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[[Datei:Schreiben Kapitulation Häupler.jpg|thumb|right|Kapitulationsschreiben vom 19. April 1945]]
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Mit der '''Kapitulation von Fürth''' am [[19. April]] [[1945]] endete für Fürth der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]].
 
Mit der '''Kapitulation von Fürth''' am [[19. April]] [[1945]] endete für Fürth der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]].
 
==Einleitung und Überblick==
 
==Einleitung und Überblick==
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== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
 
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
[[Datei:Gustavstraße April 1945.jpg|thumb|right|Vormarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] am 19. April 1945, hier in der Gustavstraße]]Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den amerikanischen Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliierter Sicht die "''letzte große Aufgabe''" vor Kriegsende. Die 3. US-Infanteriedivision schrieb [[1945]]: "''The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison''."<ref>Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg</ref> Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der "fünf Städte des Führers". Sie war ideologisch als "''Stadt der Reichsparteitage''" bekannt und bot der Wehrmacht jährlich eine dankbare Kulisse für spektakuläre Auftritte. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "''principal breeding ground of Nationalsozialistenm''" oder als "''shrine of Nationalsozialistenm''".<ref>NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.</ref>
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[[Datei:Gustavstraße April 1945.jpg|mini|right|Vormarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] am 19. April 1945, hier in der Gustavstraße]]Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den amerikanischen Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliierter Sicht die "''letzte große Aufgabe''" vor Kriegsende. Die 3. US-Infanteriedivision schrieb [[1945]]: "''The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison''."<ref>Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg</ref> Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der "fünf Städte des Führers". Sie war ideologisch als "''Stadt der Reichsparteitage''" bekannt und bot der Wehrmacht jährlich eine dankbare Kulisse für spektakuläre Auftritte. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "''principal breeding ground of Nationalsozialistenm''" oder als "''shrine of Nationalsozialistenm''".<ref>NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.</ref>
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[[Datei:Holz Reichsverteidigungskommissar.jpg|thumb|left|Anordnung des komm. Gauleiters Holz, vom 12. April 1945]]Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am [[20. April]] [[1945]] - wurde als psychologisch kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, dass durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine "Alpenfestung" entsteht, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solche spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US-Infanteriedivision deklarierte Fürth wie folgt: "''The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.''"<ref>Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantry Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84</ref>
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[[Datei:Holz Reichsverteidigungskommissar.jpg|mini|left|Anordnung des komm. Gauleiters Holz, vom 12. April 1945]]Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am [[20. April]] [[1945]] - wurde als psychologisch kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, dass durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine "Alpenfestung" entsteht, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solche spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US-Infanteriedivision deklarierte Fürth wie folgt: "''The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.''"<ref>Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantry Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84</ref>
    
Auch aus der Sicht des stellv. NS-Gauleiters Karl Holz spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth lediglich als "''westliches Fort''" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die Rednitz sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden.<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.</ref> In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom [[12. April]] [[1945]] hin, in dem er sagte, dass alle Städte ''Stein für Stein'' zu verteidigen seien, sozusagen in einem Zentimeterkrieg.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33</ref> Gleichzeitig ermahnte Holz die anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Karl Häupler]] und seine Referenten, dass falls "''ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen''". Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, "''dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei''".<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.</ref>
 
Auch aus der Sicht des stellv. NS-Gauleiters Karl Holz spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth lediglich als "''westliches Fort''" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die Rednitz sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden.<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.</ref> In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom [[12. April]] [[1945]] hin, in dem er sagte, dass alle Städte ''Stein für Stein'' zu verteidigen seien, sozusagen in einem Zentimeterkrieg.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33</ref> Gleichzeitig ermahnte Holz die anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Karl Häupler]] und seine Referenten, dass falls "''ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen''". Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, "''dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei''".<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.</ref>
    
== Die letzte Phase des Krieges ==
 
== Die letzte Phase des Krieges ==
[[Datei:42nd Infantry Division SSI.png|thumb|right|Das Abzeichen der 42. Inf. Div. Rainbow]]Am [[7. März]] [[1945]] erreichten die Alliierten südlich von Bonn in Remagen den Rhein, so dass sie direkt am Rhein einen Brückenkopf errichten konnten. Mit der "''Operation Plunder''" trat am [[23. März]] [[1945]] die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am [[1. April]] [[1945]] der sog. Ruhrkessel geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen.<ref>Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg Wikipedia]</ref> Auch die 42. Infanteriedivision "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US-Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquerte hier am [[31. März]] [[1945]] den Rhein.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref> In der Folge nahm die 42. Division Rainbow am [[1. April]] [[1945]] Wertheim am Main ein, dann vom 2. bis zum [[6. April]] [[1945]] Würzburg und anschließend vom 9. bis zum [[12. April]] [[1945]] Schweinfurt. Nach Fürth und [[Nürnberg]] führte der Krieg die 42. Infanteriedivision noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref>
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[[Datei:42nd Infantry Division SSI.png|mini|right|Das Abzeichen der 42. Inf. Div. Rainbow]]Am [[7. März]] [[1945]] erreichten die Alliierten südlich von Bonn in Remagen den Rhein, so dass sie direkt am Rhein einen Brückenkopf errichten konnten. Mit der "''Operation Plunder''" trat am [[23. März]] [[1945]] die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am [[1. April]] [[1945]] der sog. Ruhrkessel geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen.<ref>Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg Wikipedia]</ref> Auch die 42. Infanteriedivision "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US-Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquerte hier am [[31. März]] [[1945]] den Rhein.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref> In der Folge nahm die 42. Division Rainbow am [[1. April]] [[1945]] Wertheim am Main ein, dann vom 2. bis zum [[6. April]] [[1945]] Würzburg und anschließend vom 9. bis zum [[12. April]] [[1945]] Schweinfurt. Nach Fürth und [[Nürnberg]] führte der Krieg die 42. Infanteriedivision noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref>
    
