Alter Jüdischer Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Der „Alte Jüdische Friedhof'“ („Judenheckisch“) stammt aus dem Jahre [[1607]]. Er befindet sich in der Nähe der [[Stadthalle]] am Abhang zur [[Rednitz]].  
Der „Alte Jüdische Friedhof'“ („Judenheckisch“) stammt aus dem Jahre [[1607]]. Er befindet sich in der Nähe der [[Stadthalle]] am Abhang zur [[Rednitz]].  
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==Geschichte==
==Geschichte==
[[Datei:Errichtung einer Leichenhalle.Plan Evora,.png|mini|right|Planzeichnung Evora für Leichenhalle, 1869]]
[[Datei:Plan Friedhofstor A- J- Friedhof 1870.jpg|mini|right|Planzeichnung Evora für Eingangstor Friedhof, 1870]]
[[Datei:Eingangspforten Jüdischer Friedhof.JPG|mini|Ehemaliger Eingang des Friedhofs an der Nordmauer, ursprünglich zur Rednitzstraße (heute an der Rosenstraße und meist eingewachsen)]]
[[Datei:Eingangspforten Jüdischer Friedhof.JPG|mini|Ehemaliger Eingang des Friedhofs an der Nordmauer, ursprünglich zur Rednitzstraße (heute an der Rosenstraße und meist eingewachsen)]]
[[Datei:Grabstein Moses Fulda.jpg|mini|hochkant|Ältester noch erhaltener Grabstein für Moses Fulda, gestorben und beerdigt am 4. November 1654]]
[[Datei:Grabstein Moses Fulda.jpg|mini|hochkant|Ältester noch erhaltener Grabstein für Moses Fulda, gestorben und beerdigt am 4. November 1654]]
[[Datei:Plan Friedhofstor A- J- Friedhof 1870.jpg|mini|right|Planzeichnung Evora für Eingangstor Friedhof, 1870]]
Die umgangssprachliche Bezeichnung ''Judenheckisch'' kommt von ''Hekdesch'', einer alten hebräischen Bezeichnung für Armen- oder Krankenhaus, und verweist darauf, dass sich unmittelbar am Friedhof, der 1607 am Hang der Rednitz errichtet wurde, ein Spital befand.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref> Im gleichen Jahr 1607 gestattete der Markgraf von Ansbach am 26. August dass auch seine Schutzjuden auf dem dompröbstischen Areal bestattet werden durften.<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|Der alte jüdische Friedhof in Fürth]], S. 22</ref>
Die umgangssprachliche Bezeichnung ''Judenheckisch'' kommt von ''Hekdesch'', einer alten hebräischen Bezeichnung für Armen- oder Krankenhaus, und verweist darauf, dass sich unmittelbar am Friedhof, der 1607 am Hang der Rednitz errichtet wurde, ein Spital befand.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref> Im gleichen Jahr 1607 gestattete der Markgraf von Ansbach am 26. August dass auch seine Schutzjuden auf dem dompröbstischen Areal bestattet werden durften.<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|Der alte jüdische Friedhof in Fürth]], S. 22</ref>


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* Aufgrund der Wiederansiedlung von Juden in Nürnberg seit [[1850]] wurde der Friedhof bis [[1863]] auch von Nürnberger Juden belegt. Im November 1863 kündigte die jüdische Gemeinde Fürth dieses Mitbenutzungsrecht, am 28. Februar [[1864]] weihte der Fürther Rabbiner [[Isaac Loewi]] den [[Wikipedia:Alter Jüdischer Friedhof (Nürnberg)|Alten Jüdischen Friedhof]] in Nürnberg an der heutigen Bärenschanzstraße (der mittelalterliche Friedhof lag an der heutigen Münzgasse).  
* Aufgrund der Wiederansiedlung von Juden in Nürnberg seit [[1850]] wurde der Friedhof bis [[1863]] auch von Nürnberger Juden belegt. Im November 1863 kündigte die jüdische Gemeinde Fürth dieses Mitbenutzungsrecht, am 28. Februar [[1864]] weihte der Fürther Rabbiner [[Isaac Loewi]] den [[Wikipedia:Alter Jüdischer Friedhof (Nürnberg)|Alten Jüdischen Friedhof]] in Nürnberg an der heutigen Bärenschanzstraße (der mittelalterliche Friedhof lag an der heutigen Münzgasse).  
* ab 1869 begann die Planung für eine neue Leichenhalle, die 1871 fertiggestellt war und vier Jahre später ein neues Friedhofstor in der Rednitzstraße.<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|"AJF"]], S. 43</ref>
* ab 1869 begann die Planung für eine neue Leichenhalle, die 1871 fertiggestellt war und vier Jahre später ein neues Friedhofstor in der Rednitzstraße.<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|"AJF"]], S. 43</ref>
* am [[28. Oktober]] [[1870]] wurde ein [https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php?title=Datei:Friedhof_Regulativ_Druckform.pdf Regulativ] für die Nutzung des Leichenhauses erlassen.
* 1880 erwarb die israelitische Kultusgemeinde ein Areal an der Erlanger Straße für einen neuen Friedhof. Dieser [[Neuer Jüdischer Friedhof|Neue Jüdische Friedhof]] wurde mit der Beerdigung von Marie Hamburger am [[1. Februar]] [[1906]] in Betrieb genommen, auf dem alten Friedhof wurden nur noch Familienmitglieder auf reservierten Plätzen 'xbei ihren Vätern begraben.''<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|"AJF"]], S. 45</ref>


