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Neunte Periode (1817).

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Sicheln, letztere kleine Korngabeln tragend, begab sich unter Lei­ tung des Polizeiaktuars Eger und von sämmtlichen Viertels­

meistern angeführt mit einem Musikcorps durch die Stadt zu dem Acker, wo der mit der ersten Kornfrucht hochbeladene Ernte­ wagen, reich geschmückt mit Blumenguirlanden und mit Schil­ dern, die mit bezüglichen Inschriften versehen waren, schon in Bereitschaft stand. Die den Wagen bedienenden Knechte waren passend kostümirt. Von der ringsum versammelten Menge wur­ den Danklieder gesungen, während die kleinen Schnitter und Schnitterinnen die aufgestellten, mit grünen Bändern umwun­ denen und mit Rosen besteckten kleinen Garben aufnahmen. Der Zug ging nun unter Abfeuerung von Kanonen mit dem Wagen zur Stadt zurück. Am Eingänge derselben wurde er von der Geistlichkeit, den königlichen und städtischen Beamten, sammt den Vorständen der jüdischen Gemeinde empfangen, mit türkischer Musik und dem Geläute aller Glocken begrüßt und unter frohem Jubel des Volkes durch die Hauptstraßen geleitet. Auf dem Holz­ markte (jetzt Obstmarkt) wurde um den Erntewagen ein Kreis ge­ schlossen, Danklieder wurden angestimmt und Stadtpfarrer Fron­ müller hielt eine Rede, während der er aus den Händen der Zugführerin der Schnitterinnen siebzehn mit grünen Bändern umschlungene Kornähren von der eingebrachten Frucht erhielt, worüber er den Segen sprach. Nach diesem Akte ging der Zug noch durch verschiedene Straßen der Stadt vor den Gerichtshof, wo Dekan Pabst noch eine kurze Rede hielt. Im herrschaftlichen Stadel wurde der Wagen abgeladen. Das auf demselben be­ findlich gewesene Getreide wurde von den Besitzern, Brauer Lederer und Wirth Meier zum rothen Roß, der Wohlthätigkeit gewidmet. Es wurden davon 400 Brodlaibe zu je drei Pfund gebacken und an würdige Hausarme vertheilt. Maler Fues in Nürnberg lieferte ein hübsches illuminirtes Kunstblatt mit Ab­ bildung des Festzuges, wovon in Fürth allein 230 Exemplare abgesetzt wurden."*) Hofmedailleur Reich fertigte eine schöne Erinnerungsmedaille an dieses Fest. Es war dies sein letzte Ar­ beit, die sich in der Münzsammlung des Herrn Commerzienrathes Wilhelmsdörffer in München befindet. — Das dritte Jubelsest der Reformation wurde vom 31. Oktober an drei Tage hindurch festlich begangen. — Am Vorabend wurde das Fest mit allen Glocken eingeläutet, der Kirchthurm mit brennenden Pechpfannen