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'''Franz Xaver Jakob''' (geb. [[17. November]] [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim; gest. [[6. September]] [[1965]] in [[wikipedia:Ingolstadt|Ingolstadt]]) war [[NSDAP]]-Mitglied und als solches von [[1933]] bis [[1940]] [[Oberbürgermeister]] und [[NSDAP-Kreisleiter]]. Franz Jakob war verheiratet mit Anna geb. Knabel und hatte zwei Söhne und eine Tochter. Beide Söhne dienten im [[2. Weltkrieg]], wobei ein Sohn ab [[1944]] als vermisst gemeldet wurde.
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'''Franz Xaver Jakob''' (geb. [[17. November]] [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim; gest. [[6. September]] [[1965]] in [[wikipedia:Ingolstadt|Ingolstadt]]) war [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitglied mit der Nummer 20755 und als solches von [[1933]] bis [[1940]] [[Oberbürgermeister]] und [[NSDAP-Kreisleiter]]. Franz Jakob war verheiratet mit Anna geb. Knabel und hatte zwei Söhne und eine Tochter. Beide Söhne dienten im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], wobei ein Sohn ab [[1944]] als vermisst gemeldet wurde.
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Seit [[2017]] sind neue Erkenntnisse über die Zeit von Jakob in Thorn/Polen bekannt geworden. '''Die Inhalte über diese neuen Erkenntnisse sind hier in diesem Artikel größtenteils noch nicht eingeflossen.'''  
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Seit [[2017]] sind neue Erkenntnisse über die Zeit von Jakob in [[Toruń|Thorn/Polen]] während der deutschen Besatzung 1939-1945 bekannt geworden. '''Die Inhalte über diese neuen Erkenntnisse sind hier in diesem Artikel größtenteils noch nicht eingeflossen.'''  
    
==Leben und Laufbahn==
 
==Leben und Laufbahn==
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Franz Jakob wurde am [[17. November]] [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim als Sohn des Hauptschullehrers Georg Jakob und seiner Frau Katharina geb. Schwend geboren.<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegsstammrollen, 1914-1918; Band: 21849. Kriegsstammrolle</ref> Nach der Grundschule besuchte Franz Jakob sechs Jahre das Gymnasium in Amberg. Am [[1. Oktober]] [[1910]] trat er als ''Einjährig Freiwilliger'' den Militärdienst beim Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment in Neuburg an der Donau an und war anschließend als Berufssoldat beim Königlich Bayerischen 9. Feldartillerie-Regiment in Freising. Ab dem 1. August 1912 absolvierte er bei der Oberfeuerwerkerschule in München eine Ausbildung und arbeitete ab September 1913 als Feuerwerker beim Neben-Artillerie-Depot im Kloster Lechfeld. Mit Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde er am [[2. August]] [[1914]] zur 4. Artillerie-Munitions-Kolonne des III. Königlich Bayerischen Armee-Korps eingezogen, mit der er an Kämpfen in Nordfrankreich teilnahm. Am [[30. Juni]] [[1916]] kam Franz Jakob wegen Krankheit ins Lazarett nach Ingolstadt. Nach der Genesung war er ab August 1916 bei der Pulverfabrik Ingolstadt. Anschließend wurde er am [[21. Mai]] [[1917]] zum [[Artilleriedepot|Artillerie-Depot]] nach Fürth versetzt, wo er bis zum Kriegsende [[1918]] und darüber hinaus, abgesehen von einer viermonatigen Versetzung [[1919]] zum Artillerie-Depot München, blieb.<ref> Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegsstammrollen, 1914-1918; Band: 21827. Kriegsstammrolle</ref>
 
Franz Jakob wurde am [[17. November]] [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim als Sohn des Hauptschullehrers Georg Jakob und seiner Frau Katharina geb. Schwend geboren.<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegsstammrollen, 1914-1918; Band: 21849. Kriegsstammrolle</ref> Nach der Grundschule besuchte Franz Jakob sechs Jahre das Gymnasium in Amberg. Am [[1. Oktober]] [[1910]] trat er als ''Einjährig Freiwilliger'' den Militärdienst beim Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment in Neuburg an der Donau an und war anschließend als Berufssoldat beim Königlich Bayerischen 9. Feldartillerie-Regiment in Freising. Ab dem 1. August 1912 absolvierte er bei der Oberfeuerwerkerschule in München eine Ausbildung und arbeitete ab September 1913 als Feuerwerker beim Neben-Artillerie-Depot im Kloster Lechfeld. Mit Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde er am [[2. August]] [[1914]] zur 4. Artillerie-Munitions-Kolonne des III. Königlich Bayerischen Armee-Korps eingezogen, mit der er an Kämpfen in Nordfrankreich teilnahm. Am [[30. Juni]] [[1916]] kam Franz Jakob wegen Krankheit ins Lazarett nach Ingolstadt. Nach der Genesung war er ab August 1916 bei der Pulverfabrik Ingolstadt. Anschließend wurde er am [[21. Mai]] [[1917]] zum [[Artilleriedepot|Artillerie-Depot]] nach Fürth versetzt, wo er bis zum Kriegsende [[1918]] und darüber hinaus, abgesehen von einer viermonatigen Versetzung [[1919]] zum Artillerie-Depot München, blieb.<ref> Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegsstammrollen, 1914-1918; Band: 21827. Kriegsstammrolle</ref>
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Am [[9. April]] [[1920]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Von [[1918]] bis [[1921]] war Jakob Mitglied der [[SPD]], verließ diese aber wieder, da er den Einfluss der Spartakisten innerhalb der [[SPD]] kritisierte. Ab [[1919]] trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als [[Reichsbahnobersekretär]] bis [[1928]] aktiv tätig. Zunächst trat er ab dem [[10. April]] [[1920]] als Versorgungsanwärter bei der Deutschen Reichsbahn an und leistete seine Vorbereitungszeit vom [[16. Juni]] [[1921]] bis [[15. September]] [[1922]]. Anschließend war er als Reichsbahnobersekretär vom [[16. September]] [[1922]] bis zu seiner Machtergreifung als Oberbürgermeister am [[16. März]] [[1933]] bei der Bahn beschäftigt, wobei er für die Zeit von [[1928]] bis [[1933]] als Beamter der Reichsbahn für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt wurde.
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Am [[9. April]] [[1920]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Von [[1918]] bis [[1921]] war Jakob Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], verließ diese aber wieder, da er den Einfluss der [[wikipedia:Spartakusbund|Spartakisten]] innerhalb der SPD kritisierte. Ab [[1919]] trat er bei der [[wikipedia:Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutschen Reichsbahn]] die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis [[1928]] aktiv tätig. Zunächst trat er ab dem [[10. April]] [[1920]] als Versorgungsanwärter bei der Deutschen Reichsbahn an und leistete seine Vorbereitungszeit vom [[16. Juni]] [[1921]] bis [[15. September]] [[1922]]. Anschließend war er als Reichsbahnobersekretär vom [[16. September]] [[1922]] bis zu seiner Machtergreifung als Oberbürgermeister am [[16. März]] [[1933]] bei der Bahn beschäftigt, wobei er für die Zeit von [[1928]] bis [[1933]] als Beamter der Reichsbahn für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt wurde.
    
