Brauerei Evora & Meyer

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Reste der Evora & Meyer-Brauerei in der Erlanger Straße: das umgesetzte Evora-Wohnhaus aus der Königswarterstr. 54

Die Brauerei Evora & Meyer wurde 1873 von den Brüdern Jakob und Johann Ensner eingerichtet. Die Exportbierbrauerei war vor allem durch die politische Persönlichkeit ihres engagierten Eigentümers Wilhelm Evora bekannt, der 1887 sogar erstes und einziges demokratisches Mitglied des Bayerischen Landtags war.

Die Brauerei rangierte infolge ihres Bierausstoßes lange Zeit auf dem dritten Platz der Fürther Brauereien, wobei der Exportanteil sehr hoch gewesen ist. Aufgrund des bereits 1921 erfolgten Verkaufs der Braustätte ist kaum etwas über die Sorten und die Beliebtheit des Evora-Bieres in Erfahrung zu bringen.

Erste Erwähnung

Die erste Erwähnung der Braustätte fand 1841 statt. In der Erlanger Straße 4 wird eine Branntwein- und Spiritusbrennerei von Johann Heinrich Lederer erwähnt. 1873 übernehmen die Bierbrauer Jakob und Johann Ensner aus Vach[1] die Brennerei und richten eine Bierbrauerei ein.

Gründung Evora & Meyer

Brauerei Evora & Meyer
Ausschnitt aus einem Stadtplan von 1905, in dem der "Evora-Keller" mit der Nr. 23 eingezeichnet ist

Der Zimmermeister und Mitglied des Gemeindekollegiums (Stadtrat) Wilhelm Evora übernimmt gemeinsam mit dem Baugeschäftsbetreiber Johann Jakob Meyer am 3. Januar 1878 die inzwischen bankrott gegangene Brauerei für 83.300 Mark. Der Neubeginn fängt mit dem Abriss der alten Braustätte an. 1882 erfolgte der Neubau eines modernen Sudhauses und einer Mälzerei. Durch diverse Ankäufe auf dem Areal an der Erlanger Straße wuchs die Brauerei zunehmend. Die Einrichtung wurde durch die Fürther Maschinenfabrik J. W. Engelhardt & Co. geliefert. Der Bierausstoß der Brauerei betrug zunächst nur 1.500 Hektoliter, steigerte sich in den Folgejahren aber auf über 20.000 Hektoliter. Ab 1883 wurde auf dem Brauereigelände der Evora-Keller angelegt, der Bierkeller war mit rund 6.000 Plätzen angelegt und damals einer der größten Biergärten der Stadt.

1889 verstarb der Teilhaber Johann Jakob Meyer. Die Geschäfte wurden von Wilhelm Evora bis zu seinem Tod 1893 weitergeführt. 1890 übernahm W. Evora den Vorsitz des Volksvereins, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths (gegründet 1865). Inzwischen war die Exportbierbrauerei Evora & Meyer an dritter Stelle in der Reihe der Fürther Brauereien. 1890 wurde sogar eine Außendienststelle in Berlin gegründet, um das Bier aus Fürth besser nach Nord- und Westdeutschland zu verkaufen.

Nach dem Tod Evoras 1893 ging die Brauerei über an die beiden Witwen Pauline Meyer und Eugenie Evora. Letztere war ab 1894 alleinige Eigentümerin der Brauerei bis zur Übergabe des Unternehmens an die beiden Söhne Hilmar und Emil Evora. Beide übernahmen die Firmenleitung 1898/1899. Hilmar Evora übernahm nach dem Tod von Emil Evora 1907 das Unternehmen und baute es stetig aus. Um die Jahrhundertwende hatte die Brauerei ca. 70 Mitarbeiter und seit 1912 einen Fuhrpark bestehend aus 32 Pferden, vier Maultieren und seit 1906 einen motorgetriebenen Lastkraftwagen. Die Brauerei rangierte infolge ihres Bierausstoßes lange Zeit auf dem dritten Platz der Fürther Brauereien, wobei der Exportanteil sehr hoch gewesen ist.

