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''Im Jahre [[1716]] sind zwischen 350 - 400 steuerbare jüdische Familenväter aufgeführt. Aus diesem Verzeichnis ist ersichtlich, dass aus allen Gegenden Deutschlands Juden nach Fürth gezogen waren, so aus Frankfurt, Mainz, Hamburg, Wien, Prag und Naumburg.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 127 f.</ref> Insgesamt waren zu dieser Zeit bereits über 1&#x202F;500 jüdische Einwohner zu zählen.
 
''Im Jahre [[1716]] sind zwischen 350 - 400 steuerbare jüdische Familenväter aufgeführt. Aus diesem Verzeichnis ist ersichtlich, dass aus allen Gegenden Deutschlands Juden nach Fürth gezogen waren, so aus Frankfurt, Mainz, Hamburg, Wien, Prag und Naumburg.''<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 127 f.</ref> Insgesamt waren zu dieser Zeit bereits über 1&#x202F;500 jüdische Einwohner zu zählen.
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Im Jahr [[1719]] vereinbarten der Dompropst von Bamberg und die Jüdische Gemeinde Fürth das ''„Reglement für gemeine Judenschafft“'' (gemein = allgemein), darin wurden die Rechte und Pflichten der hier lebenden Juden schriftlich genau fixiert. Der Dompropst verfasste das 39 Bestimmungen umfassende Regelwerk gemeinsam mit zwei Vertretern der Gemeinde Fürth. Es hatte für die Jüdische Gemeinde Fürth Bestand, bis [[1820]] das Bayerische Judenedikt in Fürth durchgesetzt wurde.  
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Im Jahr [[1719]] vereinbarten der Dompropst von Bamberg und die Jüdische Gemeinde Fürth das ''„Reglement für gemeine Judenschafft“'' (gemein = allgemein), darin wurden die Rechte und Pflichten der hier lebenden Juden schriftlich genau fixiert. Der Dompropst verfasste das 39 Bestimmungen umfassende Regelwerk gemeinsam mit zwei Vertretern der Gemeinde Fürth. Es hatte für die Jüdische Gemeinde Fürth Bestand, bis [[1820]] das „Bayerische Judenedikts“ von [[1813]] in Fürth durchgesetzt wurde.  
 
Das Reglement schrieb alte Rechte der Fürther Juden fest. Die wichtigsten Rechte waren:
 
Das Reglement schrieb alte Rechte der Fürther Juden fest. Die wichtigsten Rechte waren:
 
* Alle religiösen Freiheiten wurden bestätigt: Freier Synagogenbau, freie Wahl des Rabbiners und anderer Gemeindebediensteter.
 
* Alle religiösen Freiheiten wurden bestätigt: Freier Synagogenbau, freie Wahl des Rabbiners und anderer Gemeindebediensteter.
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Die jüdische Hochschule zeigte sich sehr offen und weltlich und wurde von Leopold Krug 1796 folgendermaßen beschrieben: „Junge Leute werden auf der hiesigen Universität in Wissenschaften, Handelsgeschäfften und fremden Sprachen unterrichtet, wozu bisweilen auch christliche Lehrer genommen werden.“<ref>Leopold Krug: "Topographisch-Statistisch-Geographisches Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten oder Beschreibung aller Provinzen, Kreise, Distrikte, Städte, Aemter, Flecken, Dörfer, Vorwerke, Flüsse, Seen, Berge ... in den preußischen Staaten" Halle, 1796, S. 249 - [http://ub-goobi-pr2.ub.uni-greifswald.de/viewer/image/PPN82553206X/256/ Online-Digitalisat der Universität Greifswald]</ref>
 
Die jüdische Hochschule zeigte sich sehr offen und weltlich und wurde von Leopold Krug 1796 folgendermaßen beschrieben: „Junge Leute werden auf der hiesigen Universität in Wissenschaften, Handelsgeschäfften und fremden Sprachen unterrichtet, wozu bisweilen auch christliche Lehrer genommen werden.“<ref>Leopold Krug: "Topographisch-Statistisch-Geographisches Wörterbuch der sämmtlichen preußischen Staaten oder Beschreibung aller Provinzen, Kreise, Distrikte, Städte, Aemter, Flecken, Dörfer, Vorwerke, Flüsse, Seen, Berge ... in den preußischen Staaten" Halle, 1796, S. 249 - [http://ub-goobi-pr2.ub.uni-greifswald.de/viewer/image/PPN82553206X/256/ Online-Digitalisat der Universität Greifswald]</ref>
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Durch die Zugehörigkeit von Fürth zu Bayern ab [[1806]] wurde die Entwicklung gestört. Im Zuge der Durchsetzung des Bayerischen Judenedikts organisierte sich die Jüdische Gemeinde Fürth ab [[1822]] als Religionsverein '''„Israelitische Kultusgemeinde Fürth“'''. Aus alter Tradition heraus waren selbst nach dem Einschnitt zu Beginn der bayerischen Zeit jüdische Fürther sehr stark bei der Emanzipation der Juden in Bayern und damit auch in Deutschland beteiligt, davon zeugt u. a. der erste jüdische Rechtsanwalt ([[Sigmund Grünsfeld|Dr. Sigmund Grünsfeld]]), der erste jüdische Landtagsabgeordnete ([[David Morgenstern|Dr. David Morgenstern]]), der erste jüdische (Handels-)Richter ([[Salomon Berolzheimer]]), der erste jüdische Schulrektor an einer staatlichen Schule (Dr. [[Heinrich Brentano]]). Auch der jüdische Chefarzt am neuen [[Krankenhaus]] auf der [[Schwand]] ([[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]]) sowie das erste [[jüdisches Waisenhaus|jüdische Waisenhaus]] in Deutschland seien hier beispielhaft genannt.
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Durch die Zugehörigkeit von Fürth zu Bayern ab [[1806]] wurde die Entwicklung gestört. Im Zuge der Durchsetzung des Bayerischen Judenedikts von 1813 organisierte sich die Jüdische Gemeinde Fürth ab [[1822]] als Religionsverein '''„Israelitische Kultusgemeinde Fürth“'''. Aus alter Tradition heraus waren selbst nach dem Einschnitt zu Beginn der bayerischen Zeit jüdische Fürther sehr stark bei der Emanzipation der Juden in Bayern und damit auch in Deutschland beteiligt, davon zeugt u. a. der erste jüdische Rechtsanwalt ([[Sigmund Grünsfeld|Dr. Sigmund Grünsfeld]]), der erste jüdische Landtagsabgeordnete ([[David Morgenstern|Dr. David Morgenstern]]), der erste jüdische (Handels-)Richter ([[Salomon Berolzheimer]]), der erste jüdische Schulrektor an einer staatlichen Schule (Dr. [[Heinrich Brentano]]). Auch der jüdische Chefarzt am neuen [[Krankenhaus]] auf der [[Schwand]] ([[Jakob Frank|Dr. Jakob Frank]]) sowie das erste [[jüdisches Waisenhaus|jüdische Waisenhaus]] in Deutschland seien hier beispielhaft genannt.
 