== Laufbahn in der NSDAP ==
 
== Laufbahn in der NSDAP ==
Am [[12. Oktober]] [[1925]] tritt Jakob in die [[1923]] in Fürth gegründete [[NSDAP]]-Ortsgruppe ein (Mitgliedsnummer: 20 755). Er wird zunächst zum Schriftführer der Ortsgruppe gewählt bis er ein Jahr später als Ortsgruppenführer im Amt bestätigt wird. Dieses Amt hat er inne bis [[1929]]. Durch die wachsende Anzahl der Mitglieder der Organisation wird die Struktur in Fürth geändert, so dass Jakob ab [[1932]] Kreisleiter der NSDAP in Fürth wird. Gleichzeitig ist Jakob von 1929 bis 1931 Bezirksführer der NSDAP.  
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Am [[12. Oktober]] [[1925]] tritt Jakob in die [[1923]] in Fürth gegründete NSDAP-Ortsgruppe ein (Mitgliedsnummer: 20 755). Er wird zunächst zum Schriftführer der Ortsgruppe gewählt bis er ein Jahr später als Ortsgruppenführer im Amt bestätigt wird. Dieses Amt hat er inne bis [[1929]]. Durch die wachsende Anzahl der Mitglieder der Organisation wird die Struktur in Fürth geändert, so dass Jakob ab [[1932]] Kreisleiter der NSDAP in Fürth wird. Gleichzeitig ist Jakob von 1929 bis 1931 Bezirksführer der NSDAP.  
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Nach dem Eintritt Jakobs in die [[NSDAP]] am [[12. Oktober]] [[1925]] tritt er nur eine Woche später in die von [[Albert Forster]] neu gegründete Sturmabteilung (SA) am [[20. Oktober]] [[1925]] ein. Von 1926 bis 1929 bekleidet er in der SA den Rang eines Sturmführers, ab 1938 den Rang eines Standartenführers.  
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Nach dem Eintritt Jakobs in die NSDAP am [[12. Oktober]] [[1925]] tritt er nur eine Woche später in die von [[Albert Forster]] neu gegründete Sturmabteilung (SA) am [[20. Oktober]] [[1925]] ein. Von 1926 bis 1929 bekleidet er in der SA den Rang eines Sturmführers, ab 1938 den Rang eines Standartenführers.  
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Neben seinen Parteiämtern hatte Jakob auch seit [[1929]] ein Mandat im Fürther Stadtrat als NSDAP-Fraktionsführer. Ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die [[NSDAP]] in den Landtag gewählt. [[1932]] zieht er erneut für die [[NSDAP]] in den Landtag ein und behält dieses Amt bis zur Machtergreifung in Fürth im März 1933.
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Neben seinen Parteiämtern hatte Jakob auch seit [[1929]] ein Mandat im Fürther Stadtrat als NSDAP-Fraktionsführer. Ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die NSDAP in den Landtag gewählt. [[1932]] zieht er erneut für die NSDAP in den Landtag ein und behält dieses Amt bis zur Machtergreifung in Fürth im März 1933.
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Als Partei-Funktionär nahm Jakob an folgenden Veranstaltungen der [[NSDAP]] vor [[1933]] teil:  
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Als Partei-Funktionär nahm Jakob an folgenden Veranstaltungen der NSDAP vor [[1933]] teil:  
 
* 1926: Reichsparteitag in Weimar
 
* 1926: Reichsparteitag in Weimar
 
* 1927: Reichsparteitag in Nürnberg
 
* 1927: Reichsparteitag in Nürnberg
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== Machtergreifung in Fürth ==
 
== Machtergreifung in Fürth ==
Am [[16. März]] [[1933]] wurde der vormalige [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] von der [[NSDAP]] zum Rücktritt gezwungen, da er stets eine ablehnende Haltung gegenüber dem [[Nationalsozialismus]] und Adolf Hitler hatte und als Vertreter der Weimarer Republik von der [[NSDAP]] verhasst war. So weigerte sich [[Robert Wild|Wild]] z. B. bis zuletzt Adolf Hitler am Flughafen in [[Atzenhof]] in seiner Funktion als [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth mit allen Ehren zu empfangen, was die [[Nationalsozialisten]] ihm mehrfach negativ auslegten. [[Robert Wild|Dr. Wild]] wird zunächst beurlaubt und ab dem [[1. Mai]] [[1933]] in den dauerhaften Ruhestand versetzt. Ihm folgt zunächst kom. Jakob als [[Oberbürgermeister]], [[2. Bürgermeister]] wurde [[Hermann Friedrich]], [[3. Bürgermeister]] wurde [[Heinrich Schied]].  
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Am [[16. März]] [[1933]] wurde der vormalige [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] von der [[NSDAP]] zum Rücktritt gezwungen, da er stets eine ablehnende Haltung gegenüber dem [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] und [[Adolf Hitler]] hatte und als Vertreter der Weimarer Republik von der NSDAP verhasst war. So weigerte sich [[Robert Wild|Wild]] z. B. bis zuletzt [[Adolf Hitler]] am Flughafen in [[Atzenhof]] in seiner Funktion als [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth mit allen Ehren zu empfangen, was die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] ihm mehrfach negativ auslegten.  
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Der Chronist Paul Rieß vermerkt in seiner Chronik, dass am Vormittag des 16. März 1933 um Punkt 9 Uhr ein Auto vor dem Rathaus hielt, dem die Herren Stadträte Franz Jakob, [[Karl Schreiner]] und [[Heinrich Schied]] sowie Polizeiassistent Köpplinger entstiegen. Die drei Letztgenannten waren in Uniform. Sie begaben sich sofort zu Herrn Oberbürgermeister Dr. Wild. Die Unterredung währte eine volle Stunde. Das Resultat der Unterredung laut Rieß war: Stadtrat Jakob wird Stadtkommissar und Oberbürgermeister. Dr. Wild tritt einen längeren Urlaub an. Mittags gegen 12 Uhr suchte die Abordnung auch den erkrankten Rechtsrat Hermann Friedrich in seiner Wohnung in der [[Schwabacher Straße 53]] auf, um ihn von dem Sachverhalt zu berichten.
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[[Robert Wild|Dr. Wild]] wurde zunächst beurlaubt und ab dem [[1. Mai]] [[1933]] in den dauerhaften Ruhestand versetzt. Ihm folgte zunächst kom. Jakob als [[Oberbürgermeister]], [[2. Bürgermeister]] wurde [[Hermann Friedrich]], [[3. Bürgermeister]] wurde [[Heinrich Schied]]. Bei der Wahl Jakobs im April 1933 zum ehrenamtlichen [[Oberbürgermeister]] erhielt Jakob nur 17 von 27 Stimmen, da zehn Stimmzettel leer blieben. Im Anschluss wurde festgestellt, dass offensichtlich die zehn anwesenden [[SPD]]-Stadträte Jakob nicht gewählt hatten. Auch der 2. Bürgermeister [[Hermann Friedrich]] erhielt nicht alle Stimmen. So wurde er mit 22 Stimmen gewählt, fünf Stimmzettel blieben leer - vermutlich ebenfalls von den SPD Abgeordneten. Dritter ehrenamtlicher Bürgermeister [[Heinrich Schied]] wurde mit 16 von 25 abgegebenen Stimmen gewählt; 9 Stimmzettel lauteten auf den von der SPD vorgeschlagenen [[Johann Rupprecht]] und waren somit ungültig. <ref>Stadtarchiv Fürth, AGr 0/413 Stadtratsangelegenheiten 1933</ref>
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Als 2. berufsmäßiger Bürgermeister schied im Dezember 1934 [[Hermann Friedrich]] aus, da er das 65. Lebensjahr am 10. Dezember 1934 vollendet hatte. Sein Nachfolger wurde Dr. [[Fritz Kempfler]].
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[[Datei:Jakob Forster.jpg|thumb|left|OB Franz Jakob vor dem Rathaus]]Am [[19. Oktober]] [[1933]] wurde Jakob einstimmig als berufsmäßiger [[Oberbürgermeister]] durch den [[Stadtrat]] gewählt. Zuvor hatte er bereits am [[17. März]] [[1933]] die Stelle des [[Oberbürgermeister]]s kommissarisch übernommen und im Anschluss den gewählten [[Stadtrat]] abgesetzt und durch einen handverlesenen [[Stadtrat]] eigenständig neu besetzt. Als [[Oberbürgermeister]] war er gemeinsam mit [[Hans Sandreuter]] maßgeblich an den Arisierungsaktionen in Fürth beteiligt, so auch an der Arisierung der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender / Berg Bräu]].
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[[Datei:Jakob Forster.jpg|mini|left|OB Franz Jakob vor dem Rathaus]]Am [[19. Oktober]] [[1933]] wurde Jakob einstimmig als berufsmäßiger [[Oberbürgermeister]] durch den [[Stadtrat]] gewählt. Zuvor hatte er bereits am [[17. März]] [[1933]] die Stelle des [[Oberbürgermeister]]s kommissarisch übernommen und im Anschluss den gewählten [[Stadtrat]] abgesetzt und durch einen handverlesenen [[Stadtrat]] eigenständig neu besetzt. Als [[Oberbürgermeister]] war er gemeinsam mit [[Hans Sandreuter]] maßgeblich an den Arisierungsaktionen in Fürth beteiligt, so auch an der Arisierung der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender / Berg Bräu]].
    
