101.306
Bearbeitungen
(→Schadensentwicklung, Teilsperrung: Ergänzhungen) |
|||
| Zeile 20: | Zeile 20: | ||
Das Brückenbauwerk wird an beiden Ufern von je vier Säulen abgestützt und überspannt die Straße „[[Am Europakanal]]“, den etwa 50 m breiten Kanal mit seinen Betriebswegen und die vierspurige [[Südwesttangente]]. Zwei Rampen an der Nürnberger Richtungsfahrbahn sind ebenfalls mit je einer Säule abgestützt und die Fußgängerwege schmiegen sich in eleganten Kurven an die Fahrbahnen. Die dreigliedrige Betonbrücke aus längs und quer vorgespannten Plattenbalken wurde zwischen 1969 und 1971 erbaut und kostete 5,4 Millionen DM.<ref>Kostenangabe nach [[Brückenstadt Fürth (Buch)|Jesussek]]; der Bauherr Rhein-Main-Donau AG gab 7,74 Mio. DM an (siehe Datenblatt RMD AG)</ref> | Das Brückenbauwerk wird an beiden Ufern von je vier Säulen abgestützt und überspannt die Straße „[[Am Europakanal]]“, den etwa 50 m breiten Kanal mit seinen Betriebswegen und die vierspurige [[Südwesttangente]]. Zwei Rampen an der Nürnberger Richtungsfahrbahn sind ebenfalls mit je einer Säule abgestützt und die Fußgängerwege schmiegen sich in eleganten Kurven an die Fahrbahnen. Die dreigliedrige Betonbrücke aus längs und quer vorgespannten Plattenbalken wurde zwischen 1969 und 1971 erbaut und kostete 5,4 Millionen DM.<ref>Kostenangabe nach [[Brückenstadt Fürth (Buch)|Jesussek]]; der Bauherr Rhein-Main-Donau AG gab 7,74 Mio. DM an (siehe Datenblatt RMD AG)</ref> | ||
== Schadensentwicklung, | == Schadensentwicklung, Teil- und Vollsperrung == | ||
[[Datei:Zirndorfer Brücke Sept 2025 5.jpg|mini|rechts|Funktionstüchtiger „Höhenbegrenzungsbalken“ zur Steuerung des Verkehrs an der Zirndorfer Brücke, Sept. 2025]] | [[Datei:Zirndorfer Brücke Sept 2025 5.jpg|mini|rechts|Funktionstüchtiger „Höhenbegrenzungsbalken“ zur Steuerung des Verkehrs an der Zirndorfer Brücke, Sept. 2025]] | ||
Bereits knapp 20 Jahre nach Fertigstellung mussten erste Korrosionsschäden an der Eisenbewehrung behoben und der Straßenbelag erneuert werden. Nach weiteren zwei Dekaden hatte sich der Bauwerkszustand erheblich verschlechtert. Die gründlichen Untersuchungen über die Grundsatzentscheidung Generalsanierung oder Neubau wurden im Oktober 2015 abgeschlossen. Im Ergebnis hatte sich gezeigt, dass nur ein Ersatzbauwerk wirtschaftlich wäre. Die zu erwartende Restnutzungsdauer der Bestandsbrücke wurde bei Einhaltung von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen im Jahr 2015 mit acht bis zehn Jahren angegeben.<ref>Pressebericht Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 2015: ''Schlag ins Kontor: Zirndorfer Brücke kostet 50 Millionen''</ref> Seither unterliegt die Brücke einer verstärkten Überwachung, so werden z. B. alle vier Wochen vermessungstechnische Kontrollmessungen durchgeführt, um einen Einsturz wie den der im gleichen Jahr mit gleicher Bauweise erstellten [[wikipedia:Carolabrücke (Dresden)|Carolabrücke]] in Dresden zu verhindern. Der Abriss der Brücke mit anschließendem Neubau ist für Ende 2027 geplant, der Neubau soll ca. 38 Mio. Euro kosten. | Bereits knapp 20 Jahre nach Fertigstellung mussten erste Korrosionsschäden an der Eisenbewehrung behoben und der