Marx Oppenheimer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Marx (Mordechai) Oppenheimer''' (geb. [[27. März]] [[1807]] in Fürth; gest. [[30. November]] [[1870]] in Fürth), Sohn des Hirschel Oppenheimer und dessen Ehefrau Sara, geb. Ullmann, war von Beruf [[Bäcker]] und [[wikipedia:Matze|Matzenbäcker]], später auch [[Wirt]]. Er war verheiratet mit Jeanette, geb. Löwenstein (geb. [[14. Januar]] [[1819]] in Fürth; gest. [[28. August]] [[1878]] in Fürth) mit der er u. a. die Söhne Hermann Hirsch Oppenheimer (1837–1874) und Leo Oppenheimer (geb. 24. August 1848; gest. 11. September 1914) hatte.<ref>sämtliche genealogischen Angaben nach "GENi" zu "Mordechai Marx Oppenheimer" [https://www.geni.com/people/Mordechai-Oppenheimer/6000000071035119130 - online GENi] und nach [https://www.ancestry.com/genealogy/records/hirsch-oppenheimer-24-32yg1pc - online ancestry] Sein Enkelsohn [https://fiorda14-18.com/josef-oppenheimer/ Josef Oppenheimer] kam zum Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] 1918 im Alter von 23 Jahren ums Leben.</ref>
'''Marx (Mordechai) Oppenheimer''' (geb. [[27. März]] [[1807]] in Fürth; gest. [[11. November]] [[1870]] in Fürth), Sohn des Hirschel Oppenheimer und dessen Ehefrau Sara, geb. Ullmann, war von Beruf [[Bäcker]] und [[Matzenbäcker]], später auch [[Wirt]]. Er war verheiratet mit Jeanette, geb. Löwenstein (geb [[14. Januar]] [[1819]] in Fürth; gest. [[28. August]] [[1878]] in Fürth) mit der er einen Sohn Leo Oppenheimer hatte <ref>sämtliche genealogischen Angaben nach "GENi" zu "Mordechai Marx Oppenheimer" [https://www.geni.com/people/Mordechai-Oppenheimer/6000000071035119130 - online GENi] und nach [https://www.ancestry.com/genealogy/records/hirsch-oppenheimer-24-32yg1pc - online ancestry]. Sein Enkelsohn [https://fiorda14-18.com/josef-oppenheimer/ Josef Oppenheimer] kam zum Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] 1918 im Alter von 23 Jahren ums Leben.</ref>.
 
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==Leben==
==Leben==
[[Datei:Matzenbeck Oppenheimer Fürther Tagblatt 23.01.1841.jpg|miniatur|right|Marx Oppenheimer macht sich als Matzenbeck selbständig; [[Fürther Tagblatt]] 23.1.1841]]
[[Datei:Matzenbeck Oppenheimer Fürther Tagblatt 23.01.1841.jpg|miniatur|right|Marx Oppenheimer macht sich als Matzenbeck selbstständig; Fürther Tagblatt 23. Jan. 1841]]
[[Datei:Matzenbeck Oppenheimer mit Maschinen Ftgbl 18.02.1846.jpg|miniatur|right|Oppenheimer stellt auf Maschinen um; Fürther Tagblatt 18.2.1846]]
[[Datei:Matzenbeck Oppenheimer mit Maschinen Ftgbl 18.02.1846.jpg|miniatur|right|Oppenheimer stellt auf Maschinen um; Fürther Tagblatt 18. Feb. 1846]]
 
