Lange Straße 53: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Gebäude
{{Gebäude
|Bild=Spiegelfabrik Okt 2022 1.jpg
|Bild=Briefkopf Spiegelglasfabrik J.L. Lehmann a.jpg
|Strasse=Lange Straße
|Straße=Lange Straße
|Hausnummer=53
|Hausnummer=53
|Objekt=Ehem. Spiegelfabrik
|Objekt=Ehem. Spiegelfabrik
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|Baujahr=1898
|Baujahr=1898
|Architekt=Fritz Walter; Max Mayer
|Architekt=Fritz Walter; Max Mayer
|Gebäude besteht=Nein
|Ehemals=Ja
|Denkmalstatus besteht=Ja
|DenkmalstatusBesteht=Ja
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
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|Abbruchjahr=2018
|Abbruchjahr=2018
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}}
}}
==Beschreibung des Baudenkmals==
Ehem. '''Spiegelfabrik''', E-förmig angeordnete, zweigeschossige Sichtziegelbauten mit Sattel- bzw. Pultdach, rückwärtig mit Kniestock und breitem Zwerchhaus, [[Fritz Walter]], [[1898]]; ehem. '''Schmiedewerkstätte''', zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Pultdach und mittigem Zwerchhaus, 1898; '''Wohnhaus''', zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Satteldach, seitlichen Zwerchhäusern und Hausteingliederung, [[Max Mayer]], 1899.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_F%C3%BCrth/L#Lange_Stra%C3%9Fe Baudenkmäler in Fürth] zu Lange Straße 53, D-5-63-000-2069</ref>
Ehem. Spiegelfabrik, E-förmig angeordnete, zweigeschossige Sichtziegelbauten mit Sattel- bzw. Pultdach, rückwärtig mit Kniestock und breitem Zwerchhaus, [[Fritz Walter]], [[1898]]; ehem. Schmiedewerkstätte, zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Pultdach und mittigem Zwerchhaus, 1898; Wohnhaus, zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Satteldach, seitlichen Zwerchhäusern und Hausteingliederung, [[Max Mayer]], 1899.  
[[Datei:Schmiede Spiegelfabrik J.L. Lehmann, 2025.jpg|mini|right|Schmiedegebäude der Spiegelfabrik, 2025 noch existent]]
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==Die Spiegelfabrik 1906 - 1938==
 
1906 zog [[Adolf Midas]] mit der Firma ''Spiegel- und Spiegelglasfabrik J. L. Lehmann'', die er von seinem Schwiegervater in der [[Schwabacher Straße 43]] übernommen hatte, in das zuvor erworbene Grundstück in der Lange Straße 53 um.
Auf dem Gelände hatte [[Michael Schweiger]] um die Jahrhundertwende ein Werkgebäude mit Wohnhaus erstellt. Offensichtlich hatte er sich dabei aber finanziell übernommen. So zog Schweiger im Juli 1901 nach Nürnberg und gab den Geschäftsbetrieb zum 12. November 1901 auf. Daraufhin konnte Adolf Midas das Areal erwerben, um die Spiegelfabrik darauf zu etablieren. Nach seinem Tod führten die Söhne [[Josef Max Midas|Josef Max]] und [[Lothar Midas|Lothar]] das Unternehmen weiter. Ein Ende erfolgte durch die Arisierung noch kurz vor der [[Reichspogromnacht in Fürth]] 1938.<ref>siehe [https://juedisch-in-fuerth.repositorium.gf-franken.de/files/JiF/Bilder/Orte/Langestrasse.pdf Jüdisch in Fürth] zu Lange Straße</ref> Nutznießer war davon die Firma ''Büttner & Stiegler''.<ref>siehe "Wiedergutmachungs-Akten" unter Weblinks</ref> Der Kaufpreis für das gesamte Areal samt Maschinen und Werkzeuge betrug aufgrund des Arisierungsverfahrens 66.364,- RM.<ref>siehe [https://gedenken-spiegelfabrik-fuerth.org/arisierung-der-spiegelfabrik/ Arisierung der Spiegelfabrik]</ref>
 
