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Louis Kissinger war inzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt war, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hatte sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Er heiratete am [[14. August]] [[1922]] die Liebe seines Lebens, die 14 Jahre jüngere [[Paula Kissinger]] in Ansbach, die er bereits während seiner Schulzeit kennen gelernt hatte. Die Familie Kissinger zieht zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbesserte sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wurde - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellte. Mit der Beförderung folgte auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]].  
 
Louis Kissinger war inzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt war, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hatte sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Er heiratete am [[14. August]] [[1922]] die Liebe seines Lebens, die 14 Jahre jüngere [[Paula Kissinger]] in Ansbach, die er bereits während seiner Schulzeit kennen gelernt hatte. Die Familie Kissinger zieht zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbesserte sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wurde - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellte. Mit der Beförderung folgte auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]].  
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Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. [[Henry Kissinger|Heinz Kissinger]] kam mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgte der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wuchsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, wurden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide hatten Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehörte zum Pflichtprogramm. Die Ehefrau Paula Kissinger verstarb [[1998]] im Alter von 97 Jahren. <ref>Henry Kissinger in Wikipedia, online abgerufen am 6. Juli 2019 | 11:27 Uhr</ref>
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Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. Er kam mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgte der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wuchsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, wurden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide hatten Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehörte zum Pflichtprogramm. Die Ehefrau Paula Kissinger verstarb [[1998]] im Alter von 97 Jahren.<ref>{{Quelle Wikipedia|Henry Kissinger}}</ref>
    
Louis Kissinger war vom [[10. Oktober]] [[1919]] bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am [[9. Oktober]] [[1933]] an der Schule als Lehrer tätig.
 
Louis Kissinger war vom [[10. Oktober]] [[1919]] bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am [[9. Oktober]] [[1933]] an der Schule als Lehrer tätig.
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== Verfolgung während der NS-Zeit ==
 
== Verfolgung während der NS-Zeit ==
 
[[Datei:Ausreiseerlaubnis Louis Kissinger 1938.jpg|miniatur|rechts|Ausreiseerlaubnis, Mai 1938]]
 
[[Datei:Ausreiseerlaubnis Louis Kissinger 1938.jpg|miniatur|rechts|Ausreiseerlaubnis, Mai 1938]]
Nach dem [[1. April]] [[1933]] wurden durch den reichsweiten Boykott gegen jüdische Geschäfte die ersten Aktionen spürbar für die jüdische Bevölkerung. Für Walter und Heinz Kissinger war zunächst die Schulzeit an einer öffentlichen Schule beendet, da Ende April 1933 die faktische Schließung öffentlicher Bildungseinrichtungen für jüdische Schuler und Studenten den Besuch einer öffentlichen Schule unmöglich machten. Gleiches galt auch für die Eltern Louis und [[Paula Kissinger]]. Durch die "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wurde Kissinger als Gymnasiallehrer über Nacht arbeitslos, die letzten Zeugnisse unterschriebt Kissinger am [[6. April]] [[1933]] - am [[2. Mai]] [[1933]] wurde er zwangsbeurlaubt.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 89</ref>  
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Nach dem [[1. April]] [[1933]] wurden durch den reichsweiten Boykott gegen jüdische Geschäfte ([[wikipedia:Judenboykott|Judenboykott]]) die ersten Aktionen spürbar für die jüdische Bevölkerung. Für Walter und Heinz Kissinger war zunächst die Schulzeit an einer öffentlichen Schule beendet, da Ende April 1933 die faktische Schließung öffentlicher Bildungseinrichtungen für jüdische Schuler und Studenten den Besuch einer öffentlichen Schule unmöglich machten. Gleiches galt auch für die Eltern Louis und [[Paula Kissinger]]. Durch die "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wurde Kissinger als Gymnasiallehrer über Nacht arbeitslos, die letzten Zeugnisse unterschriebt Kissinger am [[6. April]] [[1933]] - am [[2. Mai]] [[1933]] wurde er zwangsbeurlaubt.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 89</ref>  
    