Straßenbelag erneuert werden. Nach weiteren zwei Dekaden hatte sich der Bauwerkszustand erheblich verschlechtert. Die gründlichen Untersuchungen über die Grundsatzentscheidung Generalsanierung oder Neubau wurden im Oktober 2015 abgeschlossen. Im Ergebnis hatte sich gezeigt, dass nur ein Ersatzbauwerk wirtschaftlich wäre. Die zu erwartende Restnutzungsdauer der Bestandsbrücke wurde bei Einhaltung von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen im Jahr 2015 mit acht bis zehn Jahren angegeben.<ref>Pressebericht Fürther Nachrichten vom 10. Oktober 2015: ''Schlag ins Kontor: Zirndorfer Brücke kostet 50 Millionen''</ref> Seither unterliegt die Brücke einer verstärkten Überwachung, so werden z. B. alle vier Wochen vermessungstechnische Kontrollmessungen durchgeführt, um einen Einsturz wie den der im gleichen Jahr mit gleicher Bauweise erstellten [[wikipedia:Carolabrücke (Dresden)|Carolabrücke]] in Dresden zu verhindern. Der Abriss der Brücke mit anschließendem Neubau ist für Ende 2027 geplant, der Neubau soll ca. 38 Mio. Euro kosten. | ||
| Zeile 28: | Zeile 28: | ||
Seit 2025 war die marode Zirndorfer Brücke wiederholt Thema in der Öffentlichkeit – zum Teil deutschlandweit. Hintergrund des medialen Interesses waren die Versuche der Stadt Fürth, den Verkehr auf der Brücke zu steuern bzw. den Schwerverkehr davon abzuhalten, über die Brücke zu fahren. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Fahrzeuge mit mehr als 2,7 m Höhe in der Regel schwerer sind als 3,5 t (so die Stadt Fürth), stellte die Stadtverwaltung mehrere sog. Höhenbegrenzungen auf, die anfangs als „Galgen“ gestaltet waren. Nach ständiger Missachtung dieser „Galgenlösung“ folgten die Fahrbahn überbrückende Höhenbegrenzungen. Allerdings wurden auch diese „Höhenbegrenzungsbalken“ aus Aluminium fast täglich, zum Teil mehrmals, umgefahren. Die Presse sprach von zum Teil chaotischen Zuständen, die zu Kopfschütteln bei der Bevölkerung führen. Auch das Anbringen von Bodenschwellen und einem Kreisverkehr im August 2025 änderte wenig bis gar nichts an der Situation. | Seit 2025 war die marode Zirndorfer Brücke wiederholt Thema in der Öffentlichkeit – zum Teil deutschlandweit. Hintergrund des medialen Interesses waren die Versuche der Stadt Fürth, den Verkehr auf der Brücke zu steuern bzw. den Schwerverkehr davon abzuhalten, über die Brücke zu fahren. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Fahrzeuge mit mehr als 2,7 m Höhe in der Regel schwerer sind als 3,5 t (so die Stadt Fürth), stellte die Stadtverwaltung mehrere sog. Höhenbegrenzungen auf, die anfangs als „Galgen“ gestaltet waren. Nach ständiger Missachtung dieser „Galgenlösung“ folgten die Fahrbahn überbrückende Höhenbegrenzungen. Allerdings wurden auch diese „Höhenbegrenzungsbalken“ aus Aluminium fast täglich, zum Teil mehrmals, umgefahren. Die Presse sprach von zum Teil chaotischen Zuständen, die zu Kopfschütteln bei der Bevölkerung führen. Auch das Anbringen von Bodenschwellen und einem Kreisverkehr im August 2025 änderte wenig bis gar nichts an der Situation. | ||
