Artillerie galt damals als wichtigste Waffengattung des Heeres. Die offizielle Ernennung Fürths zur Garnisonsstadt erfolgte am [[27. September]] [[1890]]. Damals zogen die ersten 360 Mann Artillerie mit 200 Pferden in die neu entstandenen Gebäude ein. Das Kasernen-Areal wurde damals von der [[Flößaustraße|Flößau-]], [[Sonnenstraße|Sonnen-]], [[Fronmüllerstraße|Fronmüller-]], [[Liesl-Kießling-Straße|Liesl-Kießling-]] und [[Ullsteinstraße]] eingegrenzt. Die Stadt hatte einige Vorleistungen erbringen müssen. so stellte sie die Grundstücke zur Verfügung und sorgte für Kanalisation, Wasserleitungen, Straßenbau und Energieversorgung. Für einen Teil des Areals musste der Höfener Wald abgeholzt werden. Der Name [[Waldstraße]] erinnert daran.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=174}}</ref> | ||
Die meisten Gebäude der Kaserne entstanden zwischen [[1890]] und [[1893]]. Aus der Zeit um 1900 stammt auch der heute [[Flößaustraße 86 | Die meisten Gebäude der Kaserne entstanden zwischen [[1890]] und [[1893]]. Aus der Zeit um 1900 stammt auch der heute [[Flößaustraße 86, 86a-d, 88, 88a-d|dominierende Gebäudekomplex an der Flößaustraße]], der zu diesem Zeitpunkt allerdings aus zwei einzelnen Gebäuden für jeweils eine Batterie Artillerie bestand. Auch die noch erhaltenen Stallungen an der Sonnen- und Ullsteinstraße stammen aus dieser Zeit und boten damals Unterstellmöglichkeiten für die Pferde der drei Batterien der Artillerieabteilung. Die besonders sehenswerte [[Offiziers-Speiseanstalt]] - zwischenzeitlich eine Gaststätte, heute Wohnnutzung - entstand [[1904]]. Bereits im Jahr [[1893]] war auch die Infanterie im westlichen Teil der Kaserne eingezogen und in den Jahren von [[1900]] bis [[1907]] entstanden im Osten die Gebäude der [[wikipedia:Train (Militär)|Train-Abteilung]], die für Versorgung und Nachschub zuständig war. [[1913]] bis [[1916]] wurde die Garnison vergrößert und die neue Infanterie südlich an die alte angrenzend errichtet. Das Kasernenareal umfasste somit ca. 41 ha. Die Bereiche der drei Waffengattungen waren gegeneinander abgegrenzt und durch Tore verbunden. Weiter südlich an der [[Schwabacher Straße]] wurden ebenfalls kurz vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] Kasernen für das 3. Fußartillerie-Regiment gebaut.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=174}}</ref> | ||
== Reichswehr und Wehrmacht == | == Reichswehr und Wehrmacht == | ||
| Zeile 33: | Zeile 30: | ||
Im Verlauf des Krieges blieb die Kaserne weitestgehend unbeschädigt, wenngleich sie am [[8. September]] [[1944]] das Ziel eines [[Zweiter_Weltkrieg#Bombenangriffe|Luftangriffes]] wurde, der die [[Südstadt]] schwer getroffen hatte. | Im Verlauf des Krieges blieb die Kaserne weitestgehend unbeschädigt, wenngleich sie am [[8. September]] [[1944]] das Ziel eines [[Zweiter_Weltkrieg#Bombenangriffe|Luftangriffes]] wurde, der die [[Südstadt]] schwer getroffen hatte. | ||
Nach der kampflosen Kapitulation der Garnison am [[19. April]] [[1945]] zogen die [[ | Nach der kampflosen Kapitulation der Garnison am [[19. April]] [[1945]] zogen die [[U.S. Army|Amerikaner]] in das Gelände ein und benannten es im März [[1949]] nach einem 1945 gefallenen Brigadegeneral in "[[William O. Darby Kaserne]]" um. Der General William Orlando Darby hatte im Krieg die undiszipliniertesten Soldaten der Truppen zusammen gesammelt und zu einer Elite-Einheit, den Darby-Rangers, geformt. | ||
== Konversion == | == Konversion == | ||
| Zeile 41: | Zeile 38: | ||