== Vorbereitung auf die Kampfhandlungen ==
 
== Vorbereitung auf die Kampfhandlungen ==
[[Datei:Lageplan 170445 fw.jpg|thumb|left|Skizze über die US-Armee, Stand 17. April 1945]]Im März [[1945]] wurde ein Verteidigungsplan für Mittelfranken aufgestellt, in der u. a. die Stadt Fürth gemäß dem stellv. Gauleiter Karl Holz, als vorgelagerter Verteidigungsring für die Stadt der Reichsparteitage um jeden Preis gehalten werden sollte. Diese Haltung unterstrich er zuletzt nochmals in einer der letzten Ausgaben der Nordbayrischen Zeitung - [[Fürther Anzeiger]] vom 14./[[15. April]] [[1945]]: "''Karl Holz: Für die Ehre und Freiheit zu kämpfen ist niemals eine aussichtslose Sache''". Er wird weiter mit den Worten zitiert: "''Ich bin Reichsverteidigungskommissar, nicht Reichsunterwerfungskommissar''".<ref>Nordbayerische Zeitung/Fürther Anzeiger - Einzige Tageszeitung in Fürth - Amtliches Organ der NSDAP und aller Behörden, 14./15. April 1945, Nr. 26, S. 1</ref> Nur kurze Zeit später, warf Holz den gesamten Verteidigungsplan über den Haufen. Die vorgeschobenen Verteidigungslinien sollten aufgegeben werden, stattdessen sollte in den Städten "''bis zum letzten Stein gekämpft werden.''"<ref>W. Wolkenstörfer: Kapitulation vormittags um elf. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18. April 1970</ref>
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[[Datei:Lageplan 170445 fw.jpg|mini|left|Skizze über die US-Armee, Stand 17. April 1945]]Im März [[1945]] wurde ein Verteidigungsplan für Mittelfranken aufgestellt, in der u. a. die Stadt Fürth gemäß dem stellv. Gauleiter Karl Holz, als vorgelagerter Verteidigungsring für die Stadt der Reichsparteitage um jeden Preis gehalten werden sollte. Diese Haltung unterstrich er zuletzt nochmals in einer der letzten Ausgaben der Nordbayrischen Zeitung - [[Fürther Anzeiger]] vom 14./[[15. April]] [[1945]]: "''Karl Holz: Für die Ehre und Freiheit zu kämpfen ist niemals eine aussichtslose Sache''". Er wird weiter mit den Worten zitiert: "''Ich bin Reichsverteidigungskommissar, nicht Reichsunterwerfungskommissar''".<ref>Nordbayerische Zeitung/Fürther Anzeiger - Einzige Tageszeitung in Fürth - Amtliches Organ der NSDAP und aller Behörden, 14./15. April 1945, Nr. 26, S. 1</ref> Nur kurze Zeit später, warf Holz den gesamten Verteidigungsplan über den Haufen. Die vorgeschobenen Verteidigungslinien sollten aufgegeben werden, stattdessen sollte in den Städten "''bis zum letzten Stein gekämpft werden.''"<ref>W. Wolkenstörfer: Kapitulation vormittags um elf. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18. April 1970</ref>
[[Datei:Friedhofsbrücke A1481.jpg|thumb|right|Friedhofsbrücke Mai 1945]]
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[[Datei:Friedhofsbrücke A1481.jpg|mini|right|Friedhofsbrücke Mai 1945]]
 
Anfang April [[1945]] wurden alle Mütter mit Kleinkindern aufgerufen, die Stadt Fürth zu verlassen bzw. sich in weniger gefährdete Gebiete zu begeben. Allerdings konnte keine Behörde den Müttern mitteilen, welches diese Gebiete sind - und wie sie dann ggf. dorthin kommen würden. Die politische Kreisleitung und der Kampfkommandant Major [[Georg Flierl]] hatten als Anlaufstelle eine militärische Stadtkommandantur in der [[Sahlmannvilla]] am [[Bahnhofplatz]] 4 errichtet.  
 
