Benutzerin:Roselie/Frauenwahlrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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Von 1850 bis 1918 galt das feudale '''[[Wikipedia:Dreiklassenwahlrecht|Dreiklassenwahlrecht]],''' das nur wohlhabenden mindestens einjährig steuerpflichtigen Männern mit Bürgerrechten die Teilhabe an Wahlen zugestand<ref>https://www.bpb.de/kurzknapp/lexika/politiklexikon/17367/dreiklassenwahlrecht</ref>
Von 1850 bis 1918 galt das feudale '''[[Wikipedia:Dreiklassenwahlrecht|Dreiklassenwahlrecht]],''' das nur wohlhabenden mindestens einjährig steuerpflichtigen Männern mit Bürgerrechten die Teilhabe an Wahlen zugestand<ref>https://www.bpb.de/kurzknapp/lexika/politiklexikon/17367/dreiklassenwahlrecht</ref>
Für Frauen sah die Gemeindeordnung in dem [[rechtsrheinischen Bayern]] [[1869]] eine Teilnahme an Wahlen nur sehr selten vor. Das [[Wikipedia:Bürgerrecht|Bürgerrecht]] konnten nur ledige  verwitwete oder geschiedene Frauen, die ein besteuertes Wohnhaus besaßen, beantragen. Das nun erhaltene [[Stimmrecht]] musste jedoch stellvertretend von einem Mann ausgeführt werden.<ref>Buch Geschichte der Frauen in Mittelfranken Alltag, Personen Orte Gaby Franger und Nadja Bennewitz S. 289</ref>]]
Für Frauen sah die Gemeindeordnung in dem [[rechtsrheinischen Bayern]] [[1869]] eine Teilnahme an Wahlen nur sehr selten vor. Das [[Wikipedia:Bürgerrecht|Bürgerrecht]] konnten nur ledige  verwitwete oder geschiedene Frauen, die ein besteuertes Wohnhaus besaßen, beantragen. Das nun erhaltene [[Stimmrecht]] musste jedoch stellvertretend von einem Mann ausgeführt werden.<ref>Buch Geschichte der Frauen in Mittelfranken Alltag, Personen Orte Gaby Franger und Nadja Bennewitz S. 289</ref>]]
Das [[Wikipedia:Reichstagswahlgesetz|Reichstagswahlgesetz]] trat am [[30. November 1918]] in Kraft. Das '''[[Wikipedia:Verhältniswahlrecht|Verhältniswahlrecht]]''' wurde eingeführt.
Das Reichstagswahlgesetz trat am [[30. November 1918]] in Kraft. Das '''Verhältniswahlrecht''' wurde eingeführt.
Das Alter für das '''[[Wikipedia:Aktive Wahlrecht|Aktive Wahlrecht]]''' - [[das Recht zu wählen - wurde für alle Frauen und Männer von 25 Jahren auf 20 Jahre am Wahltag herabgesetzt]].  
Das Alter für das Aktive Wahlrecht - das Recht zu wählen - wurde für alle Frauen und Männer von 25 Jahren auf 20 Jahre am Wahltag herabgesetzt. Das Passive Wahlrecht - regelte das Recht sich auf der Wahlliste einer Partei zur Wahl zu stellen.
Für das '''[[Wikipedia:Passive Wahlrecht|Passive Wahlrecht]]'''  - das Recht sich auf der Wahlliste einer Partei zur Wahl zu stellen - war die Voraussetzung am Wahltag mindestens das 20. Lebensjahr erreicht zu haben.  
Das Verbot an Wahlen teilzunehmen, ein Wahlrechtsentzug konnte durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte sowie dem Vorliegen von Entmündigung oder der Einschaltung eines Vormunds durch Richterlichen Beschluss vollzogen werden.
Voraussetzung für die jeweilige Wahl war eine eine mindestens einjährige Aufenthaltsdauer im Deutschen Reich oder in Bayern, bzw. in der Gemeinde.
Das Staatministerium der Justiz veröffentlichte am 31. Dezember folgende Bekanntmachung:
Zu einem [[Wikipedia:Wahlrechtsentzug|Wahlrechtsentzug]] kam es durch das Vorliegen der Entmündigung oder die Einschaltung eines Vormunds oder durch das Abhanden kommen der [[Wikipedia:Bürgerliche Ehrenrechte|Bürgerlichen Ehrenrechte durch Richterlichen Entzug.
"Nach konnte es durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte, dem Vorliegen von Entmündigung oder die Einschaltung  
 