===Der Matzenbeck von Fürth===
===Der Matzenbeck von Fürth===
Marx Oppenheimer war Zögling im israelitischen Waisenhaus <ref>siehe Gisela Naomi Blume Gisela „Die Israelitische Waisenanstalt Fürth“, in: [[Fürther Geschichtsblätter]] 3/2010, Seite 63</ref>. Dies dürfte irgendwann nach dem Tod des Vaters Hirschel Oppenheimer am [[30. Dezember]] [[1808]] erfolgt sein, bei dem das Kind Marx Oppenheimer gerade einmal ein Jahr alt war. Die Mutter heiratete erneut: Gumperz Grünauer <ref>siehe dazu [https://www.geni.com/people/Sara-Oppenheimer/6000000071035217973 - online GENi zu Sara Oppenheimer]</ref>. Grünauer war damit Marx Oppenheimers Stiefvater. Bei ihm stieg Marx Oppenheimer in die Matzenbäckerei ein, die sich im sog. Doktorshof, Königstraße 68, befand <ref>vgl. mit Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu ''Königstraße 68'', sowie den Fürther Adressbüchern von 1836 und 1850. Damals noch unter der Nummer 37,I und danach unter der Nummer Königstraße 34. Siehe dazu auch die Anzeige im [[Fürther Tagblatt]] vom 21.4. 1848 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503860_00349/42,1525,794,258/full/0/default.jpg - online verfügbar]</ref>.</br>
Marx Oppenheimer war Zögling im [[Israelitische Waisenanstalt|Israelitischen Waisenhaus]]<ref>siehe Gisela Naomi Blume Gisela: Die Israelitische Waisenanstalt Fürth. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] 3/2010, S. 63</ref>. Dies dürfte irgendwann nach dem Tod des Vaters Hirschel Oppenheimer am [[30. Dezember]] [[1808]] erfolgt sein, bei dem das Kind Marx Oppenheimer gerade einmal ein Jahr alt war. Die Mutter heiratete erneut: Gumperz Grünauer.<ref>siehe dazu [https://www.geni.com/people/Sara-Oppenheimer/6000000071035217973 - online GENi zu Sara Oppenheimer]</ref> Grünauer war damit Marx Oppenheimers Stiefvater. Bei ihm stieg Marx Oppenheimer in die Matzenbäckerei ein, die sich im sog. Doktorshof, [[Königstraße 68 (ehemals)|Königstraße 68]], befand.<ref>vgl. mit Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu ''Königstraße 68'' sowie den Fürther Adressbüchern von 1836 und 1850; damals noch unter der Nummer 37, I. Bez. und danach unter der Nummer Königstraße 34; siehe dazu auch die Anzeige im Fürther Tagblatt vom 21. April 1848 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503860_00349/42,1525,794,258/full/0/default.jpg - online]</ref>
 
Mit 33 Jahren machte sich Marx Oppenheimer selbstständig und bot selber seit dem 8. März 1841 Matzen in Fürth an. Seine Bäckerei befand sich in der Königstraße 120 (nach der Hausnummernrevision [[Königstraße 93]], seit 2018 damit auf dem Grund des Neubaus vom [[Jüdisches Museum Franken|Jüdischen Museum Fürth]]<ref>siehe als Beleg die [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503890_00443/pct:48.33333,68.87593,22.66667,6.8929/full/0/default.jpg Annonce] im Fürther Tagblatt vom 1. Mai 1870 sowie die Angaben von Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu ''Königstraße 93'' und dem Fürther Adressbuch von 1860, S. 33</ref>).