[[Bild:Pogromnacht.jpg|mini|right|Ruine des Schulhofs nach der Pogromnacht]]
 
[[Bild:Pogromnacht.jpg|mini|right|Ruine des Schulhofs nach der Pogromnacht]]
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Das jüdische Leben in Fürth wurde nicht nur in Folge des bayerischen „Judenedikts“ von [[1813]] einschneidend verändert, sondern in der NS-Zeit völlig und brutal durch den Naziterror zerstört: Es überlebten nur 23 Juden in Fürth.
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Das jüdische Leben in Fürth wurde nicht nur in Folge des „Bayerischen Judenedikts“ von [[1813]] einschneidend verändert, sondern in der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Zeit]] völlig und brutal durch den Naziterror zerstört: Es überlebten nur 23 Juden in Fürth.
    
Nach dem Kriegsende [[1945]] entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde mit eigenem Rabbiner. Sie wurde von dem ersten Fürther Rabbiner nach dem Zweiten Weltkrieg [[David Spiro]] und dem ersten jüdischen Gemeindevorsitzenden [[Jean Mandel]] neu begründet. Ab [[1947]] organisierte sie sich dann wieder als „Körperschaft des Rechts“, als „Israelitische Kultusgemeinde Fürth“. Nach einem Auf und Ab in ihrer Mitgliederzahl hatte die „Israelitische Kultusgemeinde Fürth“ 2014 rund 330 Mitglieder.
 
Nach dem Kriegsende [[1945]] entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde mit eigenem Rabbiner. Sie wurde von dem ersten Fürther Rabbiner nach dem Zweiten Weltkrieg [[David Spiro]] und dem ersten jüdischen Gemeindevorsitzenden [[Jean Mandel]] neu begründet. Ab [[1947]] organisierte sie sich dann wieder als „Körperschaft des Rechts“, als „Israelitische Kultusgemeinde Fürth“. Nach einem Auf und Ab in ihrer Mitgliederzahl hatte die „Israelitische Kultusgemeinde Fürth“ 2014 rund 330 Mitglieder.
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* [[Perman|Perman Juden]], Schutzjuden
 
* [[Perman|Perman Juden]], Schutzjuden
 
* [[Marx Oppenheimer#Der Fürther Matzenstreit|Der Fürther Matzenstreit]]
 
* [[Marx Oppenheimer#Der Fürther Matzenstreit|Der Fürther Matzenstreit]]
* [[Israelitische Bürgerschule#Die Gründung der israelitischen Bürgerschule|Die Auseinandersetzungen um die israelitische Schule]]  
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* [[Israelitische Bürgerschule#Die Gründung der israelitischen Bürgerschule|Die Auseinandersetzungen um die israelitische Schule]]
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* [[Jüdisches Museum Franken]]
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* [[Dreiherrschaft]]
 
* [https://www.wortbedeutung.info/Maskilim/ Maskilim], Vertreter der [[wikipedia:Haskala|Haskala]], einer jüdischen Aufklärung<ref>vgl. Carsten L. Wilke: "Eine Fürther Haskala: David Ottensoser, Heimann Schwabacher und die Mendelsohnianer an der Talmudschule", in FRANCONIA JUDAICA, Bd. 5 "Judentum und Aufklärung", S. 162 </ref>
 
* [https://www.wortbedeutung.info/Maskilim/ Maskilim], Vertreter der [[wikipedia:Haskala|Haskala]], einer jüdischen Aufklärung<ref>vgl. Carsten L. Wilke: "Eine Fürther Haskala: David Ottensoser, Heimann Schwabacher und die Mendelsohnianer an der Talmudschule", in FRANCONIA JUDAICA, Bd. 5 "Judentum und Aufklärung", S. 162 </ref>
 
::''Linksmendelsohnianern'', die eine linke, antirabbinische Strömung widerspiegeln:
 
::''Linksmendelsohnianern'', die eine linke, antirabbinische Strömung widerspiegeln:
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{{Bilder dieses Ereignisses}}
 
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[[Kategorie: Geschichte]]
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[[Kategorie: Fiorda]]
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[[Kategorie: Gesagt "zu Fürth": ...]]
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