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Reichswehr und Wehrmacht
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==Geschichte der Fürther Kasernen==
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== Geschichte der Fürther Kasernen ==
 
Nach dem siegreichen [[wikipedia:Deutsch-Französischer Krieg|Krieg gegen Frankreich]] [[1870]]/71 war die Begeisterung für das Militär im 1871 neugegründeten [[wikipedia:Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] sehr groß. Viele Städte wollten eine Garnison haben. Es bewarben sich über 150 Städte, so auch die Stadt Fürth, die [[1871]] ihr erstes Gesuch stellte. Man versprach sich von einer Garnison vor allem wirtschaftliche Belebung, weil an der Verpflegung und der Versorgung der Soldaten gut zu verdienen war und weil die Soldaten auch einen Teil ihres Solds in der Stadt ausgaben. [[1872]] wiederholte die Stadt ihr Gesuch, da es auf der Kirchweih dieses Jahres zu heftigen Schlägereien und Auseinandersetzungen gekommen war und man sich von den Soldaten auch eine Gewährleistung der inneren Sicherheit versprach.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=173}}</ref>  
 
Nach dem siegreichen [[wikipedia:Deutsch-Französischer Krieg|Krieg gegen Frankreich]] [[1870]]/71 war die Begeisterung für das Militär im 1871 neugegründeten [[wikipedia:Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] sehr groß. Viele Städte wollten eine Garnison haben. Es bewarben sich über 150 Städte, so auch die Stadt Fürth, die [[1871]] ihr erstes Gesuch stellte. Man versprach sich von einer Garnison vor allem wirtschaftliche Belebung, weil an der Verpflegung und der Versorgung der Soldaten gut zu verdienen war und weil die Soldaten auch einen Teil ihres Solds in der Stadt ausgaben. [[1872]] wiederholte die Stadt ihr Gesuch, da es auf der Kirchweih dieses Jahres zu heftigen Schlägereien und Auseinandersetzungen gekommen war und man sich von den Soldaten auch eine Gewährleistung der inneren Sicherheit versprach.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=173}}</ref>  
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== Reichswehr und Wehrmacht ==
 
== Reichswehr und Wehrmacht ==
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[[Datei:Erkennungsmarken.jpg|miniatur|Erkennungsmarken des Flieger-Ersatz-Bataillon XII]]
    
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Demilitarisierung in Folge des Versailler Vertrages ab [[1920]] wurde auch die Garnison in Fürth stark verkleinert. Da die Gebäude allerdings zu den modernsten im Reich zählten, blieb Fürth aber weiter Militärstadt. Die Truppenstärke schmolz jedoch von mehreren tausend Soldaten auf gerade einmal noch gut 500 Mann zusammen. Teile der leerstehenden Gebäude übernahm die Landespolizei, andere Bereiche kaufte [[Gustav Schickedanz]] [[1932]], um dort Lager- und Fertigungshallen zu errichten.
 
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Demilitarisierung in Folge des Versailler Vertrages ab [[1920]] wurde auch die Garnison in Fürth stark verkleinert. Da die Gebäude allerdings zu den modernsten im Reich zählten, blieb Fürth aber weiter Militärstadt. Die Truppenstärke schmolz jedoch von mehreren tausend Soldaten auf gerade einmal noch gut 500 Mann zusammen. Teile der leerstehenden Gebäude übernahm die Landespolizei, andere Bereiche kaufte [[Gustav Schickedanz]] [[1932]], um dort Lager- und Fertigungshallen zu errichten.
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Bis [[1938]] zog hier wieder das [[21. Infanterieregiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|Infanterieregiment 21]] ein, außerdem ergänzten eine Kraftfahrabteilung, eine Minenwerferkompanie und das ''[[Flak-Regiment 8|Flakregiment 8]]'' die Fürther Garnison. Letzteres stellte auch Soldaten für die "Legion Condor", die im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde.
 
Bis [[1938]] zog hier wieder das [[21. Infanterieregiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|Infanterieregiment 21]] ein, außerdem ergänzten eine Kraftfahrabteilung, eine Minenwerferkompanie und das ''[[Flak-Regiment 8|Flakregiment 8]]'' die Fürther Garnison. Letzteres stellte auch Soldaten für die "Legion Condor", die im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde.
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Das 1942 in Trier-Büren aufgestellte Flieger-Ersatz-Bataillon XII wurde Ende 1944 nach Fürth verlegt.<ref>Gliederungsseite im ''Lexikon der Wehrmacht'' - [https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/FliegerErsBtl/FliegerErsBtl12.htm online abrufbar] (abgerufen am 23. Mai 2023)</ref> Nach dem „Seitenwechsel“ Italiens im Juli 1943 nahm die Einheit etliche italienische Kriegsfreiwillige auf, die schließlich noch im April 1945 bei der Verteidigung Fürths eingesetzt wurden. Im Jahre 2002 wurden bei Straßenbauarbeiten an der Ecke [[Sonnenstraße]]/[[Flößaustraße]] - unmittelbar am Rand des Kasernengeländes - mehrere Dutzend unbenutzte [[Wikipedia:Erkennungsmarke|Erkennungsmarken]] dieser Einheit mit der eingeprägten Abkürzung "ITAL" gefunden.
    
