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== Leben und Wirken == | == Leben und Wirken == | ||
Senta Punfud - spätere Josephthal - | Senta Punfud - spätere Josephthal - kam [[1912]] als Tochter einer gutbürgerlichen Familie in Fürth auf die Welt. Der Vater war Teilhaber einer Fahrradfabrik. In einem späteren Interview beschrieb sie ihre Kindheit in Fürth wie folgt: "''Meine Eltern besuchten die größte orthodoxe Synagoge, mein Vater ging jeden Freitagabend, meine Mutter nur an den Feiertagen, aber wir Kinder mussten natürlich immer mit. Als ich dann größer und selbstständiger war, ging ich dann nicht mehr hin''."<ref>Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset</ref> Josephthal war jedoch Mitglied in der zionistischen Bewegung und wurde in dieser Zeit bayerische Jugendmeisterin im Tennis. Als aktives Mitglied der zionistischen Jugendbewegung wurde ihr - nach eigenen Erzählungen - schnell klar, dass ihre Zukunft nicht in Fürth/Franken lag, sondern in Palästina. Nach eigenen Angaben waren insbesondere zwei Ereignisse prägend gewesen: ''Im Goethejahr 1932 wird sie von der Klasse ausgewählt, bei der Abschlussfeier am Nürnberger Mädchenlyzeum ein Gedicht zu rezitieren. Der Schulleiter lässt es aus Furcht vor Elternprotesten nicht zu. Kurze Zeit später beginnt sie an der Erlanger Uni, mit protestantischen Kommilitonen Hebräisch zu lernen: »Die waren alle so antisemitisch, dass man sich das gar nicht vorstellen konnte. Da standen breite Bänke, an denen wir zu dritt sitzen sollten. Ich saß immer allein, denn niemand war bereit, mit mir eine Bank zu teilen.« Vielleicht, so überlegt die Seniorin sarkastisch, war der frühe Antisemitismus in Franken ja auch ein Glück, denn deshalb seien viele noch rechtzeitig ausgewandert.''</br> | ||
Bereits mit 15 Jahren hatte sie begonnen, sich im jüdischen Jugendbund zu engagieren, einer Vereinigung, die sich ab 1935 der Zionistischen Jugendbewegung anschloss.<ref>Heike Tagsold: "Wir wussten, was uns erwartet ... - Senta Josephthal - Zionistin, Kibbuzgründerin, Politikerin" in: Peter Zinke (Hg.): "Nächstes Jahr im Kibbuz", Die Zionistische Ortsgruppe Nürnberg-Fürth, Hefte zur Regionalgeschichte Bd. 2, 2005 (nurinst), S. 53</ref> Nach dem Abitur belegte Senta Josephthal Rechtswissenschaften und | Bereits mit 15 Jahren hatte sie begonnen, sich im jüdischen Jugendbund zu engagieren, einer Vereinigung, die sich ab 1935 der Zionistischen Jugendbewegung anschloss.<ref>Heike Tagsold: "Wir wussten, was uns erwartet ... - Senta Josephthal - Zionistin, Kibbuzgründerin, Politikerin" in: Peter Zinke (Hg.): "Nächstes Jahr im Kibbuz", Die Zionistische Ortsgruppe Nürnberg-Fürth, Hefte zur Regionalgeschichte Bd. 2, 2005 (nurinst), S. 53</ref> Nach dem Abitur belegte Senta Josephthal Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an die Universität Erlangen, musste aber 1933 gezwungenermaßen das Studium abbrechen, wie alle jüdischen Studenten.<ref>Heike Tagsold, S. 54</ref> Daraufhin begann sie für ''[[wikipedia:Hechaluz|Hechaluz]]'' (החלוץ = der Pionier) zu arbeiten.<ref>ebenda. Jüdische Jugendliche, die aus Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten vertrieben worden waren, wurden dort aus die Auswanderung nach Palästina vorbereitet.</ref> Sie gründete die Hechaluz-Zentrale in München<ref>vgl. Juliane Wetzel: „Auswanderung in Deutschland“, in: Wolfgang Benz (Hg.): „Die Juden in Deutschland 1933-1945. Leben unter Nationalsozialistischer Herrschaft“, München 1993, S. 455</ref>, stellte Auswanderergruppen zusammen, bemühte sich um Lehrer und arbeitete in der Verbandsleitung.<ref>ebenda</ref> 1934 wechselte sie von München nach Berlin, wo sie ihren späteren Mann Georg (Giora) Josephthal kennenlernte, der dort Generalsekretär des Hachaluz war. | ||
== Emigration == | == Emigration == | ||
[[Datei:Senta und Georg Josepthal 1954.jpg|miniatur|links|Senta und Georg | [[Datei:Senta und Georg Josepthal 1954.jpg|miniatur|links|Senta und Georg Josephthal, 1954]] | ||