Anfang April [[1945]] wurden alle Mütter mit Kleinkindern aufgerufen, die Stadt Fürth zu verlassen bzw. sich in weniger gefährdete Gebiete zu begeben. Allerdings konnte keine Behörde den Müttern mitteilen, welches diese Gebiete sind - und wie sie dann ggf. dorthin kommen würden. Die politische Kreisleitung und der Kampfkommandant Major [[Georg Flierl]] hatten als Anlaufstelle eine militärische Stadtkommandantur in der [[Sahlmannvilla]] am [[Bahnhofplatz]] 4 errichtet.  
[[Datei:Kanalbrücke A0281.jpg|thumb|right|Kanalbrücke nach der Sprengung im April 1945]]
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[[Datei:Kanalbrücke A0281.jpg|mini|right|Kanalbrücke nach der Sprengung im April 1945]]
 
Zuvor wurden im November [[1944]] alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum Volkssturm eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung auch Schanzarbeiten verrichten, z. B. durch Errichten von Panzersperren mittels gefällten Bäumen. Am [[15. März]] [[1945]] musste ein Großteil dieses sog. Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April [[1945]] in Kriegsgefangenschaft gerieten.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8</ref> Die Stadtverteidigung griff nun auf die noch verbliebenen Männer und Kinder der Hitlerjugend (HJ) zurück. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile des Luftwaffenfeldregiments 21 in Fürth zur Verteidigung der Stadt stationiert.
 
Zuvor wurden im November [[1944]] alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum Volkssturm eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung auch Schanzarbeiten verrichten, z. B. durch Errichten von Panzersperren mittels gefällten Bäumen. Am [[15. März]] [[1945]] musste ein Großteil dieses sog. Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April [[1945]] in Kriegsgefangenschaft gerieten.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8</ref> Die Stadtverteidigung griff nun auf die noch verbliebenen Männer und Kinder der Hitlerjugend (HJ) zurück. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile des Luftwaffenfeldregiments 21 in Fürth zur Verteidigung der Stadt stationiert.
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== Die letzten Kriegstage in Fürth ==
 
== Die letzten Kriegstage in Fürth ==
[[Datei:Siebenbogenbrücke A0268.jpg|thumb|left|Siebenbogenbrücke mit Flakturm, ca. 1944/45]][[Datei:Kriegsverlauf Fürth Einnahme 1945.jpg|thumb|right|Der Einmarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] in Fürth im April 1945]]Am [[13. April]] [[1945]] wurde der gesamte Bahnverkehr eingestellt und das noch vorhandene "rollende Material" weggeschafft. Das Ernährungsamt ließ am Samstag, dem [[14. April]] [[1945]] noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation lief allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden konnte. Nachdem am [[16. April]] [[1945]] Erlangen kapituliert hatte,<ref>Anmerkung: Der komm. Oberbürgermeister Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittag.</ref> machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt würde - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wurde dieses Gerücht als am Mittwoch, den [[18. April]] [[1945]] um 1 Uhr früh die Kommandobefehlsstelle in der [[Sahlmannvilla]] und der [[Reichsbahnbunker]] Ecke [[Bahnhofplatz]] und [[Gebhardtstraße]] von den Führungsstäben geräumt wurden. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und am [[17. April]] [[1945]] gegen Mittag war Panzeralarm ertönt. Der [[Fürther Anzeiger]] als Sprachorgan der [[NSDAP]] konnte diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - er erschien am [[16. April]] [[1945]] letztmalig vor Kriegsende.
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[[Datei:Siebenbogenbrücke A0268.jpg|mini|left|Siebenbogenbrücke mit Flakturm, ca. 1944/45]][[Datei:Kriegsverlauf Fürth Einnahme 1945.jpg|mini|right|Der Einmarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] in Fürth im April 1945]]Am [[13. April]] [[1945]] wurde der gesamte Bahnverkehr eingestellt und das noch vorhandene "rollende Material" weggeschafft. Das Ernährungsamt ließ am Samstag, dem [[14. April]] [[1945]] noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation lief allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden konnte. Nachdem am [[16. April]] [[1945]] Erlangen kapituliert hatte,<ref>Anmerkung: Der komm. Oberbürgermeister Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittag.</ref> machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt würde - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wurde dieses Gerücht als am Mittwoch, den [[18. April]] [[1945]] um 1 Uhr früh die Kommandobefehlsstelle in der [[Sahlmannvilla]] und der [[Reichsbahnbunker]] Ecke [[Bahnhofplatz]] und [[Gebhardtstraße]] von den Führungsstäben geräumt wurden. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und am [[17. April]] [[1945]] gegen Mittag war Panzeralarm ertönt. Der [[Fürther Anzeiger]] als Sprachorgan der [[NSDAP]] konnte diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - er erschien am [[16. April]] [[1945]] letztmalig vor Kriegsende.
    
Die 42. Infanteriedivision Rainbow rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatte sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn<ref>Theodor Georg Richter: ''Neuhof an der Zenn im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1967/5, S. 141 ff</ref> und in Cadolzburg. Am [[17. April]] [[1945]] gelang es der Division, bis an den nordwestlichen Stadtrand Fürths heranzurücken und [[Burgfarrnbach]], [[Stadeln]], [[Ronhof]] und [[Poppenreuth]] einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie nur noch eine Flugabwehrkanone (Flak) sowie eine Panzerabwehrkanone (Pak) an der [[Ludwigsbrücke]] zur Verfügung standen.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255</ref> Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am [[18. April]] [[1945]]. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.  
 