'''Die Zahl der Wahlberechtigten zu früheren Wahlen hatte sich verdreifacht'''
 
Bereits 2 Monate nach Ausrufung des neuen Wahlrechts hatten die Wahlberechtigten bereits am [[12. Januar 1919]] bei der Landtagwahl Bayern, eine Woche später, am [[19.Januar 1919 ]], bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung und am [[15.Juni 1919]] bei den [[Kreis-Gemeindewahlen]] die Möglichkeit von Ihrem neuen Mitbestimmungsrecht Gebrauch zu machen. <br>
 


'''Die [[Wikipedia:Frauenbewegung in Deutschland|Frauenbewegung in Deutschland]], organisiert in [[Wikipedia:Frauenverein|Frauenvereinen]], forderte seit dem [[19. Jahrhundert]] [[Wikipedia:gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe|gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe.]]'''<br>
'''Die [[Wikipedia:Frauenbewegung in Deutschland|Frauenbewegung in Deutschland]], organisiert in [[Wikipedia:Frauenverein|Frauenvereinen]], forderte seit dem [[19. Jahrhundert]] [[Wikipedia:gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe|gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe.]]'''<br>
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''Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen das [[Aktive Wahlrecht]] - das Recht zu wählen sowie das [[Passive Wahlrecht]] - das Recht gewählt zu werden zugestanden wird, wurde von [[Frauenvereinen]] und ihren Verbänden, sozialen Bewegungen, Parteien - besonders der SPD - über viele Jahre schwer erkämpft.''<ref>https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht/</ref>  
''Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen das [[Aktive Wahlrecht]] - das Recht zu wählen sowie das [[Passive Wahlrecht]] - das Recht gewählt zu werden zugestanden wird, wurde von [[Frauenvereinen]] und ihren Verbänden, sozialen Bewegungen, Parteien - besonders der SPD - über viele Jahre schwer erkämpft.''<ref>https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht/</ref>  


Nach nur 2 Monaten am [[12. Januar 1919]] fanden die [[Wikipedia:Bayerische Landtagswahl1919|Bayerische Landtagswahl]], eine Woche später, am [[19.Januar 1919 ]], die [[Wahl zur Deutschen Nationalversammlung] 1919|Wahl zur Deutschen Nationalversammlung]] und am [[15.Juni 1919]] die [[Kreis-Gemeindewahlen]] statt.<br>
'''Die Zahl der Wahlberechtigten hat sich durch die neue Gesetzesregelung vom 12. November 1918 verdreifacht.'''


