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Am [[25. November]] [[1850]] trafen die von [[Johann Paul Lotter]] in Bamberg gegossenen Glocken des Rathauses ein, sie wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). „In der Neujahrsnacht 1850 ertönten zum ersten Male vom Rathausturme herab die neuen Glocken. Damit galt das Rathaus als ganz vollendet.“<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)]], S. 291 f.</ref> Diese wurden um 1902 stillgelegt, da man Bedenken wegen der Statik des Turms hatte, lediglich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] reaktivierte die Stadt sie beginnend vom 21. August 1914 (Einmarsch in Brüssel) einige Jahre zwecks Einläuten von Siegesnachrichten. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden die Glocken am [[30. Dezember]] [[1941]] im Rahmen der Bronzesammlung <ref>Auslöser dafür war die sog. ''Hermann-Göring-Abgabe''. Die „gespendeten Metalle wurden als „Geschenk der Deutschen Nation“ zum „Führergeburtstag“ am 20. April 1940" erstmals überreicht. Siehe [Nr. 35] Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des Deutschen Volkes vom 29. März 1940, in: Gerhard Werle: Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989, S. 304 [https://books.google.de/books?id=GKmc6hH-2S4C&pg=PA304&dq=Verordnung+zum+Schutz+der+Metallsammlung+des+Deutschen+Volkes&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwikyJrXrpXsAhWNjKQKHRCgCNYQ6AEwAnoECAAQAg#v=onepage&q=Verordnung%20zum%20Schutz%20der%20Metallsammlung%20des%20Deutschen%20Volkes&f=false – online]</ref> abgenommen und vermutlich eingeschmolzen, wie ein Zeitungsbericht Anfang 1948 "Rathausglocken endgültig verloren" zu einer Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege annehmen lässt: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen Rathausglocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß. Der Oberbürgermeister gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß bis zum 100jährigen Jubiläum des Rathauses, das in etwa zwei Jahren gefeiert wird, ein neues Geläute beschafft werden kann.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, 7. Februar 1948, S. 3</ref> | Am [[25. November]] [[1850]] trafen die von [[Johann Paul Lotter]] in Bamberg gegossenen Glocken des Rathauses ein, sie wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). „In der Neujahrsnacht 1850 ertönten zum ersten Male vom Rathausturme herab die neuen Glocken. Damit galt das Rathaus als ganz vollendet.“<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)]], S. 291 f.</ref> Diese wurden um 1902 stillgelegt, da man Bedenken wegen der Statik des Turms hatte, lediglich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] reaktivierte die Stadt sie beginnend vom 21. August 1914 (Einmarsch in Brüssel) einige Jahre zwecks Einläuten von Siegesnachrichten. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden die Glocken am [[30. Dezember]] [[1941]] im Rahmen der Bronzesammlung <ref>Auslöser dafür war die sog. ''Hermann-Göring-Abgabe''. Die „gespendeten Metalle wurden als „Geschenk der Deutschen Nation“ zum „Führergeburtstag“ am 20. April 1940" erstmals überreicht. Siehe [Nr. 35] Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des Deutschen Volkes vom 29. März 1940, in: Gerhard Werle: Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989, S. 304 [https://books.google.de/books?id=GKmc6hH-2S4C&pg=PA304&dq=Verordnung+zum+Schutz+der+Metallsammlung+des+Deutschen+Volkes&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwikyJrXrpXsAhWNjKQKHRCgCNYQ6AEwAnoECAAQAg#v=onepage&q=Verordnung%20zum%20Schutz%20der%20Metallsammlung%20des%20Deutschen%20Volkes&f=false – online]</ref> abgenommen und vermutlich eingeschmolzen, wie ein Zeitungsbericht Anfang 1948 "Rathausglocken endgültig verloren" zu einer Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege annehmen lässt: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen Rathausglocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß. Der Oberbürgermeister gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß bis zum 100jährigen Jubiläum des Rathauses, das in etwa zwei Jahren gefeiert wird, ein neues Geläute beschafft werden kann.