82.367
Bearbeitungen
K (Textersetzung - „z.B.“ durch „z. B.“) |
|||
| Zeile 20: | Zeile 20: | ||
* '''Revolutionäre Gewerkschaftsopposition''' (RGO) - eine Spezialorganisation der KPD mit dem Ziel zur "Herstellung der proletarischen Einheitsfront". Hierzu sollten die Massen ideologisch vorbereitet werden um "den morschen und faulen Bonzenapparat zum Teufel zu jagen und die Führung des Internationalen Gewerkschaftsbundes zu übernehmen"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 31. Juli 1930 - [[Anton Hausladen]] auf der Konferenz des Unterbezirks Nürnberg am 13. Juli 1930 vor ca. 40 Teilnehmern</ref>. Eine maßgebliche Rolle im Unterbezirk Nürberg-Fürth der RGO spielte der Fürther [[Anton Hausladen]], der bis zum Verbot der RGO der Bezirksleiter bzw. Organisationssekretär war. | * '''Revolutionäre Gewerkschaftsopposition''' (RGO) - eine Spezialorganisation der KPD mit dem Ziel zur "Herstellung der proletarischen Einheitsfront". Hierzu sollten die Massen ideologisch vorbereitet werden um "den morschen und faulen Bonzenapparat zum Teufel zu jagen und die Führung des Internationalen Gewerkschaftsbundes zu übernehmen"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 31. Juli 1930 - [[Anton Hausladen]] auf der Konferenz des Unterbezirks Nürnberg am 13. Juli 1930 vor ca. 40 Teilnehmern</ref>. Eine maßgebliche Rolle im Unterbezirk Nürberg-Fürth der RGO spielte der Fürther [[Anton Hausladen]], der bis zum Verbot der RGO der Bezirksleiter bzw. Organisationssekretär war. | ||
Nach der Weltwirtschaftskrise erwartete die KPD eine Zunahme der ''Bourgeoisie'' - also dem sog. "gehobenen sozialen Klassen" der Gesellschaft. Im Umkehrschluss erhoffte man sich Zulauf für die eigene Partei und deren Programmatik: "... neue, bisher im Schlepptau der bürgerlichen Parteien laufende Schichten (würden) entwurzelt und unserer Agitation zugänglich gemacht werden<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 9. Januar 1928: Arbeitsplan der KPD Bezirk Nordbayern für Januar/ Februar 1928</ref>. Die KPD müsse eine "breiteste Massenagitation" entfalten und mit den sozialdemokratischen Arbeitern eine Einheitsfront, vor allem auch in den Betrieben, herstellen unter gleichzeitiger Bekämpfung der sozialdemokratischen reformistischen Führer und Funktionäre<ref>Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischer Machtergreifung, Schriftenreihe des Stadtarchives Nürnberg Band 29, Nürnberg 1980, S. 363 f. </ref>." Insbesondere hoffte man in der Arbeiterklasse vor Ort einen Zuspruch durch die hohe Arbeitslosigkeit, Mietwucher, Steuererhöhungen und gerichtliche Eingriffe in das Streikrecht. Um die Arbeiterklasse besser zu erreichen, plante die KPD zunehmend kommunistische Aktivitäten in Belegschafts- und Gewerkschaftsversammlungen wie in Versammlungen überparteilicher Organisationen. Durch die Arbeit im Stadtrat hoffte man auf den Zuspruch der "''kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Elemente''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 9. Januar 1928: Arbeitsplan der KPD Bezirk Nordbayern für Januar/ Februar 1928</ref>. Deshalb sei die "bedeutendste Aufgabe" die Vorbereitung und Organisation von Massenkämpfen. Als Weg zu diesem Ziel sah es die KPD es als zielführend, alle Lohn- und Arbeitszeitbewegungen in ihrem Sinne zu beeinflussen und sich praktisch zur Führung der Streikbewegung zu machen. Dies entsprach der ausgegebenen Taktik des Zentralkomitee (ZK) in Moskau an die KPD, um im gegeben Augenblick vom Kampf um Lohnerhöhungen in den Kampf um die volle Staatsgewalt überzugehen<ref>Staatsarchiv Nürnberg, aus den Akten der Polizeidirektion vom 26. Januar 1928 und 4. April 1928</ref>. Der Zulauf zur KPD blieb aber nicht nur in Fürth, sondern in vielen anderen Städten aus. Zwar bewahrheiteten sich einige Annahmen, wie z.B. die hohe Arbeitslosigkeit und der Mietwucher, allerdings führte dies eher dazu, dass das sog. "''Proletariat''" zu den Nationalsozialisten statt zu den Kommunisten ging. | Nach der Weltwirtschaftskrise erwartete die KPD eine Zunahme der ''Bourgeoisie'' - also dem sog. "gehobenen sozialen Klassen" der Gesellschaft. Im Umkehrschluss erhoffte man sich Zulauf für die eigene Partei und deren Programmatik: "... neue, bisher im Schlepptau der bürgerlichen Parteien