Im November 2025 wurde die Brücke aufgrund eines neuerlichen Gutachtens für jeglichen Verkehr (inkl. Fußgänger) gesperrt. | Im November 2025 wurde die Brücke aufgrund eines neuerlichen Gutachtens für jeglichen Verkehr (inkl. Fußgänger) gesperrt. Sowohl der von der Stadt Fürth beauftragte Statiker, also auch ein zusätzlich beauftragtes Statikbüro empfahlen der Stadt dringend, die Brücke zu sperren - da die Brücke kein sog. "Ankündigungsverhalten" habe. Damit könnte die Brücke ohne Vorwarnung zu jedem Zeitpunkt einstürzen - ähnlich wie bei der [[wikipedia:Carolabrücke (Dresden)|Carolabrücke]] in Dresden, die am 11. September 2024 unerwartet [https://www.stadtwikidd.de/wiki/Einsturz_der_Carolabr%C3%BCcke einstürzte]. Beide Brücken, die Fürther und Dresdner Brücke, sind bautypisch gleich mit einer sog. Spannbewehrung. Dabei werden in [[wikipedia:Spannbeton|Spannbeton]] Stahleinlagen mit Zugkraft eingebracht und erzeugen somit einen inneren Druck und Zusammenhalt. Wenn jedoch der Stahl korrodiert - droht der Riss einzelner Glieder - sodass die Spannung reißt und somit die Brücke einstürzt, wie in Dresden. Zunächst wurde in Fürth befürchtet, dass sogar der gleiche Stahl wie in Dresden verwendet wurde. Wäre das der Fall gewesen, hätte die Brücke bereits 2024 unverzüglich gesperrt werden müssen, da alle Brücke mit diesem Stahltyp gesperrt werden mussten. Die Erprobung des Stahls ergab aber, dass in Fürth ein anderer Stahltyp verwendet wurde, also in Dresden, womit der Brücke noch eine Restlaufzeit bis 2027 gewährt wurde - allerdings unter der Prämisse, den Schwerverkehr herauszunehmen, um die Belastung durch Schwingungen der Brücke deutlich zu reduzieren. Allerdings zeigte sich, dass die Brücke auch den aktuell noch täglich über 40.000 PKWs querende Brücke nicht mehr gewachsen ist. Eine Sperrung der Brücke war so die Stadt Fürth damit alternativlos - auch unter dem Fokus, dass man die Unterfahrung der [[Südwesttangente]] und des [[Main-Donau-Kanal|Kanals]] weiterhin gewährleisten zu können. Die Auffahrten von [[Dambach]] kommend auf die Südwesttangente ist zunächst noch nicht von der Vollsperrung betroffen. Lediglich die Querung des Kanals von Zirndorf nach Dambach kommend, wurde am 15. November 2025 vollständig gesperrt. Gleichzeitig wurden ca. 50 Schalldetektoren für 250.000 Euro als Frühwarnsystem an der Brücke angebracht, um ggfls. weitere Vorzeichen eines Einsturzes besser Monitoren zu können. | ||
Der Abriss war bis Ende 2027 geplant. Aufgrund der Vollsperrung sollen die Abrissarbeiten vorgezogen werden bzw. beschleunigt stattfinden. Die Baureferentin Fr. Lippert versicherte im Bauausschuss am 12. November 2025 allerdings, dass der Abriss nicht trivial sei - und selbst wenn sich ein Unternehmen zeitnah finden lasse - dennoch die Abrissarbeiten fast zwei Jahre in Anspruch nehmen werden. Ob, und im welchem Umfang eine erneute Brücke nach dem Abriss wieder errichtet wird, ist aktuell (Stand Nov. 2025) noch Gegenstand der politischen Diskussion. Ein Neubau, wie er 2024 noch angestrebt wurde, kostet ca. 38 Mio. Euro, der Abriss alleine ca. 5,6 Mio Euro. Der Wunsch der Stadtspitze ist, erneut eine Brücke zu errichten. Hierzu werden aktuell neue Verkehrsplanungen und Prognosen erstellt. | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||