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''' | '''Quecksilber''' (griech. ύδράργυρος „flüssiges Silber“, davon abgeleitet das lateinische Wort ''hydrargyrum'' (Hg), Name gegeben von Dioskurides; engl. Mercury) ist ein chemisches Element im Periodensystem der Elemente mit dem Symbol Hg und der Ordnungszahl 80. Es ist das einzige Metall und neben Brom das einzige Element, das bei Normalbedingungen flüssig ist. Aufgrund seiner hohen Oberflächenspannung benetzt Quecksilber seine Unterlage nicht, sondern bildet wegen seiner starken Kohäsion linsenförmige Tropfen. Aufgrund seines hohen Dampfdrucks verdampfen schon bei Raumtemperatur stets geringe Mengen Quecksilber. Diese Dämpfe sind stark giftig.<ref>{{Quelle Wikipedia|Quecksilber}}</ref> | ||
== Quecksilber und Fürth == | == Quecksilber und Fürth == | ||
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Im Mai 1984 veröffentlichte das Chemische Untersuchungsamt Nürnberg den 1. Immissionsmessbericht, demzufolge im "[[Kavierlein]]" neben anderen Schwermetallen Quecksilber gefunden wurde, da das Gelände als Mülldeponie verwendet worden war. | Im Mai 1984 veröffentlichte das Chemische Untersuchungsamt Nürnberg den 1. Immissionsmessbericht, demzufolge im "[[Kavierlein]]" neben anderen Schwermetallen Quecksilber gefunden wurde, da das Gelände als Mülldeponie verwendet worden war. | ||
Bei Umräumarbeiten entdeckten Mitarbeiter der Evangelischen [[Bahnhofsmission]] im Jahre [[1987]] in der [[Ottostraße 6]] aus der Decke tropfendes Quecksilber. Die Feuerwehr räumte den Fehlboden aus und die Stadt bestätigte der Bahnhofsmission, dass der Raum nun in Ordnung sei und als Wohn- und Schlafraum für Obdachlose verwendet werden könne. | Bei Umräumarbeiten entdeckten Mitarbeiter der Evangelischen [[Bahnhofsmission Fürth|Bahnhofsmission]] im Jahre [[1987]] in der [[Ottostraße 6]] aus der Decke tropfendes Quecksilber. Die Feuerwehr räumte den Fehlboden aus und die Stadt bestätigte der Bahnhofsmission, dass der Raum nun in Ordnung sei und als Wohn- und Schlafraum für Obdachlose verwendet werden könne. | ||
[[Datei:Schätzung Amtshaus 1935 36.jpg|mini|Das Dokument belegt, dass die Belastung des "Amtshauses" am Kohlenmarkt schon 1935 bekannt war. Erst 1989 zog die Stadtverwaltung Konsequenzen.]] | [[Datei:Schätzung Amtshaus 1935 36.jpg|mini|Das Dokument belegt, dass die Belastung des "Amtshauses" am Kohlenmarkt schon 1935 bekannt war. Erst 1989 zog die Stadtverwaltung Konsequenzen.]] | ||
Obwohl die Quecksilberbelastungen seit langem bekannt waren, gab erst im März 1989 das Hochbauamt bei der Landesgewerbeanstalt (LGA) Quecksilber-Messungen im Rückgebäude des (damals sogenannten) [[Hirschenstraße 2, Kohlenmarkt 3|Amtshauses]] (am Kohlenmarkt) in Auftrag. Erste Messungen ergeben hohe Werte, die auch in weiteren Kontrolluntersuchungen bestätigt wurden. Im Mai 1989 wurden zwei Räume im Hinterhaus des Amtshauses geräumt (Zimmer 120 u. 217), weitere Räume folgten. | Obwohl die Quecksilberbelastungen seit langem bekannt waren, gab erst im März 1989 das Hochbauamt bei der Landesgewerbeanstalt (LGA) Quecksilber-Messungen im Rückgebäude des (damals sogenannten) [[Hirschenstraße 2, Kohlenmarkt 3|Amtshauses]] (am Kohlenmarkt) in Auftrag. Erste Messungen ergeben hohe Werte, die auch in weiteren Kontrolluntersuchungen bestätigt wurden. Im Mai 1989 wurden zwei Räume im Hinterhaus des Amtshauses geräumt (Zimmer 120 u. 217), weitere Räume folgten. | ||
