Hans Vogel

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Johann "Hans" Vogel (geb. 16. Februar 1881 in Oberartelshofen a. d. Pegnitz, gest. 6. Oktober 1945 in London) war Reichstagsabgeordneter und von 1931 bis 1945 Vorsitzender der SPD, davon 1933 bis 1945 im Londoner Exil. Hans Vogel war mit Christine Vogel verheiratet.

Leben[Bearbeiten]

Jugend und Ausbildung[Bearbeiten]

Vogel wurde 1881 als Sohn des Schuhmachermeisters und Krämers Karl Vogel und seiner Frau Anna Margareta, geb. Riges, in Oberartelshofen[1] in der Nähe von Hersbruck geboren. 1888 zog die Familie nach Fürth, bereits 1890 starb der Vater. Die Familie lebte in bitterer Armut, unterhalten nur von Hans Vogels Bruder Michael, der in Fürth Schreinergeselle war. Selbst verdiente er sich neben der Schule als Kegeljunge ein dürftiges Taschengeld. Ursprünglich wollte Vogel Lehrer werden, was aus finanziellen Gründen ein Traum blieb, stattdessen ging er nach der Volks- und Fortbildungsschule in Fürth von 1894 bis 1897 als Holzbildhauer in die Lehre. Die Ausbildungsstelle befand sich bei Ulmer, Holzbildhauergeschäft, in der Lilienstraße 5.

Im Anschluss arbeitete Vogel von 1897 bis 1899 in der Möbelfabrik Otto in der Gabelsbergerstraße 5. Es folgte eine Beschäftigung bei Wunderlich, Spiegelrahmen- und Spiegelglasfabrik in der Leyher Straße. Im Mai 1900 ging er auf Wanderschaft. 1901 wohnte und arbeitete er im Saalbau Pfisterstraße 3 als Hausbursche[2]. Es folgten mehrere Wohnungs- und Arbeitsstellen-Wechsel.

Vom ersten Tag seiner Ausbildung bzw. Arbeitsbeschäftigung war Vogel Mitglied der Gewerkschaft und engagierte sich dort aktiv.

Familie[Bearbeiten]

Am 27. März 1904 heiratet Vogel die gebürtige Fürtherin Christine ("Dina") Liebel (1880 - 1966).

Gemeinsam haben die beiden drei Kinder:

Die Familie bewohnt gemeinsam mit Vogels Mutter noch lange ein Mehrfamilienhaus in der Fürther Altstadt, später eine Wohnung im vierten Stock der Hornschuchpromenade 29, erst im September 1927 holt Vogel seine Familie von Fürth nach Berlin nach.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten]

Im Ersten Weltkrieg wird Vogel als Soldat eingezogen und als Funker bei der Funk-Abteilung der 105. Division an die Westfront geschickt. Vogel stützte die Haltung der Parteispitze, den Krieg als „vaterländische Verpflichtung“ anzuerkennen und die sog. Burgfriedenspolitik einzugehen.

Politische Karriere[Bearbeiten]

Bereits der Vater studierte in seiner Freizeit die Werke Karl Marx, schließlich ist es Michael Vogel, der sogleich nach Aufhebung der Sozialistengesetze 1890 der Sozialdemokratischen Partei beitritt und seinen Bruder nachhaltig in die Arbeiterbewegung zieht. Gemeinsam mit Hans Böckler gründen die beiden den Fürther Arbeiter Turn- und Sportverein. Von 1907 bis 1911 ist Vogel Vorstandsmitglied des sozialdemokratischen Wahlvereins in Fürth, bereits im Juni 1908 wird Vogel Sekretär des Bezirksverbands Franken. Von 1912 bis 1918 folgt der Einzug in den Bayerischen Landtag für den Wahlkreis Mittelfranken.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wird er im Herbst 1918 in den Nürnberger Arbeiter- und Soldatenrat gewählt, wo er sich entschieden für die Bildung einer Nationalversammlung und gegen eine Räterepublik einsetzt, was ihm die Gegnerschaft zur Münchner Räterepublik einbringt. Sein Einsatz für die Positionen Friedrich Eberts wird 1919 mit dem Mandat für die Weimarer Nationalversammlung 1919 belohnt. Dort war Vogel einer der 15 SPD-Abgeordneten, die sich in der Fraktion gegen den Versailler Vertrag aussprachen - bei der Abstimmung im Reichstag folgte er aber der Fraktionsdisziplin und stimmte dem Vertrag zu. Ab Gründung des Reichstags und dessen „Ausschuss zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs“ gehörte Vogel stets zu den Abgeordneten. Er wird einer der einflussreichsten Parlamentarier, mehrmals sogar als potentielles Regierungsmitglied gehandelt.

