Franz Jakob: Unterschied zwischen den Versionen

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==Leben und Laufbahn==
 
==Leben und Laufbahn==

Version vom 9. Juli 2014, 23:41 Uhr

Franz Jakob.jpg

Franz Xaver Jakob (* 17. November 1891 in Veitsbronn bei Heilsbronn; † 6. September 1965 in Ingolstadt) war NSDAP-Mitglied und als solches von 1933 bis 1940 Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter.

Leben und Laufbahn

Franz Jakob kam 1891 in Veitsbronn bei Heilsbronn als Sohn des Lehrers Jakob zur Welt[1]. In Amberg besuchte er das dortige Gymnasium. 1910 trat er freiweillig in den Militärdienst ein und nahm 1914 bis 1918 am 1. Weltkrieg teil. 1918 trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der Dynamit-Nobel. Ab 1919 trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis 1928 tätig. Als Beamter der Reichsbahn wurde er für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt.

1925 tritt er in die NSDAP Ortsgruppe Fürth ein und wird ebenfalls seit 1925 als SA Führer der Ortsgruppe Fürth und Kreisleiter der Organisation benannt. Seit 1929 war er Mitglied und Fraktionsführer der NSDAP im Stadtrat der Stadt Fürth, ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die NSDAP in den Landtag gewählt. Seit 1929 wird Jakob auch zum Bezirksführer benannt. 1932 zieht er erneut für die NSDAP in den Landtag ein und wird zum Kreisleiter ernannt.

Am 16. März 1933 wurde der vormalige Oberbürgermeister Dr. Robert Wild von der NSDAP zum Rücktritt gezwungen, da er stets eine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und Adolf Hitler hatte und als Vertreter der Weimarer Republik von der NSDAP verhaßt war. So weigerte sich Wild z.B. bis zuletzt Adolf Hitler am Flughafen in Atzenhof in seiner Funktion als Oberbürgermeister der Stadt Fürth mit allen Ehren zu empfangen, was die Nationalsozialisten ihm mehrfach negativ auslegten. Dr. Wild wird zunächst beurlaubt, und ab dem 1. Mai 1933 in den dauerhaften Ruhestand versetzt. Ihm folgt zunächst kom. Jakob als Oberbürgermeister, seine Stellvertreter werden Friedrich und Schied.

OB Franz Jakob vor dem Rathaus

Am 19. Oktober 1933 wurde Jakob einstimmig als berufsmässiger Oberbürgermeister durch den Stadtrat gewählt. Zuvor hatte er bereits am 17. März 1933 die Stelle des Oberbürgermeisters kommissarisch übernommen und im Anschluss den gewählten Stadtrat abgesetzt und durch einen handverlesenen Stadtrat eigenständig neu besetzt. Als Oberbürgermeister war er gemeinsam mit Hans Sandreuter massgeblich an den Arisierungsaktionen in Fürth beteiligt, so auch an der Arisierung der Brauerei Mailaender / Berg Bräu. Zusätzlich war Franz Jakob dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften fröhnte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des Stadttheaters. [2]. In einem Spruchkammerverfahren 1948 wird ebenfalls bekannt, dass er die Frau eines Arbeitskollegen zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben soll und - dies gestand er sogar vor Gericht ein - in seinem Stammlokal sich vor der Wirtin entblößt zu haben, um sich anschließend dabei unsittlich zu berühren[3]. Bei internen Ermittlungen der NSDAP gegen die Gauleitung in Franken wurde Franz Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der NSDAP von seinem Amt in die sog. Ostgebiete "weggelobt". Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet wurde, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war[4].

Am 28. Oktober 1939 wurde er nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Nach kommissarischer Tätigkeit wurde er am 1. April 1940 in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Stadthalter eingesetzt[5]. Dorthin ließ er auch Adolf Schwammberger in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des Oberbürgermeisters übernahm bis Kriegsende Karl Häupler.