Bedingt durch den Ersten Weltkrieg kam die Brauerei bereits 1914 in finanzielle Schwierigkeiten, von denen sie sich nicht mehr erholte. Hilmar Evora sah sich deshalb 1921 gezwungen die Brauerei zu verkaufen.

Verkauf an Brauhaus Nürnberg

Brauerei Evora & Meyer, nach 1941
Evora-Villa heute in der Erlanger Straße 50

Als Eigentümer stieg 1921 das Nürnberger Brauhaus ein. 1941 wurde der Braubetrieb des mittlerweile als „Abteilung Fürth“ firmierenden Standorts durch die Kriegsverordnung stillgelegt und nicht mehr wieder aufgenommen. Lediglich die Mälzerei wurde als Standort aufrecht erhalten. 1956 wurde im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen die Tennenmälzerei zu einer Großmälzerei ausgebaut.[2] Das „Brauhaus Nürnberg J.G. Reif AG“ fusionierte 1966 mit der „Freiherrlich von Tucher’sche Brauerei AG“ zur Nürnberger „Brau AG“ und verlegte die Braustätte komplett in die Gebäude am Schillerplatz, wodurch auch die Fürther Niederlassung an der Erlanger Straße komplett geschlossen wurde.

Nach 1980 wurden die Gebäude der Brauerei, bis auf die 1869 von Fritz Walter hierher versetzte „Evora-Villa“, in der sich heute eine Bäckereifiliale befindet, abgebrochen. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Evora stand an der Ecke Königswarter- und Luisenstraße. Für den Bau des neuen, repräsentativen Evora-Hauses wurde es 1893 abgetragen und in die Erlanger Straße 50 als "Comptoir-Gebäude" versetzt.

Ca. 1991 erwarb das Evangelische Siedlungswerk das etwa 16.000 Quadratmeter große Grundstück und errichtete dort rund 100 Eigentumswohnungen einschließlich Tiefgarage. An der Ostecke baute die Kirchengemeinde St. Christophorus einen Kindergarten. Neben der "Evora Villa" steht ein Supermarkt.

Chronik der Brauerei

Briefkopf mit Zeichnung der Brauerei in der Erlanger Straße, 1900
  • 1841: Erwähnung der Branntwein- und Spiritusbrennerei von Johann Heinrich Lederer an der Erlanger Straße 4.
  • 1872: Wilhelm Evora wurde Mitglied im Fürther Gemeindekollegium (Stadtrat) und blieb darin bis zu seinem Tod im Jahr 1893.
  • 1873: Die Bierbrauer Jakob und Johann Ensner übernahmen die Brennerei und richteten eine Bierbrauerei ein.
  • 1878: Der Zimmermeister Wilhelm Evora und der Baugeschäftsbetreiber Johann Jakob Meyer kauften die inzwischen bankrotte Brauerei. Die alte Brauerei wurde daraufhin abgerissen.
  • 1882: Sudhaus und Mälzerei wurden gebaut. Die Fürther Maschinenfabrik J. W. Engelhardt & Co. lieferte die Einrichtungen.
  • 1883: Auf dem Brauereigelände wurde der Evora-Keller angelegt, der mit rund 6.000 Plätzen der größte Fürther Biergarten war.
  • 1889: Tod von Johann Jakob Meyer.
  • 1890: Die Exportbierbrauerei Evora & Meyer stand an dritter Stelle in der Reihe der Fürther Brauereien. Wilhelm Evora übernahm den Vorsitz des Volksvereins, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths (gegründet 1865).
  • 1892: Wegen der Entlassung von fünf Brauburschen und anschließender ergebnisloser Verhandlungen mit der Brauerorganisation wurden am 26. November in den Wirtschaften Zettel mit einem Boykottaufruf verteilt. Der Boykottaufruf wurde erst drei Monate später, nachdem drei der fünf Braugehilfen von der Brauerei Joh. Humbser eine Anstellungszusage erhalten haben, wieder aufgehoben.[3]
  • 1893: Tod von Wilhelm Evora. Die Brauerei ging in den Besitz der beiden Witwen Pauline Meyer und Eugenie Evora über.
  • 1894: Eugenie Evora wurde nun die alleinige Besitzerin.
  • 1898/1899: Die Söhne Hilmar und Emil Evora übernahmen die Leitung der Brauerei.
  • 1907: Tod von Emil Evora.
  • 1912: Der Fuhrpark umfasste 32 Pferde, vier Maultiere und seit 1906 einen motorgetriebenen Lastkraftwagen.
  • 1914: Krieg und Nachkriegszeit brachten die Brauerei in große Schwierigkeiten.
  • 1921: Hilmar Evora verkaufte die Brauerei an das Brauhaus Nürnberg. Sie wurde unter dem Namen Brauhaus Nürnberg, Abteilung Fürth, weitergeführt.
  • 1941: Kriegsbedingte Stilllegung bedingt durch den Zweiten Weltkrieg. Der Braubetrieb wurde nicht wieder aufgenommen.
  • 1956: Ausbau der Tennenmälzerei zur Großmälzerei.
  • 1966: Fusion Brauhaus Nürnberg I.G. Reif mit der Freiherrlich Tucher’schen Brauerei. Die so entstandene Brau AG Nürnberg beschloss die Stilllegung der Fürther Niederlassung an der Erlanger Straße.
  • 1980: Abriss der Brauerei. Nur das Direktionsgebäude bleibt erhalten. Es war 1869 an der Ecke Königswarter- und Luisenstraße als Wohnhaus der Familie Evora erbaut worden. Für den Bau des neuen, repräsentativeren Evora-Hauses wurde es 1893 abgetragen und in die Erlanger Straße als „Comptoir-Gebäude“ versetzt.
  • 1. April 2017: Wiederbelebung der Marke Evora durch die Bierothek® Fürth