==Nachkriegsepoche==
Ab dem [[23. April]] [[1947]] wurde die „Spiegelfabrik“ von Büttner & Stiegler der Militärregierung unterstellt. Nach einer längeren juristischen Auseinandersetzung kam es am [[6. Juli]] [[1950]] zu einem Rückerstattungsverfahren, das durch Vergleich mit Büttner & Stiegler abgeschlossen wurde.<ref>siehe [https://gedenken-spiegelfabrik-fuerth.org/arisierung-der-spiegelfabrik/ Arisierung der Spiegelfabrik]</ref></br>
Von 1951 bis 1962 produzierte auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik die Spielzeugwarenfirma [[Hammerer & Kühlwein]] ihre Waren. Nach deren Insolvenz existierte auf dem Grundstück im oberen Bereich an der Langen Straße eine Firma für Kfz-Fensterscheiben und Kfz-Zubehör, im unteren Bereich an der [[Dr.-Mack-Straße]] wurde ein größerer Raum für Feierlichkeiten und private Feste unterhalten, der aber nur geschlossenen Gesellschaften zur Verfügung stand.<ref>Auskunft [[Lothar Berthold]] vom 18. November 2025</ref> In der alten Schmiede der Spiegelfabrik hatte sich ein Fahrradhändler einquartiert (Velo).
 
[[Datei:Spiegelfabrik Okt 2022 1.jpg|mini|right|Baugruppe Spiegelfabrik, Okt. 2022]]
[[Datei:Midasbank Lange Straße.jpg|mini|right|Gedächtnisbank für Familie Midas]]
 
== Wohngebäude Spiegelfabrik==
2018 erfolgte der Abriss des alten Fabrikgeländes und bis 2021 der Neubau eines siebengeschossigen Wohngebäudes auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik. Die alte Schmiedewerkstatt blieb erhalten und wird heute gemeinschaftlich durch die Anwohner genutzt. Dieses Gebäude wurde genossenschaftlich als erstes Baugruppen-Modell in Fürth errichtet und firmiert unter dem Namen Baugruppe „'''Spiegelfabrik'''“
[[Datei:Lange Straße 53 plan.JPG|miniatur|Ein Großteil (rot) des denkmalgeschützten Anwesens wurde abgerissen, lediglich der grün markierte Teil blieb erhalten]]
[[Datei:Lange Straße 53 plan.JPG|miniatur|Ein Großteil (rot) des denkmalgeschützten Anwesens wurde abgerissen, lediglich der grün markierte Teil blieb erhalten]]
==Abriss und neue Nutzung des Geländes==
==Abriss und neue Nutzung des Geländes==
Im Jahr [[2016]] wurde bekannt, dass sich eine private Baugenossenschaft für das Grundstück interessiert. Dabei entsteht ein alternatives Wohnprojekt mit bis zu 60 Wohneinheiten, das unterschiedliche Generationen und Bewohner mit Migrationshintergrund mit berücksichtigt. Das privat finanzierte Konzept ist die erste sog. "Baugruppen-Modell" in Fürth. Die Stadt wollte den ehemaligen Fabrikkomplex nach einstimmigem Bauausschuss-Votum jedoch nicht komplett konservieren, wie es das Landesamt für Denkmalschutz forderte. Im Einvernehmen mit [[Stadtheimatpfleger]]in [[Karin Jungkunz]] werden nur kleinere Teile erhalten.<ref>Volker Dittmar: ''Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt.'' In: nordbayern.de vom 3. März 2016 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-stellt-weichen-fur-mehr-generationen-wohnprojekt-1.5028609 online]</ref>
Im Jahr [[2016]] wurde bekannt, dass sich eine private Baugenossenschaft für das Grundstück interessiert. Dabei entstand ein alternatives Wohnprojekt von etwa 60 Wohneinheiten, das unterschiedliche Generationen und Bewohner mit Migrationshintergrund berücksichtigt. Das privat finanzierte Konzept ist das erste sog. „Baugruppen-Modell“ in Fürth. Die Stadt wollte den ehemaligen Fabrikkomplex nach einstimmigem Bauausschuss-Votum jedoch nicht komplett konservieren, wie es das Landesamt für Denkmalschutz forderte. Im Einvernehmen mit [[Stadtheimatpfleger]]in [[Karin Jungkunz]] wurden nur kleinere Teile erhalten.<ref>Volker Dittmar: ''Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt.'' In: nordbayern.de vom 3. März 2016 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-stellt-weichen-fur-mehr-generationen-wohnprojekt-1.5028609 online]</ref>
 
Im September [[2018]] begann der Abriss des Gebäudes. [[2021]] konnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Von den insgesamt 58 Wohnungen sind 41 Eigentumswohnungen, die restlichen 17 gehören der 2016 gegründeten Genossenschaft. Die 2,30 Meter breiten Galeriegänge werden als Aufenthalts- und Begegnungsfläche genutzt. Der neu gegründete Verein „Spiegelfabrik“ organisiert den Alltag und das Zusammenleben im Haus, darunter eine Werkstatt, eine Gemeinschaftsküche und ein eigenes Stadtteilbüro. Die Energieversorgung erfolgt durch ein eigens von der [[Infra fürth gmbh|infra]] errichtete Erdgas-Blockheizkraftwerk.