== Amtszeit in Fürth ==
 
== Amtszeit in Fürth ==
 
[[Datei:Jakob Streicher Parkhotel 1935.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Streicher mit OB Jakob vor dem Parkhotel, ca. 1932]]
 
[[Datei:Jakob Streicher Parkhotel 1935.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Streicher mit OB Jakob vor dem Parkhotel, ca. 1932]]
 
[[Datei:Streicher Jakob 1934 Theater.jpg|miniatur|rechts|Jakob und Streicher im Theater, 1934]]
 
[[Datei:Streicher Jakob 1934 Theater.jpg|miniatur|rechts|Jakob und Streicher im Theater, 1934]]
Jakobs Amtszeit in Fürth belief sich von [[1933]] bis [[1939]]. Auf Grund diverser Verfehlungen im Amt wurde er am [[18. Oktober]] [[1939]] nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Bei internen Ermittlungen der [[NSDAP]] gegen die Gauleitung in Franken wurde Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der [[NSDAP]] von seinem Amt in die sog. Ostgebiete "weggelobt". Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war.<ref>Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309</ref>
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Jakobs Amtszeit in Fürth belief sich von [[1933]] bis [[1939]]. Auf Grund diverser Verfehlungen im Amt wurde er am [[18. Oktober]] [[1939]] nach Thorn im mit der [[wikipedia:Überfall auf Polen|deutschen Besetzung Polens]] neugebildeten [[wikipedia:Danzig-Westpreußen|Reichsgau Danzig-Westpreußen]], dem heutigen [[Toruń]] in [[wikipedia:Polen|Polen]], versetzt. Bei internen Ermittlungen der NSDAP gegen die Gauleitung in Franken wurde Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der NSDAP von seinem Amt in die sog. Ostgebiete "weggelobt". Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war.<ref>Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309</ref>
    
Nach kommissarischer Tätigkeit wurde Jakob am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Statthalter eingesetzt.<ref>Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref> Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].
 
Nach kommissarischer Tätigkeit wurde Jakob am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Statthalter eingesetzt.<ref>Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref> Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].
    
=== Zwangsenteignung / Arisierung ===
 
=== Zwangsenteignung / Arisierung ===
In Franken erfolgte die sog. „wilde Arisierung“ bereits ab [[1933]]. Diese Zwangsenteignungen erfolgten ohne gesetzliche Grundlage und wurden in der Regel nicht geahndet. Bis [[1937]] konnten die betroffenen Juden meist noch „eigenständig“ zu marktüblichen Preisen ihr Eigentum verkaufen. Nach der Pogromnacht [[1938]] wurden reichsweit Gesetze erlassen, die die Arisierung legalisierten, aber auch strukturierten, da der organisierte Raubzug jüdischen Eigentums selbst für die [[NSDAP]] besorgniserregende Ausmaße annahm. Hierzu zählte vor allem auch das Vorgehen der Städte Fürth und Nürnberg gegen die jüdische Bevölkerung, die von Jakob nicht nur gebilligt, sondern auch aktiv gefördert wurde.
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In Franken erfolgte die sog. „wilde Arisierung“ bereits ab [[1933]]. Diese Zwangsenteignungen erfolgten ohne gesetzliche Grundlage und wurden in der Regel nicht geahndet. Bis [[1937]] konnten die betroffenen Juden meist noch „eigenständig“ zu marktüblichen Preisen ihr Eigentum verkaufen. Nach der Pogromnacht [[1938]] wurden reichsweit Gesetze erlassen, die die Arisierung legalisierten, aber auch strukturierten, da der organisierte Raubzug jüdischen Eigentums selbst für die NSDAP besorgniserregende Ausmaße annahm. Hierzu zählte vor allem auch das Vorgehen der Städte Fürth und Nürnberg gegen die jüdische Bevölkerung, die von Jakob nicht nur gebilligt, sondern auch aktiv gefördert wurde.
    
=== Beteiligung am Pogrom 1938 ===
 
=== Beteiligung am Pogrom 1938 ===
Jakob war aktiv am Pogrom des [[9. November]] [[1938]] gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt, "''Jakob habe sowohl direkt angewiesen, die Fürther Synagoge in Brand zu setzen, als auch verboten, das Gotteshaus zu löschen.''"<ref>Stadtsarchiv Nbg, Spruchkammerakte Jakob, Spruchkammer Fürth II J 45</ref> Spätere Zeitzeugen (z. B. [[Johanes Rachfahl]], Feuerwehrkommandant) schilderten u. a. die Rolle Jakobs wie folgt:  
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Jakob war aktiv am Pogrom des [[9. November]] [[1938]] gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt, "''Jakob habe sowohl direkt angewiesen, die Fürther Synagoge in Brand zu setzen, als auch verboten, das Gotteshaus zu löschen.''"<ref>Stadtsarchiv Nbg, Spruchkammerakte Jakob, Spruchkammer Fürth II J 45</ref> Spätere Zeitzeugen (z. B. [[Johannes Rachfahl]], Feuerwehrkommandant) schilderten u. a. die Rolle Jakobs wie folgt:  
 
:''Am 10. November 1938 früh um ½ 1 Uhr wurde ich zum Kaffee Fink zum OB Jakob befohlen. Als ich dort ankam stand derselbe auf der Straße in Gegenwart einer anderen Person ... Jakob eröffnete mir, dass in dieser Nacht die Synagoge brennen würde und auch verschiedene andere jüdische Anwesen wie das jüd. Waisenhaus. Ich fragte ihn ob er wohl scherze. Als er mir wiederholt erklärte, dass es sein voller Ernst ist, stellte ich ihm vor Augen, dass das unmöglich sei weil ich nicht genügend Löschmannschaften hätte um dann jeweils die umliegenden Gebäude zu schützen. Auf diese Weise konnte ich ihn dann auch von diesem Vorhaben abbringen, so dass es dann nur bei der Synagoge verblieb. Er sagte mir, ich solle nach Hause gehen bis ich gerufen werde ... Gegen ½ 4 Uhr kam ein Fahrer von Jakob ... und verständigte mich dass es brennt. Daraufhin ging ich sofort zur Wache und löste den Alarm aus. ... Gleich nach ½ 4 Uhr kam ich mit den Löschzügen am Brandplatz an. In diesem Moment brannte bereits die Synagoge in vollem Umfange... Jakob habe mir verboten, die brennende Synagoge zu löschen... Die Löschtätigkeit wurde durch den Pöbel gestört. Trotzdem gelang es, die umliegenden Häuser zu retten...  Soviel ich mich noch entsinne wurde ich gegen ½ 9 ... zu Jakob geholt. Der OB gab mir den Befehl, dass das Hausmeisterhaus auch noch wegmüsse. Sie sorgen mir persönlich dafür dass das Haus wirklich abbrennt. Ich sagte, ich habe keinen Brennstoff dabei. Er sagte dann, dann sorgen Sie dafür, dass welcher geholt wird.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Vernehmung J. Rachfahl, Oktober 1946</ref> Das Hausmeisterhaus stand laut Jakob angeblich den Plänen des lokalen Straßenbaus im Weg.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
 
:''Am 10. November 1938 früh um ½ 1 Uhr wurde ich zum Kaffee Fink zum OB Jakob befohlen. Als ich dort ankam stand derselbe auf der Straße in Gegenwart einer anderen Person ... Jakob eröffnete mir, dass in dieser Nacht die Synagoge brennen würde und auch verschiedene andere jüdische Anwesen wie das jüd. Waisenhaus. Ich fragte ihn ob er wohl scherze. Als er mir wiederholt erklärte, dass es sein voller Ernst ist, stellte ich ihm vor Augen, dass das unmöglich sei weil ich nicht genügend Löschmannschaften hätte um dann jeweils die umliegenden Gebäude zu schützen. Auf diese Weise konnte ich ihn dann auch von diesem Vorhaben abbringen, so dass es dann nur bei der Synagoge verblieb. Er sagte mir, ich solle nach Hause gehen bis ich gerufen werde ... Gegen ½ 4 Uhr kam ein Fahrer von Jakob ... und verständigte mich dass es brennt. Daraufhin ging ich sofort zur Wache und löste den Alarm aus. ... Gleich nach ½ 4 Uhr kam ich mit den Löschzügen am Brandplatz an. In diesem Moment brannte bereits die Synagoge in vollem Umfange... Jakob habe mir verboten, die brennende Synagoge zu löschen... Die Löschtätigkeit wurde durch den Pöbel gestört. Trotzdem gelang es, die umliegenden Häuser zu retten...  Soviel ich mich noch entsinne wurde ich gegen ½ 9 ... zu Jakob geholt. Der OB gab mir den Befehl, dass das Hausmeisterhaus auch noch wegmüsse. Sie sorgen mir persönlich dafür dass das Haus wirklich abbrennt. Ich sagte, ich habe keinen Brennstoff dabei. Er sagte dann, dann sorgen Sie dafür, dass welcher geholt wird.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Vernehmung J. Rachfahl, Oktober 1946</ref> Das Hausmeisterhaus stand laut Jakob angeblich den Plänen des lokalen Straßenbaus im Weg.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
 
