Madeleine Schickedanz

Aus FürthWiki

Elisabeth Christa Madeleine Schickedanz (geb. 20. Oktober 1943 in Nürnberg) ist die Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz und dessen zweiter Frau Grete. Als Erbin des Schickedanz-Konzerns war sie Unternehmerin und gehörte zeitweise zu den reichsten Deutschen.

Nach Angaben des US-Wirtschaftsmagazins Forbes im Jahr 2007 wurde ihr Vermögen auf rund 3,8 Mrd. Euro taxiert.[1] Im September 2009 hielt die Tochter der beiden Fürther Ehrenbürger rund 26 % der Aktien der insolventen Arcandor AG. Wieviel sie heute noch besitzt, weiß niemand so genau.

Kindheit und Jugend

Die Eltern Gustav und Grete Schickedanz.

Madeleine Schickedanz kam am 20. Oktober 1943 im Luftschutzbunker unter der Nürnberger Frauenklinik als einziges Kind des Fürther Unternehmers Gustav Schickedanz aus dessen Ehe mit Grete Schickedanz, geb. Lachner, zur Welt.

Der Vater hatte bereits 1927 den Quelle-Konzern begründet und sein Imperium bis zur Geburt der Tochter durch bedeutsame Erwerbungen im Bereich des produzierenden Gewerbes wie die Vereinigten Papierwerke Heroldsberg oder die Brauerei Geismann vergrößert und konsolidiert. Im Zweiten Weltkrieg wurden wichtige Gebäude des Unternehmens zerstört und der Vater nach Kriegsende von der amerikanischen Militärregierung inhaftiert, erst 1949 freigesprochen.

Mutter Grete organisierte bis zur Rückgabe des unter treuhänderische Verwaltung gestellten Unternehmens vom eigentlich als Ferienwohnsitz gedachten Hersbruck aus erste kleine neue Unternehmungen, gründete 1946 ein kleines Textilgeschäft. Madeleine selbst besuchte hier die Volksschule und begann später in München ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, dass sie jedoch nach zwei Semestern abbrach.

Unternehmenslenkung

Die direkte Überwachung der Konzerntätigkeit nahm sie nie direkt wahr. Zu Beginn dominierte der Vater die Entscheidungen des Imperiums, nach ihm seine über 67 Jahre im Unternehmen tätige Frau Grete, die 17 Jahre an der Spitze stand.[2]

Später überließ Madeleine Schickedanz die Tätigkeiten im Konzern weitestgehend ihren Ehemännern, die jeweils nach der Trennung aus der Führungsriege ausscheiden mussten. Noch zu Lebzeiten der Eltern machte so Hans-Georg Mangold nach der Hochzeit 1965 Karriere im Konzern, nach ihm bis zur Trennung 1997 Wolfgang Bühler, zuletzt vertrat sie ihr dritter Ehemann Leo Herl im Arcandor-Aufsichtsrat.

Rolle in der Arcandor-Insolvenz

Madeleine Schickedanz fühlt sich dem Erbe ihrer Eltern emotional wie finanziell stark verbunden und wollte es um jeden Preis erhalten. So brachte sie enorme Summen für den Rückkauf von Anteilen auf und verschuldete sich hierfür bei der Privatbank Sal. Oppenheim, die durch von Schickedanz übernommenene Anteile selbst Großaktionär am Unternehmen wurde. Als Sicherheiten für die Kredite belastete sie fast alle ihr gehörenden Immobilien einschließlich des Hersbrucker Elternhauses.[3]

Persönlich setzte sie sich für das Engagement des umstrittenen Ex-Vorstandsvorsitzenden Dr. Middelhoff ein, in dessen Ära der Konzern nahezu sein komplettes Immoblienvermögen einbüßte.

Am Tag des Insolvenzantrages erlitt sie einen Zusammenbruch, musste ärztlich behandelt werden und veröffentlichte am folgenden Tag eine persönliche Erklärung "stets zum Unternehmen gestanden" zu haben, diesem "auch in schwierigsten Zeiten die Treue gehalten" und sich mit ihrem "gesamten Vermögen engagiert" zu haben.[2]