Die 42. Infanteriedivision Rainbow rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatte sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn<ref>Theodor Georg Richter: ''Neuhof an der Zenn im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1967/5, S. 141 ff</ref> und in Cadolzburg. Am [[17. April]] [[1945]] gelang es der Division, bis an den nordwestlichen Stadtrand Fürths heranzurücken und [[Burgfarrnbach]], [[Stadeln]], [[Ronhof]] und [[Poppenreuth]] einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie nur noch eine Flugabwehrkanone (Flak) sowie eine Panzerabwehrkanone (Pak) an der [[Ludwigsbrücke]] zur Verfügung standen.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255</ref> Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am [[18. April]] [[1945]]. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.  
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Die US-Division drang am Vormittag des [[18. April]] [[1945]] kampflos über die heutige [[Hardhöhe]] und [[Schwand]] in das Stadtgebiet ein und gelangte bei nur geringem Widerstand über die [[Billinganlage]] über die Reste der verbarrikadierten [[Maxbrücke]] vor bis zur [[Königstraße]], während weitere US-Verbände mit Panzern über die noch verbliebenen Reste der gesprengten [[Ludwigsbrücke]] stadteinwärts fuhren. Kampfkommandant [[Georg Flierl]], der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied, diese bis zum Abend aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls, Fürth kampflos zu übergeben, hatte nach eigenen Angaben verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf Kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich daran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine [[Kapitulation von Fürth#Widerstandsgruppe Obst & Doktor|Widerstandsgruppe]] bewusst die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr, Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "''... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref> Am [[19. April]] [[1945]] um 4 Uhr früh verließ der Kampfkommandant als Letzter den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzte sich in Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wurde er schließlich gefangengenommen.
 
Die US-Division drang am Vormittag des [[18. April]] [[1945]] kampflos über die heutige [[Hardhöhe]] und [[Schwand]] in das Stadtgebiet ein und gelangte bei nur geringem Widerstand über die [[Billinganlage]] über die Reste der verbarrikadierten [[Maxbrücke]] vor bis zur [[Königstraße]], während weitere US-Verbände mit Panzern über die noch verbliebenen Reste der gesprengten [[Ludwigsbrücke]] stadteinwärts fuhren. Kampfkommandant [[Georg Flierl]], der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied, diese bis zum Abend aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls, Fürth kampflos zu übergeben, hatte nach eigenen Angaben verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf Kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich daran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine [[Kapitulation von Fürth#Widerstandsgruppe Obst & Doktor|Widerstandsgruppe]] bewusst die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr, Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "''... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref> Am [[19. April]] [[1945]] um 4 Uhr früh verließ der Kampfkommandant als Letzter den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzte sich in Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wurde er schließlich gefangengenommen.
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[[Datei:Lageplan 200445 fw.jpg|thumb|right|Verlauf der Kampflinie vom 17. bis 20. April 1945]]
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[[Datei:Lageplan 200445 fw.jpg|mini|right|Verlauf der Kampflinie vom 17. bis 20. April 1945]]
 
Ganz so kampflos, wie Flierl es später darstellen wollte, hat er scheinbar Fürth doch nicht aufgegeben. Am [[18. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr ordnete er noch einen letzten Gegenangriff an, bei dem sein Oberleutnant Jakobs verwundet wurde. Es gab auf beiden Seiten Verwundete und Tote unter den Truppen, aber auch in der Zivilbevölkerung. Der letzte Gegenstoß von Kampfkommandant Flierl war militärisch gesehen sinnlos und hatte für Fürth lediglich zur Folge, dass ein verstärkter Beschuss der Stadt durch die [[US Army| US-Streitkräfte]] folgte und die kommenden Übergabeverhandlungen am nächsten Vormittag (19. April 1945) außerordentlich erschwert wurden.<ref>Schreiben Dr. Gastreich an das 8-Uhr-Blatt vom 20. Februar 1950 wegen mehrfach falscher Darstellung der letzten Kriegstage in Fürth in der Presse. In: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, von dem Stadthistoriker Peter Frank, Skript vom 4. November 2008</ref>
 
Ganz so kampflos, wie Flierl es später darstellen wollte, hat er scheinbar Fürth doch nicht aufgegeben. Am [[18. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr ordnete er noch einen letzten Gegenangriff an, bei dem sein Oberleutnant Jakobs verwundet wurde. Es gab auf beiden Seiten Verwundete und Tote unter den Truppen, aber auch in der Zivilbevölkerung. Der letzte Gegenstoß von Kampfkommandant Flierl war militärisch gesehen sinnlos und hatte für Fürth lediglich zur Folge, dass ein verstärkter Beschuss der Stadt durch die [[US Army| US-Streitkräfte]] folgte und die kommenden Übergabeverhandlungen am nächsten Vormittag (19. April 1945) außerordentlich erschwert wurden.<ref>Schreiben Dr. Gastreich an das 8-Uhr-Blatt vom 20. Februar 1950 wegen mehrfach falscher Darstellung der letzten Kriegstage in Fürth in der Presse. In: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, von dem Stadthistoriker Peter Frank, Skript vom 4. November 2008</ref>
    
