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'''Eduard ''Karl Johannes'' Putz''' (geb. [[9. Januar]] [[1907]] in Altenschönbach bei Wiesentheid; gest. [[22. September]] [[1990]] in Erlangen) war von Beruf [[Pfarrer]] an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]]. Putz war seit dem [[1. April]] [[1927]] Mitglied (Mitgliedsnummer: 60.049) der [[Partei::NSDAP]] und der SA. Von [[1935]] bis [[1939]] war er Pfarrer an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]], von [[1947]] bis [[1954]] hatte er die Pfarrstelle für das Evangelische Dekanat in Fürth inne. Putz war verheiratet mit Elfriede Lupp (1910 - 1994) und hatte einen Sohn.
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'''Eduard ''Karl Johannes'' Putz''' (geb. [[9. Januar]] [[1907]] in Altenschönbach bei Wiesentheid; gest. [[22. September]] [[1990]] in Erlangen) war von Beruf [[Pfarrer]] an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]]. Putz war seit dem [[1. April]] [[1927]] Mitglied (Mitgliedsnummer: 60.049) der [[NSDAP]] und der SA. Von [[1935]] bis [[1939]] war er Pfarrer an der [[St. Michael|St. Michaelskirche]], von [[1947]] bis [[1954]] hatte er die Pfarrstelle für das Evangelische Dekanat in Fürth inne. Putz war verheiratet mit Elfriede Lupp (1910 - 1994) und hatte einen Sohn.
 
   
 
   
 
== Leben und Wirken ==
 
== Leben und Wirken ==
Putz kam als zweites von insgesamt fünf Kindern auf die Welt. Sein Vater Gottfried Putz war ebenfalls Pfarrer, sowie einige seiner Vorfahren. Der allgemein bekannteste Theologe in seiner Familie dürfte der Großvater und Pate [https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Rupprecht Eduard Rupprecht] (2. März 1837 - 2. Juli 1907) gewesen sein, dessen Maxime die Bekämpfung des Glaubenszweifels und der Skepsis in vielen Publikationen war.<ref>Bibelbund: Der letzte apologetische Bibelforscher? - Das Leben des Bibelbund-Mitglieds Kirchenrat Dr. Eduard Rupprecht. Online abgerufen am 29.11.16 | 0.31 Uhr - [https://bibelbund.de/2014/09/der-letzte-apologetische-bibelforscher/ online abrufbar]</ref> Eduard Putz wäre aus heutiger Sicht bekannter als sein Großvater - zumindest in den innerkirchlichen Kreisen - jedoch blieb er bis zu seinem Tod 1990 eher im Hintergrund.  
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Putz kam als zweites von insgesamt fünf Kindern auf die Welt. Sein Vater Gottfried Putz war ebenfalls Pfarrer, sowie einige seiner Vorfahren. Der allgemein bekannteste Theologe in seiner Familie dürfte der Großvater und Pate [https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Rupprecht Eduard Rupprecht] (2. März 1837 - 2. Juli 1907) gewesen sein, dessen Maxime die Bekämpfung des Glaubenszweifels und der Skepsis in vielen Publikationen war.<ref>Bibelbund: Der letzte apologetische Bibelforscher? - Das Leben des Bibelbund-Mitglieds Kirchenrat Dr. Eduard Rupprecht. Online abgerufen am 29.11.16 | 0.31 Uhr - [https://bibelbund.de/2014/09/der-letzte-apologetische-bibelforscher/ online]</ref> Eduard Putz wäre aus heutiger Sicht bekannter als sein Großvater - zumindest in den innerkirchlichen Kreisen - jedoch blieb er bis zu seinem Tod 1990 eher im Hintergrund.  
    
