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== Leben ==
 
== Leben ==
Aus Klingenberg stammend war Robert Wild zunächst Rechtsrat in Regensburg. [[OB von::1914]] wurde er Oberbürgermeister in Fürth. Als am [[7. April]] [[1919]] in München die Räterepublik ausgerufen wurde, kam es auch in Fürth auf Initiative der USPD zur Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates, woraufhin Dr. Wild kurzzeitig zurücktreten musste. Doch bereits am [[11. April]] endete dieser kurze Systemwechsel. Von Hitler und dessen Nazis hielt der linksliberale Dr. Wild nichts und vertrat diese Opposition auch öffentlich: so weigerte er sich im Februar [[1933]] Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen. Am [[16. März]] [[OB bis::1933]] wurde er durch die [[NSDAP| Nationalsozialisten]] [[Bemerkung::zum Rücktritt gezwungen]]. Wild wird zunächst am [[17. März]] [[1933]] beurlaubt. Der [[2. Bürgermeister]] [[Hans Schmidt]] tritt aus Altersgründen zurück. Zum Kommissarischen [[Oberbürgermeister]] wird [[Franz Jakob]] ernannt, zu dessen Ehren sofort ein Fackelzug durchgeführt wird.  
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Wild studierte nach der Schulzeit Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Erlangen und promovierte zum Dr. jur. in Heidelberg. Im Jahr [[1901]] begann Wild begann Wild seine Tätigkeit in der Verwaltung bei der Regierung der Oberpfalz. Es folgt ein wechselt zum Bezirksamt (heute Landratsamt) in Donauwörth. Ab 1906 arbeitete Wild als Rechtsrat bei der Stadt Regensburg, bis er schließlich am [[12. Februar]] [[1914]] zum Bürgermeister der Stadt Fürth gewählt wurde. Die 41 Gemeindebevollmächtigten stimmten einstimmig für Dr. Wild. Er wurde am Freitag, den 13. März 1914 in sein Amt als 1. rechtskundiger Bürgermeister der Stadt Fürth eingeführt. Die Bezeichnung "Oberbürgermeister/[[OB von::1914]]" erhielt Dr. Wild erst am [[2. Februar]] [[1917]] durch König Ludwig III.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuster Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 1974, S. 170 ff.</ref>
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Dr. Robert Wild stirbt im Alter von 75 Jahren in Regensburg.
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Kurz nach Dienstantritt beginnt der Erste Weltkrieg. Für die exportorientierte Industrie der Stadt Fürth eine Katastrophe. Über 1/5 der erwerbsfähigen Männer mussten in den Krieg ziehen. Wild leitete große Hilfssammlungen ein, an denen er sich persönlich mit großem Einsatz beteiligte. So verzichtete er auf ein halbes Jahresgehalt zu Gunsten einer Hilfsammlung für Angehörige von gefallenen Soldaten. Nach dem Krieg konnte Wild einige Wirtschaftbetriebe erneut in Fürth ansiedeln, so dass der wirtschaftliche Erfolg auch der Bevölkerung zugute kam. So gelang ihm u.a die Ansieldung der Süddeutschen Lebensmittelwerke, der Filialbetrieb der [[Gothaer Waggon- und Flugzeugfabrik|Gothaer Waggonfabrik]] auf der spätern [[Hardhöhe]] und die Ansiedlung der Dessauer Junkers-Flugzeugwerke. Der [[1916]]/17 angelegte Flugplatz in Atzenhof konnte [[1920]] zu einem Zivilluftverkehrshafen umgewandelt werden, eine Flugüberwachungsstelle entstand. Weitere verkehrspolitische Entscheidungen fielen in seine Amtszeit. Die Einstellung der Ludwigs-Eisenbahn am [[1. November]] [[1922]] und der damit verbundenen Einführung des Schnellbahnverkehrs, soweie den Ausbau der Wasserstraßen in Fürth. Als erster Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des "Vereins zur Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt in Bayern" und als Aufsichtsratsmitglied der "Rhein-Main-Donau AG" trieb er den Ausbau des Kanals voran.
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== Rücktritte als OB ==
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Insgesamt drei mal trat Dr. Wild als OB zurück, sicherlich einmalig in der Fürther Geschichte. Die Rücktritte waren stets nicht freiwillig, sondern durch politische Bewegungen eingeleitete worden.
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=== 1. Rücktritt ===
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Als am [[7. April]] [[1919]] in München die [[Räterepublik Fürth|Räterepublik]] ausgerufen wurde, kam es auch in Fürth auf Initiative der [[SPD|USPD]] zur Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates, woraufhin Dr. Wild kurzzeitig zurücktreten musste. Doch bereits am [[11. April]] [[1919]] endete dieser kurze Systemwechsel.
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=== 2. Rücktritt ===
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In einer Volksabstimmung am Sonntag, den [[22. Januar]] [[1922]] stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend in der Frage der "Eingemeindung der Städte Nürnberg und Fürth" wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg. Der Stadtrat, der sich zuvor mehrheitlich für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat gemeinsam mit dem OB Dr. Wild aufgrund des Ergebnisses noch im Februar [[1922]] geschlossen zurück. Am [[14. Mai]] [[1922]] fanden die Neuwahlen statt, Dr. Wild wurde erneut zum OB gewählt, obwohl er sich vorher noch für die Eingemeindung stark gemacht hatte.
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=== 3. Rücktritt ===
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Der 3. Rückttitt war eher ein erzwungener Rücktritt, der in den vorzeitigen Ruhestand führte - und diese Mal endgültig war. Von Hitler und dessen nationalsozialistischen Parteigenossen in Fürth hielt Dr. Wild bekanntlich nicht sonderlich viel vertrat diese Opposition auch öffentlich: so weigerte er sich u.a. im Februar [[1933]] Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen. Am [[16. März]] [[OB bis::1933]] wurde er durch die [[NSDAP| Nationalsozialisten]] [[Bemerkung::zum Rücktritt gezwungen]]. Der 57-jährige Wild wird am [[17. März]] [[1933]] mit sofortiger Wirkung beurlaubt und am [[1. Mai]] [[1933]] in den Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger wird der [[NSDAP]]-Stadtrat [[Franz Jakob]], der maßgeblich seinen Rücktritt erzwungen hatte.  
    