Im Juni 1989 stellte der Amtsarzt bei verschiedenen Beschäftigten erhöhte Quecksilberwerte fest, aus arbeitsmedizinischer Sicht müssten seiner Meinung nach die belasteten Räume saniert werden. Im Juni 1989 wurden die Mitarbeiter im Amtshaus offiziell über die Hg-Belastung informiert. Forderungen der Mitarbeiter nach einer Umsetzung in andere Räume wurden laut. Im Juli 1989 mussten im Vordergebäude des Amtshauses in einigen Räumen ähnlich hohe Werte wie im Hinterhaus festgestellt werden. Im Boden eines Raumes von Zimmer 119 wurde der sehr hohe Wert von 2500 mg/kg gemessen. Gleichfalls im Juli 1989 schaltete der Personalrat den Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband ein. Das Direktorium verfügte den Umzug einiger Dienststellen zum [[Kirchenplatz]]. Während im August 1989 das Arbeits- und Sozialmedizinische Institut der Universität Erlangen "keine alarmierenden Werte" bei den Angestellten fand, forderte im September 1989 die LGA eine sofortige Umsetzung der Mitarbeiter sowie sofortige Sanierungsmaßnahme. Am 30. November 1989 lag dem Umweltausschuss des Stadtrates ein Bericht über die Hg-Belastung im sog. Amtshaus vor. | Im Juni 1989 stellte der Amtsarzt bei verschiedenen Beschäftigten erhöhte Quecksilberwerte fest, aus arbeitsmedizinischer Sicht müssten seiner Meinung nach die belasteten Räume saniert werden. Im Juni 1989 wurden die Mitarbeiter im Amtshaus offiziell über die Hg-Belastung informiert. Forderungen der Mitarbeiter nach einer Umsetzung in andere Räume wurden laut. Im Juli 1989 mussten im Vordergebäude des Amtshauses in einigen Räumen ähnlich hohe Werte wie im Hinterhaus festgestellt werden. Im Boden eines Raumes von Zimmer 119 wurde der sehr hohe Wert von 2500 mg/kg gemessen. Gleichfalls im Juli 1989 schaltete der Personalrat den Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband ein. Das Direktorium verfügte den Umzug einiger Dienststellen zum [[Kirchenplatz]]. Während im August 1989 das Arbeits- und Sozialmedizinische Institut der Universität Erlangen "keine alarmierenden Werte" bei den Angestellten fand, forderte im September 1989 die LGA eine sofortige Umsetzung der Mitarbeiter sowie sofortige Sanierungsmaßnahme. Am 30. November 1989 lag dem Umweltausschuss des Stadtrates ein Bericht über die Hg-Belastung im sog. Amtshaus vor. | ||
[[Die Grünen]] | [[Bündnis 90/Die Grünen]] informierten im Januar 1990 in einer Veranstaltung mit Prof. [[Wikipedia:Armin Weiß|Armin Weiß]] über die Quecksilber-Belastung im Amtshaus und in mindestens 30 weiteren Gebäuden der Stadt: Im Januar 1990 gab die Stadt die „verbindliche Zusage“ für den Umzug von Ordnungsamt und Versicherungsamt in das Gebäude [[Kirchenplatz 2]] zum 19. Februar 1990. | ||
Im Februar 1990 lag ein Gutachten des „Instituts für Umweltanalytik zu den Bodenuntersuchungen“ auf dem Gelände des Kohlenmarkts 3 vor: der Boden müsse saniert werden, da der Austrag von Quecksilber ins Grundwasser sehr wahrscheinlich sei. Das Gewerbeaufsichtamt verbot zur selben Zeit, Schwangere und Jugendliche im Amtshaus Kohlenmarkt zu beschäftigen. | Im Februar 1990 lag ein Gutachten des „Instituts für Umweltanalytik zu den Bodenuntersuchungen“ auf dem Gelände des Kohlenmarkts 3 vor: der Boden müsse saniert werden, da der Austrag von Quecksilber ins Grundwasser sehr wahrscheinlich sei. Das Gewerbeaufsichtamt verbot zur selben Zeit, Schwangere und Jugendliche im Amtshaus Kohlenmarkt zu beschäftigen. | ||
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Von den 30 bis dahin gemessenen Gebäuden seine 23 hoch belastet. Im Dezember 1991 waren die Untersuchung abgeschlossen, am 30. Januar 1992 wurden dem Umweltausschuss die Ergebnisse vorgestellt. In acht der 23 als hochbelastet festgestellten Gebäude befanden sich Wohnungen. | Von den 30 bis dahin gemessenen Gebäuden seine 23 hoch belastet. Im Dezember 1991 waren die Untersuchung abgeschlossen, am 30. Januar 1992 wurden dem Umweltausschuss die Ergebnisse vorgestellt. In acht der 23 als hochbelastet festgestellten Gebäude befanden sich Wohnungen. | ||