Seine Kindheit verbrachte Putz in Kalbensteinberg, einem mittelfränkischen Ort bei Gunzenhausen. Er besuchte zunächst sechs Jahre lang das Progymnasium in Windsbach, ehe er zum Alten Gymnasium nach Regensburg wechselte. Nach drei Jahren in Regensburg absolvierte er das Abitur und entschied sich für ein Studium der Theologie an der Universität Erlangen. Die "Erlanger" lutherische Ausrichtung seines Studiums begleitete ihn in den ersten vier Semestern, in denen er vorwiegend den Professoren Althaus, Elert, Strathmann, Preuß und Procksch Beachtung schenkte. Während dieser Zeit trat Putz [[1925]] auch der [https://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_der_Bubenreuther Burschenschaft Bubenruthia] bei, einer eher wertkonservativen, aber dennoch liberalen Burschenschaft, die sich während des Nationalsozialismus sogar gegen das NS-Regime gestellt hatte und nach [[1945]] sich von jeglichem Radikalismus distanzierte - gleichzeitig aber bis [[1968]] noch das „Keuschheitsprinzip“ in der Burschenschaft verankert hatte und sogar [[1995]] noch unter Federführung des ehem. Bundesbauministers [https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Haack Dieter Haack] (SPD) ein homosexuelles Mitglied aus ihren Reihen ausschloss. Putz blieb bis zu seinem Tod der Burschenschaft treu verbunden.  
 
Seine Kindheit verbrachte Putz in Kalbensteinberg, einem mittelfränkischen Ort bei Gunzenhausen. Er besuchte zunächst sechs Jahre lang das Progymnasium in Windsbach, ehe er zum Alten Gymnasium nach Regensburg wechselte. Nach drei Jahren in Regensburg absolvierte er das Abitur und entschied sich für ein Studium der Theologie an der Universität Erlangen. Die "Erlanger" lutherische Ausrichtung seines Studiums begleitete ihn in den ersten vier Semestern, in denen er vorwiegend den Professoren Althaus, Elert, Strathmann, Preuß und Procksch Beachtung schenkte. Während dieser Zeit trat Putz [[1925]] auch der [https://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_der_Bubenreuther Burschenschaft Bubenruthia] bei, einer eher wertkonservativen, aber dennoch liberalen Burschenschaft, die sich während des Nationalsozialismus sogar gegen das NS-Regime gestellt hatte und nach [[1945]] sich von jeglichem Radikalismus distanzierte - gleichzeitig aber bis [[1968]] noch das „Keuschheitsprinzip“ in der Burschenschaft verankert hatte und sogar [[1995]] noch unter Federführung des ehem. Bundesbauministers [https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Haack Dieter Haack] (SPD) ein homosexuelles Mitglied aus ihren Reihen ausschloss. Putz blieb bis zu seinem Tod der Burschenschaft treu verbunden.  
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Von [[1931]] bis [[1933]] war er als Vikar in der Münchner Stadtrandsiedlung Obersendling-Thalkirchen beschäftigt, ehe er [[1933]] als theologischer Hilfsreferent in die Kirchenregierung des Landeskirchenrats nach München berufen wurde. Diese Berufung war insofern ungewöhnlich, als Putz bisher beruflich kaum Erfahrung sammeln und keine eigene Pfarrstelle aufweisen konnte. Die Besetzung erfolgte durch den Bischof [https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof) Hans Meiser] (1881 - 1956) am [[13. Juni]] [[1933]], also nur zwei Tage nach der öffentlichen Amtseinführung Meisers in der Lorenzkirche zu Nürnberg - unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der [[NSDAP]]. Die SA kam auf eigene Initiative, um Spalier zu stehen. Meiser war nach der Machtergreifung [[1933]] bemüht, die Eigenständigkeit der evangelischen Kirche in Bayern aufrecht zu erhalten. Unter anderem versuchte er dies durch zahlreiche Kompromisse, die er als Bischof mit dem NS-Regime einging. Ausschlaggebend für das sich arrangieren war, dass nach Meinung Meisers eine nationalsozialistische Weltanschauung mit deutschchristlicher Theologie und den Glaubensgrundlagen der evangelischen Kirche vereinbar sei. Die Einsicht, dass die Eigenständigkeit trotz Kompromissen unter dem NS-Regime nicht zu realisieren war, kam bereits ein Jahr später, als Meiser am [[11. Oktober]] [[1934]] erstmals verhaftet und die Landeskirche im Sinne des NS-Regimes zunehmend gleichgeschaltet wurde. Die Wahl von Putz im Juni [[1934]] erfolgte demzufolge ganz bewusst durch Meiser, da Eduard Putz bereits seit April [[1927]] Mitglied der [[NSDAP]] war. Damit gehörte Putz zu den sog. "Alten Kämpfern" der [[NSDAP]], also zu dem Personenkreis, der bereits vor der Machtergreifung der Partei beigetreten war und dessen Mitgliedsnummern unter 100.000 lagen.<ref>Anmerkung: Putz hatte die Mitgliedsnummer 60.049. Laut Parteistatistik gab es im Mai 1935 lediglich 22.282 Träger dieses dritthöchsten Partei-Ordens</ref> Meisers Intention bei der Nominierung von Putz war offensichtlich: Er beabsichtigte, einen aus seiner Sicht völlig loyalen Theologen als Verbindungsmann in die NS-Bewegung zu installieren, um so mit der politisch herrschenden Partei verbunden zu sein - und gleichzeitig "seine" Landeskirche autark zu halten. Ob Putz sich dieser Rolle bewusst war, ist aktuell nicht bekannt, ebenfalls nicht, ob Putz diese Rolle gleichzeitig in beide Richtungen ausübte.  
 