Vor der Emigration heiratete sie [[1936]] den in Nürnberg geborenen [[wikipedia:Georg Josephthal|Georg Josephthal]] (9. August 1912 – 23. August 1962), den sie in | Vor der Emigration heiratete sie [[1936]] den in Nürnberg geborenen [[wikipedia:Georg Josephthal|Georg Josephthal]] (9. August 1912 – 23. August 1962), den sie in Berlin kennen gelernt hatte.<ref>Renate Trautwein: Senta Josephthal, in: Bedeutende Fürther Frauen. Fürth, 2009 - S. 9</ref> Gemeinsam mit ihrem Mann arbeitete sie im Untergrund für die zionistische paramilitärische Untergrundorganisation Hagana in Palästina. Ihre Aufgabe war die Geldbeschaffung für Waffen, um sich gegen arabische Angriffe in den 1930er Jahren zu verteidigen. Dabei sammelte die Familie Josephthal Schwarzgeld bei deutschen Juden. Das Geld wurde zur Hälfte in Palästina ausgezahlt, mit der anderen Hälfte wurden Waffen in der Tschechoslowakei gekauft und über Hamburg per Schiff in Zementfässern ausgeschmuggelt nach Palästina. Den Kauf der Waffen wickelte der spätere Befreiungskrieg-Kommandant von Jerusalem David Scheatil ab. Als der Schmuggel aufflog, muss die Familie Josephthal Hals über Kopf und auf vielen Umwegen nach Palästina fliehen. Im September [[1938]] kamen sie schließlich - noch vor der Reichspogromnacht am [[9. November]] [[1938]] - in Haifa (Palästina) an und wurden in einem Kibbuz aufgenommen. Die Reichspogromnacht verfolgte Senta Josephthal im Radio und schilderte ihre ersten Eindrücke in einem Interview gegenüber Peter Zinke: ''»Das ist mit Sicherheit Gräuelpropaganda. Wir kennen die Deutschen. Die machen zwar die schrecklichsten Gesetze, aber auf der Straße Schaufenster einschlagen, Bücher verbrennen oder Menschen verprügeln, das machen die Deutschen nicht.«, so ihre Analyse zur großen Verwunderung der Umstehenden.''<ref>Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset</ref> | ||
Im Jahr [[1945]] erfolgte sehr zum Unwillen jüdischer Führungskader in Palästina die Gründung des [[wikipedia:Gal’ed|Kibbuz Gal'ed]], der sich nur aus Mitgliedern der deutschen zionistischen Jugendbewegung zusammensetzte. Insbesondere die deutsche Zusammensetzung stieß bei den polnischen und russischen Emigranten auf großen Widerstand. Senta Josephthal ließ sich davon nicht beirren und versuchte in jahrelanger Schwerstarbeit mit den Kibbuzbewohnern aus dem steinigen Boden einen landwirtschaftlichen Ertrag zu erringen - nach eigenen Angaben allerdings nur mit mäßigem Erfolg. | Im Jahr [[1945]] erfolgte sehr zum Unwillen jüdischer Führungskader in Palästina die Gründung des [[wikipedia:Gal’ed|Kibbuz Gal'ed]], der sich nur aus Mitgliedern der deutschen zionistischen Jugendbewegung zusammensetzte. Insbesondere die deutsche Zusammensetzung stieß bei den polnischen und russischen Emigranten auf großen Widerstand. Senta Josephthal ließ sich davon nicht beirren und versuchte in jahrelanger Schwerstarbeit mit den Kibbuzbewohnern aus dem steinigen Boden einen landwirtschaftlichen Ertrag zu erringen - nach eigenen Angaben allerdings nur mit mäßigem Erfolg. | ||
Senta Josephthal | Senta Josephthal trat Mitte der 1950er Jahre in die [[wikipedia:Awoda#Mapai|Mapai-Partei]] (eine marxistisch-zionistische Arbeiterpartei) ein und zog als erste deutsche Jüdin in die dritte [[wikipedia:Knesset|Knesset]] ein: "''Da waren all diese Großen vertreten, Ben Gurion, Moshe Sharett und wie sie alle hießen''".