Mit 33 Jahren machte sich Marx Oppenheimer selbständig und bot selber seit dem 8. März 1841 Matzen in Fürth an. Seine Bäckerei befand sich in der Königstraße 120 (nach der Hausnummernrevision [[Königstraße 93]], seit 2018 damit auf dem Grund des Neubaus vom [[Jüdisches Museum Franken|Jüdischen Museum Fürth]] <ref>siehe als Beleg die [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503890_00443/pct:48.33333,68.87593,22.66667,6.8929/full/0/default.jpg Annonce] im Fürther Tagblatt vom 1. Mai 1870, sowie die Angaben von Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu ''Königstraße 93'' und dem Fürther Adressbuch von 1860, Seite 33</ref>). Die Matzenbäckerei Grünauer bestand aber zu diesem Zeitpunkt ebenso. Damit existierten in Fürth zwei Matzenbäckereien. Als im Jahr 1844 Gumperz Grünauer starb, führte die Witwe Sarah Grünauer (verwitwete Oppenheimer, geborene Ullmann - also die Mutter von Marx Oppenheimer) nicht nur die Garküche, sondern auch die Bäckerei fort und gab dies in einer Anzeige im [[Fürther Tagblatt]] vom [[19. November]] [[1844]] <ref>siehe die Anzeige weiter unten bei der Rubrik "Bilder"</ref> ihren Kunden bekannt. Bereits 1849 stellte Grünauer die Matzenbäckerei auf Maschinen um <ref>vgl Annoce in [[Fürther Tagblatt]] vom 13.2.1849</ref>. Sarah Grünauer scheint noch bis 1854 im Geschäft gewesen zu sein und pries zuletzt ihren Matzen auch als Reiseproviant für Amerika-Auswanderer (''Schiffzwieback'') an.</br>
Die [[Königstraße 68 (ehemals)|Matzenbäckerei Grünauer]] bestand aber zu diesem Zeitpunkt ebenso. Damit existierten in Fürth zwei Matzenbäckereien. Als im Jahr 1844 Gumperz Grünauer starb, führte die Witwe Sarah Grünauer (verwitwete Oppenheimer, geborene Ullmann also die Mutter von Marx Oppenheimer) nicht nur die Garküche, sondern auch die Bäckerei fort und gab dies in einer Anzeige im Fürther Tagblatt vom [[19. November]] [[1844]]<ref>siehe die Anzeige weiter unten bei der Rubrik „Bilder“</ref> ihren Kunden bekannt. Bereits 1849 stellte Grünauer die Matzenbäckerei auf Maschinen um.<ref>vgl. Annonce im Fürther Tagblatt vom 13. Feb. 1849</ref> Sarah Grünauer scheint noch bis 1854 im Geschäft gewesen zu sein und pries zuletzt ihren Matzen auch als Reiseproviant für Amerika-Auswanderer (''Schiffzwieback'') an.
Im Jahr [[1855]] hatte Mayer Selbing, der Bruder von Sarah Grünauer, den ''Sabbath-Ofen'' von Grünauer übernommen und bot fortan seine Dienste der jüdischen Gemeinde an <ref>siehe dazu die Anzeige im [[Fürther Tagblatt]] vom 8.2.1855. Auch der Onkel von Marx Oppenheimer übernahm die Werbemaßnahme mit dem ''Schiffzwieback'' für Amerika-Auswanderer.</ref>
Im Jahr [[1855]] hatte Mayer Selbing, der Bruder von Sarah Grünauer, den ''Sabbath-Ofen'' von Grünauer übernommen und bot fortan seine Dienste der jüdischen Gemeinde an.<ref>siehe dazu die Anzeige im Fürther Tagblatt vom 8. Feb. 1855 Auch der Onkel von Marx Oppenheimer übernahm die Werbemaßnahme mit dem ''Schiffzwieback'' für Amerika-Auswanderer.</ref>


[[1846]] erklärte Marx Oppenheimer, dass er bereits im vergangenen Jahr auf Maschinen-Matzen umgestellt hatte. Diese bot er dann auch in den Folgejahren an.
[[1846]] erklärte Marx Oppenheimer, dass er bereits im vergangenen Jahr auf Maschinen-Matzen umgestellt hatte. Diese offerierte er dann folglich in den Folgejahren.
Seinen Aktionsradius hatte er auch erweitert. So inserierte Oppenheimer auch im „Bamberger Tagblatt“ vom 20. Januar 1847 mit: „Briefe und Gelder werden franco erbeten“.
Seinen Aktionsradius hatte er auch erweitert. So inserierte Oppenheimer auch im „Bamberger Tagblatt“ vom 20. Januar 1847 mit: „Briefe und Gelder werden franco erbeten“.