Von [[1931]] bis [[1933]] war er als Vikar in der Münchner Stadtrandsiedlung Obersendling-Thalkirchen beschäftigt, ehe er [[1933]] als theologischer Hilfsreferent in die Kirchenregierung des Landeskirchenrats nach München berufen wurde. Diese Berufung war insofern ungewöhnlich, als Putz bisher beruflich kaum Erfahrung sammeln und keine eigene Pfarrstelle aufweisen konnte. Die Besetzung erfolgte durch den Bischof [https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meiser_(Bischof) Hans Meiser] (1881 - 1956) am [[13. Juni]] [[1933]], also nur zwei Tage nach der öffentlichen Amtseinführung Meisers in der Lorenzkirche zu Nürnberg - unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der [[NSDAP]]. Die SA kam auf eigene Initiative, um Spalier zu stehen. Meiser war nach der Machtergreifung [[1933]] bemüht, die Eigenständigkeit der evangelischen Kirche in Bayern aufrecht zu erhalten. Unter anderem versuchte er dies durch zahlreiche Kompromisse, die er als Bischof mit dem NS-Regime einging. Ausschlaggebend für das sich arrangieren war, dass nach Meinung Meisers eine nationalsozialistische Weltanschauung mit deutschchristlicher Theologie und den Glaubensgrundlagen der evangelischen Kirche vereinbar sei. Die Einsicht, dass die Eigenständigkeit trotz Kompromissen unter dem NS-Regime nicht zu realisieren war, kam bereits ein Jahr später, als Meiser am [[11. Oktober]] [[1934]] erstmals verhaftet und die Landeskirche im Sinne des NS-Regimes zunehmend gleichgeschaltet wurde. Die Wahl von Putz im Juni [[1934]] erfolgte demzufolge ganz bewusst durch Meiser, da Eduard Putz bereits seit April [[1927]] Mitglied der [[NSDAP]] war. Damit gehörte Putz zu den sog. "Alten Kämpfern" der [[NSDAP]], also zu dem Personenkreis, der bereits vor der Machtergreifung der Partei beigetreten war und dessen Mitgliedsnummern unter 100.000 lagen.<ref>Anmerkung: Putz hatte die Mitgliedsnummer 60.049. Laut Parteistatistik gab es im Mai 1935 lediglich 22.282 Träger dieses dritthöchsten Partei-Ordens</ref> Meisers Intention bei der Nominierung von Putz war offensichtlich: Er beabsichtigte, einen aus seiner Sicht völlig loyalen Theologen als Verbindungsmann in die NS-Bewegung zu installieren, um so mit der politisch herrschenden Partei verbunden zu sein - und gleichzeitig "seine" Landeskirche autark zu halten. Ob Putz sich dieser Rolle bewusst war, ist aktuell nicht bekannt, ebenfalls nicht, ob Putz diese Rolle gleichzeitig in beide Richtungen ausübte.  
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Putz selbst hatte nach seinem Eintritt in die [[NSDAP]] im April [[1927]] nicht nur die Absicht, ein nominelles Mitglied der Partei zu sein, sondern er war auch bestrebt, den Nationalsozialismus aktiv in die Studentenschaft hineinzutragen. Putz gründete somit [[1927]]/28 jeweils den NS-Studentenbund in Erlangen und Tübingen und war [[1928]] Hochschulgruppenführer an der Universität Erlangen. Putz hatte somit bereits als Student intensiv Werbung für die NS-Bewegung gemacht und führte dies auch während seiner Zeit als Vikar im Predigerseminar fort. So rühmte er sich gegenüber einem Kollegen [[1934]] damit, dass er "''seit dem Jahre 1929 [...] durch [...] Vorträge [...] eine große Zahl von Kollegen veranlasst habe (sic!), [...] aktive Nationalsozialisten zu werden.''"<ref>Ev.-luth. Landeskirchenrat München. Schreiben von Putz an Pfarrer Friedrich Möbus vom 20. August 1934</ref> Welche Hoffnung Putz mit der neuen politische Bewegung verband, wird durch eine Festrede in der Erlangen Burschenschaft Bubenruthia deutlich, die er später auf anderen Veranstaltungen mehrfach wiederholte:  