Im Verlauf des Krieges blieb die Kaserne weitestgehend unbeschädigt, wenngleich sie am [[8. September]] [[1944]] das Ziel eines [[Zweiter_Weltkrieg#Bombenangriffe|Luftangriffes]] wurde, der die [[Südstadt]] schwer getroffen hatte.
 
Im Verlauf des Krieges blieb die Kaserne weitestgehend unbeschädigt, wenngleich sie am [[8. September]] [[1944]] das Ziel eines [[Zweiter_Weltkrieg#Bombenangriffe|Luftangriffes]] wurde, der die [[Südstadt]] schwer getroffen hatte.
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Gesondert erwähnenswert sind die umgenutzten historischen Gebäude 53/54 ([[Musikschule Fürth]]), 67 ("[[Kießling-Villa#Villa_Schickedanz_im_Südstadtpark|Kießling-Villa]]", heute [[Wilhelm Löhe Hochschule]]), 47 ([[Grüne Halle]]), 41 (ehemaliges Mannschaftsgebäude der Artilleriekaserne mit Depot, [[Flößaustraße 86 / 86a-d / 88 / 88a-d|heute Wohngebäude]]) und 65 A (ehemaliges Filial-Artilleriedepot der Artilleriekaserne mit Depot, [[Merkurstraße 25-39 (ungerade Nummern)|heute Wohngebäude]]).
 
Gesondert erwähnenswert sind die umgenutzten historischen Gebäude 53/54 ([[Musikschule Fürth]]), 67 ("[[Kießling-Villa#Villa_Schickedanz_im_Südstadtpark|Kießling-Villa]]", heute [[Wilhelm Löhe Hochschule]]), 47 ([[Grüne Halle]]), 41 (ehemaliges Mannschaftsgebäude der Artilleriekaserne mit Depot, [[Flößaustraße 86 / 86a-d / 88 / 88a-d|heute Wohngebäude]]) und 65 A (ehemaliges Filial-Artilleriedepot der Artilleriekaserne mit Depot, [[Merkurstraße 25-39 (ungerade Nummern)|heute Wohngebäude]]).
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==Baudenkmäler==
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== Baudenkmäler ==
 
   
* [[Flößaustraße 84]], Ehemaliges Dienstgebäude für Wärter, Verheiratete und Wachinspektor (Gebäude Nr. 39) der Artilleriekaserne mit Depot  
 
* [[Flößaustraße 84]], Ehemaliges Dienstgebäude für Wärter, Verheiratete und Wachinspektor (Gebäude Nr. 39) der Artilleriekaserne mit Depot  
 
* [[Flößaustraße 86; 86a-d; 88; 88a-d]], Ehemaliges Mannschaftsgebäude (Gebäude Nr. 41) der Artilleriekaserne mit Depot
 
* [[Flößaustraße 86; 86a-d; 88; 88a-d]], Ehemaliges Mannschaftsgebäude (Gebäude Nr. 41) der Artilleriekaserne mit Depot
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* [[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 45) der Artilleriekaserne mit Depot
 
* [[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)]], Ehemalige Stallbaracke (Gebäude Nr. 45) der Artilleriekaserne mit Depot
 
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==Zeitgenössische Beschreibung der Kaserne==
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== Zeitgenössische Beschreibung der Kaserne ==
 
Aus der Regimentsgeschichte des [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“|6. Feldartillerieregiments]]:
 
