Steffen Thomas
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Veranstaltungsposter für die Filmvorführung über das Leben von Steffen Thomas im Babylon Kino, April 2025 |
- Vorname
- Steffen Wolfgang George
- Nachname
- Thomas
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 7. Januar 1906
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 27. Januar 1990
- Todesort
- Atlanta / USA
- Beruf
- Künstler, Dichter
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Douglass Thomas | Bruder |
Elisabeth Thomas | Mutter |
Johann Thomas | Vater |
Lisa Thomas Conner | Tochter |
Robin Thomas | Bruder |
Sara Thomas, geb. Douglass | Ehefrau |
Steffen Thomas | Sohn |
Steffen Wolfgang George Thomas (geb. 7. Januar 1906 in Fürth; gest. 27. Januar 1990 in Atlanta / USA) war ein Künstler und Dichter. Er war mit der amerikanischen Lehrerin Sara Douglass verheiratet. Aus der Ehe stammen vier Kinder (Steffen, Robin, Douglass und Lisa).
Leben und Wirken
Bereits in seiner Kindheit wird Steffen nachgesagt, künstlerisch aktiv gewesen zu sein. Nach seiner Schulzeit absolvierte er zunächst mit 14 Jahren eine Ausbildung zum Steinmetz, angeblich inspiriert durch den Vater (einem Pinselfabrikant), der zu Hause einen Engelskopf schnitzte und so die Kreativität des Sohns anstachelte. Ebenfalls überliefert ist die Aussage, dass der Besuch mit seinem Vater im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ihn zu dem Beruf des Bildhauers inspirierte. Sein Vater sah für den Sohn Steffen zunächst eine Ausbildung zum Schlosser vor, allerdings konnte der jugendliche Steffen - mit Hilfe der Mutter - den Vater umstimmen für den Beruf des Steinmetzes. Während seiner Ausbildung zum Steinmetz, in der er drei Jahre überwiegend Grabsteine für den Friedhof anfertigte, wurde bereits seine kreative Begabung ersichtlich, insbesondere in der Schaffung von Denkmälern für die Soldaten des 1. Weltkrieges. Nach seiner Lehre besuchte er mit 17 Jahren zunächst die Kunstgewerbeschule in Nürnberg, ehe er bereits im 19 Lebensalter zur Akademie der Bildenden Künste in München wechselte. Sein Studienschwerpunkt war das Zeichnen und die klassische Bildhauerei. Bereits im Jahr 1927 erlangte er mit 21 Jahren den Stand des Meisters und betrieb ein eigenes Atelier, beendete seine akademische Ausbildung allerdings ohne Abschluss, da er sich von den Professoren in seiner Kreativität zu sehr eingeengt sah bzw. in Deutschland in seinem Künstlerleben schnell überdrüssig wurde. Zu seinen Motivschwerpunkten zählte zeit seines Lebens die weibliche Form, z.B. als Göttinnen, Mütter oder Akte.
Im Jahr 1928 erfüllte sich Steffen einen langersehnten Traum und siedelte nach Amerika über, zunächst nach Florida, dann nach Illinois und Alabama, bis er sich ab 1930 schließlich in Atlanta ansässig wurde. Eines seiner ersten Kunstwerke in der neuen Heimat war eine Büste des ortsansässigen Journalisten Henry W. Grady, die u.a. ein zentrales Ausstellungsstück in der Georgia Newspaper Hall of Fame wurde. Zusätzlich kopierte er klassische Skulpturen und verkaufte diese auf dem Kunstmarkt, allerdings schien ihn das reine "kopieren" von Kunstwerken nach einiger Zeit zu ermüden, sodass er seinen eigenen Stil entwickelte und vorantrieb - letzteres verschaffte ihm zunächst aber eher Ablehnung als Erfolg. Während dieser Zeit reiste er offensichtlich erneut nach Deutschland, kam aber alsbald wieder zurück in die Vereinigten Staaten. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft lernte er seine künftige Ehefrau und Muse Sara Douglass kennen, die er bereits nach sechs Wochen im Jahr 1933 heiratet, drei Jahre später nahm er 1935 die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1941 erwarb die Familie ein fünfzig Hektar großes Land in der Nähe von Stone Mountain, Georgia. Dort bauten sie sich ein Haus und ein Künstleratelier. Künstlerischer Schwerpunkt seiner Tätigkeit war in dieser Zeit die Anfertigung von Denkmälern im öffentlichen Raum bzw. die Umsetzung von Statuen und Denkmälern im öffentlichen Auftrag. So gestaltete er u.a. folgende Denkmäler und Statuen: Alabama Memorial (1951) im Vicksburg National Military Park, die Statue von Eugene Talmadge, Georgia State Capitol Collection, und das Trilon (um 1950) an der Ecke von Peachtree und 15th Street in Atlanta. Thomas schuf auch zahlreiche Büsten zum Gedenken an prominente Georgier: Chief Justice Richard Russell Jr., Georgia State College for Women (derzeit Georgia College and State University), Milledgeville, GA; Martha Berry, Berry Schools (derzeit Berry College), Berry, GA; Joel Chandler Harris, Atlanta Public Schools; Moina Michael, "The Poppy Lady", Georgia State Capitol, Atlanta, GA; Porträtkopf von Franklin D. Roosevelt, Little White House, Warm Springs, GA; und George Washington Carver, Tuskegee Institute (heute Tuskegee University), Tuskegee, AL.
