Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch): Unterschied zwischen den Versionen

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== Typologie der Höfe - Städtebauliche Analysen ==
== Typologie der Höfe - Städtebauliche Analysen ==


=== Bauphasenkartierung ===
Bei den Bauphasenkartierungen fällt bei Block 1 zunächst die Reihenfolge der Bebauung auf. Die ersten Gebäude des Blocks befanden sich am Eck Rosenstraße/Hirschenstraße und wurden errichtet, bevor der genaue Verlauf der angrenzenden Straßen abschließend geplant war. Bis 1860 wurde der Block bereits fast vollständig bebaut und bis 1900 waren auch die Gebäude in der Hallemannstraße fertiggestellt. Die meisten Hofgebäude wurden beinahe zeitgleich mit den Vordergebäuden errichtet. Im 20. Jahrhundert wurden kaum Baukörper ergänzt und stellenweise einige Gebäude abgerissen.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 69ff.</ref> Bei Block 2 und 3 wurden sogar noch weniger nachträgliche Änderungen der Hofbebauung vorgenommen, sodass Hof- und Vordergebäude fast vollständig aus der ersten Bauphase stammen. Block 4 wurde in Nord-Süd-Richtung innerhalb von einem Zeitraum von nur fünf Jahren (zwischen 1908 und 1913) fertiggestellt.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 70</ref>
Bei den Bauphasenkartierungen fällt bei Block 1 zunächst die Reihenfolge der Bebauung auf. Die ersten Gebäude des Blocks befanden sich am Eck Rosenstraße/Hirschenstraße und wurden errichtet, bevor der genaue Verlauf der angrenzenden Straßen abschließend geplant war. Bis 1860 wurde der Block bereits fast vollständig bebaut und bis 1900 waren auch die Gebäude in der Hallemannstraße fertiggestellt. Die meisten Hofgebäude wurden beinahe zeitgleich mit den Vordergebäuden errichtet. Im 20. Jahrhundert wurden kaum Baukörper ergänzt und stellenweise einige Gebäude abgerissen.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 69ff.</ref> Bei Block 2 und 3 wurden sogar noch weniger nachträgliche Änderungen der Hofbebauung vorgenommen, sodass Hof- und Vordergebäude fast vollständig aus der ersten Bauphase stammen. Block 4 wurde in Nord-Süd-Richtung innerhalb von einem Zeitraum von nur fünf Jahren (zwischen 1908 und 1913) fertiggestellt.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 70</ref>


Die Dichteanalysen sollen zeigen, inwiefern die Beispiele von Nachverdichtungen oder systematischen Entkernungen betroffen waren. In Block 1 wurden zwischen 1950 und 2021 nur sieben kleine Remisen abgebrochen. Vor 1950 gab es keine Abbrüche, nur kleinere äußere Umbauten an den bestehenden Gebäuden. Bei Block 2 hingegen ist ein höherer Anteil von Abrissen zu sehen, der aber auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verorten ist. Bei der Instruktion des Blocks 3 wurden anfangs einige bestehende Firmengebäude abgebrochen. Nachfolgende Änderungen beschränken sich auf die Errichtung und den Abbruch weniger kleiner Remisen. In Block 4 wurde nur eine Überdachung am [[Mariensteig]] später entfernt und einige Hofgebäude auf dem Firmengelände der Brünn abgebrochen. Zuletzt wurde eine Dichteberechnung mit einem Vergleich der vier Blocksituationen vorgenommen, die zeigte, dass bei Block 1 und 2 der Hofraum etwa ein Viertel des Grundstücks ausmachte. Bei den später realisierten Beispielen von Block 3 und 4 musste aufgrund der verschärften Bauordnungsrichtlinien der Anteil an unbebautem Raum höher sein, weswegen dieser etwa 30% der Fläche beträgt. Die Dichte der Grundstücke nimmt also um 1900 um etwa 8% ab.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 71</ref> Insgesamt zeigt sich, dass sich am Stadtgrundriss in allen untersuchten Blocksituationen seit Mitte des 19. Jahrhunderts kaum etwas geändert hat, was eine herausragend gute Überlieferung der ersten Bauphasen bedeutet.  
=== Dichteanalyse ===
 