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Putz selbst hatte nach seinem Eintritt in die [[NSDAP]] im April [[1927]] nicht nur die Absicht, ein nominelles Mitglied der Partei zu sein, sondern er war auch bestrebt, den Nationalsozialismus aktiv in die Studentenschaft hineinzutragen. Putz gründete somit [[1927]]/28 jeweils den NS-Studentenbund in Erlangen und Tübingen und war [[1928]] Hochschulgruppenführer an der Universität Erlangen. Putz hatte somit bereits als Student intensiv Werbung für die NS-Bewegung gemacht und führte dies auch während seiner Zeit als Vikar im Predigerseminar fort. So rühmte er sich gegenüber einem Kollegen [[1934]] damit, dass er "''seit dem Jahre 1929 [...] durch [...] Vorträge [...] eine große Zahl von Kollegen veranlasst habe [sic!], [...] aktive Nationalsozialisten zu werden.''"<ref>Ev.-luth. Landeskirchenrat München. Schreiben von Putz an Pfarrer Friedrich Möbus vom 20. August 1934</ref> Welche Hoffnung Putz mit der neuen politische Bewegung verband, wird durch eine Festrede in der Erlangen Burschenschaft Bubenruthia deutlich, die er später auf anderen Veranstaltungen mehrfach wiederholte:  
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:''"Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung. Es bedeutet für unser altburschenschaftlichen Fahnen ... eine unerhörte geschichtliche Rechtfertigung und eine Reinigung vor einer nunmehr vierzehnjährigen Schmach, wenn Adolf Hitler die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfahnen von 1918 verbrannt hat. Wir müssen ihm für die Ehrenrettung unserer Fahnen aufs Tiefste danken.''"<ref>Bubenreuther - Zeitung 15 Jahrgang Nr. 2 - Juli/August 1933, S. 28 f.</ref>
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:''"Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung. Es bedeutet für unser altburschenschaftlichen Fahnen ... eine unerhörte geschichtliche Rechtfertigung und eine Reinigung vor einer nunmehr vierzehnjährigen Schmach, wenn [[Adolf Hitler]] die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfahnen von 1918 verbrannt hat. Wir müssen ihm für die Ehrenrettung unserer Fahnen aufs Tiefste danken.''"<ref>Bubenreuther - Zeitung 15 Jahrgang Nr. 2 - Juli/August 1933, S. 28 f.</ref>
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In einem weiteren Vortrag [[1931]] auf der Zusammenkunft der bay. Pfarrschaft betonte Putz, dass der Nationalsozialismus als letzte Rettung Deutschlands vor dem Bolschewismus zu verstehen sei, und jeglicher Kapitalismus, Marxismus, Internationalismus, Liberalismus, Rationalismus und Pazifismus aus seiner und der Sicht des Nationalsozialismus zu verurteilen sei. In diesen würde lediglich der "große Abfall" der Gesellschaft verkörpert, und nicht zuletzt sei das neuzeitliche Judentum verantwortlich für die diese Entwicklungen.<ref>Korrespondenzblatt für evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern, Nr. 18 und 19/1933</ref> Auch wenn Putz durchaus Gefahren im Nationalsozialismus sah (Rassenmythos und heldischen Lichtglauben), so überwog bei ihm die Überzeugung, dass man den nationalsozialistischen Staat mit der Ordnung des Christentums unterbauen und sich somit eine positive Zukunft einstellen kann.
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In einem weiteren Vortrag [[1931]] auf der Zusammenkunft der bay. Pfarrschaft betonte Putz, dass der Nationalsozialismus als letzte Rettung Deutschlands vor dem Bolschewismus zu verstehen sei, und jeglicher Kapitalismus, Marxismus, Internationalismus, Liberalismus, Rationalismus und Pazifismus aus seiner und der Sicht des Nationalsozialismus zu verurteilen sei. In diesen würde lediglich der "große Abfall" der Gesellschaft verkörpert, und nicht zuletzt sei das neuzeitliche Judentum verantwortlich für diese Entwicklungen.<ref>Korrespondenzblatt für evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern, Nr. 18 und 19/1933</ref> Auch wenn Putz durchaus Gefahren im Nationalsozialismus sah (Rassenmythos und heldischen Lichtglauben), so überwog bei ihm die Überzeugung, dass man den nationalsozialistischen Staat mit der Ordnung des Christentums unterbauen und sich somit eine positive Zukunft einstellen kann.
    