== Wahlvorbereitungen nach dem [[Wikipedia:Reichstagswahlgesetz 30. November 1918|Reichstagswahlgesetz]], das  am 30.November 1918 in Kraft trat ==
== Wahlvorbereitungen nach dem Reichstagswahlgesetz, das  am 30.November 1918 in Kraft trat ==
Mitarbeiter des Fürther [[Magistrat|Magistrats]] gingen von Haus zu Haus um die Namen und Adressen der neuen Wahlberechtigten zu ermitteln.
Mitarbeiter des Fürther Magistrats gingen von Haus zu Haus um die Namen und Adressen der neuen Wahlberechtigten zu ermitteln.
Es wurden 65 Wahllokale eingerichtet. Das Bauamt wurde mit der Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl beauftragt.  
Es wurden 65 Wahllokale eingerichtet. Das Bauamt wurde mit der Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl beauftragt.  
Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen und zu Teilen neuen männlichen Wählerschaft war es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel und Kuverts einzuschätzen. Für die [[Kreis- Gemeindewahl]] im Juni entschied man sich für 2 verschiedenfarbige Kuverts, um bei der Auszählung zwischen Gemeinde- und Kreiswahl unterscheiden zu können.
Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen und zu Teilen neuen männlichen Wählerschaft war es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel und Kuverts einzuschätzen. Für die [[Kreis- Gemeindewahl]] im Juni entschied man sich für 2 verschiedenfarbige Kuverts, um bei der Auszählung zwischen Gemeinde- und Kreis Wahl unterscheiden zu können.
Jedes der 65 Wahllokale benötigte einen Wahlvorsteher mit einem Stellvertreter und einem Schriftführer mit Stellvertreter.  
Jedes der 65 Wahllokale benötigte einen Wahlvorsteher mit einem Stellvertreter und einem Schriftführer und dessen Stellvertreter.  
'''Es bestand ein großes politisches Interesse an der Auswertung, wie sich die neue Wählerschaft nach Alter und Geschlecht zusammensetzte. Deshalb wurden neue Anlagen als Hilfslisten erstellt und an die Wahllokale verteilt.'''
'''Es bestand ein großes politisches Interesse an der Auswertung, wie sich die neue Wählerschaft nach Alter und Geschlecht zusammensetzte. Deshalb wurden neue Anlagen als Hilfslisten erstellt und an die Wahllokale verteilt.'''
Die Wahlvorsteher wurden darüber informiert, dass die Anlagen A bis D verpflichtend auszufüllen sind.<br>
Die Wahlvorsteher wurden darüber informiert, dass die Anlagen A bis D verpflichtend auszufüllen sind.<br>
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Für die enorme Kostensteigerung hatte alleine der Fürther Magistrat aufzukommen.''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref>
Für die enorme Kostensteigerung hatte alleine der Fürther Magistrat aufzukommen.''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref>


== Bekanntmachung Staatsministerium der Justiz: Entmündigungen und vorläufige Vormundschaften ==
= [[Landtagswahl am 12. Januar 1919]] =
Das [[Wikipedia:Staatsministerium der Justiz 1918|Staatsministerium der Justiz]]veröffentlichte am 31. Dezember 1918 folgende Bekanntmachung über ''die Mitteilung von Entmündigungen und vorläufigen Vormundschaften, die Aufstellung der Wählerlisten betreffend.'' [[Datei:Staatsministerium der Justiz Entmündigte Frauen|thumb|right]]Nach § 4 der Verordnung vom 30. November 1910 über die Wahlen zur Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und nach §2 der Wahlordnung für den neuen Bayerischen Landtag vom 07. Dezember sind Personen, die entmündigt sind oder unter vorläufiger Vormundschaft stehen, vom Wahlrecht ausgeschlossen.
''Es ist, namentlich angesichts der Ausdehnung des Wahlrechts auf die Frauen und an die Personen im Alter von 20 bis 25 Jahren geboten, Vorsorge zu treffen, dass die Gemeindebehörden von diesen Tatsachen für die Erstellung der Wählerlisten vollständig und rechtzeitig Kenntnis erhalten.''


= [[Landtagswahl am 12. Januar 1919]] =
Am 07. Dezember 1918 wurde für die Wahl zum Bayerischen Landtag eine neue Wahlordnung erlassen.
Bei den Wahlen zum ersten Landtag des demokratischen Staates am 12. Januar (in der Pfalz am 2. Februar) 1919 waren nach der "Wahlordnung für den neuen bayerischen Landtag" vom 7. Dezember 1918 (Gesetz- und Verordnungsblatt für den Volksstaat Bayern 1918, S.1257-1270) erstmals alle bayerischen Staatsangehörigen wahlberechtigt, die mindestens 20 Jahre alt waren und einen mindestens einjährigen Aufenthalt in Bayern vorweisen konnten.  
In dieser wurde festgelegt, dass ganz Bayern zu einem Wahlkreis mit 133 Stimmkreisen zusammengefasst wird.
Zu einem Wahlrechtsentzug kam es durch das Vorliegen der Entmündigung oder die Einschaltung eines Vormunds, oder durch das Abhanden kommen der bürgerlichen Ehrenrechte.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerliche_Ehrenrechte</ref>
Es wurde erstmals nach dem Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes gewählt. Wer sich um eines der 180 Abgeordnetenmandate bemühen wollte
musste wahlberechtigt sein, am Wahltag 25 Jahre sein und mindestens ein halbes Jahr seinen Wohnsitz in Bayern haben.
Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Dieser muss von mindestens 50 Wahlberechtigten seines Stimmkreises unterzeichnet sein musste.<ref>https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wahlrecht_(Weimarer_Republik)#Das_Wahlrecht_von_1918/19</ref><br>