Die Dichteanalysen sollen zeigen, inwiefern die Beispiele von Nachverdichtungen oder systematischen Entkernungen betroffen waren. In Block 1 wurden zwischen 1950 und 2021 nur sieben kleine Remisen abgebrochen. Vor 1950 gab es keine Abbrüche, nur kleinere äußere Umbauten an den bestehenden Gebäuden. Bei Block 2 hingegen ist ein höherer Anteil von Abrissen zu sehen, der aber auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verorten ist. Bei der Instruktion des Blocks 3 wurden anfangs einige bestehende Firmengebäude abgebrochen. Nachfolgende Änderungen beschränken sich auf die Errichtung und den Abbruch weniger kleiner Remisen. In Block 4 wurde nur eine Überdachung am [[Mariensteig]] später entfernt und einige Hofgebäude auf dem Firmengelände der Brünn abgebrochen. Zuletzt wurde eine Dichteberechnung mit einem Vergleich der vier Blocksituationen vorgenommen, die zeigte, dass bei Block 1 und 2 der Hofraum etwa ein Viertel des Grundstücks ausmachte. Bei den später realisierten Beispielen von Block 3 und 4 musste aufgrund der verschärften Bauordnungsrichtlinien der Anteil an unbebautem Raum höher sein, weswegen dieser etwa 30% der Fläche beträgt. Die Dichte der Grundstücke nimmt also um 1900 um etwa 8% ab.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 71</ref> Insgesamt zeigt sich, dass sich am Stadtgrundriss in allen untersuchten Blocksituationen seit Mitte des 19. Jahrhunderts kaum etwas geändert hat, was eine herausragend gute Überlieferung der ersten Bauphasen bedeutet.
=== Sozialtopographie und Nutzungskartierung ===
Die Sozialtopographie und Nutzungskartierung zeigt, dass es in Block 1 viele gewerbliche Nutzungen gab. In der Hirschenstraße und Rosenstraße befand sich fast in jedem Gebäude ein Laden. In den Höfen gab es auffällig viele Spiegelglas- und Spiegelrahmenfabriken sowie Blattgold- und Metallschlägerbetriebe. Auch in Block 2 gab es Spiegelglasfabriken und darüberhinaus auch Schreinereien, Metallpapierwerke usw., die sich alle in der Sommerstraße befanden, da dort die Höfe großzügiger bemessen waren als in der Goethestraße. Dort hatte beispielsweise in der Goethestraße 4 der Spiegel- und Rahmenfabrikant Johann Georg Linz einen Betrieb, der schnell über die beschränkten Räumlichkeiten hinauswuchs und auf mehrere Nachbargrundstücke ausgeweitet werden musste, bevor der Betrieb letztlich komplett umzog. In den folgenden Jahren sind die Gebäude der Goethestraße als reine Wohngebäude eingetragen.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 38 und 72f.</ref> In Baublock 3 war anfangs noch fast jeder Hof mit einem Gewerbe ausgestattet, aber nach der Jahrhundertwende wurden die reinen Wohnhöfe häufiger. Ab den 1930er-Jahren etabliert sich die Lessingstraße als Einkaufsstraße mit einigen Läden in den Erdgeschossen. Die Betriebe wechseln häufig; nur die 1890 gegründete<ref>Schwammberger, Adolf: Fürth von A bis Z. Ein Geschichts-Lexikon, Fürth 1968, S. 26</ref> Lessing-Apotheke in der [[Schwabacher Straße 61]] stellt bis zu ihrer Schließung über viele Jahrzehnte hinweg eine Kontinuität dar.
Die Sozialtopographie und Nutzungskartierung zeigt, dass es in Block 1 viele gewerbliche Nutzungen gab. In der Hirschenstraße und Rosenstraße befand sich fast in jedem Gebäude ein Laden. In den Höfen gab es auffällig viele Spiegelglas- und Spiegelrahmenfabriken sowie Blattgold- und Metallschlägerbetriebe. Auch in Block 2 gab es Spiegelglasfabriken und darüberhinaus auch Schreinereien, Metallpapierwerke usw., die sich alle in der Sommerstraße befanden, da dort die Höfe großzügiger bemessen waren als in der Goethestraße. Dort hatte beispielsweise in der Goethestraße 4 der Spiegel- und Rahmenfabrikant Johann Georg Linz einen Betrieb, der schnell über die beschränkten Räumlichkeiten hinauswuchs und auf mehrere Nachbargrundstücke ausgeweitet werden musste, bevor der Betrieb letztlich komplett umzog. In den folgenden Jahren sind die Gebäude der Goethestraße als reine Wohngebäude eingetragen.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 38 und 72f.</ref> In Baublock 3 war anfangs noch fast jeder Hof mit einem Gewerbe ausgestattet, aber nach der Jahrhundertwende wurden die reinen Wohnhöfe häufiger. Ab den 1930er-Jahren etabliert sich die Lessingstraße als Einkaufsstraße mit einigen Läden in den Erdgeschossen. Die Betriebe wechseln häufig; nur die 1890 gegründete<ref>Schwammberger, Adolf: Fürth von A bis Z. Ein Geschichts-Lexikon, Fürth 1968, S. 26</ref> Lessing-Apotheke in der [[Schwabacher Straße 61]] stellt bis zu ihrer Schließung über viele Jahrzehnte hinweg eine Kontinuität dar.


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