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Der '''[[Wikipedia:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]]''' ("''teutsche Krieg''"; [[1618]] bis [[1648]]) stürzte auch Fürth in Angst und bitterste Not mit völliger Zerstörung und Verwüstung. Da Fürth an einer wichtigen [[Reichsstraßen|Fernstraße]] liegt, zog ständig viel Kriegsvolk durch Fürth, die Folge waren Einquartierungen, Plünderungen, Leid und Krankheiten.<ref>{{Quelle Wikipedia|Dreißigjähriger Krieg}}</ref>
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Der '''Dreißigjährige Krieg''' ("''teutsche Krieg''"; [[1618]] bis [[1648]]) stürzte auch Fürth in Angst und bitterste Not mit völliger Zerstörung und Verwüstung. Da Fürth an einer wichtigen [[Reichsstraßen|Fernstraße]] liegt, zog ständig viel Kriegsvolk durch Fürth, die Folge waren Einquartierungen, Plünderungen, Leid und Krankheiten.<ref>{{Quelle Wikipedia|Dreißigjähriger Krieg}}</ref>
    
== Kriegsereignisse in Fürth ==  
 
== Kriegsereignisse in Fürth ==  
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Das Geschehen von 1618 bis 1648 lässt sich kaum besser zusammenfassen und formulieren, wie es der Stadtchronist Georg Fronmüller vor 120 Jahren getan hat: „''Die entsetzlichen Leiden und Drangsale, welche Deutschland im dreißigjährigen Kriege zu erdulden hatte, trafen unsere Gegend und speciell Fürth in außergewöhnlicher Weise. Allmählich beginnend mit den beständigen Durchzügen und Einquartierungen einer immer mehr verwildernden bestialischen Soldateska, ohne genügenden Schutz von seinen drei Schutzherren, steigerte sie sich bis zu den Schrecken des Krieges und einer blutigen Schlacht in nächster Nähe, bis zum Ausbruch von Hungersnoth und Pestilenz, endlich bis zu fast gänzlichen Ausplünderung, Entvölkerung und Einäscherung des Ortes. Viele Decennien mußten vergehen, bevor Fürth sich allmählich wieder erholen und seine Kräfte sammeln konnte.“''
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Das Geschehen von 1618 bis 1648 lässt sich kaum besser zusammenfassen und formulieren, wie es der Stadtchronist [[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller|Georg Fronmüller]] vor 120 Jahren getan hat: „''Die entsetzlichen Leiden und Drangsale, welche Deutschland im dreißigjährigen Kriege zu erdulden hatte, trafen unsere Gegend und speciell Fürth in außergewöhnlicher Weise. Allmählich beginnend mit den beständigen Durchzügen und Einquartierungen einer immer mehr verwildernden bestialischen Soldateska, ohne genügenden Schutz von seinen drei Schutzherren, steigerte sie sich bis zu den Schrecken des Krieges und einer blutigen Schlacht in nächster Nähe, bis zum Ausbruch von Hungersnoth und Pestilenz, endlich bis zu fast gänzlichen Ausplünderung, Entvölkerung und Einäscherung des Ortes. Viele Decennien mußten vergehen, bevor Fürth sich allmählich wieder erholen und seine Kräfte sammeln konnte.“''
    
Mit dem Beginn des Kriegs 1618 begannen die Einquartierungen. Die erste ernsthafte Bedrohung für die Bevölkerung bildeten die Truppen des ''Ernst von Mansfeld'', die vom 12. bis 14. Oktober ''[[1621]]'' mit knapp 22.000 Mann Fürth mit Raub, Plünderung und Mord heimsuchten. Die Mansfeldischen beschädigten auch die Synagoge schwer.
 
Mit dem Beginn des Kriegs 1618 begannen die Einquartierungen. Die erste ernsthafte Bedrohung für die Bevölkerung bildeten die Truppen des ''Ernst von Mansfeld'', die vom 12. bis 14. Oktober ''[[1621]]'' mit knapp 22.000 Mann Fürth mit Raub, Plünderung und Mord heimsuchten. Die Mansfeldischen beschädigten auch die Synagoge schwer.
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====Gustav Adolf in Fürth====
 
====Gustav Adolf in Fürth====
[[Datei:Gasthof Grüner Baum 1932 (4).jpg|thumb|right|500px|Ankunft Gustav Adolfs in Fürth. Wandgemälde von [[Karl Hemmerlein]] im [[Grüner Baum|Grünen Baum]]]]  
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[[Datei:Gasthof Grüner Baum 1932 (4).jpg|mini|right|500px|Ankunft Gustav Adolfs in Fürth. Wandgemälde von [[Karl Hemmerlein]] im [[Grüner Baum|Grünen Baum]]]]  
 