laufende Schichten (würden) entwurzelt und unserer Agitation zugänglich gemacht werden<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 9. Januar 1928: Arbeitsplan der KPD Bezirk Nordbayern für Januar/ Februar 1928</ref>. Die KPD müsse eine "breiteste Massenagitation" entfalten und mit den sozialdemokratischen Arbeitern eine Einheitsfront, vor allem auch in den Betrieben, herstellen unter gleichzeitiger Bekämpfung der sozialdemokratischen reformistischen Führer und Funktionäre<ref>Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischer Machtergreifung, Schriftenreihe des Stadtarchives Nürnberg Band 29, Nürnberg 1980, S. 363 f. </ref>." Insbesondere hoffte man in der Arbeiterklasse vor Ort einen Zuspruch durch die hohe Arbeitslosigkeit, Mietwucher, Steuererhöhungen und gerichtliche Eingriffe in das Streikrecht. Um die Arbeiterklasse besser zu erreichen, plante die KPD zunehmend kommunistische Aktivitäten in Belegschafts- und Gewerkschaftsversammlungen wie in Versammlungen überparteilicher Organisationen. Durch die Arbeit im Stadtrat hoffte man auf den Zuspruch der "''kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Elemente''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion vom 9. Januar 1928: Arbeitsplan der KPD Bezirk Nordbayern für Januar/ Februar 1928</ref>. Deshalb sei die "bedeutendste Aufgabe" die Vorbereitung und Organisation von Massenkämpfen. Als Weg zu diesem Ziel sah es die KPD es als zielführend, alle Lohn- und Arbeitszeitbewegungen in ihrem Sinne zu beeinflussen und sich praktisch zur Führung der Streikbewegung zu machen. Dies entsprach der ausgegebenen Taktik des Zentralkomitee (ZK) in Moskau an die KPD, um im gegeben Augenblick vom Kampf um Lohnerhöhungen in den Kampf um die volle Staatsgewalt überzugehen<ref>Staatsarchiv Nürnberg, aus den Akten der Polizeidirektion vom 26. Januar 1928 und 4. April 1928</ref>. Der Zulauf zur KPD blieb aber nicht nur in Fürth, sondern in vielen anderen Städten aus. Zwar bewahrheiteten sich einige Annahmen, wie z. B. die hohe Arbeitslosigkeit und der Mietwucher, allerdings führte dies eher dazu, dass das sog. "''Proletariat''" zu den Nationalsozialisten statt zu den Kommunisten ging. | ||
Im Juli [[1931]] wurden die Ortsgruppen aufgefordert, in den bis dahin vernachlässigten Industrien die "Schaffung starker Betriebsgruppen der RGO ... sofort durchzuführen". Eine dieser "''vernachlässigten Industrien''" war neben der Glasindustrie die Rheinisch-Westfälischen Sprenstoff AG in Stadeln ([[Dynamit-Nobel]]). Auch hier war wieder das Ziel, durch Teilstreiks als wichtigste Waffe des Klassenkampfes den Generalstreik anzustreben. Der Generalstreik würde zwar nach eigenen Aussagen nicht den bewaffneten Aufstand ersetzen, jedoch stelle er "''in einer akut revolutiären Situation die Vorstufe des Aufstandes''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, aus den Akten der Polizeidirektion vom 28. Oktober 1932</ref> dar. | Im Juli [[1931]] wurden die Ortsgruppen aufgefordert, in den bis dahin vernachlässigten Industrien die "Schaffung starker Betriebsgruppen der RGO ... sofort durchzuführen". Eine dieser "''vernachlässigten Industrien''" war neben der Glasindustrie die Rheinisch-Westfälischen Sprenstoff AG in Stadeln ([[Dynamit-Nobel]]). Auch hier war wieder das Ziel, durch Teilstreiks als wichtigste Waffe des Klassenkampfes den Generalstreik anzustreben. Der Generalstreik würde zwar nach eigenen Aussagen nicht den bewaffneten Aufstand ersetzen, jedoch stelle er "''in einer akut revolutiären Situation die Vorstufe des Aufstandes''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, aus den Akten der Polizeidirektion vom 28. Oktober 1932</ref> dar. | ||
== KPD-Verbot zur Zeit des Nationalsozialismus == | == KPD-Verbot zur Zeit des Nationalsozialismus == | ||