== Kapitulation am 19. April 1945 ==
 
== Kapitulation am 19. April 1945 ==
[[Datei:Bekanntmachung Kapitulation 1945.jpg|thumb|left|Bekanntmachung der Kapitulationsbedingungen]]Noch am Morgen des [[19. April]] [[1945]] wurde die Stadt beschossen. Eilig wurde ein US-Gefechtsstand in der [[Rednitzstraße]] 4, neben den Resten der gesprengten [[Maxbrücke]], eingerichtet.<ref>Anmerkung: Das Gebäude fiel der Sanierung des Gänsbergviertels zum Opfer. Es befand sich auf der Höhe des ehem. Gasthofes Zum goldenen Hirsch, Königstraße 5</ref> Der amerikanische Major vom 3. Bataillon des 222. Infanterie-Regiments forderte die Stadt Fürth förmlich zur bedingungslosen Kapitulation auf.  
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[[Datei:Bekanntmachung Kapitulation 1945.jpg|mini|left|Bekanntmachung der Kapitulationsbedingungen]]Noch am Morgen des [[19. April]] [[1945]] wurde die Stadt beschossen. Eilig wurde ein US-Gefechtsstand in der [[Rednitzstraße]] 4, neben den Resten der gesprengten [[Maxbrücke]], eingerichtet.<ref>Anmerkung: Das Gebäude fiel der Sanierung des Gänsbergviertels zum Opfer. Es befand sich auf der Höhe des ehem. Gasthofes Zum goldenen Hirsch, Königstraße 5</ref> Der amerikanische Major vom 3. Bataillon des 222. Infanterie-Regiments forderte die Stadt Fürth förmlich zur bedingungslosen Kapitulation auf.  
    
Tags zuvor gab es bereits erste Gespräche mit einigen Fürthern, unter anderem mit dem früheren [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Hans Teichmann]] in seiner Wohnung in der [[Cadolzburger Straße]]. In der Aussprache mit dem amerikanischem Major bekam Teichmann die Anweisung, alle Bewohner südlich der [[Würzburger Straße]], rund 2500 Männer, Frauen und Kinder auf Umwegen zur Fabrik [[Bachmann, von Blumenthal & Co.|Bachmann, von Blumenthal & Co. KG]] an der [[Würzburger Straße]] zu bringen. Wieso die Wahl auf ihn fiel, lässt sich vermutlich aus heutiger Sicht nicht mehr beantworten, ebensowenig der Umstand, dass die US-Alliierten ihm am [[19. April]] [[1945]] den Bürgermeisterposten der Stadt Fürth anboten.<ref>Anmerkung: Die [[US Army| US-Streitkräfte]] benötigten häufig Zivilpersonen vor Ort zum Aufbau einer neuen Verwaltung und Übergangsregierung. Hierzu wurden in der Anfangszeit häufig "unbelastete" Zivilisten ausgewählt, die z. B. nicht im Verdacht standen mit dem NS-Regime sympathisiert zu haben. Deshalb wurden häufig Sozialdemokraten oder Kommunisten als erste angesprochen, da man sich deren Loyalität sicher sein konnte.</ref> Teichmann jedenfalls - soviel ist überliefert - lehnte dankend ab.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 11</ref>
 
Tags zuvor gab es bereits erste Gespräche mit einigen Fürthern, unter anderem mit dem früheren [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Hans Teichmann]] in seiner Wohnung in der [[Cadolzburger Straße]]. In der Aussprache mit dem amerikanischem Major bekam Teichmann die Anweisung, alle Bewohner südlich der [[Würzburger Straße]], rund 2500 Männer, Frauen und Kinder auf Umwegen zur Fabrik [[Bachmann, von Blumenthal & Co.|Bachmann, von Blumenthal & Co. KG]] an der [[Würzburger Straße]] zu bringen. Wieso die Wahl auf ihn fiel, lässt sich vermutlich aus heutiger Sicht nicht mehr beantworten, ebensowenig der Umstand, dass die US-Alliierten ihm am [[19. April]] [[1945]] den Bürgermeisterposten der Stadt Fürth anboten.<ref>Anmerkung: Die [[US Army| US-Streitkräfte]] benötigten häufig Zivilpersonen vor Ort zum Aufbau einer neuen Verwaltung und Übergangsregierung. Hierzu wurden in der Anfangszeit häufig "unbelastete" Zivilisten ausgewählt, die z. B. nicht im Verdacht standen mit dem NS-Regime sympathisiert zu haben. Deshalb wurden häufig Sozialdemokraten oder Kommunisten als erste angesprochen, da man sich deren Loyalität sicher sein konnte.</ref> Teichmann jedenfalls - soviel ist überliefert - lehnte dankend ab.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 11</ref>
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[[Datei:Hitlerbüste Zerstörung US Soldat 1945.jpg|miniatur|links|Zerstörung einer Hitler-Büste vor Gebäude Vacher Str.6/8, April 1945]]
 
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:"Am Donnerstag, 19. April 1945, waren ich und einige hundert andere Personen schon in aller Frühe auf der Stadtseite der Maxbrücke postiert, um zu sehen, wie sich die Dinge abspielen. Plötzlich kam ein amerikanischer Soldat auf mich zu und frug mich auf deutsch, ob ich wisse, wo der Oberbürgermeister von Fürth wohne. Als ich das bejahte, forderte er mich auf, mit ihm zum amerikanischen Major zu gehen; es passiere mir nichts. Das tat ich. Beim Major angekommen, gab dieser mir einen Zettel und sagte, ich möge diesen Zettel dem Oberbürgermeister überbringen, lesen lassen und ihm den Zettel wieder bringen.... Im Rathaus angekommen, frug ich nach dem Sitzungssaal. Man wies mich dorthin und ich trat ein. Den Oberbürgermeister kannte ich persönlich nicht. Ich ging deshalb auf den mir bekannten [[Stadtkämmerei|Stadtkämmerer]] [[Adolf Schwiening|Schwiening]] zu, gab ihm den Zettel und sagte, diesen Zettel soll ich im Auftrag des amerikanischen Majors dem Oberbürgermeister geben... Stadtkämmerer Schwiening las den Zettel und wandte sich sofort an einen Herren und sagte: Herr Oberbürgermeister, lesen Sie bitte und gehen Sie doch gleich mit dem Überbringer dieses Zettels zu dem amerikanischen Major. Der Oberbürgermeister ging dann auch sofort mit mir und einem Sanitäter (Hr. Hühnlein), den ich nicht kannte, aus dem Rathaus hinaus in Richtung Maxbrücke... Bei der Maxbrücke angekommen, ging ich zu dem amerikanischen Major, gab ihm den Zettel zurück und sagte, der Oberbürgermeister ist auch dabei. Der Herr Major bedankte sich und ich ging wieder hinaus."<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 13 f.</ref>   
 