Nach dem Tode Marx Oppenheimers führte seine Witwe die Matzenbäckerei - erstmalig mit [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10932704_00254/pct:8.6,80.25653,59.66667,13.74256/full/0/default.jpg ''Anzeige''] in der Fürther Abendzeitung vom 11.3.1871 -
Nach dem Tode Marx Oppenheimers führte seine Witwe die Matzenbäckerei erstmalig mit [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10932704_00254/pct:8.6,80.25653,59.66667,13.74256/full/0/default.jpg ''Anzeige''] in der Fürther Abendzeitung vom 11. März 1871 bis zu ihrem Tode 1878 fort. Dabei musste sie sich gegen Konkurrenz wehren.<ref>siehe ''Fränkischer Kurier'' vom 9. Nov. 1871 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11032309_00067/pct:3.06667,53.18818,32.86667,10.61431/full/0/default.jpg - online]</ref> Weitere Anbieter auf dem Fürther „Matzenmarkt“ waren nun Rosenbusch und Wechsler.
bis zu ihrem Tode 1878 fort. Dabei musste sie sich gegen Konkurrenz wehren <ref>siehe ''Fränkischer Kurier'' vom 9.11.1871 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11032309_00067/pct:3.06667,53.18818,32.86667,10.61431/full/0/default.jpg - online verfügbar]</ref>. Weitere Anbieter auf dem Fürther "Matzenmarkt" waren nun Rosenbusch und Wechsler.
Unterstützung hatte die Witwe von Marx Oppenheimer von dessen Sohn aus erster Ehe: Hermann Hirsch Oppenheimer (1837–1874). Dieser war beruflich in die Fußspuren seines Vaters getreten. Als auch er gestorben war übernahm Therese Oppenheimer, eine Schwiegertochter von Marx Oppenheimer und eben Ehefrau von Hermann Hirsch Oppenheimer, den Betrieb.
[[Datei:Bad Streitberg Der Israelit vom 20. Mai 1868.jpg|miniatur|right|Marx Oppenheimers israelitische Restauration in „Bad“ Streitberg]]


[[Datei:Bad Streitberg Der Israelit vom 20. Mai 1868.jpg|miniatur|right|Marx Oppenheimers israelitische Restauration in [[wikipedia:Streitberg (Wiesenttal)|Bad Streitberg]]]]
===Zweites Standbein: Die Sommer-Restauration in „Bad“ Streitberg===
Am [[20. Mai]] [[1868]] begann Marx Oppenheimer in der Sommersaison einen israelitischen Restaurationsbetrieb in [[wikipedia:Streitberg (Wiesenttal)|Streitberg]] (eigenwillig mit „Bad“ tituliert) zu errichten. Hintergrund dafür dürfte die Tatsache gewesen sein, dass er die normale Brotbäckerei mangels Kundschaft aufgeben musste, da er von den orthodoxen Juden Fürths gemieden wurde.<ref>vgl. dazu den Artikel beim „Fürther Matzenstreit“ im Fürther Tagblatt vom 16. Januar 1870 – Zu diesem Zeitpunkt war Oppenheimer 60 Jahre alt, wie auch im Artikel zum Matzenstreit zu lesen.</ref> Das Restaurationsangebot tat er durch Annoncen in den Zeitschriften [[wikipedia:Der Israelit|„Der Israelit“]] vom 20. Mai 1868 und [[wikipedia: Allgemeinen Zeitung des Judentums|„Allgemeinen Zeitung des Judentums“]] vom 26. Mai 1868 kund. Dabei sicherte er den Besuchern ''feine Küche und prompte Bedienung'' zu, in den Folgejahren auch noch ''hübsch eingerichtete Zimmer''.