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, 7. Februar 1948, S. 3</ref> | ||
=== | === Porzellanglockenspiele === | ||
Anfang Dezember 1950 wurden die sog. „Bornkesseli“ in den Probebetrieb genommen und in der Silvesternacht 1950/51 offiziell eingeweiht. Es handelte sich um fünf [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglocken]] der [[Wikipedia: Rosenthal (Unternehmen)|Fa. Rosenthal]] in Selb, die der Stadtrat aufgrund der wesentlich geringeren Kosten (332.- DM die Glocken, 8.000 DM inkl. Installation)<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1960/61 (Buch)|Seite=41; Samstag, 31. Dezember 1960}}</ref> gegenüber Bronzeglocken und Glocken aus [[Wikipedia:Meissener Porzellan|Meissener Porzellan]] (Angebote ca. 20.000 DM ohne Installation) auswählte. Das war insofern riskant, da es nur in Meißen Erfahrung mit Porzellanglocken gab. Die größte der Porzellanglocken wog drei Kilogramm. Das Geläut wurde entsprechend einem Gutachten auf die Glocken der umgebenden Kirchenglocken in Moll abgestimmt. Sie hatten angeblich die Stimmung e<sup>1</sup>, des<sup>1</sup>, g<sup>1</sup>, b<sup>1</sup>, des<sup>2</sup>. Dabei ist der tiefste Ton e<sup>1</sup> mit einem Fragezeichen zu versehen: Die Quellen<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: ''Wieder Glockenklang vom Rathausturm''<br />Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: ''Rathaus-Glocken läuten wieder''<br />{{BuchQuelle|Fürth 1950 (Buch)|Seite=92, 96}}</ref> sprechen von e<sup>1</sup> oder "E<sup>1</sup>", letzteres eine unübliche bzw. falsche Notierung. In Bezug auf die anderen Töne und die Moll-Tonart ist jedoch e<sup>1</sup> ebenfalls unwahrscheinlich; vermutlich war es<sup>1</sup> gemeint. Die Glocken waren (sofern die Angaben richtig sind) damit deutlich tiefer als das heutige Glockenspiel gestimmt (bezogen auf den jeweils höchsten Ton um 3 Oktaven) und wurden von einem 80-Watt-Verstärker auf acht Siluminguß-Druckkammerlautsprecher übertragen (weswegen der Klang in der Stadt von vorneherein bescheiden gewesen sein dürfte). Die Lautsprecher waren paarweise in den Turmfenstern unter den Ziffernblättern angebracht und sorgten dafür, dass die Glocken im Umkreis von zwei bis drei Kilometern gehört werden konnten. Da Grundig zu jener Zeit noch keine solchen Anlagen fertigte, wurde die Anlage vom niederländischen Hersteller [[Wikipedia:Philips|Philips]] geliefert<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: ''Wieder Glockenklang vom Rathausturm''<br />Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: ''Rathaus-Glocken läuten wieder''<br />{{BuchQuelle|Fürth 1950 (Buch)|Seite=92, 96}}</ref> | Anfang Dezember 1950 wurden die sog. „Bornkesseli“ in den Probebetrieb genommen und in der Silvesternacht 1950/51 offiziell eingeweiht. Es handelte sich um fünf [[Wikipedia: Porzellanglockenspiel|Porzellanglocken]] der [[Wikipedia: Rosenthal (Unternehmen)|Fa. Rosenthal]] in Selb, die der Stadtrat aufgrund der wesentlich geringeren Kosten (332.