Der ehem. Hausmeister der Synagoge berichtete zu dem Vorfall:  
 
Der ehem. Hausmeister der Synagoge berichtete zu dem Vorfall:  
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=== Sittlichkeitsverbrechen ===
 
=== Sittlichkeitsverbrechen ===
[[Datei:Else Biebl 1937 Scan20578.jpg|miniatur|rechts|Sängerin Else Biebl]]
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[[Datei:Else Biebl 1937 Scan20578.jpg|miniatur|rechts|Sängerin [[Else Biebl]]]]
[[Datei:Else Biebl 1935.jpg|miniatur|rechts|Else Biebl, ca. 1935]]
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Jakob war in der Fürther Bevölkerung dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften frönte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]].<ref>Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref> Der spätere Ermittlungsdienst der [[Kammer Fürth Stadt I|Spruchkammer Fürth I]] führte hierzu aus: ''Eine seiner ersten Arbeiten war die Umbesetzung des Balletts am Stadttheater, die Jakob abends die Zeit vertreiben mussten. Bezeichnend ist ein Ausspruch der Fürther Bevölkerung, die sagte: „Jakob ist fromm geworden, er geht mit der „Bibel“ ins Bett.“ Gemeint wurde damals die seinerzeitige Operetten-Diva Frl. [[Else Biebl]]. Sein damaliges Verhalten und sein gesellschaftlicher Umgang bewegte sich in einem derartigen Sumpf, dass selbst ein hiesiger Kaffeetier Namens Grau im Faschingszug mitging und eine große Schärpe umhängen hatte, worauf geschrieben stand: Ich bin der alte Grau und Jakob ist eine große Sau.“''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den Kreisleiter Jakob, 17.3.47</ref>  
Jakob war in der Fürther Bevölkerung dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften frönte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]].<ref>Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref> Der spätere Ermittlungsdienst der [[Kammer Fürth Stadt I|Spruchkammer Fürth I]] führte hierzu aus: ''Eine seiner ersten Arbeiten war die Umbesetzung des Balletts am Stadttheater, die Jakob abends die Zeit vertreiben mussten. Bezeichnend ist ein Ausspruch der Fürther Bevölkerung, die sagte: „Jakob ist fromm geworden, er geht mit der „Bibel“ ins Bett.“ Gemeint wurde damals die seinerzeitige Operetten-Diva Frl. Else Biebl. Sein seinerzeitiges Verhalten und sein gesellschaftlicher Umgang bewegte sich in einem derartigen Sumpf, dass selbst ein hiesiger Kaffeetier Namens Grau im Faschingszug mitging und einen große Schärpe umhängen hatte, worauf geschrieben stand: Ich bin der alte Grau und Jakob ist eine große Sau.“''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den Kreisleiter Jakob, 17.3.47</ref>  
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[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|links|[[Adolf Hitler]] im Stadttheater mit OB Jakob, Feb. 1935]]
[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|links|Adolf Hitler im Stadttheater mit OB Jakob, Feb. 1935]]
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Ein paar Jahre vorher gab es bereits einen Vorfall im [[Cafe Bub]]. Der Cafebesitzer schilderte den Fall im Rahmen von Sittlichkeitsermittlungen in einem Schreiben: ''Nun kam im November 1932 das Sittlichkeitsverbrechen, dass die ganze Stadt beschäftigte. Herr Kreisleiter Jakob ging in das Cafe Bub. Die Wirtin saß gerade bei einem anderen Gast und unterhielt sich mit ihm, Jakob setzte sich an einen anderen Tisch neben dem Büffet. Als ihn die Wirtin bedient hatte und sich Herrn Jakob gegenüber setzte, legte Jakob auf die schamloseste Weise seinen ganzen Geschlechtsteil auf den Tisch. Die Wirtin, eine sehr anständige Frau, sprang auf und lief davon mit den Worten: „Sie ganz gemeines Schwein!“. Kurz darauf hat Jakob diese Frau zum zweiten Mal belästigt und zwar im Hofraum mit seinem steifen Glied in der Hand. Die Frau flüchtete in die Küche. Um die Bewegung nicht zu schädigen und auch den Boykott fürchtend hat Frau Bub keine Anzeige erstattet.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>  
Etwa zur gleichen Zeit gab es einen weiteren Vorfall im [[Cafe Bub]]. Der Cafebesitzer schilderte den Fall im Rahmen von Sittlichkeitsermittlungen in einem Schreiben: ''Nun kam im November 1932 das Sittlichkeitsverbrechen, dass die ganze Stadt beschäftigte. Herr Kreisleiter Jakob ging in das Cafe Bub. Die Wirtin saß gerade bei einem anderen Gast und unterhielt sich mit ihm, Jakob setzte sich an einen anderen Tisch neben dem Büffet. Als ihn die Wirtin bedient hatte und sich Herrn Jakob gegenüber setzte, legte Jakob auf die schamloseste Weise seinen ganzen Geschlechtsteil auf den Tisch. Die Wirtin, eine sehr anständige Frau, sprang auf und lief davon mit den Worten: „Sie ganz gemeines Schwein!“. Kurz darauf hat Jakob diese Frau zum zweiten Mal belästigt und zwar im Hofraum mit seinem steifen Glied in der Hand. Die Frau flüchtete in die Küche. Um die Bewegung nicht zu schädigen und auch den Boykott fürchtend hat Frau Bub keine Anzeige erstattet.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>  
      
Dennoch wurde der Fall publik. Angezeigt hatte den Vorfall der Polizeiassistent Köpplinger, dessen Verlobte ebenfalls mit Jakob eine unsittliche Begegnung hatte. Grau schilderte den Fall im Rahmen von Ermittlungen der Sittlichkeitspolizei [[1934]]: ''Der Adjutant des Herrn Kreisleiters Jakob, ein Polizeiassistent Köpplinger, Ehrenbürger von Cadolzburg, hat sich mit einer Dame aus sehr anständigen Kreisen verlobt. 4 Tage nach der Verlobung ging Jakob zur Braut seines Untergebenen und verlangte von ihr, sie solle sich ihm, Jakob hingeben, er habe in Nürnberg ein Zimmer gemietet das koste ihm RM 20,- für die Nacht, sie solle eine Nacht dort mit ihm verbringen, er sorge schon, dass der Fritz (der Polizeiassistent Köpplinger) weiterkomme. ... Der Polizeiassistent Köpplinger konnte sich nicht mehr in Fürth halten und wurde aus Fürth entfernt. (hat sich später erschossen)!''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>
 
Dennoch wurde der Fall publik. Angezeigt hatte den Vorfall der Polizeiassistent Köpplinger, dessen Verlobte ebenfalls mit Jakob eine unsittliche Begegnung hatte. Grau schilderte den Fall im Rahmen von Ermittlungen der Sittlichkeitspolizei [[1934]]: ''Der Adjutant des Herrn Kreisleiters Jakob, ein Polizeiassistent Köpplinger, Ehrenbürger von Cadolzburg, hat sich mit einer Dame aus sehr anständigen Kreisen verlobt. 4 Tage nach der Verlobung ging Jakob zur Braut seines Untergebenen und verlangte von ihr, sie solle sich ihm, Jakob hingeben, er habe in Nürnberg ein Zimmer gemietet das koste ihm RM 20,- für die Nacht, sie solle eine Nacht dort mit ihm verbringen, er sorge schon, dass der Fritz (der Polizeiassistent Köpplinger) weiterkomme. ... Der Polizeiassistent Köpplinger konnte sich nicht mehr in Fürth halten und wurde aus Fürth entfernt. (hat sich später erschossen)!''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>
    
Die Ermittlungen gegen Jakob wurden während der NS-Zeit eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden.
 
