Seite:Pennalen Jg 3 Nr 1 1955.pdf/8

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


Dis Glosse

Der gute Stil

Die Zerstörung von Troja Im Jahr elfhundertzwanzig ante Christum natum, Da wollte es das...................... ■ unabänderliche fatum, daß Troja von Griechen zerstört war, wie solches noch niemals erhört war. Wie dieses den Griechen gelang, verkündet Euch jetzt mein Gesang. Im Jahr elfhundertzwanzig ante Christum natum, da brachte der Paris mit List den Achill um. Es streckte im Sterben die Glieder der Held ach so brav und bieder. Drob gerieten die Griechen in Wut. (Und solches tut niemals nicht gut!) Da sprach Odysseus, der weltbekannte Schlaukopf, zu Nestor, dem ebenso oft erwähnten Graukopf: »Ich bin noch immer, Freund wiss’ es, der alte kluge Ulysses. Ich nehme die Troerstadt ein, bis drei Tag vergangen sein«! Es hatte nämlich Odysseuseinen ganz prächtigen Einfall, der brachte auch den Troern den diesbezüglichen Reinfall. Es machte der schlaue Ithaker zuschanden die troischen Racker-, mit Hilfe der Geometrie erfand er ein hölzernes Vieh. Nun schleppten die troischen Bauern ihr Pech sich selbst in die Mauern. Und als am Morgen die rosenfingrige Eos erwachte, Da bot sich ihr eine gänzlich verän­ derte Lage der Sache: Wo gestern Troja gestanden, war nur Schutt und Asche vorhanden. Darauf ackert dahin und daher, in Hexametern Papa Homer. Entnommen aus der Weißenburger Schülerzeitung »Intelligenzknoten«

Kathederblüten Aus dem Geschieht« - Unterricht aufge­ schnappt: „Viele Quellen flossen über Theoderich'4. „Die Grundlagen der Königin Viktoria wur­ den in Amorbach gelegt.“ „Ein Jahr vor der Geburt ging der Vater nach England.“ „Heinrich der IV. hatte es in seiner Jugend sehr schwer. Schon mit 6 Jahren starb sein Vater!“ „Cromwell exportierte Iren nach Amerika.“

(Auszug aus einem kritischen Essay)

....... Freilich bin ich nun im Grunde ge­ nommen eigentlich der Meinung, daß, offen­ gesagt, natürlich ja nur in jenem Falle, den zu untersuchen wir uns ja nun einmal vor­ genommen haben, bei wirklich genauester und schärfster Beobachtung seltsamerweise ohne Zweifel das ganz eigentümliche Cha­ rakteristikum in unsere Augen förmlich sticht, daß fürwahr im echten Interesse einer wahrhaft objektiven Betrachtungsweise die stilistischen Beschränkungen des deutschen Aufsatzes unbedingt — das ist die mindeste Forderung — in Wegfall kommen müßten, da sonst ja, wie ich denn abschließend und die Ergebnisse unserer Betrachtungen kurz zusammenfassend aus innerster Neigung ei­ gentlich ausrufen möchte, zweifelsohne die völlige geistige Durchdringung von Dichtern ■— denken wir doch nur an Ernst Jünger — Wir suchen für das neue Schuljahr als ständige Mitarbeiter einen

Redakteur für Sport Zeichner für Karikaturen tüchtige Schreibmaschinenkräfte Meldungen schriftlich an den Chefredakteur oder an die Schulredakteure erbeten.

Der rätselhafte Huber (Fortsetzung) teten, daß er sich doch einmal verhaspelte oder doch wenigstens nicht mehr hinauszu­ helfen wüßte. Wie wollte Huber es beispiels­ weise bewältigen, uns aufzufordern, ihm die vom Lehrplan verlangte Geschichte von Siegfried und der schönen Melusine zu er­ zählen (Fünf Zischlaute!) Wir stellten uns begriffsstutzig, um ihn zu dieser Aufforde­ rung zu zwingen. „Bericht’ einmal von der Begebenheit vom Held und der Jungfrau!“ sagte er. Beinahe hätten wir bravo gerufen.

Auch unter den Lehrern wurde es ruchbar, was es mit ihrem Kollegen für eine Bewandt­ nis habe. Auch sie beteiligten sich daran, Fallen zu stellen. „Wo wohnen Sie eigent­ lich, Herr Kollege?“ fragten sie unschuldig. Huber wohnte BSsidenzstraße 13, was frei­ lich sehr unvorsichtig von ihm war. „Dem König gerade gegenüber, vornehme Lage, antwortete er scherzend. „Also Residenzstraße 12“? „Die folgende“. Sie konnten ihn nie fassen. Keiner konnte ihn fassen. Er war eben ein Phänomen, da­ bei immer gleichmäßig freundlich und be­ scheiden. Während der Pause (die er nicht sagen konnte), aß er eine trockene Salz­ stange (die er auch nicht sagen konnte).

ICäzwa -"Rummel ...

und <J-iedlez ansekau n !

£in £zlebnis in 'J-üztk ^ie wezden begeistezt sein!

Jahrgang 3/1

Seite 8

eigentlich, wie wir ja ohne Beschwernis leicht feststellen können, fast gänzlich aus­ geschaltet, wenn nicht, wie wir wohl, ob wir es wollen oder nicht, ohne die geringsten Einschränkungen zugeben müssen, ja über­ haupt tatsächlich unmöglich gemacht wird. E. Städtler Noch ist es Zeit zu einem

f^Lbonnement! Der Einzelverkauf ist beschränkt und teurer.

Beiträge und Leserbriefe für unsere nächste Nummer sind bis spätestens 18.Okt. an die Redaktion einzusenden. Auch für Wasser hatte er kein Wort, keines für Hals und Herz, keines für Samstag und Sonntag, keines für Sonne und Stern. Ja jedes ist, hast, bist, jedes dies und das war ihm versagt. Wie war er damit eigentlich zu dem ihm unaussprechlichen Amte eines Pro­ fessors gelangt? Wir debattierten Tag für Tag über dieses rätselhafte Warum und Wieso. Hatte er vielleicht ein Gelübde getan? Hatte er ein böses zischendes Wort, das ihm einmal ent­ fahren, sich dadurch zu büßen vorgenom­ men, daß er hinfort alle diese bösen Laute mied? Aber dann wäre er doch beim besten Willen einmal entgleist. Mit dem Willen war eine solche Leistung nicht zu bernei­ stern. Es mußte schon etwas anderes im Spiele sein, etwas Höheres oder Tieferes, wie man will. Es herrschte jetzt im Unter­ richt bei ihm eine geradezu scheue und fei­ erliche Ehrerbietung, wie man sie im Alter­ tum, so lehrte uns Huber selbst, den Irren gezollt. War er am Ende wirklich nicht ganz bei Tröste? Aber wenn man ihn so sitzen sah, geradezu ansteckend behaglich, durch und durch ein Huber, fiel auch diese Deu­ tung in sich zusammen. So sind wir nie hinter sein Geheimnis ge­ kommen. Es bildete sich die Legende, er hieße in Wirklichkeit gar nicht Huber, son­ dern vielleicht Schmidt oder schlimmer noch. Schulze. Das Schuljahr ging zu Ende, der Krieg schritt fort, wir mußten unser vertrautes Gebäude, an dem der wilde Wein kletterte, für die Soldaten räumen; und als wir uns in der sogenannten Filiale wieder­ fanden, war Huber nicht mehr da. Er war einfach nicht mehr da. entrückt, wohin auch immer. Tröstlich zu denken, daß Huber einst ins jubilierende ..Halleluja“ des Himmels aus vollem Munde wird einfallen können.