Die Absage eines größeren Auftrages für das Civil War Memorial am Stone Mountain, aber auch die der Überlieferung ihm nachgesagten mangelnde Kritikfähigkeit und notorische Überempfindlichkeit gegenüber Galeristen führte dazu, dass Steffen sich in den 1950er Jahren auf die Anfertigung von Kunstobjekten für den privaten Sammlermarkt konzentrierte. 1970 verkaufte er sein Grundstück bei Stone Mountain, und zog in sein Atelier nach Atlanta zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Neben seinem bildhauerischen Werk sind auch viele Zeichnungen, Aquarelle und Mosaike überliefert. Weiterhin schrieb Steffen Gedichte und Texte, geprägt vom deutschen und amerikanischen Expressionismus. Während er als Künstler vor allem im Süden Amerikas auch heute noch große Bekanntheit genießt, ist er in Deutschland bzw. in Fürth nahezu unbekannt. Laut einer Inventarliste des Stadtarchivs ist eine kleine Skulptur im Besitz des Fürther Archivs.
Tod und Ehrung
1990 starb Steffen im Alter von 84 Jahren an Folgen eines Aortenaneurysma, das bereits im Sommer 1988 bei ihm festgestellt wurde. Bis zuletzt arbeitete er noch als Künstler, auch wenn sein Augenlicht nachließ und er gesundheitliche Probleme hatte. Seine Ehefrau Sara gründete 1997 zum Andenken an den verstorbenen Ehemann das Steffen Thomas Museum und Archiv in Buckhead im Bundesstaat Georgia. Die ehemalige Museumsleiterin Elizabeth d'Huart beschrieb den Künstler und sein Werk wie folgt: Das Frühwerk von Thomas ist klassisch, insbesondere seine Skulpturen aus Bronzeguss, die seine strenge europäische Ausbildung widerspiegeln. Im Laufe der Jahre entwickelte sich sein Stil weiter, wurde lockerer und interpretativer und ging von realistischer zu expressionistischer Ausgelassenheit über. Seine Mosaike und Aquarelle zeugen von seiner Leidenschaft für Licht und Farbe, und seine Skulpturen sind hervorragende Beispiele für eingefangene und festgehaltene Bewegung. Sein Interesse an Politik, Philosophie und Religion zeigt sich in Themen und Motiven, die in einer Vielzahl von Genres und Medien dargestellt und wiederholt werden.
Nach Deutschland bzw. nach Fürth kam Steffen ein letztes Mal im Jahr 1972. Hier übernachtete er mit seiner Ehefrau in Nürnberg und traf sich u.a. mit zwei seiner Brüder. Ein Besuch Fürths während dieses Aufenthalts ist nach Angaben der Tochter sehr wahrscheinlich - ein direkter Bezug des Künstlers zu Fürth ist aber zu dieser Zeit nicht mehr erkennbar.
Im Jahr 2023 widmete sich der Regisseur Jesse Stephen Freemann in einem Filmportrait dem Künstler. Über fünf Jahre beschäftigte sich Freemann im Vorfeld mit der Person und dem künstlerischen Schaffen Steffens und zeigt in seinem Film erstmalig private Filmaufnahmen, Ausschnitte aus seinem Tagebuch und Archivmaterial der Öffentlichkeit. Der Film entstand bei einer Zusammenarbeit mit Lisa Thomas Conner für anderes Filmprojekt Freemanns, der während dieser Zeit in der Nähe von Atlanta wohnte. Conner machte Freemann auf das Werk ihres Vaters aufmerksam, woraufhin der Filmemacher entschied, einen Film über den aus Fürth stammenden Künstler zu machen. Unterstützt wurde das Projekt vom Goethe-Institut in Amerika, sodass die Finanzierung des Projektes möglich wurde. Die erste Filmvorführung in Fürth fand am 30. April 2025 im Babylon Kino statt. Mit anwesend war auch die Tochter Lisa Thomas Conner, der Regisseur Jesse Freemann, sowie weitere Verwandte von Steffen Thomas. Der Film wurde bereits am 28. April 2025 im Filmhaus Nürnberg gezeigt, da Atlanta die Partnerstadt Nürnbergs ist. Die Familie besuchte im Vorfeld bereits Regensburg und Nürnberg, im Anschluss führte sie der Weg Anfang Mai 2025 nach München.
Sonstiges
Ein Nachkomme Steffen Thomas ist der in Nürnberg geborene Prof. Dr. Ralf P. Thomas, Finanzvorstand und Mitglied des Vorstands der Siemens AG und Vorsitzender der Börsensachverständigenkommission beim Bundesministerium der Finanzen, Mitglied des Präsidiums und des Vorstands des Deutschen Aktieninstituts, Schatzmeister und Mitglied des Verwaltungsrats der Max-Planck-Gesellschaft und Honorarprofessor für das Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zur Premiere des Films war Ralf P. Thomas ebenfalls in Fürth mit anwesend.
Weblinks
- Steffen Thomas Museum of Art - Facebook
- Steffen Thomas - englische Wikipedia
Lokalberichterstattung
- Magdalena Zapf: Einmal Atlanta und zurück. In: Fürther Nachrichten vom 6. Mai 2025, S. 26 (Druckausgabe)
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