Die Ermittlungen gegen Jakob wurden während der NS-Zeit eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden.
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== Amtszeit in Toruń (ehem. Thorn) ==
 
== Amtszeit in Toruń (ehem. Thorn) ==
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[[Datei:Rathaus Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Rathaus in Thorn, ca. 1940]]
 
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[[Datei:Danzig West Preussen Reichsgau.jpg|miniatur|rechts|Reichsgau Danzig - Westpreußen]]
 
[[Datei:Danzig West Preussen Reichsgau.jpg|miniatur|rechts|Reichsgau Danzig - Westpreußen]]
Gleich zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Toruń am [[7. September]] [[1939]] mit dem Überfall auf Polen von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert.<ref>Historisches Museum Thorn, Homepage, abgerufen am 5. September 2014 | 23:29 Uhr - [http://muzeumhw.pl/english/index.php?option=com_content&view=article&id=175:miejsca-pochowkow-zmarych-i-zabitych-jecow-wojennych-oraz-onierzy-sowieckich-i-polskich&catid=51:stalag-xxa&Itemid=111 online erreichbar]</ref> Die Stadt wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet; Gauleiter war der ehem. Freund und Parteigenosse [[Albert Forster]], geboren und aufgewachsen in Fürth. Durch einen unveröffentlichten Erlass vom Dezember [[1939]] wurden die bisherigen polnischen Ortsnamen durch die bis [[1918]] gültigen deutschen Ortsnamen ersetzt, so wurde aus Toruń Thorn. Ähnlich verhielt es sich mit den Straßennamen, so gab es in Thorn während der deutschen Besetzung u. a. eine "Fürther Straße".
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Gleich zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Toruń am [[7. September]] [[1939]] mit dem Überfall auf Polen von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert.<ref>Historisches Museum Thorn, Homepage, abgerufen am 5. September 2014 | 23:29 Uhr - [http://muzeumhw.pl/english/index.php?option=com_content&view=article&id=175:miejsca-pochowkow-zmarych-i-zabitych-jecow-wojennych-oraz-onierzy-sowieckich-i-polskich&catid=51:stalag-xxa&Itemid=111 online erreichbar]</ref> Die Stadt wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet; Gauleiter war der ehemalige Freund und Parteigenosse [[Albert Forster]], geboren und aufgewachsen in Fürth. Joseph Goebbels besuchte am 1. Dezember 1939 Thorn und vermerkte hierzu in seinem Tagebuch. "Forster hat gute Kreisleiter hier. Die räumen auf."<ref>Joseph Goebbels: ''Tagebücher 1924–1945.'' Hrsg.: Ralf Georg Reuth. Piper, München 1992. Piper Taschenbuch, 2008, ISBN 978-3-492-25284-3, S. 1351 (Bd. 3)</ref> Durch einen unveröffentlichten Erlass vom Dezember [[1939]] wurden die bisherigen polnischen Ortsnamen durch die bis [[1918]] gültigen deutschen Ortsnamen ersetzt, so wurde aus Toruń Thorn. Ähnlich verhielt es sich mit den Straßennamen, so gab es in Toruń während der deutschen Besetzung u. a. eine "Fürther Straße" in dem von der Innenstadt östlich gelegenen ehem. Stadtteil "Bromberger Vorst" (heute: Osiedle Kochanowskiego).<ref>Staatsarchiv Toruń, Register 1G Straßenverzeichnis, Dt. Straßenbezeichnungen - ehem. polnische Straßenbezeichnungen, S. 4</ref> Die betroffene Straße heißt heute wieder "Ulica Klonowicza", wie vor der Umbenennung durch die Nationalsozialisten.  
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Toruń war [[1231]] vom Deutschen Orden gegründet und wurde schnell ein Handels- und Handwerkszentrum.<ref>Wikipedia Thorn, online abgerufen 5. September 2014 | 23:58 Uhr - [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 online abrufbar]</ref> Vor Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] gab es in Toruń eine aktive jüdische Gemeinde mit knapp 600 - 800 jüdischen Bewohnern. Durch den Einmarsch der deutschen Truppen flohen die meisten Juden vor den anrückenden Truppen. Nur etwa 60 Juden blieben zurück, jedoch kamen kurze Zeit später ca. 200 der geflüchteten Juden wieder zurück, da es kein Entkommen mehr für sie gab.<ref>Anmerkung: Unterschiedliche Quellen berichten von unterschiedlichen Zahlen.</ref> Ende [[1939]] wollten die Besatzungsbehörden Thorn für „Judenfrei” erklären, nachdem sie zunächst die „freiwillige Abwanderung“ durch sog. „Auswanderungsscheine“ forcierten. Wer nicht "freiwillig ging" wurde zwangsweise „umgesiedelt“. Die Juden durften nur Handgepäck mitnehmen, ihr Wohnungsinventar wurde vom „Verwertungsamt sichergestellt“, die Wohnungen selbst an „arische“ Familien übergeben. Zur Jahreswende [[1939]]/[[1940]] wurde die ausgebrannte Synagoge abgerissen.<ref>Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Sprachraum. Thorn/Weichsel (Westpreußen) - online abgerufen 5. September 2014 | 23:59 Uhr - [http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/s-t/1936-thorn-weichsel-westpreussen online abrufbar]</ref> In einem Transport wurden die letzten Juden von Thorn [[1940]] nach Lodz verbracht. Vor der Stadt Thorn  existierten gegen Kriegsende mehrere Außenlager des KZ Stutthof (Baukommando Weichsel und AEG-Außenarbeitslager), in denen ca. 5000 weibliche, meist jüdische Häftlinge, zu Zwangsarbeiten herangezogen wurden.<ref>Wikipedia Liste der Außenlager des KZ Stutthof, Online abgerufen am 5. September 2014 | 23:56 Uhr -  [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Stutthof online abrufbar]</ref>
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Toruń war [[1231]] vom Deutschen Orden gegründet und wurde schnell ein Handels- und Handwerkszentrum.<ref>Wikipedia Thorn, online abgerufen 5. September 2014 | 23:58 Uhr - [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 online]</ref> Vor Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] gab es in Toruń eine aktive jüdische Gemeinde mit knapp 600 - 800 jüdischen Bewohnern. Durch den Einmarsch der deutschen Truppen flohen die meisten Juden vor den anrückenden Truppen. Nur etwa 60 Juden blieben zurück, jedoch kamen kurze Zeit später ca. 200 der geflüchteten Juden wieder zurück, da es kein Entkommen mehr für sie gab.<ref>Anmerkung: Unterschiedliche Quellen berichten von unterschiedlichen Zahlen.</ref> Ende [[1939]] wollten die Besatzungsbehörden Thorn für „Judenfrei” erklären, nachdem sie zunächst die „freiwillige Abwanderung“ durch sog. „Auswanderungsscheine“ forcierten. Wer nicht "freiwillig ging" wurde zwangsweise „umgesiedelt“. Die Juden durften nur Handgepäck mitnehmen, ihr Wohnungsinventar wurde vom „Verwertungsamt sichergestellt“, die Wohnungen selbst an „arische“ Familien übergeben. Zur Jahreswende [[1939]]/[[1940]] wurde die ausgebrannte Synagoge abgerissen.<ref>Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Sprachraum. Thorn/Weichsel (Westpreußen) - online abgerufen 5. September 2014 | 23:59 Uhr - [http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/s-t/1936-thorn-weichsel-westpreussen online]</ref> In einem Transport wurden die letzten Juden von Thorn [[1940]] nach Lodz verbracht. Vor der Stadt Thorn  existierten gegen Kriegsende mehrere Außenlager des KZ Stutthof (Baukommando Weichsel und AEG-Außenarbeitslager), in denen ca. 5000 weibliche, meist jüdische Häftlinge, zu Zwangsarbeiten herangezogen wurden.<ref>Wikipedia Liste der Außenlager des KZ Stutthof, Online abgerufen am 5. September 2014 | 23:56 Uhr -  [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Stutthof online]</ref>
 
[[Datei:Brücke Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Weichselbrücke in Thorn, ca. 1940]]
 
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[[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob. Rechts im Bild: Gauleiter Forster und Reichsminister Goebbels, die sich über die Arbeit in der Volksliste persönlich ein Bild machen wollten, Okt. 1942]]
 
[[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob. Rechts im Bild: Gauleiter Forster und Reichsminister Goebbels, die sich über die Arbeit in der Volksliste persönlich ein Bild machen wollten, Okt. 1942]]
 