Verurteilung nach dem Nationalsozialismus

Franz Jakob bei der Verurteilung 1951

Franz Jakob wurde durch die Allierten nach dem Krieg verhaftet und als "Aktivist" klassifiziert. In einem Gerichtsverfahren wurde er 1949 zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft vom 6. Juli 1945 bis 15. Januar 1949 angerechnet wurde. In der Verhandlung vor der Spruchkammer Dachau gab Jakob an, "dass er schon von 1933 ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte"[6]. Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wußte, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab." Auch die Mitschuld am Synangogenbrand am 9. November 1938 versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er die Alleinschuld dem damaligen Brandmeister und Wehrführer Dipl. Ing. Johann Rachfahl zuzuschieben. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat [7]. Rachfahl selbst belastete Jakob vor Gericht schwer im Juli 1948. Er gab an: "Jakob habe ihn sowohl direkt angewiesen, die Fürther Synagoge in Brand zu setzen, als auch verboten, das Gotteshaus zu löschen.[8]". Oberbürgermeister Jakob war während der Pogrommnacht mit einigen Parteifunktionären in seiner Stammkneipe "Cafe Fink" (Ecke Most- und Hallstraße) und ist zu Beginn der Ausschreitungen zur Brandstelle geeilt - und beobachtete das Vorgehen ohne einzuschreiten[9]. Am nächsten Tag befahl er Rachfahl das noch erhaltene Haus des Hausmeisters ebenfalls einzuäschern, da es angeblich den Plänen des lokalen Straßenbaus im Weg stand. Jakob steitete diesen Sachverhalt ab - was Ihm jedoch vor Gericht niemand abnahm. Auch mit der Verhaftung von ca. 150 jüdischer Mitbürger in der Pogrommnacht will Jakob nichts zu tun gehabt haben. Der Prozess gegen Jakob wurde zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt - ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Entnazifizierung. Hintergrund der Nicht-Öffentlichkeit waren die diversen Sittlichkeitsverbrechen, die man aus Rücksicht der noch lebenden betroffenen Frauen nicht öffentlich behandeln wollte[10]. Das Gericht verurteilte Jakob zu 10 Jahren Arbeitslager, da sie ihn als "Hauptschuldigen" klassifizierten. Jakob legte Berufung ein, jedoch hielt das Berufsgericht die Anklagepunkte aufrecht. Allerdings befand das Gericht eine fünf jährige Lagerstrafe für Tat und Schuld angemessen, mit der Begründung: "Zwar sei Jakob ein überzeugter Nationalsozialist gewesen, dessen Handlungen ein moralisch handelnder Mensch nie begangen hätte, doch sein Charakter entspräche keinesfalls einer überzeugenden "Führergestalt", wie eine Verurteilung als Hauptschuldiger vermuten ließe."[11]. Die Fürther Nachrichten schrieben am 26. Juni 1948, dass eine Strafe von zehn Jahren dem politischen Wirken Jakobs nicht gerecht worden wäre. Vielmehr sei er ein "eher ein opportunistischer Lüstling" gewesen, der mittels der Partei seinen "Leidenschaften frönte".

Nach dem Spruchkammerverfahren musste Jakob zusätzlich vor die große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung (Synagoge). Er wurde hier zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, die allerdings aufgrund der Lagerstrafe als verbüßt angesehen wurde[12]. Das Gericht folgte zwar Jakobs Argumenten, dass er in der Befehlskette stand und "nur" die Befehle des SA-Gruppenführer von Obernitz ausführte, jedoch habe Jakob durch seine Anwesenheit das Verbrechen sanktioniert sowie nachträglich die Anweisung gegeben, das Hausmeisterhaus niederzubrennen - und sich somit trotzdem strafbar gemacht. In einer folgenden Berufungsverhandlung wurde Jakob erneut verhaftet, da das Berufungsgericht die erste Entscheidung einkassierte. Das Gericht sprach im Mai 1952 eine Strafe von zwei Jahren und vier Monaten aus, von denen noch zwei Jahre abzubüßen seien, trotz abgeleisteter Arbeitslagerstrafe[13]

Nach seiner Inhaftierung lebte Franz Jakob in Gaimersheim bei Ingolstadt. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit einfachen Tätigkeiten in einer Gaststätte. Am 6. September 1965 starb Franz Jakob.


Literatur

  • Jakob, Franz, Oberbürgermeister. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 184
  • Staatsarchiv Nürnberg, In: Akte Staatspolizeistelle Nürnberg-Fürth - Arisierungsakte 151, Nürnberg 1938
  • Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948
  • Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013.
  • Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg

Siehe auch


Weblinks

  • Franz Jakob - Wikipedia
  • Liste der Mitglieder des Bayerischen Landtags (Weimarer Republik, 5. Wahlperiode) - Wikipedia


Einzelnachweise

  1. *Quelle: Fürther Anzeige, Oberbürgermeister Franz Jakob, 27.03.1939
  2. *Quelle: Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49
  3. * Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts
  4. * Quelle: Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309
  5. *Quelle: Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939
  6. * Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts
  7. * Quelle: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts
  8. Stadtsarchiv Nbg, Spruchkammerakte Jakob, Spruchkammer Fürth II J 45
  9. * Quelle: Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.
  10. * Quelle: Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.
  11. * Quelle: Spruch Berufskammer - Staatsarchiv Nürnberg, Spruchkammer Fürth II J 45
  12. * Quelle: Fürther Nachrichten, 16. Februar 1951
  13. * Quelle: Nordbayerische Zeitung vom 30. Mai 1952