===Zweites Standbein: Die Sommer-Restauration in [[wikipedia:Streitberg (Wiesenttal)|Bad Streitberg]]===
Im Staatsarchiv Bamberg befindet sich in den archivierten Unterlagen des Bezirksamts/Landratsamts Ebermannstadt unter der Aktenrubrik „Konzession für Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe“ eine Schankerlaubnis für Marx Oppenheimer, Streitberg (1868.<ref>nach Auskunft vom 16. Februar 2021 - siehe ''alemania judaica'' [http://www.alemannia-judaica.de/streitberg_juedgeschichte.htm#Anzeigen_der_Israelitischen_Restauration_von_Marx_Oppenheimer_in_Bad_Streitberg_(1868_-_1874) - online] – von den etwa 25 Seiten sind dort drei Seiten abgebildet; siehe auch [https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/Archivalie/7b6626cb-4aa7-49ed-90c7-2d3ec89e858e Findmitteldatenbank] Schankerlaubnis Marx Oppenheimer</ref>
Im Sommer 1868 begann Marx Oppenheimer in der Sommersaison einen israelitischen Restaurationsbetrieb in ''[[wikipedia:Streitberg (Wiesenttal)|Bad Streitberg]]'' zu errichten. Hintergrund dafür dürfte die Tatsache gewesen sein, dass er die normale Brotbäckerei mangels Kundschaft aufgeben musste, da er von den orthodoxen Juden Fürths gemieden wurde <ref>vgl. dazu den Artikel beim "Fürther Matzenstreit" in [[Fürther Tagblatt]] vom [[16. Januar 1870]]. Zu diesem Zeitpunkt war Oppenheimer 60 Jahre alt, wie auch im Artikel zum Matzenstreit zu lesen.</ref>. Das Restaurationsangebot tat er durch Annoncen in den Zeitschriften "[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 20. Mai 1868 und "[[wikipedia: Allgemeinen Zeitung des Judentums|Allgemeinen Zeitung des Judentums]]" vom 26. Mai 1868 kund. Dabei sicherte er den Besuchern ''feine Küche und prompte Bedienung'' zu, in den Folgejahren auch noch ''hübsch eingerichtete Zimmer''.


Im Staatsarchiv Bamberg befindet sich in den archivierten Unterlagen des Bezirksamts/Landratsamts Ebermannstadt unter der Aktenrubrik "Konzession für Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe" eine Schankerlaubnis für Marx Oppenheimer, Streitberg (1868) <ref>nach Auskunft vom 16. Februar 2021 - siehe ''alemania judaica'' [http://www.alemannia-judaica.de/streitberg_juedgeschichte.htm#Anzeigen_der_Israelitischen_Restauration_von_Marx_Oppenheimer_in_Bad_Streitberg_(1868_-_1874) - online verfügbar]. Von den etwa 25 Seiten sind dort drei Seiten abgebildet.</ref>.
Die Witwe Jeanette führte in Fürth nicht nur die Matzenbäckerei weiter, sondern auch den sommerlichen Restaurationsbetrieb in „Bad Streitberg“. Dafür gab sie nun auch Inserate in Bamberger Tagblatt<ref>so z. B. am 21. April 1877 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11356509_00164/pct:18.9337,5.20362,80.58783,18.95928/full/0/default.jpg - online]</ref> auf.


Die Witwe Jeanette führte in Fürth nicht nur die Matzenbäckerei weiter, sondern auch den sommerlichen Restaurationsbetrieb in ''[[wikipedia:Streitberg (Wiesenttal)|Bad Streitberg]]''. Dafür gab sie nun auch Inserate in Bamberger Tagblatt <ref>so z.B. am 21.4.1877 [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11356509_00164/pct:18.9337,5.20362,80.58783,18.95928/full/0/default.jpg - online verfügbar]</ref> auf.
Der Restaurationsbetrieb von Marx Oppenheimer dürfte auch die Ursache für die [https://www.alemannia-judaica.de/streitberg_juedgeschichte.htm Beziehung von Ignaz Bing und Streitberg] gewesen sein.