Gustav Adolf wandte sich auf die Bedrohung durch Wallenstein hin wieder nach Norden und zog mit Teilen seiner Armee (etwa 18.000 Mann) von Altbayern zunächst nach Fürth, die Truppen nahmen Unterkunft auf „freiem Feld“, wohl auf der [[Hardhöhe]], Gustav Adolf logierte vom 17. bis 19. Juni 1632 im Pfarrhaus am Kirchenplatz, zumindest sind die Unterhaltslieferungen aus Nürnberg dorthin adressiert. Bezahlt wurden Kost und Logis nie, wenn Fürth und Nürnberg heute eine entsprechende Rechnung an das schwedische Königshaus schicken würden, könnten die Städte mit Zins und Zinseszins leicht ihre Schuldenberge einebnen.  
 
Gustav Adolf wandte sich auf die Bedrohung durch Wallenstein hin wieder nach Norden und zog mit Teilen seiner Armee (etwa 18.000 Mann) von Altbayern zunächst nach Fürth, die Truppen nahmen Unterkunft auf „freiem Feld“, wohl auf der [[Hardhöhe]], Gustav Adolf logierte vom 17. bis 19. Juni 1632 im Pfarrhaus am Kirchenplatz, zumindest sind die Unterhaltslieferungen aus Nürnberg dorthin adressiert. Bezahlt wurden Kost und Logis nie, wenn Fürth und Nürnberg heute eine entsprechende Rechnung an das schwedische Königshaus schicken würden, könnten die Städte mit Zins und Zinseszins leicht ihre Schuldenberge einebnen.  
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=== Die Kroaten-Brandschatzung (September 1634) ===
 
=== Die Kroaten-Brandschatzung (September 1634) ===
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Im Herbst des Jahres 1634 ([[8. September]] [[1634]]) kam es dann für die Bevölkerung von Fürth zum traumatischsten Erlebnis dieses Kriegs. Anfang September 1634 wollten durchziehende kaiserliche "[http://de.wikipedia.org/wiki/Kroatische_Reiter#Drei.C3.9Figj.C3.A4hriger_Krieg Kroaten]" unter dem Reitergeneral ''[http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ludwig_Hektor_von_Isolani Graf Johann Ludwig Isolani]'' (katholische Partei) den Ort plündern. Da sie aber nichts mehr finden konnten, zündeten sie ihn in rasender Wut an. Der Ort brannte völlig nieder. Nur drei Gebäude überstanden den Feuersturm:  
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Im Herbst des Jahres 1634 ([[8. September]] [[1634]]) kam es dann für die Bevölkerung von Fürth zum traumatischsten Erlebnis dieses Kriegs. Anfang September 1634 wollten durchziehende kaiserliche "[http://de.wikipedia.org/wiki/Kroatische_Reiter#Drei.C3.9Figj.C3.A4hriger_Krieg Kroaten]" unter dem Reitergeneral ''[http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ludwig_Hektor_von_Isolani Graf Johann Ludwig Isolani]'' (katholische Partei) den Ort plündern. Da sie aber nichts mehr finden konnten, zündeten sie ihn in rasender Wut an. Fürth brannte völlig nieder. Nur drei Gebäude überstanden den Feuersturm:  
 
* die [[Kirche St.Michael|Kirche St. Michael]],
 
* die [[Kirche St.Michael|Kirche St. Michael]],
 
* die [[Synagoge]]
 
* die [[Synagoge]]
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Im September 1634 nahm jedoch das Unglück seinen Lauf. Der schon in der Schlacht 1632 engagierte und mehrfach durch Fürth gezogene Bernhard von Weimar verlor die Schlacht von Nördlingen (siehe oben). Eine Woche später zog eine starke Abteilung kaiserlicher Truppen über Schwabach nach Fürth, sechs Regimenter Kroaten, das schwedische Kommando zog sich von Fürth nach Gostenhof in den Nürnberger Befestigungsring zurück. Da die Kroaten nur wenig zum Plündern fanden, zündeten die Kroaten die viele Orte an, darunter unser Fürth. Der Pfarrer im sieben Kilometer entfernten [[Vach]], Pfarrer [[Johann Georg Renner]], schrieb in seinem Kriegstagebuch hierüber: "''Heut, Montag den 8. September, hatt der Feindt Fürth angesteckt hatt Tag undt Nacht gebrannd.''"
 