* Nach der ersten Säuberungswelle folgte die zweite. Alle noch verbliebenen "nicht-arischen Polen" konnten sich bis [[31. März]] [[1942]] zur Aufnahme in die "Deutsche Volksliste" bewerben, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung" (siehe Abb. links: Aufruf). Wer sich nicht "bewarb" wurde von vorneherein als "nicht zum Deutschtum gehörend" eingestuft und musste mit seiner Deportation bzw. Ermordung rechnen, da diese "''mit den schlimmsten Feinden des deutschen Volkes''" gleich gestellt wurden. Somit hatten viele Polen nur die Wahl der Flucht, oder einer "Bewerbung" zur Volksliste - mit offenem Ausgang. Eine Kommission hatte die Aufgabe, diese "Bewerber" in vier Kategorien/Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger, die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z. B. bei Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zuteilung zu "Liste 1 & 2" relativ unproblematisch umsetzbar war und die Zuordnung zur "Liste 4" keine Relevanz hatte, war die Zuordnung zur "Liste 3" ungleich schwieriger und problembehaftet, da häufig subjektive Einschätzungen der Kommission über "Leben oder Tod" eine Rolle spielten (Wann ist ein "Deutscher" ein "Deutscher" und welche Nachweise muss er hierzu erbringen?). Wer als "Bewerber" für die Deutsche Volksliste nicht ins Schema passte wurde "''aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution''".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref>  
 
* Nach der ersten Säuberungswelle folgte die zweite. Alle noch verbliebenen "nicht-arischen Polen" konnten sich bis [[31. März]] [[1942]] zur Aufnahme in die "Deutsche Volksliste" bewerben, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung" (siehe Abb. links: Aufruf). Wer sich nicht "bewarb" wurde von vorneherein als "nicht zum Deutschtum gehörend" eingestuft und musste mit seiner Deportation bzw. Ermordung rechnen, da diese "''mit den schlimmsten Feinden des deutschen Volkes''" gleich gestellt wurden. Somit hatten viele Polen nur die Wahl der Flucht, oder einer "Bewerbung" zur Volksliste - mit offenem Ausgang. Eine Kommission hatte die Aufgabe, diese "Bewerber" in vier Kategorien/Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger, die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z. B. bei Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zuteilung zu "Liste 1 & 2" relativ unproblematisch umsetzbar war und die Zuordnung zur "Liste 4" keine Relevanz hatte, war die Zuordnung zur "Liste 3" ungleich schwieriger und problembehaftet, da häufig subjektive Einschätzungen der Kommission über "Leben oder Tod" eine Rolle spielten (Wann ist ein "Deutscher" ein "Deutscher" und welche Nachweise muss er hierzu erbringen?). Wer als "Bewerber" für die Deutsche Volksliste nicht ins Schema passte wurde "''aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution''".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref>  
* Während der Besatzung bestand unmittelbar vor der Stadt ein Kriegsgefangenlager (Stalag XX A) auf dem Gebiet einer ehem. Festung. Während des 2. Weltkrieges wurden vor der Stadt Thorn ca. 60.000 Kriegsgefangene verschiedenster Nationalitäten interniert, wovon wiederum ca. 14.000 Gefangene ihren Aufenthalt mit dem Tod bezahlten. Diese Gefangenen, überwiegend Angehörige der Roten Armee, wurden in Massengräbern verscharrt.<ref>Homepage Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Podgórze und Glinki - Kriegsgefangenenlager in Toruń. Online abgerufen 21. Juli 2015 | 22:19 Uhr - [http://www.erinnerungsorte.org/suchen/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/podgorze-i-glinki-obozy-jenieckie-torun-wielka-nieszawka/ online abrufbar]</ref>  
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* Während der Besatzung bestand unmittelbar vor der Stadt ein Kriegsgefangenlager (Stalag XX A) auf dem Gebiet einer ehem. Festung. Während des 2. Weltkrieges wurden vor der Stadt Thorn ca. 60.000 Kriegsgefangene verschiedenster Nationalitäten interniert, wovon wiederum ca. 14.000 Gefangene ihren Aufenthalt mit dem Tod bezahlten. Diese Gefangenen, überwiegend Angehörige der Roten Armee, wurden in Massengräbern verscharrt.<ref>Homepage Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Podgórze und Glinki - Kriegsgefangenenlager in Toruń. Online abgerufen 21. Juli 2015 | 22:19 Uhr - [http://www.erinnerungsorte.org/suchen/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/podgorze-i-glinki-obozy-jenieckie-torun-wielka-nieszawka/ online]</ref>  
    
Somit steht aus aktueller Betrachtung fest, dass Franz Jakob, der ab Ende Oktober [[1939]] in Thorn abkommandiert war, zumindest von den laufenden Hinrichtungen der polnischen Bevölkerung vor der Stadt Kenntnis haben musste. Allerdings lässt sich aktuell keine persönliche Beteiligung Jakobs nachweisen. Zumindest in der zweiten Säuberungswelle lässt sich eine persönliche Beteiligung nachweisen, da Jakob aktiv als Kommissionsleiter unmittelbar über das Schicksal der polnischen Bevölkerung mitentschied. Auch die Existenz eines Kriegsgefangenenlagers direkt vor der Stadt mit 15.000 toten Soldaten in Massengräbern lässt sich schwer leugnen. Die Aussagen, dass Jakob von der Existenz von KZs während der Kriegszeit keine Kenntnis hatte und er sich eher im Widerstand zur nationalsozialistischen Idee befand, sind zumindest aus heutiger Sicht widerlegt.  
 
Somit steht aus aktueller Betrachtung fest, dass Franz Jakob, der ab Ende Oktober [[1939]] in Thorn abkommandiert war, zumindest von den laufenden Hinrichtungen der polnischen Bevölkerung vor der Stadt Kenntnis haben musste. Allerdings lässt sich aktuell keine persönliche Beteiligung Jakobs nachweisen. Zumindest in der zweiten Säuberungswelle lässt sich eine persönliche Beteiligung nachweisen, da Jakob aktiv als Kommissionsleiter unmittelbar über das Schicksal der polnischen Bevölkerung mitentschied. Auch die Existenz eines Kriegsgefangenenlagers direkt vor der Stadt mit 15.000 toten Soldaten in Massengräbern lässt sich schwer leugnen. Die Aussagen, dass Jakob von der Existenz von KZs während der Kriegszeit keine Kenntnis hatte und er sich eher im Widerstand zur nationalsozialistischen Idee befand, sind zumindest aus heutiger Sicht widerlegt.  
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=== Ende der Amtszeit in Thorn ===
 
=== Ende der Amtszeit in Thorn ===
 
[[Datei:Franz Jakob Mrz 1942.jpg|miniatur|links|OB Jakob in Thorn, März 1942]]
 
[[Datei:Franz Jakob Mrz 1942.jpg|miniatur|links|OB Jakob in Thorn, März 1942]]
Seine Amtszeit in Thorn endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der russischen Truppen. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der Spruchkammer: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinen Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref>
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Seine Amtszeit in Thorn endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der [[wikipedia:Rote Armee|russischen Truppen]]. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der [[wikipedia:Spruchkammerverfahren|Spruchkammer]]: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinen Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref>
    
== Spruchkammerverfahren ==
 
== Spruchkammerverfahren ==
[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|thumb|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951 (links im Bild)]]
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[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|mini|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951 (links im Bild)]]
 
Franz Jakob wurde durch die Alliierten nach dem Krieg am [[6. Juli]] [[1945]] verhaftet und zunächst als "Hauptschuldiger" (Gruppe I) klassifiziert. In dem Spruchkammerurteil vom [[14. Juli]] [[1947]] wurde er zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft seit dem [[6. Juli]] [[1945]] angerechnet wurde. Sein persönliches Vermögen wurde zur Wiedergutmachung eingezogen, lediglich ein Betrag von DM 2.000,- durfte er behalten. Von seinem künftigen Einkommen musste er stets 10 % in einen Wiedergutmachungsfond einzahlen. Weiterhin wurde ihm dauerhaft untersagt, öffentliche Ämter zu bekleiden oder Mitglied einer Gewerkschaft oder Partei zu werden. Er verlor jeglichen Rentenanspruch aus öffentlichen Mitteln und zusätzlich das passive Wahlrecht. Auch untersagte die Spruchkammer Jakob, für die Dauer von 10 Jahren [k]einen freien Beruf auszuüben oder sich selbständig als Unternehmer zu betätigen.<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Spruchkammerurteil Moosburg-Dachau, Aktenzeichen 3411 vom 14. Juli 1947 </ref>
 