Am [[9. Oktober]] [[1933]] wurde der 47-jährige Kissinger durch das Bay. Staatsministerium des Innern zum Beginn des Schuljahres 1933/1934 in den "dauerhaften Ruhestand" versetzt. Die Tatsache, dass er weiterhin seine vollen Bezüge erhielt, ändert nichts daran, dass Kissinger in eine schwere Krise stürzte. Erschwerend kam für ihn hinzu, dass seine ehemaligen Kollegen zunehmend auf Distanz gingen - kein einziger wollte nach 1933 zu ihm stehen. Auch im Privaten gingen Freunde und Bekannte zunehmend auf Distanz, so dass sich die Kissingers recht schnell in Fürth isoliert fühlten. Es ist Paula Kissinger, die schließlich die Entscheidung traff, Deutschland zu verlassen. Am [[24. April]] [[1938]] beantragt Louis Kissinger schließlich die Ausstellung von Pässen beim Polizeiamt Fürth, da sie die "Absicht haben", mit der Familie in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Bereits eine Woche später, am [[29. April]] [[1938]], genehmigte die Gestapo die Ausreise. Am [[10. August]] [[1938]] - nur drei Monate vor der Reichspogromnacht - meldete Louis Kissinger sich und seine Familie beim Polizeipräsidium Fürth offiziell ab. Kurz darauf waren sie auf dem Weg nach London, bis sie schließlich am [[30. August]] [[1938]] per Schiff an Bord der "Ile de France" von Le Havre nach New York City übersetzten.
 
Am [[9. Oktober]] [[1933]] wurde der 47-jährige Kissinger durch das Bay. Staatsministerium des Innern zum Beginn des Schuljahres 1933/1934 in den "dauerhaften Ruhestand" versetzt. Die Tatsache, dass er weiterhin seine vollen Bezüge erhielt, ändert nichts daran, dass Kissinger in eine schwere Krise stürzte. Erschwerend kam für ihn hinzu, dass seine ehemaligen Kollegen zunehmend auf Distanz gingen - kein einziger wollte nach 1933 zu ihm stehen. Auch im Privaten gingen Freunde und Bekannte zunehmend auf Distanz, so dass sich die Kissingers recht schnell in Fürth isoliert fühlten. Es ist Paula Kissinger, die schließlich die Entscheidung traff, Deutschland zu verlassen. Am [[24. April]] [[1938]] beantragt Louis Kissinger schließlich die Ausstellung von Pässen beim Polizeiamt Fürth, da sie die "Absicht haben", mit der Familie in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Bereits eine Woche später, am [[29. April]] [[1938]], genehmigte die Gestapo die Ausreise. Am [[10. August]] [[1938]] - nur drei Monate vor der Reichspogromnacht - meldete Louis Kissinger sich und seine Familie beim Polizeipräsidium Fürth offiziell ab. Kurz darauf waren sie auf dem Weg nach London, bis sie schließlich am [[30. August]] [[1938]] per Schiff an Bord der "Ile de France" von Le Havre nach New York City übersetzten.
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Für Louis Kissinger ist die Ankunft in den Vereinigten Staaten ein Kulturschock. Aufgrund seines hohen Anspruches an sich und seinen Beruf als Lehrer, kann er nicht an seine urprüngliche Form anknüpfen. Der Beruf des Lehrers scheint für ihn unerreichbar, zumal er im Englischen sehr unsicher ist. Es folgt eine Zeit der Depression für Kissinger, die seine Frau Paula zum Handeln zwingt. Die deutlich jüngere Ehefrau kann sich besser anpassen und mit Hilfe ihrer Sprachkenntnisse gelingt ihr die notwendige Integration. Sie kommt über das "Council of Jewish Women" in das Dienstleistungsgewerbe und erlernt den Beruf der Köchin, auch wenn sie das Kochen nach eigenen Angaben hasst. Paula Kissinger bietet bald einen Partyservice an, so dass das Einkommen der Familie gesichert scheint. Die Söhne unterstützen die Familie, in dem sie vor Schulbeginn die Zeitung austragen oder in einer Rasiererpinselfabrik arbeiten. [[1940]] findet Louis Kissinger wieder eine Anstellung, jedoch nicht als Lehrer, sondern als Buchhalter einer metallverarbeitenden Firma. Durch das Einkommen von Louis Kissinger und durch den zunehmenden Erfolg Paula Kissingers - auch im Bereich des nicht-koscheren Essens - kann sich die Familie wieder etablieren und in das bessere Viertel Washington Heights umziehen. Noch während die beiden Söhne das Studieren anfangen, werden sie zum Kriegsdienst eingezogen.
 