==Der Fürther Matzenstreit==
==Der Fürther Matzenstreit==
===Die Auseinandersetzung 1849===
===Die Auseinandersetzung 1849===
Die erste Runde im Fürther Matzenstreit 1849 hatte ihren Ausgangspunkt auf finanziellem Gebiet. Das ursprüngliche Monopol der koscheren Mehlbeschaffung eines Institutes des israelischen Vereins schien gefährdet, wenn die Bäcker unter Umgehung dieses Institutes selbst für entsprechendes Mehl sorgten. Damit wäre nicht nur der Preis gefährdet, sondern auch die Sicherstellung rituell geeigneten Mehles <ref>vgl. dazu die Artikel „Matzenmehl betreffend“ in [[Fürther Nachrichten]] vom [[14. Februar]] [[1849]] und die Erwiderung von Marx Oppenheimer „Briefkasten-Revue“ in [[Fürther Nachrichten]] vom [[24. Februar]] [[1849]]</ref>.</br>
Die erste Runde im Fürther Matzenstreit 1849 hatte ihren Ausgangspunkt auf finanziellem Gebiet. Das ursprüngliche Monopol der koscheren Mehlbeschaffung eines Institutes des israelischen Vereins schien gefährdet, wenn die Bäcker unter Umgehung dieses Institutes selbst für entsprechendes Mehl sorgten. Damit wäre nicht nur der Preis gefährdet, sondern auch die Sicherstellung rituell geeigneten Mehles.<ref>vgl. dazu die Artikel „Matzenmehl betreffend“ im Fürther Tagblatt vom 14. Februar 1849 und die Erwiderung von Marx Oppenheimer „Briefkasten-Revue“ im Fürther Tagblatt vom 24. Februar 1849</ref>


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Datei:1 Artikel Matzenstreit Fürther Tagblatt 14.02.1849.png|Artikel "Matzenmehl betreffend", Fürther Tagblatt 14.2.1849
Datei:1 Artikel Matzenstreit Fürther Tagblatt 14.02.1849.png|Artikel "Matzenmehl betreffend", Fürther Tagblatt 14. Februar 1849
Datei:1 Erwiderung Oppenheimer Fürther Tagblatt 24.02.1849.png|Erwiderung Marx Oppenheimer, Fürther Tagblatt 24.2.1849
Datei:1 Erwiderung Oppenheimer Fürther Tagblatt 24.02.1849.png|Erwiderung Marx Oppenheimer, Fürther Tagblatt 24. Februar 1849
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===Die Auseinandersetzung 1870===
===Die Auseinandersetzung 1870===
[[Datei:Matzenstreit Fortsetzung Ftgbl. 16.01.1870.jpg|miniatur|right|Fortsetzung des Matzenstreites 1870]]
[[Datei:Matzenstreit Fortsetzung Ftgbl. 16.01.1870.jpg|miniatur|right|Replik zum Matzenstreit in Fürther Nachrichten 16.1. 1870]]
In der zweiten Runde 1870 wurde die Spaltung innerhalb der jüdischen Gemeinde in Fürth offensichtlicher. Diese war ja bereits bei der [[Israelitische Bürgerschule#Die Gründung der israelitischen Bürgerschule|Schulfrage]] deutlich geworden. Hintergrund war wohl die Auseinandersetzung mit dem liberalen Rabbiner [[Isaak Loewi]] und der „neologischen“ („Neologie“ = griechisch für „neue Lehre“) ''Cultusverwaltung''.</br>
[[Datei:Der Israelit, 1870, 1 Anschuldigungen gegenüber Fürther Zuständen.png|miniatur|left|Anschuldigungen in der Zeitschrift: [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]]]
In einem längeren Beitrag im [[Fürther Tagblatt]] wurde Stellung bezogen zu Verdächtigungen gegenüber der ''[[wikipedia:Fleischscharren|Fleischscharre]]'' und der Matzenbäckerei in Fürth. Anlass zur der Auseinandersetzung <ref>erschienen im [[Fürther Tagblatt]] vom 16. Januar 1870. Der Artikel wendet sich gegen die „Jeremiade“ und der „Unfehlbarkeit jüdischer Päpste“ und die Skepsis der „sogenannten Frommen“ die unsicher sind, dass in Fürth die derzeitige ''Cultusverwaltung'' in der Lage ist, den jüdische Ritus recht zu bewahren.</ref> gab besonders ein Artikel in der Nummer 1, 1870 in dem in Mainz erscheinenden Organ der Orthodoxie [[wikipedia:Der Israelit|Der ISRAELIT]]:</br>
In der zweiten Runde 1870 wurde die Spaltung innerhalb der jüdischen Gemeinde in Fürth offensichtlicher. Diese war bereits bei der [[Israelitische Bürgerschule#Die Gründung der israelitischen Bürgerschule|Schulfrage]] deutlich geworden. Hintergrund war wohl die Auseinandersetzung mit dem liberalen Rabbiner [[Isaak Loewi]] und der „neologischen“ („Neologie“ = griechisch für „neue Lehre“) ''Cultusverwaltung''.
 