Franz Jakob wurde durch die Alliierten nach dem Krieg am [[6. Juli]] [[1945]] verhaftet und zunächst als "Hauptschuldiger" (Gruppe I) klassifiziert. In dem Spruchkammerurteil vom [[14. Juli]] [[1947]] wurde er zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft seit dem [[6. Juli]] [[1945]] angerechnet wurde. Sein persönliches Vermögen wurde zur Wiedergutmachung eingezogen, lediglich ein Betrag von DM 2.000,- durfte er behalten. Von seinem künftigen Einkommen musste er stets 10 % in einen Wiedergutmachungsfond einzahlen. Weiterhin wurde ihm dauerhaft untersagt, öffentliche Ämter zu bekleiden oder Mitglied einer Gewerkschaft oder Partei zu werden. Er verlor jeglichen Rentenanspruch aus öffentlichen Mitteln und zusätzlich das passive Wahlrecht. Auch untersagte die Spruchkammer Jakob, für die Dauer von 10 Jahren [k]einen freien Beruf auszuüben oder sich selbständig als Unternehmer zu betätigen.<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Spruchkammerurteil Moosburg-Dachau, Aktenzeichen 3411 vom 14. Juli 1947 </ref>
 
Der leitende Ermittler Zeiher kam über Jakob zu dem Ergebnis:
 
Der leitende Ermittler Zeiher kam über Jakob zu dem Ergebnis:
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Nach dem Spruchkammerverfahren musste Jakob zusätzlich vor die große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung (Synagoge). Er wurde zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, die allerdings aufgrund der Lagerstrafe als verbüßt angesehen wurden.<ref>Fürther Nachrichten, 16. Februar 1951</ref> Das Gericht folgte zwar Jakobs Argumenten, dass er in der Befehlskette stand und "nur" die Befehle des SA-Gruppenführers von Obernitz ausführte, jedoch habe Jakob durch seine Anwesenheit das Verbrechen sanktioniert sowie nachträglich die Anweisung gegeben, das Hausmeisterhaus niederzubrennen - und sich somit trotzdem strafbar gemacht. In einer folgenden Berufungsverhandlung wurde Jakob erneut verhaftet, da das Berufungsgericht die erste Entscheidung einkassierte. Das Gericht sprach im Mai [[1952]] eine Strafe von zwei Jahren und vier Monaten aus, von denen noch zwei Jahre abzubüßen seien, trotz abgeleisteter Arbeitslagerstrafe.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 30. Mai 1952</ref>
 
Nach dem Spruchkammerverfahren musste Jakob zusätzlich vor die große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung (Synagoge). Er wurde zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, die allerdings aufgrund der Lagerstrafe als verbüßt angesehen wurden.<ref>Fürther Nachrichten, 16. Februar 1951</ref> Das Gericht folgte zwar Jakobs Argumenten, dass er in der Befehlskette stand und "nur" die Befehle des SA-Gruppenführers von Obernitz ausführte, jedoch habe Jakob durch seine Anwesenheit das Verbrechen sanktioniert sowie nachträglich die Anweisung gegeben, das Hausmeisterhaus niederzubrennen - und sich somit trotzdem strafbar gemacht. In einer folgenden Berufungsverhandlung wurde Jakob erneut verhaftet, da das Berufungsgericht die erste Entscheidung einkassierte. Das Gericht sprach im Mai [[1952]] eine Strafe von zwei Jahren und vier Monaten aus, von denen noch zwei Jahre abzubüßen seien, trotz abgeleisteter Arbeitslagerstrafe.<ref>Nordbayerische Zeitung vom 30. Mai 1952</ref>
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Nach seiner Entlassung aus der Haft lebte Franz Jakob bei seinem Schwager in Gaimersheim bei Ingolstadt. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit einfachen Tätigkeiten in einer Gaststätte. Ein Sohn ist im Krieg gefallen, während der zweite Sohn am [[30. Juli]] [[1949]] aus russischer Gefangenschaft zurückkam, jedoch nicht bei der Familie wohnte, obwohl er dort polizeilich gemeldet war. Die Tochter erhielt eine Anstellung beim Bay. Roten Kreuz in Ingolstadt. Die Familie Jakob bestritt den Unterhalt vermutlich aus dem Verdienst der Tochter und der Verpflegung im Gasthaus, welches dem Bruder von Jakob gehörte.<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Marktgemeinde Gaimersheim, 4. Juli 1950, Auskunft über Franz Jakob</ref> Zusätzlich hatte das Ehepaar Jakob eine kleine Rente, die noch aus der Zeit vor Jakobs parteipolitischen Tätigkeiten herrührte. Diese belief sich Ende 1950 auf knapp 260 DM. Jakob bat den im Amt befindlichen [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]] (SPD) um eine wohlfahrtliche Zuwendung, da er schließlich seine Strafe verbüßt hätte. Diesem Wunsch konnte und wollte sich die Mehrheit des [[Stadtrat]]es nicht anschließen, da sich viele noch an Jakobs Zeit während der [[Nationalsozialismus|NS-Herrschaft]] erinnern konnten. Dennoch erhielt Jakob, jeweils in einem persönlich an Jakob gerichteten Schreiben, bis zu seinem Tode regelmäßig an Ostern, Weihnachten und zur Kirchweih finanzielle Zuwendungen in Höhe von 150 - 200 DM, die bis in die 1970er Jahre auch seine Witwe Anna weiterhin erhielt. Besonders der ehemalige NS-Oberbürgermeister von Bayreuth, zuvor auch während des Nationalsozialismus in Fürth wirkende [[Fritz Kempfler]] und seit [[1957]] für die [[CSU]] im Bundestag, trat bei der Stadt Fürth mehrmals als Fürsprecher zugunsten Jakobs auf.<ref name="4/70 b">Stadtarchiv Fürth, AGr. 4/70 b</ref> Aus einem Schreiben der Familie Jakob geht ebenfalls hervor, dass der ehem. Rechtsrat [[Adolf Schwiening|Schwiening]] sowie der ehemalige Parteikollege [[Gustav Schickedanz]] sich ebenfalls für die Zahlungen der Stadt Fürth an Jakob aussprachen. Letzter, [[Gustav Schickedanz]], befürwortete zwar die Zahlungen ausdrücklich, wollte sich aber bei den Zahlungen persönlich nicht beteiligen. Die Zahlungen an Jakob gingen nach der Ruhestandsversetzung [[Hans Bornkessel|Bornkessel]]s [[1964]] weiter. Die Familie Jakob versicherte sich bei seinem Nachfolger, [[Kurt Scherzer]] ([[FDP]]), ob ihm diese einvernehmliche Regelung der dreimaligen Zahlung pro Jahr an Jakob bekannt sei. Scherzer erwiderte, dass ihm dieser Sachverhalt bekannt sei, und er keinen Handlungsbedarf sieht, daran etwas zu ändern, so dass die Zahlungen fortgesetzt wurden.
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Nach seiner Entlassung aus der Haft lebte Franz Jakob bei seinem Schwager in Gaimersheim bei Ingolstadt. Dort verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit einfachen Tätigkeiten in einer Gaststätte. Ein Sohn ist im Krieg gefallen, während der zweite Sohn am [[30. Juli]] [[1949]] aus russischer Gefangenschaft zurückkam, jedoch nicht bei der Familie wohnte, obwohl er dort polizeilich gemeldet war. Die Tochter erhielt eine Anstellung beim Bay. Roten Kreuz in Ingolstadt. Die Familie Jakob bestritt den Unterhalt vermutlich aus dem Verdienst der Tochter und der Verpflegung im Gasthaus, welches dem Bruder von Jakob gehörte.<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Marktgemeinde Gaimersheim, 4. Juli 1950, Auskunft über Franz Jakob</ref> Zusätzlich hatte das Ehepaar Jakob eine kleine Rente, die noch aus der Zeit vor Jakobs parteipolitischen Tätigkeiten herrührte. Diese belief sich Ende 1950 auf knapp 260 DM. Jakob bat den im Amt befindlichen [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]] (SPD) um eine wohlfahrtliche Zuwendung, da er schließlich seine Strafe verbüßt hätte. Diesem Wunsch konnte und wollte sich die Mehrheit des [[Stadtrat]]es nicht anschließen, da sich viele noch an Jakobs Zeit während der [[wikipedia:NS-Staat|NS-Herrschaft]] erinnern konnten. Dennoch erhielt Jakob, jeweils in einem persönlich an Jakob gerichteten Schreiben, bis zu seinem Tode regelmäßig an Ostern, Weihnachten und zur Kirchweih finanzielle Zuwendungen in Höhe von 150 - 200 DM, die bis in die 1970er Jahre auch seine Witwe Anna weiterhin erhielt. Besonders der ehemalige NS-Oberbürgermeister von Bayreuth, zuvor auch während des Nationalsozialismus in Fürth wirkende [[Fritz Kempfler]] und seit [[1957]] für die [[CSU]] im Bundestag, trat bei der Stadt Fürth mehrmals als Fürsprecher zugunsten Jakobs auf.<ref name="4/70 b">Stadtarchiv Fürth, AGr. 4/70 b</ref> Aus einem Schreiben der Familie Jakob geht ebenfalls hervor, dass der ehem. Rechtsrat [[Adolf Schwiening|Schwiening]] sowie der ehemalige Parteikollege [[Gustav Schickedanz]] sich ebenfalls für die Zahlungen der Stadt Fürth an Jakob aussprachen. Letzter, [[Gustav Schickedanz]], befürwortete zwar die Zahlungen ausdrücklich, wollte sich aber bei den Zahlungen persönlich nicht beteiligen. Die Zahlungen an Jakob gingen nach der Ruhestandsversetzung [[Hans Bornkessel|Bornkessel]]s [[1964]] weiter. Die Familie Jakob versicherte sich bei seinem Nachfolger, [[Kurt Scherzer]] ([[FDP]]), ob ihm diese einvernehmliche Regelung der dreimaligen Zahlung pro Jahr an Jakob bekannt sei. Scherzer erwiderte, dass ihm dieser Sachverhalt bekannt sei, und er keinen Handlungsbedarf sieht, daran etwas zu ändern, so dass die Zahlungen fortgesetzt wurden.
    