Säle

Beschreibung des Baudenkmals

Siehe Erlanger Straße 50.

Wiederbelebung der Marke

Das neue Logo, 2017

Im Januar 2017 kam dem Storemanager der Bierothek® Fürth Vincent Bartl die Idee, die Marke Evora & Meyer wieder aufleben zu lassen. Bartl, der selbst bei der Brauerei Tucher das Brauwesen gelernt hat, übernahm im Dezember 2016 die Bierothek® Fürth in der Gustav-Schickedanz-Straße. Die Nachfrage nach "handwerklich gebrauten, regionalen Bieren" war groß und so wurde die Idee eines neuen Fürther Bieres geboren. Bartl begann in einem 50-Liter-Kochtopf die ersten Versuchssude nach traditionellen Rezepten. Zusammen mit dem Geschäftsführer Christian Klemenz wurde das finale Rezept entwickelt. Der Braumeister Jörg Binkert aus Breitengüßbach bei Bamberg konnte ebenfalls für die Idee gewonnen werden und stellte seine Brauerei zur Verfügung. Am 1. April 2017 wurde im Brauhaus Binkert in Breitengüßbach nach über 76 Jahren der erste Sud für ein Export Bier unter dem Namen EVORA® gebraut, das am 4. Mai 2017 erstmals in der Bierothek® Fürth angestochen wurde.[4]

Literatur

  • Bierbrauereien. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48 - 49
  • Koch/Täubrich: Bier in Nürnberg-Fürth, Hugendubel, 1987
  • Stadtmuseum Fürth: Hopfen und Malz - Fürther Brauereien, Ausstellung Juni - Dezember 2013.
  • Wolfgang Wüst: The Big Five: Die Fürther Großbrauereien im Industriezeitalter mit Edition der Arbeitsordnung der Fürther Aktienbrauerei von 1910. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 3/2024, S. 59 - 75

Lokalberichterstattung

  • Markus Raupach: Fürther Traditionsbrauerei Evora wagt den Neustart. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. April 2017 - online

Siehe auch

Weblinks

  • Rolf Wolle, Fürth: Brauereigeschichtliche Liste - online
  • Klaus Ehm: Alles über Bier, Brauereien, Sammeln - online

Einzelnachweise

  1. Fürther Tagblatt vom 31. Okt. 1873
  2. Gerd Walther: „...bis der Humbser barfäß lefft!“ in Christian Koch und Hans-Christian Täubrich: Bier in Nürnberg - Fürth, Hugendubel, 1987
  3. Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 41 und S. 42
  4. Markus Raupach: Fürther Traditionsbrauerei Evora wagt den Neustart]. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. April 2017 - online

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