Hut-Emancipations-Verein

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Der Hut-Emancipations-Verein wurde 1848 von fortschrittlich gesinnten Bürgern der Stadt gegründet und spiegelte vor dem Hintergrund der zeitbezogenen politischen Forderungen gewissermaßen als symbolisches Ziel, die Forderung nach sozialer Gleichheit wider.

Entstehung[Bearbeiten]

Das Abnehmen des Hutes zur Begrüßung war letztlich ein Anerkennen und Akzeptieren der sozialen Überlegenheit des Gegrüßten. Damit offenbarte sich beim Vorgang des Grüßens die Ungleichheit in der Gesellschaft. Als Ausweg wurde zu jener Zeit der sog. Militärische Gruß betrachtet, der ein leichtes Berühren des Hutes bzw. der Stirn mit der Hand (resp. Zeige- und Mittelfinger) vorsah. Diese Art der Begrüßung hob zwar gesellschaftliche Unterschiede nicht auf, ermöglichte aber die Integration der nicht-bürgerlichen Hutlosen. Somit ließ sich die Verweigerung des Hutlüftens zugunsten der neuen Begrüßungsart gewissermaßen als Forderung einer Gesellschaft verstehen, in der die Rangunterschiede der je einzelnen gegenüber der Einheit zurücktraten.

In vielen Orten nahm die Bewegung der ‘‘Hut-Emanzipation‘‘ Gestalt an, so auch in Fürth. Vorreiter dürfte jedoch die Stadt Augsburg gewesen sein (Zitate aus Augsburger Tagblatt und Anzeigenblatt, aber auch Bamberger Tagblatt). Dort gründete sich bereits im Mai 1848 ein Verein „um das lästige Hutabnehmen bei der Begrüßung zu beseitigen und dafür die zeitgemäßere, einfache militärische Achtungsbezeugung“ einzuführen[1]. „Jeder Theilnehmer soll ein kleines Abzeichen mit dem Ausburger Stadtwappen geziert, gegen einen Betrag von wenigstens 18 kr. empfangen, das auf dem Hut oder Haube gut angebracht werden, und wodurch gleichzeitig zu erkennen ist, daß der Träger desselben sich von dem lästigen Hutabnehmen befreit hat[2] .

15 Jahre später wurden diese Forderungen regierungsseitig legalisiert. Anlässlich der Beerdigungsfeierlichkeiten von Prinzessin Augusta, der Gemahlin von Prinz Luitpold „geruhe seine Majestät Bestimmung zu treffen, dass bei der Begrüßung Allerhöchster und Höchster Herrschaften von seiten der Offiziere und Beamten Hut und Mütz nicht mehr abzunehmen, sondern durch Anlegung der rechten Hand an die Kopfbedeckung zu salutieren sein.“[3]

Eine weitere Argumentation gegen das Hutlüften bestand in der schnellen Abnutzung der Hutkrempen durch das ständige Anheben. "Ein einziger Spaziergang in deiner Vaterstadt, wenn sie nicht zu groß ist, kann dir einen Hut kosten, möge er aus Kastor oder aus Seide gemacht sein. Die Krempe wenigstens geht darauf."[4] Widerstand wurde daher nicht nur von Traditionalisten, sondern auch von Hutmachern und Mützenfabrikanten erwartet.

Fürther Mitglieder des Vereins[Bearbeiten]

Mitglieder des Hut-Emancipations-Vereins, Fürther Tagblatt, 23.8.1848
Mitglieder des Hut-Emancipations-Vereins, Fürther Tagblatt, 6.9.1848

Unter den Mitgliedern des Vereines finden sich besonders Vertreter des gehobenen Fürther Bürgertums, aber auch Mitglieder freier Berufe aus alle Schichten, z.B.:

In Fürth gingen die Forderungen dazu über auch in Gaststätten und Wirtshäusern den Hut nicht abnehmen zu müssen.

Web-Links[Bearbeiten]

• Ludwig Hilfenberg: Die Hut-Frage, oder der Mißbrauch des Hutabnehmens beim Grüßen – bekämpft aus socialen und medicinischen Gründen, 1841

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Frank Möller: „Bürgerliche Herrschaft in Ausburg 1790 – 1880“; 2014, Seite 303
  2. ebenda; das eingenommene Geld sollte für wohltätige Zwecke verwendet werden. Ein Vorschlag, der sich bereits bei Ludwig Hilfenberg: "Die Hut-Frage, oder der Mißbrauch des Hutabnehmens beim Grüßen – bekämpft aus socialen und medicinischen Gründen, 1841, Seite 15 findet.
  3. Theodor von Pfetten-Arnbach, Hans Fahrmbacher: „Das Regiment in dem Zeitraum von 1848 bis 1898“, 2020, Seite 46
  4. Ludwig Hilfenberg: "Die Hut-Frage, oder der Mißbrauch des Hutabnehmens beim Grüßen – bekämpft aus socialen und medicinischen Gründen, 1841, Seite 10
  5. Fürther Tagblatt, 28. April 1848

Bilder[Bearbeiten]