:"Am Donnerstag, 19. April 1945, waren ich und einige hundert andere Personen schon in aller Frühe auf der Stadtseite der Maxbrücke postiert, um zu sehen, wie sich die Dinge abspielen. Plötzlich kam ein amerikanischer Soldat auf mich zu und frug mich auf deutsch, ob ich wisse, wo der Oberbürgermeister von Fürth wohne. Als ich das bejahte, forderte er mich auf, mit ihm zum amerikanischen Major zu gehen; es passiere mir nichts. Das tat ich. Beim Major angekommen, gab dieser mir einen Zettel und sagte, ich möge diesen Zettel dem Oberbürgermeister überbringen, lesen lassen und ihm den Zettel wieder bringen.... Im Rathaus angekommen, frug ich nach dem Sitzungssaal. Man wies mich dorthin und ich trat ein. Den Oberbürgermeister kannte ich persönlich nicht. Ich ging deshalb auf den mir bekannten [[Stadtkämmerei|Stadtkämmerer]] [[Adolf Schwiening|Schwiening]] zu, gab ihm den Zettel und sagte, diesen Zettel soll ich im Auftrag des amerikanischen Majors dem Oberbürgermeister geben... Stadtkämmerer Schwiening las den Zettel und wandte sich sofort an einen Herren und sagte: Herr Oberbürgermeister, lesen Sie bitte und gehen Sie doch gleich mit dem Überbringer dieses Zettels zu dem amerikanischen Major. Der Oberbürgermeister ging dann auch sofort mit mir und einem Sanitäter (Hr. Hühnlein), den ich nicht kannte, aus dem Rathaus hinaus in Richtung Maxbrücke... Bei der Maxbrücke angekommen, ging ich zu dem amerikanischen Major, gab ihm den Zettel zurück und sagte, der Oberbürgermeister ist auch dabei. Der Herr Major bedankte sich und ich ging wieder hinaus."<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 13 f.</ref>   
[[Datei:Zerstörte Maxbrücke 1945.jpg|thumb|right|Dt. Gefangene maschieren über die gesprengte Maxbrücke]]
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[[Datei:Zerstörte Maxbrücke 1945.jpg|mini|right|Dt. Gefangene maschieren über die gesprengte Maxbrücke]]
 
Der Sanitätshauptführer Hühnlein von der [[Rotes Kreuz|Sanitätskolonne]] Fürth schildert in Ergänzung:  
 
Der Sanitätshauptführer Hühnlein von der [[Rotes Kreuz|Sanitätskolonne]] Fürth schildert in Ergänzung:  
 
: "... Nach Eintritt in das Zimmer stellte sich Dr. Häupler als Oberbürgermeister der Stadt Fürth vor, worauf man ihm einen Stuhl anbot, den Dr. Häupler dankend ablehnte. Der amerikanische Kommandant eröffnete dann die Aussprache, die englisch erfolgte, welche der mitanwesende Dolmetscher übersetzte. Der amerikanische Kommandant verlangte die bedingungslose Übergabe der Stadt. Hierauf gab Oberbürgermeister Dr. Häupler dem Sinne nach folgende Erklärung ab: Meine Herren! Ich stehe hier als deutscher Mann und als Oberbürgermeister. Sie wissen, was mir bevorsteht, wenn ich den Befehl zur Hissung der weißen Fahne gebe. Was aus mir und meiner Familie wird, brauche ich nicht weiter zu sagen, nachdem ich nichtwaffentragender SS-Mann bin. Daraufhin klopfte ihm der amerikanische Kommandant auf die Schulter und sagte, sie stehen unter amerikanischem Schutz. Nun zog der Kommandant seine Uhr und sagte: Jetzt ist es 10 Uhr 20 Minuten. In einer Stunde erwarte ich eine bestimmte Antwort. Lautet diese ablehnend, werde ich die Beschießung von Fürth befehlen und außerdem noch Flieger anfordern, die schon nachmittags eintreffen und dann Fürth dem Erdboden gleich machen werden. Darauf befiel Dr. Häupler ein kleiner Schwächeanfall, der aber bald wieder vorüber war. Dr. Häupler bat dann um Schonung der Stadt und seiner Bevölkerung...Hierauf verließen Dr. Häupler, ich und der Obmann für die Fürther Militärlazarette <ref>Anmerkung: Es handelte sich hierbei um Dr. [[Fritz Gastreich]], der inzwischen dazu gekommen war und eine zentrale Rolle bei der Kapitulation von Fürth im Verborgenen gespielt hatte</ref> den Verhandlungsraum und begaben uns zurück zum Rathaus... Im Rathaus angekommen unterrichtete Dr. Häupler seine auf ihn wartenden Referenten von der Übergabe der Stadt und veranlaßte sie, die inzwischen vorgefahrenen amerikanischen Autos zu besteigen und die Bevölkerung von der erfolgten Übergabe zu verständigen. Innerhalb einer halben Stunde war der Auftrag ausgeführt." <ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 15 f.</ref>  
 