<ref>Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset</ref> Der Staatsgründer David Ben Gurion soll sie angeblich gegen ihren Willen auf einen aussichtsreichen Platz gesetzt haben mit der Begründung, sie sei eine "''Deutsche''", eine Frau und noch dazu eine Vertreterin der Kibbuzbewegung. Bereits ein Jahr später wurde Josephthal vom damaligen Finanzminister Levi Eshkol als Vertreterin des neu gegründeten Staates Israel auf die Länderkonferenz zur Wiedergutmachung und Entschädigungszahlungen an Holocaust-Opfern nach Frankfurt geschickt. Diese "Wiedergutmachungszahlungen", die unter Mitwirkung von Senta Josephthal ausgehandelt wurden, ermöglichten dem Staat Israel den weiteren Aufbau des Landes. Josephthal selbst zog sich nach nur 14 Monaten Knesset-Mitgliedschaft wieder aus der Politik zurück, da sie sich selbst dort für überflüssig hielt: "''Die haben stundenlange Reden gehalten. Ich war praktische Angelegenheiten gewohnt und fühlte mich hier überflüssig.''"<ref>Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset</ref> | ||
Im Anschluss an die Knesset erhielt sie von der Gewerkschaft eine Stelle zur Eingliederung der Neueinwanderer aus arabischen und afrikanischen Ländern. Ihr Mann Georg Josephthal | Im Anschluss an die Knesset erhielt sie von der Gewerkschaft eine Stelle zur Eingliederung der Neueinwanderer aus arabischen und afrikanischen Ländern. Ihr Mann Georg Josephthal machte dagegen politische Karriere und wurde Arbeits- und Wohnungsbauminister (1959 - 1962) in Israel. Am [[23. August]] [[1962]] wurde seine Karriere jäh beendet, er verstarb unerwartet in seinem Büro.<ref>Wikipedia: Giora Yoseftal. Online abgerufen am 24. November 2015 | 0:37 Uhr - Englische Ausgabe</ref> | ||
Senta Josephthal kam am [[1. September]] [[1976]] erneut in die Knesset. Sie kam als Nachrückerin für den am [[1. September]] [[1976]] verstorbenen Zvi Guershoni in die achte Knesset. Mit der Neuwahl [[1977]] ließ sich Senta Josephthal nicht mehr für ein Amt aufstellen, so dass ihr Amt am [[13. Juni]] [[1977]] in der Knesset endete.<ref>Wikipedia: Zvi Guershoni Online abgerufen am 24. November 2015 | 00:37 Uhr - Englische Ausgabe</ref> | Senta Josephthal kam am [[1. September]] [[1976]] erneut in die Knesset. Sie kam als Nachrückerin für den am [[1. September]] [[1976]] verstorbenen Zvi Guershoni in die achte Knesset. Mit der Neuwahl [[1977]] ließ sich Senta Josephthal nicht mehr für ein Amt aufstellen, so dass ihr Amt am [[13. Juni]] [[1977]] in der Knesset endete.<ref>Wikipedia: Zvi Guershoni Online abgerufen am 24. November 2015 | 00:37 Uhr - Englische Ausgabe</ref> | ||
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* Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset | * Peter Zinke: Sonntagsblatt-Bayern, Evang. Wochenzeitung für Bayern, Ausgabe 1-5.1.2003, Von Fürth in die Knesset | ||
* Jim G. Tobias: ''Fürtherin in der Knesset''. In: [[:Datei:Altstadtblaeddla 038 2003-2004.pdf|Altstadtbläddla Ausgabe 38 (2003-2004)]], S. 25. | * Jim G. Tobias: ''Fürtherin in der Knesset''. In: [[:Datei:Altstadtblaeddla 038 2003-2004.pdf|Altstadtbläddla Ausgabe 38 (2003-2004)]], S. 25. | ||
== Lokalberichterstattung == | |||
* Carolin Heilig: ''Berühmte Tochter der Stadt''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. Juli 2025 (Druckausgabe) | |||
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* Nürnberger Videoarchiv der Erinnerung: Senta Josephthal im Interview - [https://www.nuernberger-videoarchiv.de/Senta-Josephthal.html Website] | * Nürnberger Videoarchiv der Erinnerung: Senta Josephthal im Interview - [https://www.nuernberger-videoarchiv.de/Senta-Josephthal.html Website] | ||
* Jewish Women's Archive: Senta Josephthal - [https://jwa.org/encyclopedia/article/josephthal-senta Website (englisch)] | * Jewish Women's Archive: Senta Josephthal - [https://jwa.org/encyclopedia/article/josephthal-senta Website (englisch)] | ||
* Jim G. Tobias in: [https://www.hagalil.com/archiv/2007/11/josephthal.htm haGalil], „Golda Meirs fränkische Freundin“ mit Bildern: ''Senta Josephthal im Gespräch mit Schimon Peres'' und ''Die ehemalige Premierministerin Golda Meir und Senta Josephthal'', 2007 | |||
* [https://main.knesset.gov.il/en/MK/APPS/mk/mk-personal-details/191 Senetta Yoseftal], Mitglied der Knesset | |||
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