Die Nationalsozialisten zählten Kommunisten und Sozialisten zu ihren "''Hauptfeinden''". Durch die Reichtagsbrandordnung vom [[28. Februar]] [[1933]] wurde die systematische Verfolgung der Kommunisten legitimiert, welche die KPD als staatsfeindlich darstellte und diese verbot. In Fürth gab es Anfang [[1933]] ca. 150 Mitglieder in der KPD Ortsgruppe. Schon kurz nach der Machtergreifung erfolgten die ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von KPD Mitgliedern. Bereits Anfang März wurden die ersten KPD Mitglieder verhaftet und nach Dachau verschleppt, so z.B. [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Am [[3. März]] [[1933]] wurde das Fürther KPD Büro in der [[Königstraße 26 (ehemals)|Königstraße 26]] durchsucht und von der Polizei geschlossen. Eine Versammlung für den folgenden Tag im [[Geismannsaal]] am [[4. März]] [[1933]] mit dem ehem. ZK Mitglied und ehem. Reichtstagsabgeordneten Hermann Remmele wurde abgesagt.<ref>Anmerkung: Bedingt durch die stalinistischen Säuberungsaktionen wurde Remmele am 7. März 1933 in Moskau verhaftet und noch am gleichen Tag zum Tode verurteilt. Die Erschießung fand ebenfalls noch am gleichen Tag statt.</ref> | Die Nationalsozialisten zählten Kommunisten und Sozialisten zu ihren "''Hauptfeinden''". Durch die Reichtagsbrandordnung vom [[28. Februar]] [[1933]] wurde die systematische Verfolgung der Kommunisten legitimiert, welche die KPD als staatsfeindlich darstellte und diese verbot. In Fürth gab es Anfang [[1933]] ca. 150 Mitglieder in der KPD Ortsgruppe. Schon kurz nach der Machtergreifung erfolgten die ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von KPD Mitgliedern. Bereits Anfang März wurden die ersten KPD Mitglieder verhaftet und nach Dachau verschleppt, so z. B. [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Am [[3. März]] [[1933]] wurde das Fürther KPD Büro in der [[Königstraße 26 (ehemals)|Königstraße 26]] durchsucht und von der Polizei geschlossen. Eine Versammlung für den folgenden Tag im [[Geismannsaal]] am [[4. März]] [[1933]] mit dem ehem. ZK Mitglied und ehem. Reichtstagsabgeordneten Hermann Remmele wurde abgesagt.<ref>Anmerkung: Bedingt durch die stalinistischen Säuberungsaktionen wurde Remmele am 7. März 1933 in Moskau verhaftet und noch am gleichen Tag zum Tode verurteilt. Die Erschießung fand ebenfalls noch am gleichen Tag statt.</ref> | ||
Zu den Reichstagswahlen durfte die KPD noch antreten, auch wenn schon ein Verbot ausgesprochen war. In Fürth erhielt die KPD am [[5. März]] [[1933]] 5003 Stimmen, das entsprach knapp 10 % der Wählerstimmen. Nur kurze Zeit später erfolgte die sog. "''Gleichschaltung''" durch die [[NSDAP|Nationalsozialisten]], die einherging mit dem Verbot aller kommunistischen und sozialistischen Organisationen und Parteien. Noch in der Nacht vom 10. auf den [[11. März]] [[1933]] erließ der Bay. kommisarische Innenminister und NSDAP Gauleiter von München, Adolf Wagner, die Auflösung und "''Inschutzhaftnahme sämtlicher kommunistischen Funktionäre''". Die MSPD (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands - die heutige SPD) sollte zunächst noch unangetastet bleiben.<ref>Hartmut Mehringer und Martin Broszat: Bayern in der NS-Zeit - Band 5, Oldenburg Verlag München 1983, S. 340 f.</ref> An diesem Tag wurden insgesamt 20 Kommunisten verhaftet - bis Ende [[1933]] waren es über 100 Verhaftungen. [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]] wurden einen Monat später nach Dachau verschleppt und ermordet. Beide gelten als eine der ersten Opfer des Naziterrors in Dachau. | Zu den Reichstagswahlen durfte die KPD noch antreten, auch wenn schon ein Verbot ausgesprochen war. In Fürth erhielt die KPD am [[5. März]] [[1933]] 5003 Stimmen, das entsprach knapp 10 % der Wählerstimmen. Nur kurze Zeit später erfolgte die sog. "''Gleichschaltung''" durch die [[NSDAP|Nationalsozialisten]], die einherging mit dem Verbot aller kommunistischen und sozialistischen Organisationen und Parteien. Noch in der Nacht vom 10. auf den [[11. März]] [[1933]] erließ der Bay. kommisarische Innenminister und NSDAP Gauleiter von München, Adolf Wagner, die Auflösung und "''Inschutzhaftnahme sämtlicher kommunistischen Funktionäre''". Die MSPD (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands - die heutige SPD) sollte zunächst noch unangetastet bleiben.<ref>Hartmut Mehringer und Martin Broszat: Bayern in der NS-Zeit - Band 5, Oldenburg Verlag München 1983, S. 340 f.</ref> An diesem Tag wurden insgesamt 20 Kommunisten verhaftet - bis Ende [[1933]] waren es über 100 Verhaftungen. [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]] wurden einen Monat später nach Dachau verschleppt und ermordet. Beide gelten als eine der ersten Opfer des Naziterrors in Dachau. | ||