Die allgemeinen Umstände der Konversion entsprachen jenen der [[Infanteriekaserne#Konversion|Konversion in der Infanteriekaserne]] (siehe im Detail dort). | Die allgemeinen Umstände der Konversion entsprachen jenen der [[Infanteriekaserne#Konversion|Konversion in der Infanteriekaserne]] (siehe im Detail dort). | ||
Am [[27. Oktober]] [[1994]] gab die [[ | Am [[27. Oktober]] [[1994]] gab die [[U.S. Army]] bekannt, dass die Kasernen in der Südstadt geräumt werden. Das Sternenbanner wurde am [[19. Dezember]] [[1995]] zum letzten Mal eingeholt. | ||
Nachdem die [[ | Nachdem die [[U.S. Army| US-Streitkräfte]] das Areal [[1995]] geräumt hatten, fand im folgenden Jahr zunächst ein beschränkter städtebaulicher Ideenwettbewerb zur Einleitung der [[Wikipedia:Konversion (Stadtplanung)|Konversion]] statt, auf den [[1997]] die Aufstellung eines [[Wikipedia:Rahmenplan|städtebaulichen Rahmenplanes]] folgte. Das Gelände der William O. Darby Kaserne ging am [[18. September]] [[1998]] von der Bundesrepublik Deutschland in den Besitz der Stadt Fürth über. | ||
Abgerissen wurden im Bereich der Artilleriekaserne die Gebäude Nr. 9 A/B/C/D, 40, 40 A, 45 B, 46, 47 A, 49, 51, 52, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 61 A/B, 63, 64, 65 C/D, 67 B/C, 69, 70, 70 A, 78, 78 A, 86, 93, 94. Darunter waren die Gebäude 49 und 56 als „denkmalwert“ eingestuft. | Abgerissen wurden im Bereich der Artilleriekaserne die Gebäude Nr. 9 A/B/C/D, 40, 40 A, 45 B, 46, 47 A, 49, 51, 52, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 61 A/B, 63, 64, 65 C/D, 67 B/C, 69, 70, 70 A, 78, 78 A, 86, 93, 94. Darunter waren die Gebäude 49 und 56 als „denkmalwert“ eingestuft. | ||
| Zeile 51: | Zeile 48: | ||
Weiterhin entstanden der [[Xylokastroplatz]], [[Marmarisplatz]] und der [[Limogesplatz]]. | Weiterhin entstanden der [[Xylokastroplatz]], [[Marmarisplatz]] und der [[Limogesplatz]]. | ||
Gesondert erwähnenswert sind die umgenutzten historischen Gebäude 53/54 ([[Musikschule Fürth]]), 67 ("[[Kießling-Villa#Villa_Schickedanz_im_Südstadtpark|Kießling-Villa]]", heute [[Wilhelm Löhe Hochschule]]), 47 ([[Grüne Halle]]), 41 (ehemaliges Mannschaftsgebäude der Artilleriekaserne mit Depot, [[Flößaustraße 86 | Gesondert erwähnenswert sind die umgenutzten historischen Gebäude 53/54 ([[Musikschule Fürth]]), 67 ("[[Kießling-Villa#Villa_Schickedanz_im_Südstadtpark|Kießling-Villa]]", heute [[Wilhelm Löhe Hochschule]]), 47 ([[Grüne Halle]]), 41 (ehemaliges Mannschaftsgebäude der Artilleriekaserne mit Depot, [[Flößaustraße 86, 86a-d, 88, 88a-d|heute Wohngebäude]]) und 65 A (ehemaliges Filial-Artilleriedepot der Artilleriekaserne mit Depot, [[Merkurstraße 25-39 (ungerade Nummern)|heute Wohngebäude]]). | ||
== Baudenkmäler == | == Baudenkmäler == | ||
* [[Flößaustraße 84]], Ehemaliges Dienstgebäude für Wärter, Verheiratete und Wachinspektor (Gebäude Nr. 39) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Flößaustraße 84]], Ehemaliges Dienstgebäude für Wärter, Verheiratete und Wachinspektor (Gebäude Nr. 39) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Flößaustraße 86 | * [[Flößaustraße 86, 86a-d, 88, 88a-d]], Ehemaliges Mannschaftsgebäude (Gebäude Nr. 41) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Flößaustraße 90]], Ehemaliges Dienstgebäude (Gebäude Nr. 42) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Flößaustraße 90]], Ehemaliges Dienstgebäude (Gebäude Nr. 42) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Krautheimerstraße 11]], Ehemalige Sporthalle (Gebäude Nr. 47) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Krautheimerstraße 11]], Ehemalige Sporthalle (Gebäude Nr. 47) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
| Zeile 64: | Zeile 61: | ||
