Industrialisierung in Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Paradebeispiel für die typische Entwicklung eines Handwerksbetriebs zu einer weltweit agierenden Firma ist die [[Bilderbücherfabrik Löwensohn]]. [[Gerson Löwensohn]], der eigentlich Gürtler gelernt hatte, bekam [[1844]] die Lizenz für eine Kupferdruckerei. Ab [[1856]] stellte die Firma auch Bilderbögen, sowie Kinder- und Bilderbücher her. Ursprünglich in der [[Sterngasse]], der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße]], angesiedelt, verlegte man [[1876]] die Produktion in das neue, geräumigere Viertel hinter dem Rathaus. Dort hatten die Löwensohns die Möglichkeit, eine durch einen Gasmotor betriebene Schnelldruckpresse zu installieren und vollzogen damit den Schritt vom Handbetrieb zur industriellen Fertigung. Als [[1894]] das 50-jährige Firmenjubiläum gefeiert wurde, hielt [[Bernhard Löwensohn]] eine bemerkenswerte Rede, in der er den Werdegang der Firma beschrieb. Zur Inbetriebnahme der ersten Schnellpresse meinte er: ''Anstatt einer täglichen Leistung von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen ... Aber auch an den Arbeiter selbst traten durch Einführung der Maschine andere Ansprüche heran. Die physische Leistung, die Arbeit mit den Muskeln wurde geringer, dagegen war die Aufmerksamkeit, die Intelligenz, die Gewissenhaftigkeit und die Zuverlässigkeit eine Vorbedingung zu gutem Betriebe derselben. Die Maschine ist ein Ungetüm, das mechanisch darauf los arbeitet, mehr Schaden anrichtend wie Nutzen ... ohne Führung eines energischen, tatkräftigen und schnelldenkenden Arbeiters.''<ref>150 Jahre Pestalozzi-Verlag, Pestalozzi-Verlag, Erlangen 1994</ref>
Ein Paradebeispiel für die typische Entwicklung eines Handwerksbetriebs zu einer weltweit agierenden Firma ist die [[Bilderbücherfabrik Löwensohn]]. [[Gerson Löwensohn]], der eigentlich Gürtler gelernt hatte, bekam [[1844]] die Lizenz für eine Kupferdruckerei. Ab [[1856]] stellte die Firma auch Bilderbögen, sowie Kinder- und Bilderbücher her. Ursprünglich in der [[Sterngasse]], der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße]], angesiedelt, verlegte man [[1876]] die Produktion in das neue, geräumigere Viertel hinter dem Rathaus. Dort hatten die Löwensohns die Möglichkeit, eine durch einen Gasmotor betriebene Schnelldruckpresse zu installieren und vollzogen damit den Schritt vom Handbetrieb zur industriellen Fertigung. Als [[1894]] das 50-jährige Firmenjubiläum gefeiert wurde, hielt [[Bernhard Löwensohn]] eine bemerkenswerte Rede, in der er den Werdegang der Firma beschrieb. Zur Inbetriebnahme der ersten Schnellpresse meinte er: ''Anstatt einer täglichen Leistung von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen ... Aber auch an den Arbeiter selbst traten durch Einführung der Maschine andere Ansprüche heran. Die physische Leistung, die Arbeit mit den Muskeln wurde geringer, dagegen war die Aufmerksamkeit, die Intelligenz, die Gewissenhaftigkeit und die Zuverlässigkeit eine Vorbedingung zu gutem Betriebe derselben. Die Maschine ist ein Ungetüm, das mechanisch darauf los arbeitet, mehr Schaden anrichtend wie Nutzen ... ohne Führung eines energischen, tatkräftigen und schnelldenkenden Arbeiters.''<ref>150 Jahre Pestalozzi-Verlag, Pestalozzi-Verlag, Erlangen 1994</ref>


In den Jahren zwischen [[1895]] und [[1907]] erhöhte sich die Zahl der industriellen Betriebe noch einmal enorm. Es entwickelten sich dabei immer mehr Großbetriebe und obwohl sie [[1907]] mit einer Anzahl von 69 nur 2% der Betriebe ausmachten, hatten sie mit 7.669 doch 35% der Beschäftigten. Die Tendenz der für den Export arbeitenden Gewerbe ging dabei weg von der Textilverarbeitung hin zur Spiegelglasherstellung, der Metallverarbeitung, hier insbesondere die Brokat-, Bronze- und Bronzefarbenherstellung, und zu Holz- und Schnitzstoffen. So stellt Hans Moser fest: ''Am konsequentesten wurde der Übergang von meisterlichen, häufig verlegten Kleinbetrieben hin zu leistungsfähigen Mittel- und Großbetrieben in der Spiegelglas- und Spiegelindustrie vollzogen, daneben aber auch in der Buntpapier- und Bronzefarbenherstellung sowie im Braugewerbe''.