In einem längeren Beitrag im [[Fürther Tagblatt]] wurde Stellung bezogen zu Verdächtigungen gegenüber der ''[[wikipedia:Fleischscharren|Fleischscharre]]'' und der Matzenbäckerei in Fürth. Anlass zur der Auseinandersetzung<ref>erschienen im Fürther Tagblatt vom 16. Januar 1870 Der Artikel wendet sich gegen die „Jeremiade“, die „Unfehlbarkeit jüdischer Päpste“ und die Skepsis der „sogenannten Frommen“, die unsicher sind, dass in Fürth die derzeitige ''Cultusverwaltung'' in der Lage ist, den jüdische Ritus recht zu bewahren.</ref> gab besonders ein Artikel in der Nummer 1, 1870 in dem in Mainz erscheinenden Organ der Orthodoxie [[wikipedia:Der Israelit|Der ISRAELIT]]:


''... daß die Bäckerei im Allgemeinen und die Matzenbäckerei ins Besondere von einem Juden dahier so gehandhabt wird, daß man diesem nicht zutrauen kann, daß bei Ersterer die nöthigen Ceremonialvorschriften beobachtet werden, und daß bei der Matzenbäckerei die nöthige Aufsicht fehlt. „Wer nun – fügt jener Korrespondent bei – bei dem Backen seiner Matzen nicht zugegen sein kann, muß sie sich von Auswärts schicken lassen.“ Liegt die Perfidie schon darin, daß jener Korrespondent wider besseres Wissen sich den Anschein gibt, als würde die Brod- und Matzenbäckerei von ein und derselben Person betrieben, so liefert einen Maßstab für den Jesuitismus und Heuchelei die Klage, daß man hier kein Brod, nach den Ceremonialvorschriften gebacken, haben kann, die Thatsache: daß gerade jener ältere Bäcker'' (gemeint ist hier Marx Oppenheimer) ''der jetzt die Matzenbäckerei allein betreibt, schon vor ein paar Jahren die Brodbäckerei aufgeben mußte, weil trotzdem dieser allen Anforderungen der strengsten Religiösität Genüge leistete, von all´ den Frommen auch nicht Einer war, der seinen vollen Bedarf von demselben bezogen hätte.''
''... daß die Bäckerei im Allgemeinen und die Matzenbäckerei ins Besondere von einem Juden dahier so gehandhabt wird, daß man diesem nicht zutrauen kann, daß bei Ersterer die nöthigen Ceremonialvorschriften beobachtet werden, und daß bei der Matzenbäckerei die nöthige Aufsicht fehlt. „Wer nun – fügt jener Korrespondent bei – bei dem Backen seiner Matzen nicht zugegen sein kann, muß sie sich von Auswärts schicken lassen.“ Liegt die Perfidie schon darin, daß jener Korrespondent wider besseres Wissen sich den Anschein gibt, als würde die Brod- und Matzenbäckerei von ein und derselben Person betrieben, so liefert einen Maßstab für den Jesuitismus und Heuchelei die Klage, daß man hier kein Brod, nach den Ceremonialvorschriften gebacken, haben kann, die Thatsache: daß gerade jener ältere Bäcker'' (gemeint ist hier Marx Oppenheimer) ''der jetzt die Matzenbäckerei allein betreibt, schon vor ein paar Jahren die Brodbäckerei aufgeben mußte, weil trotzdem dieser allen Anforderungen der strengsten Religiösität Genüge leistete, von all´ den Frommen auch nicht Einer war, der seinen vollen Bedarf von demselben bezogen hätte.''
