Kinderheim St. Michael: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Kinderheim mit KR Will und Schwester Marie.jpg|mini|rechts|Jugendgruppe vor der Einrichtung Kinderheim St. Michael, ca. 1965]]
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'''Kinderheim St. Michael''' (KIM) war ein Kinderheim in Fürth. Es befand sich in der [[Poppenreuther Straße 13]] und wurde zum [[31. Januar]] [[2023]] als Einrichtung aufgegeben.
'''Kinderheim St. Michael''' (KIM) war ein Kinderheim in Fürth. Es befand sich in der [[Poppenreuther Straße 13]] und wurde zum [[31. Januar]] [[2023]] als Einrichtung aufgegeben.
Dessen Gebäude wurde abgerissen und inzwischen durch den Neubau des [[Azubiwohnheim Jugendwohnen Poppenreuther Straße|Azubiwohnheims "Jugendwohnen"]] ersetzt.
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war im Kinderheim auch ein Lazarett untergebracht.
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war im Kinderheim auch ein Lazarett untergebracht.


Am 1. September 1939 wurden im Waisenhaus die beiden Säle des Erdgeschosses beschlagnahmt. Nachdem das Personal und die [[Hitlerjugend]] Kartoffeln und Kohlen, die im Keller lagerten, herausgeholt hatten, richtete an dieser Stelle der Luftschutz eine Rettungsstelle ein. „Im Keller wurden Behandlungsräume für Gaskranke und Operationsräume für Verletzte eingebaut.“<ref>Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St: Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S. 9</ref> Dafür errichtete man einen Kellerzugang von der Straße her. Der kleine Saal im Erdgeschoss diente fortan als Büro- und Aufenthaltsraum der Sanitätsmannschaften. Der ehemalige Speisesaal wurde mit Betten für Verletzte ausgestattet.<ref>ebenda</ref> „Am 27. Mai 1945, dem 60. Geburtstag der Oberschwester [[Kinderheim St. Michael#Waisenhaus-Personal|Emma Wagner]], wurde der Saal, welcher frisch getüncht war, mit der Feier dieses Geburtstages wieder eingeweiht.“<ref>ebenda</ref>  
Am 1. September 1939 wurden im Waisenhaus die beiden Säle des Erdgeschosses beschlagnahmt. Nachdem das Personal und die [[Hitlerjugend]] Kartoffeln und Kohlen, die im Keller lagerten, herausgeholt hatten, richtete an dieser Stelle der Luftschutz eine Rettungsstelle ein. „Im Keller wurden Behandlungsräume für Gaskranke und Operationsräume für Verletzte eingebaut.“<ref>Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St. Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S. 9</ref> Dafür errichtete man einen Kellerzugang von der Straße her. Der kleine Saal im Erdgeschoss diente fortan als Büro- und Aufenthaltsraum der Sanitätsmannschaften. Der ehemalige Speisesaal wurde mit Betten für Verletzte ausgestattet.<ref>ebenda</ref> „Am 27. Mai 1945, dem 60. Geburtstag der Oberschwester [[Kinderheim St. Michael#Waisenhaus-Personal|Emma Wagner]], wurde der Saal, welcher frisch getüncht war, mit der Feier dieses Geburtstages wieder eingeweiht.“<ref>ebenda</ref>  


Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich zunehmend das Klientel. Während zuvor Kinder meist in finanzieller Notlage oder durch [[Heimatvertriebene|Flucht und Vertreibung]] bzw. Obdachlosigkeit oder Krankheit den Weg ins Kinderheim fanden - so kamen ab den 1960er und 1970er Jahren zunehmend Kinder aus psychischen Nöten in die Betreuung des Vereins, u. a. verursacht durch die Alkohol-, Drogen- und Medikamentensucht der Eltern bzw. der Kinder selbst.<ref>Homepage Kinderheim St. Michael, online abgerufen am 26. September 2021 | 1:33 Uhr</ref>  
Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich zunehmend das Klientel. Während zuvor Kinder meist in finanzieller Notlage oder durch [[Heimatvertriebene|Flucht und Vertreibung]] bzw. Obdachlosigkeit oder Krankheit den Weg ins Kinderheim fanden - so kamen ab den 1960er und 1970er Jahren zunehmend Kinder aus psychischen Nöten in die Betreuung des Vereins, u. a. verursacht durch die Alkohol-, Drogen- und Medikamentensucht der Eltern bzw. der Kinder selbst.<ref>Homepage Kinderheim St. Michael, online abgerufen am 26. September 2021 | 1:33 Uhr</ref>  
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* Erziehungsstelle mit 4 Plätzen
* Erziehungsstelle mit 4 Plätzen
[[Datei:Kinderheim Abriss (3).jpg|mini|rechts|Abrissarbeiten im Juli 2024]]
[[Datei:Kinderheim Abriss (3).jpg|mini|rechts|Abrissarbeiten im Juli 2024]]
[[2021]] gab der Lutherische Verein, als Eigentümer des Grundstücks, bekannt, dass ''das alte Gebäude an der Poppenreuther Straße die Ansprüche an eine zeitgemäße Jugendhilfeeinrichtung aber nicht mehr erfülle'' und abgerissen werden solle. Zusammen mit der [[WBG Fürth|WBG]] und der Kinderarche sollten hier Appartements für Auszubildende entstehen. Der endgültige Beschluss zum Abriss fiel im Februar [[2022]], der Baubeginn wurde für den Herbst des gleichen Jahres vorgesehen, musste aber dann wegen der erhöhten Baupreise verschoben werden.<ref>Alexandra Voigt: ''Kosten für Azubi-Wohnheim explodieren'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 31. August 2022</ref> Am [[31. Januar]] [[2023]] erfolgte die Übergabe des Gebäudes von der [[wikipedia:Rummelsberger Diakonie|Rummelsberger Diakonie]] an die [[WBG Fürth]]. Bis zu diesem Zeitpunkt war auch die vollständige Räumung des Komplexes erfolgt.<ref>Alexandra Voigt: ''Kinderheim St. Michael: Eine Ära ist beendet'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 18. Januar 2023</ref> Im Juli 2024 begannen die Abrissarbeiten. Anstelle des bisherigen Gebäudes soll ein Jugendwohnheim für Auszubildende aus der Region errichtet werden. Träger des neuen Wohnheims war zunächst die Diakonie. Letztere trat davon aber kurzfristig zurück. Stattdessen trat als neuer Träger die Kinderarche GmbH auf.
[[2021]] gab der Lutherische Verein, als Eigentümer des Grundstücks, bekannt, dass ''das alte Gebäude an der Poppenreuther Straße die Ansprüche an eine zeitgemäße Jugendhilfeeinrichtung aber nicht mehr erfülle'' und abgerissen werden solle. Zusammen mit der [[WBG Fürth|WBG]] und der Kinderarche sollten hier Appartements für Auszubildende entstehen. Der endgültige Beschluss zum Abriss fiel im Februar [[2022]], der Baubeginn wurde für den Herbst des gleichen Jahres vorgesehen, musste aber dann wegen der erhöhten Baupreise verschoben werden.<ref>Alexandra Voigt: ''Kosten für Azubi-Wohnheim explodieren'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 31. August 2022</ref> Am [[31. Januar]] [[2023]] erfolgte die Übergabe des Gebäudes von der [[wikipedia:Rummelsberger Diakonie|Rummelsberger Diakonie]] an die [[WBG Fürth]]. Bis zu diesem Zeitpunkt war auch die vollständige Räumung des Komplexes erfolgt.<ref>Alexandra Voigt: ''Kinderheim St. Michael: Eine Ära ist beendet'', in: [[Fürther Nachrichten]] vom 18. Januar 2023</ref> Im Juli 2024 begannen die Abrissarbeiten.
 
Anstelle des bisherigen Gebäudes wird das [[Azubiwohnheim Jugendwohnen Poppenreuther Straße|Azubiwohnheim "Jugendwohnen"]] errichtet.<ref>WBG Fürth: [https://wbg-fuerth.de/aktuelles/neues-bauprojekt-jugendwohnen Neues Bauprojekt „Jugendwohnen“] vom 26. Mai 2025</ref>
Als Träger des neuen Wohnheims war zunächst die Diakonie vorgesehen, aber sie trat davon aber kurzfristig zurück.
Stattdessen trat als neuer Träger die Arche gGmbH (ehemals Kinderarche gGmbH Fürth) auf.<ref>WBG Fürth: [https://wbg-fuerth.de/aktuelles/startschuss-f%C3%BCr-das-pilotprojekt-jugendwohnen-in-der-poppenreuther-stra%C3%9Fe Startschuss für das Pilotprojekt „Jugend­wohnen“ in der Poppenreuther Straße] vom 26. Mai 2025</ref>


==Waisenhaus-Personal<ref>Die Angaben stammen hauptsächlich aus einem Gespräch mit Dieter Kittler über persönliche Erinnerungen am 12. Oktober 2021. Dieter Kittlers Vater, Herbert Kittler, war nach dem Tod der Eltern selbst Zögling in der Einrichtung und später dort Hausmeister. Dessen Frau Georgine, Dieter Kittlers Mutter, hatte eine Anstellung als Schneiderin im Waisenhaus. Die Familie wohnte in Dieter Kittlers Kindheit im Waisenhaus. Schwester Maria Stumpf war Dieter Kittlers Patentante.</ref>==
==Waisenhaus-Personal<ref>Die Angaben stammen hauptsächlich aus einem Gespräch mit Dieter Kittler über persönliche Erinnerungen am 12. Oktober 2021. Dieter Kittlers Vater, Herbert Kittler, war nach dem Tod der Eltern selbst Zögling in der Einrichtung und später dort Hausmeister. Dessen Frau Georgine, Dieter Kittlers Mutter, hatte eine Anstellung als Schneiderin im Waisenhaus. Die Familie wohnte in Dieter Kittlers Kindheit im Waisenhaus. Schwester Maria Stumpf war Dieter Kittlers Patentante.</ref>==