Für Louis Kissinger ist die Ankunft in den Vereinigten Staaten ein Kulturschock. Aufgrund seines hohen Anspruches an sich und seinen Beruf als Lehrer, kann er nicht an seine urprüngliche Form anknüpfen. Der Beruf des Lehrers scheint für ihn unerreichbar, zumal er im Englischen sehr unsicher ist. Es folgt eine Zeit der Depression für Kissinger, die seine Frau Paula zum Handeln zwingt. Die deutlich jüngere Ehefrau kann sich besser anpassen und mit Hilfe ihrer Sprachkenntnisse gelingt ihr die notwendige Integration. Sie kommt über das "Council of Jewish Women" in das Dienstleistungsgewerbe und erlernt den Beruf der Köchin, auch wenn sie das Kochen nach eigenen Angaben hasst. Paula Kissinger bietet bald einen Partyservice an, so dass das Einkommen der Familie gesichert scheint. Die Söhne unterstützen die Familie, in dem sie vor Schulbeginn die Zeitung austragen oder in einer Rasiererpinselfabrik arbeiten. [[1940]] findet Louis Kissinger wieder eine Anstellung, jedoch nicht als Lehrer, sondern als Buchhalter einer metallverarbeitenden Firma. Durch das Einkommen von Louis Kissinger und durch den zunehmenden Erfolg Paula Kissingers - auch im Bereich des nicht-koscheren Essens - kann sich die Familie wieder etablieren und in das bessere Viertel Washington Heights umziehen. Noch während die beiden Söhne das Studieren anfangen, werden sie zum Kriegsdienst eingezogen.
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Vor allem an Louis Kissinger schien die psychische Belastung während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] nicht spurlos vorbei zu gehen. Er verharrt während der Kriegsjahre in einer depressiven Grundstimmung. Bald wird er nicht mehr berufsfähig sein, und die Ärzte diagnostizieren zu allem Überfluss auch noch einen Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). [[1945]] kommt es zur Operation Louis Kissingers, wofür [[Henry Kissinger]] sogar einige Tage Heimaturlaub bewilligt bekam. Zum Glück stellte sich die todbringende Diagnose als harmlose Gallenblasenentzündung heraus, so dass einer Gesundung nichts im Weg stand. Auch die Tatsache, dass beide Söhne den Zweiten Weltkrieg überlebten, verhalf Louis Kissinger wieder zu vollen Genesung.  
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Vor allem an Louis Kissinger schien die psychische Belastung während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] nicht spurlos vorbei zu gehen. Er verharrt während der Kriegsjahre in einer depressiven Grundstimmung. Bald wird er nicht mehr berufsfähig sein, und die Ärzte diagnostizieren zu allem Überfluss auch noch einen Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). [[1945]] kommt es zur Operation Louis Kissingers, wofür Henry Kissinger sogar einige Tage Heimaturlaub bewilligt bekam. Zum Glück stellte sich die todbringende Diagnose als harmlose Gallenblasenentzündung heraus, so dass einer Gesundung nichts im Weg stand. Auch die Tatsache, dass beide Söhne den Zweiten Weltkrieg überlebten, verhalf Louis Kissinger wieder zu vollen Genesung.  
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Auf Drängen der Söhne [[Walter Kissinger|Walter]] und [[Henry Kissinger]] unternehmen Louis und Paula Kissinger [[1952]] erstmals wieder eine größere Reise nach Europa, um u. a. die Gräber der eigenen Familie und Angehörigen zu besuchen. Die meisten Familienmitglieder, denen die Flucht ins rettende Ausland nicht gelang, kamen nach [[wikipedia:Ghetto Izbica|Izbica]] und wurden vermutlich in den Gaskammern von [[wikipedia:Sobibor|Vernichtungslager Sobibor]] und [[wikipedia:Belzec|Vernichtungslager Belzec]] ermordet. Mit dem ersten Besuch schwinden die Ängste, wieder in die Heimat zurück zu kehren, dennoch kehren die Kissingers während der fünfziger Jahre Fürth und Leutershausen den Rücken zu, "wo einst die Heimat" war. Vermutlich ist der Schmerz der Erinnerung zu groß, der nächste Besuch in Fürth wird erst wieder [[1975]] sein.
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Auf Drängen der Söhne [[Walter Kissinger|Walter]] und Henry Kissinger unternehmen Louis und Paula Kissinger [[1952]] erstmals wieder eine größere Reise nach Europa, um u. a. die Gräber der eigenen Familie und Angehörigen zu besuchen. Die meisten Familienmitglieder, denen die Flucht ins rettende Ausland nicht gelang, kamen nach [[wikipedia:Ghetto Izbica|Izbica]] und wurden vermutlich in den Gaskammern der [[wikipedia:Vernichtungslager Sobibor|Vernichtungslager Sobibor]] und [[wikipedia:Vernichtungslager Belzec|Belzec]] ermordet. Mit dem ersten Besuch schwinden die Ängste, wieder in die Heimat zurück zu kehren, dennoch kehren die Kissingers während der fünfziger Jahre Fürth und Leutershausen den Rücken zu, "wo einst die Heimat" war. Vermutlich ist der Schmerz der Erinnerung zu groß, der nächste Besuch in Fürth wird erst wieder [[1975]] sein.
    