== Bekennende Kirche ==
 
== Bekennende Kirche ==
Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung Bekennende Kirche], zu deren Gründern auch Eduard Putz gehörte, entstand im Mai [[1934]]. Dem Selbstverständnis nach war die Bekennende Kirche im Deutschen Reich die einzig rechtmäßige Kirche. Damit widersetzten sich evangelische Christen den Versuchen der Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Kampf beider evangelischen Kirchen wird in der Geschichtsschreibung häufig als der sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf Kirchenkampf]" beschrieben. Wikipedia schreibt hierzu: "''Im Zentrum des innerhalb der evangelischen Kirche ausgetragenen „Kirchenkampfes“ stand ein Konflikt zwischen den „Deutschen Christen“ und der „Bekennenden Kirche“ um das Verständnis und die Auslegung des Evangeliums. Dieser theologische Konflikt wurde auf Seiten der Bekennenden Kirche zu einer indirekten politischen Opposition gegen den Staat, insofern er eine Einmischung des Regimes in Glaubensinhalte und Kirchenverfassung abzuwehren suchte. Damit widersprach er dem Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Ideologie. Ein politischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus war damit weder beabsichtigt noch folgte er daraus, von seltenen Ausnahmen abgesehen. Viele Bekennende Christen waren gleichzeitig Antisemiten, Wähler und/oder Mitglieder der NSDAP und begrenzten ihren Widerspruch ausdrücklich auf die Übergriffe des Staates auf innerkirchliche Angelegenheiten.''"<ref>Wikipedia: Kirchenkampf, online abgerufen am 29. November 2016, 15.05 Uhr - [https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf online abrufbar]</ref>
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Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung Bekennende Kirche], zu deren Gründern auch Eduard Putz gehörte, entstand im Mai [[1934]]. Dem Selbstverständnis nach war die Bekennende Kirche im Deutschen Reich die einzig rechtmäßige Kirche. Damit widersetzten sich evangelische Christen den Versuchen der Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Kampf beider evangelischen Kirchen wird in der Geschichtsschreibung häufig als der sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf Kirchenkampf]" beschrieben. Wikipedia schreibt hierzu: "''Im Zentrum des innerhalb der evangelischen Kirche ausgetragenen „Kirchenkampfes“ stand ein Konflikt zwischen den „Deutschen Christen“ und der „Bekennenden Kirche“ um das Verständnis und die Auslegung des Evangeliums. Dieser theologische Konflikt wurde auf Seiten der Bekennenden Kirche zu einer indirekten politischen Opposition gegen den Staat, insofern er eine Einmischung des Regimes in Glaubensinhalte und Kirchenverfassung abzuwehren suchte. Damit widersprach er dem Totalitätsanspruch der nationalsozialistischen Ideologie. Ein politischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus war damit weder beabsichtigt noch folgte er daraus, von seltenen Ausnahmen abgesehen. Viele Bekennende Christen waren gleichzeitig Antisemiten, Wähler und/oder Mitglieder der NSDAP und begrenzten ihren Widerspruch ausdrücklich auf die Übergriffe des Staates auf innerkirchliche Angelegenheiten.''"<ref>Wikipedia: Kirchenkampf, online abgerufen am 29. November 2016, 15.05 Uhr - [https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf online]</ref>
    