<ref>Hans Moser: Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Fürth im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit Erlangen/Nürnberg 1976, S. 92</ref> Daneben wuchsen auch viele andere Branchen und veränderten dabei vielfach die Schwerpunkte ihrer Produktion. So fertigten die Spielwarenfabriken immer weniger Holz- und dafür mehr Blechspielzeug. Blechformen konnten mit Stanzmaschinen schnell und exakt ausgeschnitten und mit Heftmaschinen leicht zusammengefügt werden. Blechdruckmaschinen lösten das langwierige Lackieren ab. So entstanden Brummkreisel, Kindertrompeten, blecherne Puppenküchen und das sehr beliebte mechanische Spielzeug, das mit einem Schlüssel aufgezogen wurde und sich dann in vielfältiger Weise bewegte. Ein Beispiel ist hier die Firma [[GAMA]] von Georg Adam Mangold, die im Jahr [[1881]] gegründet wurde. Ohne die bedeutenden Fürther Großhandelshäuser, z. B. [[Exporthaus Kohnstam|Kohnstam]], [[Nürnberger Straße 91, 93, 95|Borgfeldt]] oder [[Kurgartenstraße 1; Nürnberger Straße 129|Berlin]], hätte die Fürther Spielwarenindustrie mit den vielen kleinen Betrieben nicht funktionieren können.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=213}}</ref>
In den Jahren zwischen [[1895]] und [[1907]] erhöhte sich die Zahl der industriellen Betriebe noch einmal enorm. Es entwickelten sich dabei immer mehr Großbetriebe und obwohl sie [[1907]] mit einer Anzahl von 69 nur 2% der Betriebe ausmachten, hatten sie mit 7.669 doch 35% der Beschäftigten. Die Tendenz der für den Export arbeitenden Gewerbe ging dabei weg von der Textilverarbeitung hin zur Spiegelglasherstellung, der Metallverarbeitung, hier insbesondere die Brokat-, Bronze- und Bronzefarbenherstellung, und zu Holz- und Schnitzstoffen. So stellt Hans Moser fest: ''Am konsequentesten wurde der Übergang von meisterlichen, häufig verlegten Kleinbetrieben hin zu leistungsfähigen Mittel- und Großbetrieben in der Spiegelglas- und Spiegelindustrie vollzogen, daneben aber auch in der Buntpapier- und Bronzefarbenherstellung sowie im Braugewerbe''.<ref>Hans Moser: Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Fürth im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit Erlangen/Nürnberg 1976, S. 92</ref> Daneben wuchsen auch viele andere Branchen und veränderten dabei vielfach die Schwerpunkte ihrer Produktion. So fertigten die Spielwarenfabriken immer weniger Holz- und dafür mehr Blechspielzeug. Blechformen konnten mit Stanzmaschinen schnell und exakt ausgeschnitten und mit Heftmaschinen leicht zusammengefügt werden. Blechdruckmaschinen lösten das langwierige Lackieren ab. So entstanden Brummkreisel, Kindertrompeten, blecherne Puppenküchen und das sehr beliebte mechanische Spielzeug, das mit einem Schlüssel aufgezogen wurde und sich dann in vielfältiger Weise bewegte. Ein Beispiel ist hier die Firma [[GAMA]] von Georg Adam Mangold, die im Jahr [[1881]] gegründet wurde. Ohne die bedeutenden Fürther Großhandelshäuser, z. B. [[Exporthaus Kohnstam|Kohnstam]], [[Nürnberger Straße 91, 93, 95|Borgfeldt]] oder [[Kurgartenstraße 1, Nürnberger Straße 129|Berlin]], hätte die Fürther Spielwarenindustrie mit den vielen kleinen Betrieben nicht funktionieren können.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=213}}</ref>


Im wirtschaftlichen Aufschwung der ''Gründerzeit'' fand auch eine Konzentration bei den Fürther Brauereien statt. Fünf Brauereien setzten sich durch und wurden zu industriellen Großbetrieben: [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Geismann Brauerei|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Evora & Meyer|Evora]] und [[Bergbräu|Mailaender]].
Im wirtschaftlichen Aufschwung der ''Gründerzeit'' fand auch eine Konzentration bei den Fürther Brauereien statt. Fünf Brauereien setzten sich durch und wurden zu industriellen Großbetrieben: [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Geismann Brauerei|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Evora & Meyer|Evora]] und [[Bergbräu|Mailaender]].