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==Lehre und Studium== | ==Lehre und Studium== | ||
Dr. Fleischer studierte Humanmedizin in München, Straßburg, Heidelberg, Berlin und Erlangen. Seine Approbation und Promotion erhielt er [[1916]] in Erlangen. [[1919]] war er als Assistent an der Privatklinik von [https://hdbg.eu/biografien/detail/adolf-theilhaber/5395| Adolf Theilhaber] in München beschäftigt.<ref>siehe Fritz Dross: „Von den Juden, die nicht mehr in der Gesellschaft sein dürfen ...“ - „Gleichschaltung“ und „Arisierung am Beispiel der BGGF“ [https://www.igem.med.fau.de/files/2017/06/7_Von-den-Juden.pdf online]; | Dr. Fleischer studierte Humanmedizin in München, Straßburg, Heidelberg, Berlin und Erlangen. Seine Approbation und Promotion erhielt er [[1916]] in Erlangen. [[1919]] war er als Assistent an der Privatklinik von [https://hdbg.eu/biografien/detail/adolf-theilhaber/5395| Adolf Theilhaber] in München beschäftigt.<ref>siehe Fritz Dross: „Von den Juden, die nicht mehr in der Gesellschaft sein dürfen ...“ - „Gleichschaltung“ und „Arisierung am Beispiel der BGGF“ [https://www.igem.med.fau.de/files/2017/06/7_Von-den-Juden.pdf online]; | ||
Dross beruft sich S. | Dross beruft sich S. 104 auf ''Jäckle: Schicksale (1988), S.130; Damskis: Zerrissene Biografien (2009), S.231''</ref> Gleichzeitig arbeitete er von [[1919]] bis [[1921]] im Städt. Wöchnerinnenheim in [[Nürnberg]]. Von [[1921]] bis [[1924]] war am Universitätsklinikum in Breslau beschäftigt, bis er [[1924]] seinen Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe erwarb und sich in Fürth niederließ. Ab [[1925]] übernahm er als Arzt die Leitung des [[Nathanstift]]s, bis er [[1936]] aus Fürth fliehen musste. | ||
==Verfolgung im Nationalsozialismus== | ==Verfolgung im Nationalsozialismus== | ||
Dr. Fleischer hatte sich [[1924]] als Facharzt in Fürth niedergelassen<ref>dies dürfte in der frauenärztlichen Privatpraxis von Dr. [[Julius Bing]] gewesen sein</ref> und übernahm in der [[Königstraße 117]] nach dem Tode Julius Bings dessen florierende Praxis. Da jener Junggeselle gewesen war, konnte Fleischer auch dessen Wohnung beziehen.<ref>siehe Fürther Adressbuch von 1926/27, I. Teil, S. 46 und III. Teil, S. 8</ref> Die Wohnung mit 9 bis 10 Zimmern | Dr. Fleischer hatte sich [[1924]] als Facharzt in Fürth niedergelassen<ref>dies dürfte in der frauenärztlichen Privatpraxis von Dr. [[Julius Bing]] gewesen sein</ref> und übernahm in der [[Königstraße 117]] nach dem Tode Julius Bings dessen florierende Praxis. Da jener Junggeselle gewesen war, konnte Fleischer auch dessen Wohnung beziehen.<ref>siehe Fürther Adressbuch von 1926/27, I. Teil, S. 46 und III. Teil, S. 8</ref> Die Wohnung in der Königstraße war mit 9 bis 10 Zimmern ausgestattet. Dr. [[Fritz Gastreich]] erinnert sich [[1963]] in einem Gutachten bzgl. eines Entschädigungsverfahrens an das Biedermeier-Zimmer in Fleischers Wohnung, "''welches schon in den damaligen Zeiten durch seine seltene Schönheit, seinen besonderen Antiquitätswert und beste Konservierung nicht nur mir sondern allgemein auffiel''"<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 31625, Hans Sahlmann</ref>. | ||
Als im Februar [[1925]] der Ärztliche Leiter Dr. [[Julius Bing]] verstarb, wurde die „außerordentlich attraktive, nebenamtlich zu versorgende Stelle“<ref name="Dross Von den Juden">siehe Fritz Dross: „Von den Juden, die nicht mehr in der Gesellschaft sein dürfen ...“ - „Gleichschaltung“ und „Arisierung am Beispiel der BGGF“, S. 104-107</ref> im Nathanstift durch Dr. Fleischer neu besetzt. Sein Stellvertreter wurde [[Hans Sahlmann]]<ref>Sowohl Fleischer als auch Sahlmann hatten sich auf die Stelle beworben.</ref>. Beide galten als die erfolgreichsten Gynäkologen der Stadt. Sahlmann gab an „''einen volleingerichteten Geburtskoffer, zwei Sterilistationsapparate, einen Diathermieapparat, ein Mikroskop, einen Instrumentenschrank, zwei Untersuchungsstuehle, einen kleinen fahrbaren Roentgenapparat, einer Hoehensonne und eine große Auswahl von Instrumenten aller Art'' [zu besitzen] '', da ich in Privatkrankenhaeusern zu operieren pflegte und dazu meine eigenen Instrumente benutzte.“<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 31625, Hans Sahlmann</ref> | |||