Der Friedhof hatte bis kurz nach der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] 1938 ein [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]].
Der alte jüdische Friedhof in Fürth erlitt in der Epoche des Nationalsozialismus schwere Beschädigungen. Bereits [[1934]] durch einen Straßenausbau im Bereich [[Bogenstraße]]/[[Weiherstraße]], wobei an der Südwestecke ein Teil abgetrennt wurde und 60 Kindergräber umgebettet werden mussten.<ref>[[Israelitisches Gemeindeblatt|Nürnberg-Fürther israelitisches Gemeindeblatt]] vom 1. September 1934, sowie [[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref> ebenso durch Grabschändungen in der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] November 1938 und -  leider gerade im ältesten Teil - durch den Einschlag von drei schweren Fliegerbomben im Jahre [[1944]]. Die Wucht der Detonationen war so groß, dass Grabsteine in die Dächer der Anwesen [[Weiherstraße 9]] und 10 flogen.<ref>[[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]], S. 31, 48 ff.</ref> Gegen Kriegsende, ebenfalls noch 1944, wurden zudem etliche Gräber und Grabsteine entfernt, um einem [[Wikipedia:Löschwasserteich|Löschteich]] im Mittelteil Platz zu machen. Der ursprüngliche Eingang wurde zugemauert und Grabsteine an einen nichtjüdischen Steinmetz verkauft. Außerdem wurde das [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]] sowie das alte Krankenhaus abgetragen.<ref>[[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref>
 
Der alte jüdische Friedhof in Fürth erlitt in der Epoche des Nationalsozialismus schwere Beschädigungen. Bereits [[1934]] durch einen Straßenausbau im Bereich [[Bogenstraße]]/[[Weiherstraße]], wobei an der Südwestecke ein Teil abgetrennt wurde und 60 Kindergräber umgebettet werden mussten.<ref>[[Israelitisches Gemeindeblatt|Nürnberg-Fürther israelitisches Gemeindeblatt]] vom 1. September 1934, sowie [[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref> ebenso durch Grabschändungen in der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] November 1938 und -  leider gerade im ältesten Teil - durch den Einschlag von drei schweren Fliegerbomben im Jahre [[1944]]. Die Wucht der Detonationen war so groß, dass Grabsteine in die Dächer der Anwesen [[Weiherstraße 9]] und 10 flogen.<ref>[[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]], S. 31, 48 ff.</ref> Gegen Kriegsende, ebenfalls noch 1944, wurden zudem etliche Gräber und Grabsteine entfernt, um einem [[Wikipedia:Löschwasserteich|Löschteich]] im Mittelteil Platz zu machen. Der ursprüngliche Eingang wurde zugemauert und Grabsteine an einen nichtjüdischen Steinmetz verkauft. Außerdem wurde das [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]] sowie das alte Krankenhaus abgetragen.<ref>[[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref>


Die spätere [[U.S. Army|amerikanische Besatzungsmacht]] unterstützte nach dem Krieg die mühselige Arbeit Knochen aus den riesigen Erdhügeln wieder aufzufinden, was die Überlebenden aus den Konzentrationslagern unter der Führung von Rabbiner [[David Spiro]] in einem Sammelgrab zur letzten Ruhe zu betten.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 380</ref>  Die noch auffindbaren Steine wurden ebenfalls neu aufgestellt, allerdings entgegen der üblichen jüdischen Tradition nach Westen ausgerichtet. Damit bilden sie heute eine auffällige Gedenkstätte inmitten des historischen Friedhofs.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref>
Die spätere [[U.S. Army|amerikanische Besatzungsmacht]] unterstützte nach dem Krieg die mühselige Arbeit Knochen aus den riesigen Erdhügeln wieder aufzufinden, was die Überlebenden aus den Konzentrationslagern unter der Führung von Rabbiner [[David Spiro]] in einem Sammelgrab zur letzten Ruhe zu betten.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 380</ref>  Die noch auffindbaren Steine wurden ebenfalls neu aufgestellt, allerdings entgegen der üblichen jüdischen Tradition nach Westen ausgerichtet. Damit bilden sie heute eine auffällige Gedenkstätte inmitten des historischen Friedhofs.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref>
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* [https://juedisch-in-fuerth.repositorium.gf-franken.de/files/JiF/Bilder/Orte/Rednitzstrasse.pdf Taharahaus] Rednitzstraße 32
* [https://juedisch-in-fuerth.repositorium.gf-franken.de/files/JiF/Bilder/Orte/Rednitzstrasse.pdf Taharahaus] Rednitzstraße 32
* „Nutzung des Friedhofs durch die Religionsgemeinde Nürnberg“ in Akt CAHJP, Gemeinde Fürth D-Fu1-594 [https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fwww.gda.bayern.de%2Fmets%2Fb2ca37f0-81ac-4433-b804-def53dc285b0&tx_dlf%5Bpage%5D=4&cHash=94d8b2194c380ad19b6cd422cd0b1260 online]
* „Nutzung des Friedhofs durch die Religionsgemeinde Nürnberg“ in Akt CAHJP, Gemeinde Fürth D-Fu1-594 [https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fwww.gda.bayern.de%2Fmets%2Fb2ca37f0-81ac-4433-b804-def53dc285b0&tx_dlf%5Bpage%5D=4&cHash=94d8b2194c380ad19b6cd422cd0b1260 online]
* [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/409816 Johann C. Bodenschatz: Kirchliche Verfassung der heutigen Juden], sonderlich derer in Deutschland : in IV Haupt-Theile abgefasset; hier Teil IV, 1749</br>
**„Die 2. Section - Von dem Sterbenden, Todten und dessen Zurüstung zum Begräbniß“. S. 169 - 171;</br>
**„Die 3. Section - Von dem Begräbniß der Todten“, S. 171 - 176;</br>
**„Die 4. Section - Von der jüdischen Trauer“, S. 177 - 180</br>
**mit Abbildungen des [[Alter Jüdischer Friedhof|Alten Jüdischen Friedhofs]] in Fürth


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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