1920 wurde Vogel Mitglied des Parteiausschusses, 1927 wurde er auf dem Kieler Parteitag zum Sekretär im Parteivorstand gewählt, mit 98,1 % erhielt er von allen Beteiligten das mit Abstand beste Ergebnis. 1931 folgte dann in Leipzig gemeinsam mit Otto Wels und Arthur Crispien die Wahl zum Vorsitzenden der SPD.

Machtergreifung - Weg ins Exil[Bearbeiten]

Insgesamt deutete sich die bevorstehende Katastrophe unter anderem auch zuerst im Heimat-Wahlkreis Franken an: Vogel trat hier direkt gegen den rechtsradikalen Antisemiten und Herausgeber des Hetzblattes "Der Stürmer", Julius Streicher, an. Bereits ab 1928 verlor die SPD zusehends an Halt, rutschte nach NSDAP und BVP auf den dritten Platz ab. Auch nach der Machtergreifung suchte man hierzulande die negativen Superlative: Im fränkischen Gunzenhausen wurde das reichsweit erste Hitler-Denkmal enthüllt und die ersten judenfeindlichen Übergriffe verübt. Bereits seit dem Reichstagsbrand trat Vogel nicht mehr öffentlich auf, da ihm die Verhaftung drohte. Noch am 2. Februar 1933 erklärte Vogel auf einer Großkundgebung in Nürnberg: "Hitler bedeutet Krieg!"

Als Hans Vogel im April 1933 als 2. Vorsitzender der SPD im Amt bestätigt wurde, stand längst fest, dass er emigrieren musste: Längst sind mehrere SPD-Abgeordnete inhaftiert, sein Bruder Michael wurde in das KZ Dachau verschleppt. Nur fünf Tage nach der Emigration Hans Vogels ins Saarland beschlagnahmte die Reichsregierung das Vermögen der SPD. Am 2. Juni 1933 flüchtete Vogel weiter nach Prag, 1934 wurde er von den Nationalsozialisten ausgebürgert. 1938 wurde das Exilbüro von Prag nach Paris verlegt. Seit dem Tod von Otto Wels 1939 war Vogel alleiniger Vorsitzender der Auslandsorganisation der SPD "SoPaDe". Hans und Dina Vogel flüchteten 1940 über Südfrankreich, Spanien und Portugal nach Großbritannien.

Neuanfang[Bearbeiten]

Hans Vogels sehnlichster Wunsch im Sommer 1945 ist es, so rasch wie möglich in die Heimat zurückzukehren; auch der neue Ministerpräsident Wilhelm Hoegner will Hans Vogel und seinen Sohn Willi so schnell wie möglich zurück nach Bayern bringen. Wegen gesundheitlicher Probleme kann er die Reise nicht mehr antreten und verstirbt am 6. Oktober exakt zur Stunde der ersten Reichskonferenz der SPD nach dem Untergang der NS-Diktatur an einer Lungenentzündung.

Beigesetzt wurden Vogel und später seine Frau in einem Familiengrab auf dem Nürnberger Westfriedhof.

Seine Tochter Frieda Vogel, wurde 1948 Leiterin des Stadtjugendamtes in Fürth.

Ehrungen[Bearbeiten]

Hans Vogel wurde 1971 durch den Beschluss des Stadtrates die Fürther Hans-Vogel-Straße gewidmet.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • 120 Jahre SPD Fürth, SPD-Kreisverband Fürth, 1992
  • Klaus Schönhoven: Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Das Schicksal der 1933 gewählten SPD-Reichstagsabgeordneten; J.H.W. Dietz Nachf. Verlag Bonn, 2017, 246 S.
  • Stefan Appelius: "Gegen den Strom - Hans Vogel (1881 - 1945)" - online
  • Vogel, Hans. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 373/374

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • fn: Ein Streiter für Gerechtigkeit. In: Fürther Nachrichten vom 8. Oktober 2020, S. 26 (Druckausgabe)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Artelshofen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Vorra, bestand damals aus zwei Orten, Unter- und Oberartelshofen (siehe "Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern", München, 1888, S. 1137)
  2. StA Fürth, Einwohnerbogen des Meldeamtes

Bilder[Bearbeiten]