'''Dieses provisorische Wahlrecht erklärte ganz Bayern zu einem Wahlkreis''', in dem erstmals nach den [[Wikipedia:Grundsätze Verhältniswahlrecht1919|Grundsätzen des Verhältniswahlrechts]] gewählt wurde. Wer sich um eines der [[Wikipedia:Abgeordnetenmandate Landtagswahlen in Bayern 1918|180 Abgeordnetenmandate]] bewerben wollte, das [[passive Wahlrecht]] ausüben wollte, musste wahlberechtig sein, und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden, der von mindestens 50 Wahlberechtigten eines Stimmkreises (Bayern war in 133 Stimmkreise eingeteilt) unterzeichnet sein musste. Diese Wahlvorschläge konnten miteinander verbunden werden.<ref>https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wahlrecht_(Weimarer_Republik)#Das_Wahlrecht_von_1918/19</ref><br>
''Bei vorhergegangenen Wahlen wurden die Stimmenauszählungen in den jeweiligen 133 Bayernweiten Wahlkreisen durch die Wahlkommissare vorgenommen und abgeschlossen. Bei der diesmaligen Wahl hingegen galten - durch die Zusammenlegung zu einem Wahlkreis Bayern rechts des Rheins - andere Regeln.
'''Die Wahlergebnisse in Fürth aus den einzelnen Abstimmungsbezirken mussten sofort nach Feststellung der Wahlergebnisse durch den Wahlboten auf dem schnellsten Weg in die Polizeihauptwache (im Rathaus Neubau) gebracht werden.'''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 26/9</ref>
Von dort wurden die ausgezählten Stimmkreiszettel mit Reiterboten an das  Statistische Landesamt übermittelt.
Die ungünstigen Wetterverhältnisse des Winters erschwerten den schnellen Transport.
Nachdem alle Unterlagen Stimmkreiszettel der 7.166 Stimmbezirken eingetroffen waren, wurden mit einem bis dahin nicht gekannten Arbeitsaufwand das Wahlergebnis der Bayerischen Landtagswahl ermittelt.<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Einundfünfzigster Jahrgang 1919 52. Band Seite 247</ref>  


''Früher wurde die Stimmenzählung dezentralisiert in 133 Bayernweiten Wahlkreisen durch die Wahlkommissare vorgenommen und abgeschlossen. Bei der diesmaligen Wahl hingegen bildete das [[Wikipedia:Gesamtgebiet Bayerns rechts des Rheins|Gesamtgebiet Bayerns rechts des Rheins]] einen gesamten Wahlkreis.
'''In Fürth mussten dadurch die Wahlergebnisse dieser Wahl aus den einzelnen Abstimmungsbezirken sofort nach Feststellung der Wahlergebnisse durch den Wahlboten auf dem schnellsten Weg in die Polizeihauptwache (im Rathaus Neubau) gebracht werden.'''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 26/9</ref>
Die Stimmenzählung musste an einer zentralen Stelle, im Statistischen Landesamt anhand der aus 7.166 Stimmbezirken unmittelbar einlaufenden Wahlergebnissen vorgenommen werden. Zur Zeit der Wahl herrschten ungünstige Verkehrsverhältnisse, was zu einem sehr schleppenden Eingang der auszuwertenden Wahllisten führte. Das Ankommen von vielen unbearbeiteten Wahllisten an einer Stelle führte zu großer Mehrarbeit. Jeder einzelne Wähler hatte die Möglichkeit in jedem der 7.166 Stimmbezirke sich seinen Kandidaten unter 424 vorgeschlagenen Kandidaten auszusuchen.<br>
<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Einundfünfzigster Jahrgang 1919 52. Band Seite 247</ref>
== Wahlergebnisse in Fürth ==
== Wahlergebnisse in Fürth ==
Wahlberechtigte Männer 24.417        Frauen 22.844<br>                             
Wahlberechtigte Männer 24.417        Frauen 22.844<br>                             
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