== Wirken und Leistungen ==
 
== Wirken und Leistungen ==
In Dr. Wilds Ära erweiterte sich die Fläche des Stadtgebietes dank einiger [[Eingemeindungen]] von 2445 auf 4444 ha. Die veraltete [[Ludwigseisenbahn]] wurde durch eine zeitgemäße [[Straßenbahn]] ersetzt. Zudem entstanden viele bedeutende Bauten, darunter das [[Klinikum Fürth|neue Krankenhaus]], die [[Jahnturnhalle]] und der [[Hans-Lohnert-Sportplatz]]. Er unterstützte den sozialen Wohnungsbau und die Ansiedlung der [[Junkers]]-Werke sowie der Gothaer Waggonfabrik. Zudem war er u. a. Gründungsmitglied von [[Alt-Fürth]].
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In Dr. Wilds Ära erweiterte sich die Fläche des Stadtgebietes dank einiger [[Eingemeindungen]] von 2445 auf 4444 ha. Die Einwohnerzahl konnte sich u.a. auch deshalb von 67.000 auf 77.000 Einwohner erhöhen. Zu den eingemeindeten Ortschaften gehörte Unterfarrnbach (1918), Burgfarrnbach (1923), Kronach und Ronhof (1927). Die veraltete [[Ludwigseisenbahn]] wurde durch eine zeitgemäße [[Straßenbahn]] ersetzt. Zudem entstanden viele bedeutende Bauten, darunter das [[Klinikum Fürth|neue Krankenhaus]], die [[Jahnturnhalle]] und der [[Hans-Lohnert-Sportplatz]]. Er unterstützte den sozialen Wohnungsbau und die Ansiedlung der [[Junkers]]-Werke sowie der [[Gothaer Waggon- und Flugzeugfabrik|Gothaer Waggonfabrik]]. Zudem war er u. a. Gründungsmitglied von [[Alt-Fürth]].
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Am [[26. Februar]] [[1950]] verstirbt Dr. Wild im Alter von 74 Jahren in Regensburg. Seine Beisetzungsfeier fand am [[1. März]] [[1950]] im Krematorium des Nürnberger Westfriedhofs statt.  
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
   
* [[Dr.-Wild-Straße]]
 
* [[Dr.-Wild-Straße]]
  
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