: "... Nach Eintritt in das Zimmer stellte sich Dr. Häupler als Oberbürgermeister der Stadt Fürth vor, worauf man ihm einen Stuhl anbot, den Dr. Häupler dankend ablehnte. Der amerikanische Kommandant eröffnete dann die Aussprache, die englisch erfolgte, welche der mitanwesende Dolmetscher übersetzte. Der amerikanische Kommandant verlangte die bedingungslose Übergabe der Stadt. Hierauf gab Oberbürgermeister Dr. Häupler dem Sinne nach folgende Erklärung ab: Meine Herren! Ich stehe hier als deutscher Mann und als Oberbürgermeister. Sie wissen, was mir bevorsteht, wenn ich den Befehl zur Hissung der weißen Fahne gebe. Was aus mir und meiner Familie wird, brauche ich nicht weiter zu sagen, nachdem ich nichtwaffentragender SS-Mann bin. Daraufhin klopfte ihm der amerikanische Kommandant auf die Schulter und sagte, sie stehen unter amerikanischem Schutz. Nun zog der Kommandant seine Uhr und sagte: Jetzt ist es 10 Uhr 20 Minuten. In einer Stunde erwarte ich eine bestimmte Antwort. Lautet diese ablehnend, werde ich die Beschießung von Fürth befehlen und außerdem noch Flieger anfordern, die schon nachmittags eintreffen und dann Fürth dem Erdboden gleich machen werden. Darauf befiel Dr. Häupler ein kleiner Schwächeanfall, der aber bald wieder vorüber war. Dr. Häupler bat dann um Schonung der Stadt und seiner Bevölkerung...Hierauf verließen Dr. Häupler, ich und der Obmann für die Fürther Militärlazarette <ref>Anmerkung: Es handelte sich hierbei um Dr. [[Fritz Gastreich]], der inzwischen dazu gekommen war und eine zentrale Rolle bei der Kapitulation von Fürth im Verborgenen gespielt hatte</ref> den Verhandlungsraum und begaben uns zurück zum Rathaus... Im Rathaus angekommen unterrichtete Dr. Häupler seine auf ihn wartenden Referenten von der Übergabe der Stadt und veranlaßte sie, die inzwischen vorgefahrenen amerikanischen Autos zu besteigen und die Bevölkerung von der erfolgten Übergabe zu verständigen. Innerhalb einer halben Stunde war der Auftrag ausgeführt." <ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 15 f.</ref>  
[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|thumb|right|Waffenabgabe vor dem Rathaus]]
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[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|mini|right|Waffenabgabe vor dem Rathaus]]
[[Bild:Kriegsende Info 160545.jpg|thumb|right|1. Mitteilungsblatt der [[US Army| US-Streitkräfte]] in Fürth am 16.5.45]]
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[[Bild:Kriegsende Info 160545.jpg|mini|right|1. Mitteilungsblatt der [[US Army| US-Streitkräfte]] in Fürth am 16.5.45]]
 
Abweichend von den beiden Aussagen, die sich in der Wunschel-Chronik wiederfinden, gibt es noch einen weiteren Augenzeugenbericht, der die Geschehnisse in einem etwas anderen Licht darstellt. Gemeint war der Obmann der Fürther Militärlazarette: Dr. [[Fritz Gastreich]]. Er schilderte die Dinge in einem Schreiben vom [[20. Februar]] [[1952]] an den Chefredakteur des 8-Uhr-Blattes<ref>Anmerkung: Das 8-Uhr-Blatt brachte eine Reihe von Augenzeugenberichten zu den letzten Kriegstagen in Fürth und Nürnberg. Das 8-Uhr-Blatt war die spätere Abendzeitung Nürnberg, die 2012 eingestellt wurde.</ref> Dr. Wilsmann wie folgt, wobei Dr. Gastreich bemüht war, seinen Namen stets aus dem Geschehen herauszuhalten:  
 
Abweichend von den beiden Aussagen, die sich in der Wunschel-Chronik wiederfinden, gibt es noch einen weiteren Augenzeugenbericht, der die Geschehnisse in einem etwas anderen Licht darstellt. Gemeint war der Obmann der Fürther Militärlazarette: Dr. [[Fritz Gastreich]]. Er schilderte die Dinge in einem Schreiben vom [[20. Februar]] [[1952]] an den Chefredakteur des 8-Uhr-Blattes<ref>Anmerkung: Das 8-Uhr-Blatt brachte eine Reihe von Augenzeugenberichten zu den letzten Kriegstagen in Fürth und Nürnberg. Das 8-Uhr-Blatt war die spätere Abendzeitung Nürnberg, die 2012 eingestellt wurde.</ref> Dr. Wilsmann wie folgt, wobei Dr. Gastreich bemüht war, seinen Namen stets aus dem Geschehen herauszuhalten:  
 