Als Manifest bzw. als theologische Grundlage der Bekennenden Kirche wurde auf der Bekenntnissynode vom 29. bis [[31. Mai]] [[1934]] in Wuppertal-Barmen die sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung Barmer Theologische Erklärung]" festgelegt, die insgesamt sechs Thesen vertrat.<ref>Wilhelm Niemöller: Die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Bad Oeynhausen. Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes - Band 7. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 1960, S. 103 f. - [https://books.google.de/books?id=HC2X5Vbi540C&pg=PA103&lpg=PA103&dq=Pfarrer+Putz&source=bl&ots=tow4rdVosW&sig=Q_xRGujyuL2ukYM5MomkJGiZbaI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjq96Hdo8zQAhXI8ywKHfp7A9gQ6AEITzAK#v=onepage&q=Pfarrer%20Putz&f=false Googlebooks]</ref> Einer der Mit-Autoren dieser Erklärung war nach heutigem Kenntnisstand Eduard Putz.  
 
Als Manifest bzw. als theologische Grundlage der Bekennenden Kirche wurde auf der Bekenntnissynode vom 29. bis [[31. Mai]] [[1934]] in Wuppertal-Barmen die sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung Barmer Theologische Erklärung]" festgelegt, die insgesamt sechs Thesen vertrat.<ref>Wilhelm Niemöller: Die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Bad Oeynhausen. Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes - Band 7. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 1960, S. 103 f. - [https://books.google.de/books?id=HC2X5Vbi540C&pg=PA103&lpg=PA103&dq=Pfarrer+Putz&source=bl&ots=tow4rdVosW&sig=Q_xRGujyuL2ukYM5MomkJGiZbaI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjq96Hdo8zQAhXI8ywKHfp7A9gQ6AEITzAK#v=onepage&q=Pfarrer%20Putz&f=false Googlebooks]</ref> Einer der Mit-Autoren dieser Erklärung war nach heutigem Kenntnisstand Eduard Putz.  
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:"''Eduard Putz war der Auffassung, dass die Kirche einen verhängnisvollen Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfe: In den Zeiten der Industrialisierung, als das Proletariat entstanden war und Massenarmut weite Bevölkerungsschichten beherrschte, habe die Kirche bei der Lösung der "sozialen Frage" versagt und dadurch große Teile der Arbeiterklasse verloren. Jetzt, zu einer Zeit, in der eine neue, lebendige, weite Krise ergreifende "Bewegung" politische und soziale Bedeutung gewinne, da dürfe die Kirche nicht nochmals in den Fehler verfallen, die Verbindung zu den "Massen" zu verlieren; sie dürfe dem Nationalsozialismus das Evangelium nicht schuldig bleiben. Bei alldem aber gehe es - darauf beharrte Putz - darum, dass Kirche "Kirche" bleibe und die "religiösen Auseinandersetzungen nicht auf die Ebene des politischen Kampfes abgleiten, mithin die Kirche sich nicht politischen Zwecken dienstbar machen lassen dürfe."''<ref>Pfarrer Christoph Putz im Gespräch mit Dr. Hans-Bodo Thieme 2010</ref>  
 