Aus der Regimentsgeschichte des [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“|6. Feldartillerieregiments]]:
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''Als die Kaserne in den 90er Jahren gebaut wurde, lag sie inmitten von unfruchtbaren, kahlen Sandflächen, auf denen kaum ein paar Schafe kümmerliche Weide fanden. Rings um die Kaserne konnte in Abteilungen geritten, sogar etwas mit bespannten Geschützen gefahren werden, ja die Reitjagden konnten im Herbste an der Kaserne beginnen und nach dem Garnisonsexerzierplatz [[Hainberg]] zu und dann immer weiter durch Feld und Wald gelegt werden. Das ganze Gelände von der Kaserne bis Stein war nahezu unbebaut. Erst allmählich entstanden die nächsten Gebäude, wie die [[Heinrichskirche|Heinrichs-Kirche]], mehrere Schulen und endlich die Kaserne des [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterie-Regiments]]. Der in großen Massen anfallende Pferde-Dünger, welcher von den Bauern eifrig angekauft und auf den mageren Boden gebracht wurde, bewirkte dort ein erstaunliches Wachstum. Feld an Feld entstand auf dem Wege nach dem Hainberg, und Hafer, Korn und Kartoffeln wurden geerntet, wo früher kaum Heide und Ginster fortkamen. Wehe dem Unglücklichen, welcher jetzt noch vom Wege abkam und etwa Flurschaden machte. Die Herren Oekonomen von [[Zirndorf]] oder [[Höfen]] verstanden keinen Spaß, und der Weg zum Regiments-Geschäftszimmer war recht kurz. Schließlich war nur noch ein kleines Fleckchen in nächster Nähe des Kasernenhofes zum Geschützexerzieren übrig geblieben, der sogenannte [[Kalbsiedlung|Rammesbühl]] (...).''<ref>Die Geschichte des K. B. 6. Feldartillerie-Regiments Prinz Ferdinand von Bourbon Herzog von Calabrien, Friedensjahre Kapitel 2, Die Kaserne, S. 17ff</ref>
 
''Als die Kaserne in den 90er Jahren gebaut wurde, lag sie inmitten von unfruchtbaren, kahlen Sandflächen, auf denen kaum ein paar Schafe kümmerliche Weide fanden. Rings um die Kaserne konnte in Abteilungen geritten, sogar etwas mit bespannten Geschützen gefahren werden, ja die Reitjagden konnten im Herbste an der Kaserne beginnen und nach dem Garnisonsexerzierplatz [[Hainberg]] zu und dann immer weiter durch Feld und Wald gelegt werden. Das ganze Gelände von der Kaserne bis Stein war nahezu unbebaut. Erst allmählich entstanden die nächsten Gebäude, wie die [[Heinrichskirche|Heinrichs-Kirche]], mehrere Schulen und endlich die Kaserne des [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterie-Regiments]]. Der in großen Massen anfallende Pferde-Dünger, welcher von den Bauern eifrig angekauft und auf den mageren Boden gebracht wurde, bewirkte dort ein erstaunliches Wachstum. Feld an Feld entstand auf dem Wege nach dem Hainberg, und Hafer, Korn und Kartoffeln wurden geerntet, wo früher kaum Heide und Ginster fortkamen. Wehe dem Unglücklichen, welcher jetzt noch vom Wege abkam und etwa Flurschaden machte. Die Herren Oekonomen von [[Zirndorf]] oder [[Höfen]] verstanden keinen Spaß, und der Weg zum Regiments-Geschäftszimmer war recht kurz. Schließlich war nur noch ein kleines Fleckchen in nächster Nähe des Kasernenhofes zum Geschützexerzieren übrig geblieben, der sogenannte [[Kalbsiedlung|Rammesbühl]] (...).''<ref>Die Geschichte des K. B. 6. Feldartillerie-Regiments Prinz Ferdinand von Bourbon Herzog von Calabrien, Friedensjahre Kapitel 2, Die Kaserne, S. 17ff</ref>
 
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==Siehe auch==
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== Siehe auch ==
 
* [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“]]
 
* [[Königlich Bayerisches 6. Feldartillerie-Regiment „Prinz Ferdinand von Bourbon, Herzog von Calabrien“]]
 
* [[Königlich Bayerisches 21. Feldartillerie-Regiment]]
 
* [[Königlich Bayerisches 21. Feldartillerie-Regiment]]
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* [[Leyher Landgraben]]
 
* [[Leyher Landgraben]]
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==Weblinks==
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== Weblinks ==
 
*[http://www.nbg-mil-com.de/Darby/Da-old/da-old.htm Nuremberg Military Community: Am Seitenende Fotos der Artilleriekaserne vor 1945] (englisch)
 
*[http://www.nbg-mil-com.de/Darby/Da-old/da-old.htm Nuremberg Military Community: Am Seitenende Fotos der Artilleriekaserne vor 1945] (englisch)
 
*[http://www.nbg-mil-com.de/Darby/da-1930-spk.jpg Nuremberg Military Community: Luftbild der Artilleriekaserne etwa 1930] (englisch)
 
*[http://www.nbg-mil-com.de/Darby/da-1930-spk.jpg Nuremberg Military Community: Luftbild der Artilleriekaserne etwa 1930] (englisch)
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