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''Es ist damit auch offen dargethan, in welchen Zustand die hiesige isrelitische Gemeinde kommen würde, wenn die Herrschaft in die Hände von Leuten gelangen würde, die, wie der Korrespondent im "[[wikipedia:Der Israelit|ISRAELIT]]" aus lauter Fanatismus, eine Trennung innerhalb der Gemeindeglieder provociren …''
''Es ist damit auch offen dargethan, in welchen Zustand die hiesige isrelitische Gemeinde kommen würde, wenn die Herrschaft in die Hände von Leuten gelangen würde, die, wie der Korrespondent im "[[wikipedia:Der Israelit|ISRAELIT]]" aus lauter Fanatismus, eine Trennung innerhalb der Gemeindeglieder provociren …''
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==Einzelnachweise==
Marx Oppenheimer reagierte selber auch mit einer Entgegnung, die in [[wikipedia:Der Israelit|der Zeitschrift des Israeliten]] am 19. Januar 1870 abgedruckt wurde. Allerdings erntete er in der nächsten Ausgabe sofort eine erneute Gegenrede. Darin wird deutlich, dass es dem Schreiber um einen Angriff auf die derzeitige Fürther Gemeinde (ףהלה) geht, die ihre Matzenbäckerei (םצות-Bäckerei) nicht entsprechend überwacht. Dies erscheint als weiterer Baustein im Streit<ref>so z. B. auch im Schulwesen, bei den liturgischen Gottesdienstgestaltungen, dem Umbau der Hauptsynagoge, der Fleischscharre etc. pp.</ref> zwischen Orthodoxen und Liberalen in Fürth, zu dem nun Marx Oppenheimer mit der Matzenbäckerei auch herhalten muss.
<references />
<gallery caption="Repliken zum Fürther Matzenstreit [[1870]] in der Zeitschrift [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]] " perrow="2">
<gallery perrow="2" class=float-right">
Datei:Oppenheimer Entgegnung in Der Israelit, 19.1.1870, 3.png|Oppenheimers Entgegnung in [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]], 19. Januar 1870
Datei:Matzenreplik Der Israelit, 29.1. 1870.png|Erneute Replik in [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]], 29. Januar 1870
</gallery>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Königstraße 93]]  
* [[Königstraße 93]]  
* [[Bernhard Oppenheimer]]
* [[Bernhard Berle Oppenheimer]]
* [[Königstraße 68 (ehemals)]] Matzenbäckerei Grünauer
* [[Fiorda]]
* [[wikipedia:Matze|Matze]] ''(Wikipedia)''
 
==Weblinks==
* [https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/Archivalie/551d490a-16c8-4989-ac97-afbf3a3a20cb Korrespondenz die Herstellung, Überwachung und Bezug von Matzenmehl betr.], 1826-1860 in CAHJP (The Central Archives for the History of the Jewish People), Gemeinde Fürth D-Fu1-569
* [https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/Archivalie/1bbd6a65-0688-4e07-9a14-e7f69fc56545 Korrespondenz die Herstellung, Überwachung und Bezug von Matzenmehl betr.], 1863-1888 in CAHJP (The Central Archives for the History of the Jewish People), Gemeinde Fürth D-Fu1-570
 
==Einzelnachweise==
<references />


== Bilder ==
== Bilder ==
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