== Besuch in Fürth 1975 ==
 
== Besuch in Fürth 1975 ==
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Im Anschluss fand ein kleiner Festakt mit Fürths [[Oberbürgermeister]] [[Kurt Scherzer]] und geladenen Gästen im Casino der [[Stadtsparkasse]] statt. Dabei übergab der Bürgermeister von Ermershausen, der auf ausdrücklichen Wunsch von Louis Kissinger eingeladen war, den Eltern nicht nur einen Zinnteller, sondern auch eine Schallplatte "Ermershausen", auf dem ein Bild des Geburtsortes Louis Kissingers zu sehen war. [[Kurt Scherzer]] übergab ein sorgfältig ausgesuchtes Geschenk, nämlich den zweiten Band der fünf Bücher des jüdischen Pentateuch mit dem Titel "Exodus". Das Buch wurde [[1802]] von David Zirndorfer gedruckt und zeigt auf dem Titelblatt das Fürther Wappen in den Fängen des preußischen Adlers.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 173</ref> Louis Kissinger lass anschließend eine vorbereitete Rede, die alle mit Spannung erwarteten. Louis Kissinger sprach in Deutsch und gestand "''ich bin kein geborener Fürther, aber ich haben den größten Teil meines Lebens in Deutschland in Fürth verbracht. Hier habe ich meine Familie gegründet, hier wurden meine zwei Söhne geboren, hier waren die glücklichen Jahren meines beruflichen Schaffens.''" Nach seiner Ansprache sprach Louis Kissinger über [[Henry Kissinger]] und seine Rolle im Friedensprozess in Vietnam. Niemand widersprach ihm, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon Zweifel an seiner Rolle aufkamen.  
 
Im Anschluss fand ein kleiner Festakt mit Fürths [[Oberbürgermeister]] [[Kurt Scherzer]] und geladenen Gästen im Casino der [[Stadtsparkasse]] statt. Dabei übergab der Bürgermeister von Ermershausen, der auf ausdrücklichen Wunsch von Louis Kissinger eingeladen war, den Eltern nicht nur einen Zinnteller, sondern auch eine Schallplatte "Ermershausen", auf dem ein Bild des Geburtsortes Louis Kissingers zu sehen war. [[Kurt Scherzer]] übergab ein sorgfältig ausgesuchtes Geschenk, nämlich den zweiten Band der fünf Bücher des jüdischen Pentateuch mit dem Titel "Exodus". Das Buch wurde [[1802]] von David Zirndorfer gedruckt und zeigt auf dem Titelblatt das Fürther Wappen in den Fängen des preußischen Adlers.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 173</ref> Louis Kissinger lass anschließend eine vorbereitete Rede, die alle mit Spannung erwarteten. Louis Kissinger sprach in Deutsch und gestand "''ich bin kein geborener Fürther, aber ich haben den größten Teil meines Lebens in Deutschland in Fürth verbracht. Hier habe ich meine Familie gegründet, hier wurden meine zwei Söhne geboren, hier waren die glücklichen Jahren meines beruflichen Schaffens.''" Nach seiner Ansprache sprach Louis Kissinger über [[Henry Kissinger]] und seine Rolle im Friedensprozess in Vietnam. Niemand widersprach ihm, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon Zweifel an seiner Rolle aufkamen.  
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Nach dem Treffen in der [[Stadtsparkasse]] ging es zum ersten und einzigen Mal seit 37 Jahren gemeinsam zum [[Neuer Jüdischer Friedhof|Israelitischen Friedhof]] in Fürth. Falk Stern, Paulas Vater, der Großvater von [[Henry Kissinger|Henry]] und [[Walter Kissinger]] ist hier beigesetzt; die Öffentlichkeit war zum ersten Mal an diesem Tag gänzlich ausgeschlossen. Danach ging es im Familienkreis im [[Parkhotel]] für die Familie weiter, mit Ausnahme von [[Henry Kissinger]], der bereits auf dem Weg nach Paris war.
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Nach dem Treffen in der [[Stadtsparkasse]] ging es zum ersten und einzigen Mal seit 37 Jahren gemeinsam zum [[Neuer Jüdischer Friedhof|Israelitischen Friedhof]] in Fürth. Falk Stern, Paulas Vater, der Großvater von Henry und [[Walter Kissinger]] ist hier beigesetzt; die Öffentlichkeit war zum ersten Mal an diesem Tag gänzlich ausgeschlossen. Danach ging es im Familienkreis im [[Parkhotel]] für die Familie weiter, mit Ausnahme von Henry Kissinger, der bereits auf dem Weg nach Paris war.
    