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten im März [[1933]] und der Absetzung des Oberbürgermeisters Dr. [[Robert Wild]] wurde Dr. Fleischer wegen seiner "''jüdischen Rasse''" zum "''Urlaub''" gezwungen. Gleichzeitig musste er seiner Kündigung zum 1. Oktober [[1933]] zustimmen. In seinem Arbeitszeugnis vom 4. Mai [[1933]] heißt es, dass er "''infolge der politischen Umwälzungen beurlaubt''" wurde. | |||
Im Dezember [[1934]] lud sein Nachfolger, SA Sanitätsbrigadeführer Dr. Dr. med. vet. [[Arnulf Streck]], zu einer pompösen "''Kundgebung der deutschstämmigen Ärzteschaft von Fürth in dem in festlichem Gewande prangenden [[Festsaal (Parkhotel)|großem Saale]] des [[Parkhotel]]s''" <ref>Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242</ref> ein, zu dem neben diverser Lokalprominenz auch der Gauleiter Julius Streicher sowie "''fast die gesamte Medizinische Fakultät der Universität Erlangen''" erschien. Streck begrüßte die Anwesenden "''und betonte einleitend, ... daß es sich nicht um einen der üblichen wissenschaftlichen Vorträge handele, sondern um eine Kundgebung, die zwar von den Ärzten der ehemaligen roten Judenhochburg Fürth als erstes öffentlich-korporatives Bekenntnis zu unserem geliebten Führer und Kanzler [[Adolf Hitler]] und zu dem von ihm geschaffenen dritten Reich veranstaltet worden ist, an der aber das gesamte Volk des Gaues Franken durch seine Führer und Vertreter teilhaben sollte. ... Durch die Anwesenheit von ... Arbeitern der Stirn und der Faust sei dem Abend der Stempel der wahren nationalsozialistischen Volksgemeinschaft aufgedrückt''" <ref>Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242</ref>. Kennzeichen der "jüdischen Wissenschaft" seien akademischer Dünkel und Verkennung und Missachtung der "blutgebundenen Volksgemeinschaft". | Im Dezember [[1934]] lud sein Nachfolger, SA Sanitätsbrigadeführer Dr. Dr. med. vet. [[Arnulf Streck]], zu einer pompösen "''Kundgebung der deutschstämmigen Ärzteschaft von Fürth in dem in festlichem Gewande prangenden [[Festsaal (Parkhotel)|großem Saale]] des [[Parkhotel]]s''" <ref>Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242</ref> ein, zu dem neben diverser Lokalprominenz auch der Gauleiter Julius Streicher sowie "''fast die gesamte Medizinische Fakultät der Universität Erlangen''" erschien. Streck begrüßte die Anwesenden "''und betonte einleitend, ... daß es sich nicht um einen der üblichen wissenschaftlichen Vorträge handele, sondern um eine Kundgebung, die zwar von den Ärzten der ehemaligen roten Judenhochburg Fürth als erstes öffentlich-korporatives Bekenntnis zu unserem geliebten Führer und Kanzler [[Adolf Hitler]] und zu dem von ihm geschaffenen dritten Reich veranstaltet worden ist, an der aber das gesamte Volk des Gaues Franken durch seine Führer und Vertreter teilhaben sollte. ... Durch die Anwesenheit von ... Arbeitern der Stirn und der Faust sei dem Abend der Stempel der wahren nationalsozialistischen Volksgemeinschaft aufgedrückt''" <ref>Deutsches Ärzteblatt 51, Jahrgang 1934, S. 1240 - 1242</ref>. Kennzeichen der "jüdischen Wissenschaft" seien akademischer Dünkel und Verkennung und Missachtung der "blutgebundenen Volksgemeinschaft". | ||
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