: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des [[US Army|Amerikaner]]s. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
 
: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des [[US Army|Amerikaner]]s. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
[[Datei:A2695 US Regierung.jpg|thumb|left|US-Übergangsregierung in Fürth]]
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[[Datei:A2695 US Regierung.jpg|mini|left|US-Übergangsregierung in Fürth]]
 
Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[US Army| US-Streitkräfte]]n eine Liste der Fürther [[NSDAP|Nationalsozialisten]], darunter auch die strammen Parteisoldaten der [[NSDAP]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[US Army| US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens ''Veronal'', das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
 
Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[US Army| US-Streitkräfte]]n eine Liste der Fürther [[NSDAP|Nationalsozialisten]], darunter auch die strammen Parteisoldaten der [[NSDAP]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[US Army| US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens ''Veronal'', das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
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Die ''Widerstandsgruppe Obst'' und/oder ''Doktor'' wird immer in der Literatur benannt, ohne jedoch die genauen Protagonisten und deren Wirken zu schildern. Der Name Dr. [[Fritz Gastreich]] fiel in dem Zusammenhang häufiger, auch wenn Dr. Gastreich stets bemüht war, seinen Namen aus der Berichterstattung herauszuhalten. Einen tieferen Einblick in das Wirken der Gruppen und deren Verdienste für die Stadt Fürth gelang erst durch [[Heimatforscher]] und Vorstandsmitglied des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins Fürth]], Peter Frank, im Jahr [[2008]]. In einer ausführlichen Abhandlung über den "''Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth''" beschrieb Frank erstmalig ausführlich die Beteiligten der Widerstandsgruppen und deren Aktivitäten zur Kapitulation der Stadt Fürth während des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieges]]. So hat Frank inzwischen nachweisen können, dass Dr. [[Fritz Gastreich]] mit seinen Mitstreitern bereits im Mai [[1944]] erste Verhandlungen mit der Stadtspitze führte, um Fürth zur "''freien Stadt''" zu erklären, z. B. durch die Ausweisung Fürths als Lazarettstadt. Das Gelingen dieser Maßnahme hätte zur Folge gehabt, dass die Stadt von Kampfhandlungen weitestgehend verschont geblieben wäre, z. B. auch vor Luftangriffen der alliierten Bomberverbände. Auch wenn dies bis zuletzt nicht gelang, so hatte Dr. Gastreich mit seinen Mitstreitern in den entscheidenden Apriltagen [[1945]] eine wesentliche Rolle zur (fast) kampflosen Übergabe der Stadt an die [[US Army| US-Streitkräfte]] gespielt. Nähere Erläuterungen zu den [[Widerstandsgruppen Obst / Doktor|Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] werden noch in einem eigenen Artikel beschrieben.
 
Die ''Widerstandsgruppe Obst'' und/oder ''Doktor'' wird immer in der Literatur benannt, ohne jedoch die genauen Protagonisten und deren Wirken zu schildern. Der Name Dr. [[Fritz Gastreich]] fiel in dem Zusammenhang häufiger, auch wenn Dr. Gastreich stets bemüht war, seinen Namen aus der Berichterstattung herauszuhalten. Einen tieferen Einblick in das Wirken der Gruppen und deren Verdienste für die Stadt Fürth gelang erst durch [[Heimatforscher]] und Vorstandsmitglied des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins Fürth]], Peter Frank, im Jahr [[2008]]. In einer ausführlichen Abhandlung über den "''Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth''" beschrieb Frank erstmalig ausführlich die Beteiligten der Widerstandsgruppen und deren Aktivitäten zur Kapitulation der Stadt Fürth während des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieges]]. So hat Frank inzwischen nachweisen können, dass Dr. [[Fritz Gastreich]] mit seinen Mitstreitern bereits im Mai [[1944]] erste Verhandlungen mit der Stadtspitze führte, um Fürth zur "''freien Stadt''" zu erklären, z. B. durch die Ausweisung Fürths als Lazarettstadt. Das Gelingen dieser Maßnahme hätte zur Folge gehabt, dass die Stadt von Kampfhandlungen weitestgehend verschont geblieben wäre, z. B. auch vor Luftangriffen der alliierten Bomberverbände. Auch wenn dies bis zuletzt nicht gelang, so hatte Dr. Gastreich mit seinen Mitstreitern in den entscheidenden Apriltagen [[1945]] eine wesentliche Rolle zur (fast) kampflosen Übergabe der Stadt an die [[US Army| US-Streitkräfte]] gespielt. Nähere Erläuterungen zu den [[Widerstandsgruppen Obst / Doktor|Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] werden noch in einem eigenen Artikel beschrieben.
 
==Zeitzeugenberichte==
 
==Zeitzeugenberichte==
[[Datei:Kalenderblatt April 1945.JPG|thumb|right|Kalenderblatt mit handschriftlicher Eintragung „Gefangennahme“ und „Heimkehr“ am 18. u.19. April 1945]]
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[[Datei:Kalenderblatt April 1945.JPG|mini|right|Kalenderblatt mit handschriftlicher Eintragung „Gefangennahme“ und „Heimkehr“ am 18. u.19. April 1945]]
 
Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth:
 
Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth:
  
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