:"''Eduard Putz war der Auffassung, dass die Kirche einen verhängnisvollen Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfe: In den Zeiten der Industrialisierung, als das Proletariat entstanden war und Massenarmut weite Bevölkerungsschichten beherrschte, habe die Kirche bei der Lösung der "sozialen Frage" versagt und dadurch große Teile der Arbeiterklasse verloren. Jetzt, zu einer Zeit, in der eine neue, lebendige, weite Krise ergreifende "Bewegung" politische und soziale Bedeutung gewinne, da dürfe die Kirche nicht nochmals in den Fehler verfallen, die Verbindung zu den "Massen" zu verlieren; sie dürfe dem Nationalsozialismus das Evangelium nicht schuldig bleiben. Bei alldem aber gehe es - darauf beharrte Putz - darum, dass Kirche "Kirche" bleibe und die "religiösen Auseinandersetzungen nicht auf die Ebene des politischen Kampfes abgleiten, mithin die Kirche sich nicht politischen Zwecken dienstbar machen lassen dürfe."''<ref>Pfarrer Christoph Putz im Gespräch mit Dr. Hans-Bodo Thieme 2010</ref>  
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Dies, und die Tatsache, dass die Evangelische Kirche eine deutlich höhere Affinität zum Nationalsozialismus hatte als die Katholische Kirche und deren Mitglieder, mag ein Erklärungsansatz sein.<ref>Cicero - Magazin für politische Kultur: Katholiken wählten Hitler nicht. Online abgerufen 29. November 2015 0:01 Uhr - [http://www.cicero.de/berliner-republik/katholiken-w%C3%A4hlten-hitler-nicht/39728 online abrufbar]</ref><ref>Adolf Kimmel: Konfession und Wahlverhalten in Deutschland - Online Essay Themenportal Europäische Geschichte - [http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3843 online abrufbar]</ref>
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Dies, und die Tatsache, dass die Evangelische Kirche eine deutlich höhere Affinität zum Nationalsozialismus hatte als die Katholische Kirche und deren Mitglieder, mag ein Erklärungsansatz sein.<ref>Cicero - Magazin für politische Kultur: Katholiken wählten Hitler nicht. Online abgerufen 29. November 2015 0:01 Uhr - [http://www.cicero.de/berliner-republik/katholiken-w%C3%A4hlten-hitler-nicht/39728 online]</ref><ref>Adolf Kimmel: Konfession und Wahlverhalten in Deutschland - Online Essay Themenportal Europäische Geschichte - [http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3843 online]</ref>
    
[[1941]] wurde Eduard Putz kurzfristig verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt, da er gegen die Euthanasie von behinderten Menschen protestierte.<ref name="Stadtlexikon">Eduard Putz: Erlanger Stadtlexikon, W. Tümmel Verlag, Erlangen 2002, S. 568 f.</ref>
 
[[1941]] wurde Eduard Putz kurzfristig verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt, da er gegen die Euthanasie von behinderten Menschen protestierte.<ref name="Stadtlexikon">Eduard Putz: Erlanger Stadtlexikon, W. Tümmel Verlag, Erlangen 2002, S. 568 f.</ref>
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* [[Kirche St. Michael]]  
 
* [[Kirche St. Michael]]  
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== Einzelnachweis ==
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== Einzelnachweise ==
 
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== Bilder ==
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{{Bilder dieser Person}}
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{{Folgenleiste
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|AMT=[[Pfarrer]] der Kirchengemeinde St. Michael Fürth|ZEIT= [[1947]] - [[1954]]
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|VORGÄNGER=[[Gustav Schmetzer]]
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|NACHFOLGER= [[Karl Will]]
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[[Kategorie:Geistlicher]]
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