Im September [[2018]] begann der Abriss des Gebäudes. [[2021]] konnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Von den insgesamt 58 Wohnungen sind 41 Eigentumswohnungen, die restlichen 17 gehören der 2016 gegründeten Genossenschaft. Die 2,30 Meter breiten Galeriegänge werden als Aufenthalts- und Begegnungsfläche genutzt. Der neu gegründete Verein "Spiegelfabrik" organisiert den Alltag und das Zusammenleben im Haus, darunter eine Werkstatt, eine Gemeinschaftsküche und ein eigenes Stadtteilbüro. Die Energieversorgung erfolgt durch ein eigens von der [[Infra fürth gmbh|infra]] errichtete Erdgas-Blockheizkraftwerk.
== Auszeichnungen ==
Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main hat den Neubau der „Spiegelfabrik“ im Jahr 2023 auf seine sog. Shortlist der 26 besten Bauten in/aus Deutschland als Preisträger gewürdigt.<ref>DAM Homepage - online abgerufen am 7. März 2024 | 17:08 Uhr - [https://dam-online.de/wp-content/uploads/2022/08/DAM_Bildunterschriften-Pressebilder_DAM-Preis-2023_Shortlist.pdf online abrufbar]</ref> Weiterhin erhielt das Projekt 2022 den Deutschen Bauherrenpreis.<ref>Homepage Deutscher Bauherrenpreis, online abgerufen am 10. März 2024 | 16:09 Uhr - [http://www.deutscherbauherrenpreis.de/wp-content/uploads/2022/09/01_BHP22_Projektblatt_DinA4_61-1.pdf online]</ref>


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Adolf Midas]]
* [[Josef Max Midas]]
* [[Lothar Midas]]
* [[Erich Julius Midas]]
* [[Hammerer & Kühlwein]]
* [[Hammerer & Kühlwein]]
* [[Spiegelfabriken]]
* [[Spiegelfabriken]]
* [[Michael Schweiger]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* db-architektur: - [https://www.db-architektur.de/portfolio/Spiegelfabrik/ Projekt Spiegelfabrik]
* [https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/Archivalie/bf0f99c4-b9a8-44d4-b9e2-8da3f426b110 Fürth, Langestr. 53], Wohnhaus u. Fabrikgebäude; Fa. Büttner & Stiegler, Glasschleifer u. Spiegelfabrik; ehem. jüd. Eigentümer: Ernst Mohr, Fa. J.L. Lehmann oHG; 1948 - 1950; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1853
* Spiegelfabrik Fürth GbR - [http://spiegelfabrik-fürth.de Internetseite des Wohnprojekts]
* [https://www.gda.bayern.de/service/findmitteldatenbank/Archivalie/1eca4974-b999-4377-be23-e23655e736fd Fürth, Langestr. 53], Fabrikgebäude u. Fabrikgelände; Fa. Büttner & Stiegler, Glasschleifer u. Spiegelfabrik; ehem. jüd. Eigentümer: Ernst Mohr, Fa. J.L. Lehmann oHG; 1948  1950; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1910
* Heide & von Beckerath - [https://heidevonbeckerath.com/single/spiegelfabrik Bauausführendes Büro]
* Spiegelfabrik Fürth GbR - [https://www.spiegelfabrik-fuerth.org/ Internetseite des Wohnprojekts]
* Robert Söllner: [https://www.wahrscheinlicht.de/2017/10/22/spiegelfabrik/ Wahrscheinlicht] zur Spiegelfabrik; Abgesang mit etlichen Bildern, 2017
* [https://gedenken-spiegelfabrik-fuerth.org/arisierung-der-spiegelfabrik/ „Arisierung“ der Spiegelfabrik]
* [https://gedenken-spiegelfabrik-fuerth.org/idee-des-denkmals/ Erläuterungen] zu der Gedächtnisbank als Mahnmal an der ehem. Spiegelfabrik
* [https://www.hlg-fuerth.de/neuestetermine/besuch-der-spiegelfabrik-klassen-9de/ Schulexkursion] zur Geschichte der ehem. Spiegelfabrik


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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