* [[Sonnenstraße 50-82 (gerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 50) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Sonnenstraße 50-82 (gerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 50) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Südstadtpark 1]], Ehemalige Handwerkergebäude (Gebäude Nr. 53 und 54) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Südstadtpark 1]], Ehemalige Handwerkergebäude (Gebäude Nr. 53 und 54) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Ullsteinstraße 3 | * [[Ullsteinstraße 3, 5, 7]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 44) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
* [[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 45) der Artilleriekaserne mit Depot | * [[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 45) der Artilleriekaserne mit Depot | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
| Zeile 71: | Zeile 68: | ||
Aus der Regimentsgeschichte des [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“|6. Feldartillerieregiments]]: | Aus der Regimentsgeschichte des [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“|6. Feldartillerieregiments]]: | ||
''(...) Blicken wir, am Denksteine unseres Regimentes stehend, in den [[Südstadtpark|Kasernenhof]] hinaus, so haben wir zur rechten Hand die eigentliche Kaserne, die Unterkunft von sechs Batterien. In [[Flößaustraße 86 | ''(...) Blicken wir, am Denksteine unseres Regimentes stehend, in den [[Südstadtpark|Kasernenhof]] hinaus, so haben wir zur rechten Hand die eigentliche Kaserne, die Unterkunft von sechs Batterien. In [[Flößaustraße 86, 86a-d, 88, 88a-d|zwei mächtigen, von einander getrennten Gebäuden]] war zunächst die I. Abteilung, weiter unten die II. untergebracht. Im Erdgeschoß lagen die Küchen-, Kantinen- und Wirtschaftsräume, im ersten und zweiten Stockwerk die Mannschaftszimmer. Diese, in alt-militärischer Einfachheit, gewiß nicht gerade schön, aber zweckentsprechend, waren hoch und hell; nach Südosten gelegen empfingen sie die ersten und die letzten Sonnenstrahlen und wirkten durchaus nicht unfreundlich.'' | ||
''Wie viele, von zu Hause verwöhnte Rekruten, mögen zuerst erschrocken vor dieser Nüchternheit zurückgeprallt sein und schieden dann doch mit einem freundlichen Blick von den vertraut gewordenen Räumen, in denen sie so viel geputzt und gesungen, geplaudert und gelacht, sowie nach hartem Dienst so gut geschlafen hatten. Während die Mannschaftszimmer alle nach dem Kasernenhofe zu lagen, gingen die langen Flure, welche die Verbindung herstellten, die Schreibstuben, sowie einige Verheirateten-Wohnungen auf die [[Flößaustraße]] hinaus, welche durch die [[Glückstraße]] in wenigen Minuten nach der [[Ludwigsbahn]]- und [[Straßenbahn]]haltestelle Fürth-Ost führte.'' | ''Wie viele, von zu Hause verwöhnte Rekruten, mögen zuerst erschrocken vor dieser Nüchternheit zurückgeprallt sein und schieden dann doch mit einem freundlichen Blick von den vertraut gewordenen Räumen, in denen sie so viel geputzt und gesungen, geplaudert und gelacht, sowie nach hartem Dienst so gut geschlafen hatten. Während die Mannschaftszimmer alle nach dem Kasernenhofe zu lagen, gingen die langen Flure, welche die Verbindung herstellten, die Schreibstuben, sowie einige Verheirateten-Wohnungen auf die [[Flößaustraße]] hinaus, welche durch die [[Glückstraße]] in wenigen Minuten nach der [[Ludwigsbahn]]- und [[Straßenbahn]]haltestelle Fürth-Ost führte.'' | ||
| Zeile 105: | Zeile 102: | ||
[[Kategorie:Institutionen und Gebäude]] | [[Kategorie:Institutionen und Gebäude]] | ||
[[Kategorie:Kasernen]] | [[Kategorie:Kasernen]] | ||
[[Kategorie: | [[Kategorie:Gebäude (ehemals)]] | ||
[[Kategorie:Südstadt]] | [[Kategorie:Südstadt]] | ||