Am [[6. September]] [[1965]] starb Franz Jakob im Alter von 73 Jahren in relativ bescheidenen Verhältnissen an den Folgen eines Unfalls mit einem Personenzug. Er war gerade auf dem Nachhauseweg von einer Wahlkampfveranstaltung.<ref name="4/70 b"/> Die örtliche Presse berichtete: ''Heimweg über Bahndamm brachte den Tod: Mit dem Leben mußte es der Rentner Franz Jakob (73) aus Gaimersheim bezahlen, dass er abends den Schienenweg Richtung Riedenburg entlang heimwärts marschierte. Eine Rangierlok, die 21 beladende Tankwagen im Schlepp hatte, kam ihm entgegen. Als der Fußgänger trotz der Pfeifsignale nicht von seinem Weg abwich, zog der Lockführer die Notbremse. Der Rentner wurde trotzdem von der Lok noch erfaßt und auf das Geleise geschleudert. Er erlitt bei seinem Sturz eine Schädelfraktur, an deren Folgen er kurz nach seiner Einlieferung in eine Klinik starb. Wahrscheinlich hat der Mann, der an schwerer Arterienverkalkung und Schwerhörigkeit litt, den Zug nicht kommen sehen und auch die wiederholten Pfeifsignale nicht gehört.''<ref>n.n.: Heimweg über Bahndamm brachte den Tod - Rentner hörte Pfeifsignale nicht / Trotz Notbremsung erfaßt. In: Donaukurier vom 8. September 1965 - Druckausgabe</ref>
 
Am [[6. September]] [[1965]] starb Franz Jakob im Alter von 73 Jahren in relativ bescheidenen Verhältnissen an den Folgen eines Unfalls mit einem Personenzug. Er war gerade auf dem Nachhauseweg von einer Wahlkampfveranstaltung.<ref name="4/70 b"/> Die örtliche Presse berichtete: ''Heimweg über Bahndamm brachte den Tod: Mit dem Leben mußte es der Rentner Franz Jakob (73) aus Gaimersheim bezahlen, dass er abends den Schienenweg Richtung Riedenburg entlang heimwärts marschierte. Eine Rangierlok, die 21 beladende Tankwagen im Schlepp hatte, kam ihm entgegen. Als der Fußgänger trotz der Pfeifsignale nicht von seinem Weg abwich, zog der Lockführer die Notbremse. Der Rentner wurde trotzdem von der Lok noch erfaßt und auf das Geleise geschleudert. Er erlitt bei seinem Sturz eine Schädelfraktur, an deren Folgen er kurz nach seiner Einlieferung in eine Klinik starb. Wahrscheinlich hat der Mann, der an schwerer Arterienverkalkung und Schwerhörigkeit litt, den Zug nicht kommen sehen und auch die wiederholten Pfeifsignale nicht gehört.''<ref>n.n.: Heimweg über Bahndamm brachte den Tod - Rentner hörte Pfeifsignale nicht / Trotz Notbremsung erfaßt. In: Donaukurier vom 8. September 1965 - Druckausgabe</ref>
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== Lokalberichterstattung ==
 
== Lokalberichterstattung ==
 
* Johannes Alles: ''Massenmorde unter Fürther Augen?'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 29. November 2018, S. 30
 
* Johannes Alles: ''Massenmorde unter Fürther Augen?'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 29. November 2018, S. 30
* Johannes Alles: ''Wie das Fürther Rathaus einem NS-Verbrecher half - Akten belegen, dass die Oberbürgermeister Bornkessel und Scherzer ihrem Vorgänger Franz Jakob regelmäßig Geld schickten.'' In: Fürther Nachrichten vom 2. Februar 2019 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 3. Februar 2019 - [http://www.nordbayern.de/region/1.8563095 online abrufbar]
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* Johannes Alles: ''Wie das Fürther Rathaus einem NS-Verbrecher half - Akten belegen, dass die Oberbürgermeister Bornkessel und Scherzer ihrem Vorgänger Franz Jakob regelmäßig Geld schickten.'' In: Fürther Nachrichten vom 2. Februar 2019 (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 3. Februar 2019 - [http://www.nordbayern.de/region/1.8563095 online]
* Johannes Alles: ''Fall Jakob: Jung bedauert Zahlungen''. In: Fürther Nachrichten vom 22. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Fall Jakob: Fürths OB bedauert Zahlungen an Alt-Nazi''. In: nordbayern.de vom 22. Mai 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.8925950 online abrufbar]
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* Johannes Alles: ''Fall Jakob: Jung bedauert Zahlungen''. In: Fürther Nachrichten vom 22. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Fall Jakob: Fürths OB bedauert Zahlungen an Alt-Nazi''. In: nordbayern.de vom 22. Mai 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.8925950 online]
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* Olaf Przybilla: ''Wohltaten für den Nazi-OB.'' In: Süddeutsche Zeitung vom 28. August 2019, R 12 (Druckausgabe) - [https://www.sueddeutsche.de/bayern/fuerth-nationalsozialismus-buergermeister-franz-jakob-1.4577673 online]
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* Johannes Alles: ''Nazi-Verbrechen: Fürther Delegation besucht Toruń''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 30. Oktober 2019 (Druckausgabe) - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.9478376 online]
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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* Kamran Salimi, Dr. Martin Schramm: ''Dr. Adolf Schwammberger in Thorn (1939 - 1944)''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] Nr. 67 (1/2018), Fürth, 2018, S. 3 - 29
 
* Kamran Salimi, Dr. Martin Schramm: ''Dr. Adolf Schwammberger in Thorn (1939 - 1944)''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] Nr. 67 (1/2018), Fürth, 2018, S. 3 - 29
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==Siehe auch==
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==Siehe auch:==
 
   
* [[Oberbürgermeister]]
 
* [[Oberbürgermeister]]
 
* [[Adolf Schwammberger]]
 
* [[Adolf Schwammberger]]
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* [[Karl Häupler]]
 
* [[Karl Häupler]]
 
* [[Albert Forster]]
 
* [[Albert Forster]]
* [[NSDAP]]
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* [[Elisabeth Biebl]]
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* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]
 
* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]]
 
* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]]
* [[Straßennamen auf der Hardhöhe]]
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* [[Straßennamen auf der Hardhöhe und der Hardsiedlung]]
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* [[Toruń]]
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
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* [[wikipedia:Franz Jakob (Politiker)|Franz Jakob (Politiker)]] ''(Wikipedia)''
* Franz Jakob - [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Jakob Wikipedia]
   
* Liste der Mitglieder des Bayerischen Landtags (Weimarer Republik, 5. Wahlperiode) - [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_des_Bayerischen_Landtags_(Weimarer_Republik,_5._Wahlperiode) Wikipedia]
 
* Liste der Mitglieder des Bayerischen Landtags (Weimarer Republik, 5. Wahlperiode) - [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_des_Bayerischen_Landtags_(Weimarer_Republik,_5._Wahlperiode) Wikipedia]
      
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
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