Am nächsten Tag besuchten Louis und [[Paula Kissinger]] Leutershausen, wo ihnen unerwartet ein "großer Bahnhof" bereitet wurde. Die früheren Freunde Karl und Babby Hezner, die bis zuletzt zu Louis Kissinger gehalten hatten, waren bereits verstorben. Lediglich die Töchter Lore und Erika waren noch am Leben und begrüßen die Familie aufs Herzlichste. Am Abend des [[16. Dezember]] [[1975]] traff Louis Kissinger ehemalige Schülerinnen aus seiner Lehrerzeit. Am letzten Tag seines Besuches ging es zur [[Fiorda|Israelitischen Kultusgemeinde]] in der [[Blumenstraße]], wo er auch Hugo Oppenheimer wiedersah, bei dessen Eltern er während seiner Junggesellenzeit gewohnt hatte. Letzte Anlaufstelle in Fürth war nach der [[Synagoge]] in der Julienstraße die Tannenstraße - seine letzte Wirkungsstätte in Fürth als Lehrer. Am [[18. Dezember]] [[1975]] traten Paula und Louis Kissinger wieder den Rückweg in die USA an. Ein erneutes gemeinsames Wiedersehen mit Fürth wird es nicht mehr geben.
 
Am nächsten Tag besuchten Louis und [[Paula Kissinger]] Leutershausen, wo ihnen unerwartet ein "großer Bahnhof" bereitet wurde. Die früheren Freunde Karl und Babby Hezner, die bis zuletzt zu Louis Kissinger gehalten hatten, waren bereits verstorben. Lediglich die Töchter Lore und Erika waren noch am Leben und begrüßen die Familie aufs Herzlichste. Am Abend des [[16. Dezember]] [[1975]] traff Louis Kissinger ehemalige Schülerinnen aus seiner Lehrerzeit. Am letzten Tag seines Besuches ging es zur [[Fiorda|Israelitischen Kultusgemeinde]] in der [[Blumenstraße]], wo er auch Hugo Oppenheimer wiedersah, bei dessen Eltern er während seiner Junggesellenzeit gewohnt hatte. Letzte Anlaufstelle in Fürth war nach der [[Synagoge]] in der Julienstraße die Tannenstraße - seine letzte Wirkungsstätte in Fürth als Lehrer. Am [[18. Dezember]] [[1975]] traten Paula und Louis Kissinger wieder den Rückweg in die USA an. Ein erneutes gemeinsames Wiedersehen mit Fürth wird es nicht mehr geben.
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== Louis-Kissinger-Preis ==
 
== Louis-Kissinger-Preis ==
Der '''[[Louis-Kissinger-Preis]]''' ist ein von der Stadt Fürth erstmalig [[2012]] für vorbildhaft engagierte Pädagoginnen und Pädagogen jeglicher Schularten ausgelobter Preis. Er geht auf eine Schenkung von [[Walter Kissinger|Walter]] und [[Henry Kissinger]] zurück, die aus der Lebensversicherung ihres Vaters Louis Kissinger einen Sockelbetrag von 4.700 Euro spendeten. Weitere Beiträge aus der Privatwirtschaft sollen das Vermögen aufstocken, aus dem der Preis ausgeschüttet wird.  
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Der '''[[Louis-Kissinger-Preis]]''' ist ein von der Stadt Fürth erstmalig [[2012]] für vorbildhaft engagierte Pädagoginnen und Pädagogen jeglicher Schularten ausgelobter Preis. Er geht auf eine Schenkung der beiden Söhne [[Walter Kissinger|Walter]] und Henry Kissinger zurück, die aus der Lebensversicherung ihres Vaters Louis Kissinger einen Sockelbetrag von 4.700 Euro spendeten. Weitere Beiträge aus der Privatwirtschaft sollen das Vermögen aufstocken, aus dem der Preis ausgeschüttet wird.  
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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