Am 30. Juni 1992 kam es zu einer Besprechung der Stadtverwaltung mit dem [[Wikipedia:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz|StMLU]], zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit | Am 30. Juni 1992 kam es zu einer Besprechung der Stadtverwaltung mit dem [[Wikipedia:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz|StMLU]], zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit 40 bis 50 zu sanierenden Anwesen. Am 16. Juli 1992 erfolgte ein weiterer Bericht vor dem Umweltausschuss: es müssten noch 100 Häuser einer Messung unterzogen werden. | ||
Am 4. März 1993 beriet der Umweltausschuss die Verträge für die Modellstudie im nichtöffentlichen Teil und am 10. März 1993 beschloss der Stadtrat den Vertrag für die Modellstudie zur Sanierung von zwei Häusern ([[Blumenstraße 16]] und [[Blumenstraße 18]]). Im Mai 1993 begannen in der Blumenstraße 16 und 18 die Sanierungsmaßnahmen. | Am 4. März 1993 beriet der Umweltausschuss die Verträge für die Modellstudie im nichtöffentlichen Teil und am 10. März 1993 beschloss der Stadtrat den Vertrag für die Modellstudie zur Sanierung von zwei Häusern ([[Blumenstraße 16]] und [[Blumenstraße 18]]). Im Mai 1993 begannen in der Blumenstraße 16 und 18 die Sanierungsmaßnahmen. | ||
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Ab etwa 1995 verschwand die Quecksilberbelastung weitgehend aus den Schlagzeilen. Ob tatsächlich alle kontaminierten Gebäude saniert wurden, ist unklar.<ref>Quelle für die Darstellung 1982 bis 1993: [[Helga Krause]]: [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/HG4.pdf Quecksilber-Chronologie] (PDF). Fürth 1995.</ref> | Ab etwa 1995 verschwand die Quecksilberbelastung weitgehend aus den Schlagzeilen. Ob tatsächlich alle kontaminierten Gebäude saniert wurden, ist unklar.<ref>Quelle für die Darstellung 1982 bis 1993: [[Helga Krause]]: [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/HG4.pdf Quecksilber-Chronologie] (PDF). Fürth 1995.</ref> | ||
Im Gebäude [[Gustavstraße 44]] ist man erst 2021 auf Quecksilberrückstände gestoßen. Seitdem wird dieses Gebäude aufwendig saniert. Da es unter [[Denkmalschutz]] steht, darf es nicht abgerissen werden. Das bestehende Fachwerkhaus muss bis auf die Außenfassade zurückgebaut werden.<ref>''Quecksilbersanierung in der Gustavstraße''. In: [[Fokus Fürth]], Franken Fernsehen, TVF Fernsehen in Franken Programm GmbH, Nürnberg, vom 17. April 2025, aufgerufen am 20. Oktober 2025 - | |||
[https://www.frankenfernsehen.tv/mediathek/video/fokus-fuerth-quecksilbersanierung-in-der-gustavstrasse/ online]</ref> | |||
Aber alle Gebäude, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren, mussten und müssen aufgrund der Quecksilberverseuchung saniert werden. | Aber alle Gebäude, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren, mussten und müssen aufgrund der Quecksilberverseuchung saniert werden. | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
*[[Spiegelfabriken]] | * [[Spiegelfabriken]] | ||
*[[Anwesen mit eventueller Quecksilberbelastung]] | * [[Anwesen mit eventueller Quecksilberbelastung]] | ||
* [[Wikipedia:Quecksilber|Quecksilber]] ''(Wikipedia)'' | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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<references /> | <references /> | ||
[[Kategorie: Geschichte]] | [[Kategorie:Geschichte]] | ||
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