- DM die Glocken, 8.000 DM inkl. Installation)<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1960/61 (Buch)|Seite=41; Samstag, 31. Dezember 1960}}</ref> gegenüber Bronzeglocken und Glocken aus [[Wikipedia:Meissener Porzellan|Meissener Porzellan]] (Angebote ca. 20.000 DM ohne Installation) auswählte. Das war insofern riskant, da es nur in Meißen Erfahrung mit Porzellanglocken gab. Die größte der Porzellanglocken wog drei Kilogramm. Das Geläut wurde entsprechend einem Gutachten auf die Glocken der umgebenden Kirchenglocken in Moll abgestimmt. Sie hatten angeblich die Stimmung e<sup>1</sup>, des<sup>1</sup>, g<sup>1</sup>, b<sup>1</sup>, des<sup>2</sup>. Dabei ist der tiefste Ton e<sup>1</sup> mit einem Fragezeichen zu versehen: Die Quellen<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: ''Wieder Glockenklang vom Rathausturm''<br />Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: ''Rathaus-Glocken läuten wieder''<br />{{BuchQuelle|Fürth 1950 (Buch)|Seite=92, 96}}</ref> sprechen von e<sup>1</sup> oder "E<sup>1</sup>", letzteres eine unübliche bzw. falsche Notierung. In Bezug auf die anderen Töne und die Moll-Tonart ist jedoch e<sup>1</sup> ebenfalls unwahrscheinlich; vermutlich war es<sup>1</sup> gemeint. Die Glocken waren (sofern die Angaben richtig sind) damit deutlich tiefer als das heutige Glockenspiel gestimmt (bezogen auf den jeweils höchsten Ton um 3 Oktaven) und wurden von einem 80-Watt-Verstärker auf acht Siluminguß-Druckkammerlautsprecher übertragen (weswegen der Klang in der Stadt von vorneherein bescheiden gewesen sein dürfte). Die Lautsprecher waren paarweise in den Turmfenstern unter den Ziffernblättern angebracht und sorgten dafür, dass die Glocken im Umkreis von zwei bis drei Kilometern gehört werden konnten. Da Grundig zu jener Zeit noch keine solchen Anlagen fertigte, wurde die Anlage vom niederländischen Hersteller [[Wikipedia:Philips|Philips]] geliefert<ref>Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: ''Wieder Glockenklang vom Rathausturm''<br />Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: ''Rathaus-Glocken läuten wieder''<br />{{BuchQuelle|Fürth 1950 (Buch)|Seite=92, 96}}</ref> | ||
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Wegen Beschädigungen ([[Wikipedia:Haarriss|Haarrisse]]), vor allem war eine Glocke gesprungen, und des daraus resultierenden schlechten (bzw. noch schlechteren) Klangs wurden sie am 20. November 1966 ausgeschaltet.<ref>Volker Dittmar: ''Fürther Rathaus erhält eine klangvolle Note''. In: Fürther Nachrichten vom 30. November 2006 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-rathaus-erhalt-eine-klangvolle-note-1.892094 online].</ref> | Wegen Beschädigungen ([[Wikipedia:Haarriss|Haarrisse]]), vor allem war eine Glocke gesprungen, und des daraus resultierenden schlechten (bzw. noch schlechteren) Klangs wurden sie am 20. November 1966 ausgeschaltet.<ref>Volker Dittmar: ''Fürther Rathaus erhält eine klangvolle Note''. In: Fürther Nachrichten vom 30. November 2006 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-rathaus-erhalt-eine-klangvolle-note-1.892094 online].</ref> | ||
=== Glockenspiel seit 2007 === | |||
[[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|mini|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]] | [[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|mini|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]] | ||
[[Datei:Hans Schmidt-Mannheim und Karl Dietrich Dittmar.JPG|mini|Hans Schmidt-Mannheim und Karl Ludwig Dittmar an der ursprünglichen Steuerung der Glockenanlage im Rathaus, 2008]] | [[Datei:Hans Schmidt-Mannheim und Karl Dietrich Dittmar.JPG|mini|Hans Schmidt-Mannheim und Karl Ludwig Dittmar an der ursprünglichen Steuerung der Glockenanlage im Rathaus, 2008]] | ||
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