Im September 1634 nahm jedoch das Unglück seinen Lauf. Der schon in der Schlacht 1632 engagierte und mehrfach durch Fürth gezogene Bernhard von Weimar verlor die Schlacht von Nördlingen (siehe oben). Eine Woche später zog eine starke Abteilung kaiserlicher Truppen über Schwabach nach Fürth, sechs Regimenter Kroaten, das schwedische Kommando zog sich von Fürth nach Gostenhof in den Nürnberger Befestigungsring zurück. Da die Kroaten nur wenig zum Plündern fanden, zündeten die Kroaten die viele Orte an, darunter unser Fürth. Der Pfarrer im sieben Kilometer entfernten [[Vach]], Pfarrer [[Johann Georg Renner]], schrieb in seinem Kriegstagebuch hierüber: "''Heut, Montag den 8. September, hatt der Feindt Fürth angesteckt hatt Tag undt Nacht gebrannd.''"
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Abgesehen von den wenigen massiv aus Stein gebauten Gebäuden wie Kirche, Synagoge und eventuell das Geleitshaus, dürften nicht viele Häuser den neuerlichen Brand innerhalb von zwei Jahren überstanden haben, heute scheint abgesehen von der Kirche St. Michael lediglich das Anwesen [[Schrödershof 2]] – ausweislich der mittelalterlichen Dachstuhlkonstruktion (Verplattung) – aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zu stammen.  
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Abgesehen von den wenigen massiv aus Stein gebauten Gebäuden wie Kirche, Synagoge und eventuell das Geleitshaus, dürften nicht viele Häuser den neuerlichen Brand innerhalb von zwei Jahren überstanden haben, heute scheint abgesehen von der Kirche St. Michael lediglich das Anwesen [[Schrödershof 2]] – ausweislich der mittelalterlichen Dachstuhlkonstruktion (Verplattung) – aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zu stammen.
    
===Kriegsende===
 
===Kriegsende===
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* Axel Gotthard: ''„Reuter und Beuter“. Der Dreißigjährige Krieg in Fürth, um Nürnberg und in Mittelfranken''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] 2, 3, 4/2007, S. 37 - 62
 
* Axel Gotthard: ''„Reuter und Beuter“. Der Dreißigjährige Krieg in Fürth, um Nürnberg und in Mittelfranken''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] 2, 3, 4/2007, S. 37 - 62
 
* [[Alexander Mayer]]: ''Die Bürgermeister in der Flohkammer''. Gudensberg/Gleichen 2007, ISBN 978-3-8313-1807-0, (Zsfsg. von Fronmüller 1887 und Mahr 1980/1982 auf S. 39 – 55)
 
* [[Alexander Mayer]]: ''Die Bürgermeister in der Flohkammer''. Gudensberg/Gleichen 2007, ISBN 978-3-8313-1807-0, (Zsfsg. von Fronmüller 1887 und Mahr 1980/1982 auf S. 39 – 55)
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* Marcus Mühlnikel: ''Fürth im Dreißigjährigen Krieg - Ereignisse im Spiegel der Kirchenbücher'' In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2023 S. 111 - 120
    
==Lokalberichterstattung==
 
==Lokalberichterstattung==
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* Volker Dittmar: ''Fürth: Glocken läuten gegen den Krieg. Vor 375 Jahren brannten kroatische Söldner die Stadt nieder''. In: Fürther Nachrichten vom 7. September 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/glocken-lauten-gegen-den-krieg-1.572040 online abrufbar]
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* Volker Dittmar: ''Fürth: Glocken läuten gegen den Krieg. Vor 375 Jahren brannten kroatische Söldner die Stadt nieder''. In: Fürther Nachrichten vom 7. September 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/glocken-lauten-gegen-den-krieg-1.572040 online]
* Thomas Scherer: ''Auf den Spuren von Wallenstein''. In: Fürther Nachrichten vom 5. März 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/auf-den-spuren-von-wallenstein-1.1890841 online abrufbar]
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* Thomas Scherer: ''Auf den Spuren von Wallenstein''. In: Fürther Nachrichten vom 5. März 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/auf-den-spuren-von-wallenstein-1.1890841 online]
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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* [[Gedenktafeln zur Schlacht an der Alten Veste]]
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* [[Erlebnisweg Wallensteins Lager]]
 
* [[Älteste Stadtansicht Fürths]]
 
* [[Älteste Stadtansicht Fürths]]
 
* [[Schuh`s Keller]]
 
* [[Schuh`s Keller]]
 
* [[Schwedenjahr]]
 
* [[Schwedenjahr]]
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* [[Wikipedia:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjähriger Krieg]] ''(Wikipedia)''
    
==Sonstiges==
 
==Sonstiges==
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{{Bilder dieses Ereignisses}}
 
{{Bilder dieses Ereignisses}}
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[[Kategorie: Kriege und Katastrophen]]
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[[Kategorie:Kriege und Katastrophen]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]
 
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[[Kategorie:Dambach]]
 
[[Kategorie:Dambach]]
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