In einem seit Jahren andauernden Streit um das Vermögen von Madeleine Schickedanz soll nach Presseberichten von Anfang des Jahres 2017 ein außergerichtlicher Vergleich gelungen sein, der aber noch nicht endgültig geschlossen sei. Danach stelle sich die Quelle-Erbin deutlich besser als bisher bekannt. So soll ihr ein Vermögen von rund 70 Mio. € zugesprochen worden sein, zudem ihr Elternhaus in Hersbruck und eine Villa in Zirndorf. Hinzu würden Erlösanteile aus Immobilienverkäufen von etwa 100 Objekten kommen.[4] Ein Punkt blieb im Vergleich offen: ihre Ansprüche an das Bankhaus Sal. Oppenheim. Im Rechtsstreit mit dem früheren Banker Matthias Graf von Krockow verzichtete die Klägerin Schickedanz Anfang Februar 2018 vor dem Landgericht Köln überraschend auf alle Ansprüche. Damit sind die gehegten Hoffnungen auf eine Rückgabe des früheren Vermögens endgültig begraben worden. Wieviel die Quelle-Erbin heute noch besitzt, weiß niemand so genau; finanzielle Not muss sie aber nicht leiden. Den Absturz infolge der Arcandor-/Quelle-Pleite soll Madeleine Schickedanz jedoch bislang nicht verwunden haben.[1]

Soziales Engagement

Seit 1990 engagiert sich die ansonsten sehr zurückgezogen lebende Unternehmerin mit der Madeleine-Schickedanz-Kinder-Krebs-Stiftung für krebskranke Kinder, nachdem ihre an Leukämie erkrankte Tochter Caroline den Krebs nach langjähriger Behandlung besiegte.

Konsulat

Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1994 wurde sie in Nachfolge beider Eltern Honorarkonsulin von Griechenland. Nach der Insolvenz bat sie "die Republik Griechenland, sie von ihren Pflichten zu entbinden".[5]

Familie

Schickedanz ist derzeit mit Leo Herl verheiratet; bereits vorher war sie zweimal verheiratet und hat aus diesen beiden Ehen jeweils zwei Kinder.

Literatur

  • Schickedanz-Konzern. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 316
  • Stephan Maurer, dpa: Schlüsselrolle. Quelle-Erbin - Die Macht der Frau Schickedanz. In: Nürnberger Zeitung Nr. 126 vom 4. Juni 2009, S. 3
  • Hoe/dpa: Schickedanz: «Ich kaufe beim Discounter ein«. Die Arcandor-Eigentümerin räumt eine Mitschuld an Quelle-Krise ein. In: Nürnberger Nachrichten vom 19. Juli 2009
  • Stephanie Händel und Gabi Wald-Hauf: Madeleine Schickedanz muss nun auch um ihr Privatvermögen bangen. Von der millionenschweren Kaufhaus-Diva zur tragischen Figur. In: Nürnberger Zeitung Nr. 203 vom 3. September 2009, S. 3 NZ
  • dpa: Pleite: Quelle-Erbin will sich nicht äußern. In: Nürnberger Zeitung Nr. 244 vom 22. Oktober 2009
  • Tim Braune/Stephan Maurer, dpa: Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz: Am 66. Geburtstag brach ihre Welt zusammen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 244 vom 22. Oktober 2009, S. 20

Lokalberichterstattung

  • Bildergalerie: Das bewegte Leben der Madeleine Schickedanz. In: nordbayern.de vom 25. September 2016 - online abrufbar
  • nn/dpa: Doch reicher als gedacht? - Internes aus dem Vergleich von Quelle-Erbin Schickedanz. In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2017 (Druckausgabe)
  • dpa/won: Letzte Hoffnung ist dahin - Quelle-Erbin Schickedanz gibt Kampf um ihr Vermögen verloren. In: Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2018 (Druckausgabe) bzw. Quelle-Erbin Schickedanz verzichtet auf Ansprüche. In nordbayern.de vom 6. Februar 2018 - online abrufbar
  • Anja Kummerow: Madeleine Schickedanz: Ein Leben im Schatten der Quelle. In: Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2018 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 dpa/won: Letzte Hoffnung ist dahin. In: Fürther Nachrichten vom 7. Februar 2018
  2. 2,0 2,1 FAZ: "Der gute Geist von Quelle", Artikel vom 29. Juni 2009 - online nicht mehr abrufbar (Zugang zum F.A.Z.-Archiv nur als registrierter Kunde)
  3. Spiegel online: "Arcandor-Pleite: Schickedanz bangt um Villen und Ferienhäuser", Artikel vom 2. September 2009. Hier abrufbar
  4. nn/dpa: Doch reicher als gedacht? In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2017
  5. Hartmut Voigt: "Konsulin Schickedanz hört auf - Ungewisse Zukunft für griechisches Konsulat", NN vom 16.07.2009. Hier abrufbar

Bilder