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==Zeitzeugenberichte== | ==Zeitzeugenberichte== | ||
=== Lore Heidner === | |||
[[Datei:Kalenderblatt April 1945.JPG|mini|right|Kalenderblatt mit handschriftlicher Eintragung „Gefangennahme“ und „Heimkehr“ am 18. u.19. April 1945]] | [[Datei:Kalenderblatt April 1945.JPG|mini|right|Kalenderblatt mit handschriftlicher Eintragung „Gefangennahme“ und „Heimkehr“ am 18. u.19. April 1945]] | ||
Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth: | Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth: | ||
''Wir haben damals in der [[Cadolzburger Straße 24]] gewohnt, am 18. April hieß es die [[U.S. Army|Amerikaner]] kommen, wir sollen uns alle im Keller verstecken, was wir dann auch gemacht haben. Keiner wusste, was passieren wird, die Deutschen haben vom [[Canu-Klub]] an der [[Rednitz]] aus noch Widerstand geleistet. Ich war mit meiner Mutter im Keller, mein Vater war nicht da, der war damals bei der [[Dynamit-Nobel|Dynamit]] angestellt und die hatten ihre Produktion teilweise ausgelagert. Irgendwann polterte es gegen die Tür und es wurde auf Englisch gerufen „Get Out“, „Get Out“, also sind wir mit erhobenen Händen rausgegangen. Draußen standen US-Soldaten mit Gewehren die alle Leute aus der [[Cadolzburger Straße|Cadolzburger-]], [[Hardstraße|Hard-]], [[Gutenbergstraße]] und der ganzen Ecke zusammengetrieben haben. Ein etwas älteres Mädchen aus dem Nachbarhaus rief den Soldaten mehrfach zu „dann erschießt mich doch“, meine Mutter hat die dann gepackt und gesagt „sei doch ruhig du dumme Kuh“. Wir wurden dann die [[Würzburger Straße]] raufgetrieben bis zu dem [[Zwangsarbeiterlager Würzburger Straße|Zwangsarbeiterlager]] auf der [[Hardhöhe]]. Dort mussten wir ausharren und man hat uns gesagt, wenn bis zum nächsten Tag um 11 Uhr nicht die weiße Fahne am [[Rathaus]]turm wehen würde, werden wir erschossen. Wir haben also die Nacht in den Baracken verbracht, den Rathausturm konnte man damals vom Lager aus noch sehen, es war ja auf der Hard noch nichts bebaut. Also haben wir am nächsten Morgen auf den Turm gestarrt und gestarrt, bis endlich eine weiße Fahne zu sehen war. Plötzlich wurden die Tore geöffnet und wir durften einfach so gehen. Als wir heimkamen, waren die Fensterscheiben vom Wohnzimmer zertrümmert und an der Wohnzimmerwand waren lauter Einschusslöcher. Die [[U.S. Army|Amerikaner]] haben dann am selben Tag noch Mannschaftszelte an der Cadolzburger Straße aufgebaut, da wo heute das [[Cadolzburger Straße 1; Cadolzburger Straße 3|Hochhaus]] steht.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '19'</ref> | ''Wir haben damals in der [[Cadolzburger Straße 24]] gewohnt, am 18. April hieß es die [[U.S. Army|Amerikaner]] kommen, wir sollen uns alle im Keller verstecken, was wir dann auch gemacht haben. Keiner wusste, was passieren wird, die Deutschen haben vom [[Canu-Klub]] an der [[Rednitz]] aus noch Widerstand geleistet. Ich war mit meiner Mutter im Keller, mein Vater war nicht da, der war damals bei der [[Dynamit-Nobel|Dynamit]] angestellt und die hatten ihre Produktion teilweise ausgelagert. Irgendwann polterte es gegen die Tür und es wurde auf Englisch gerufen „Get Out“, „Get Out“, also sind wir mit erhobenen Händen rausgegangen. Draußen standen US-Soldaten mit Gewehren die alle Leute aus der [[Cadolzburger Straße|Cadolzburger-]], [[Hardstraße|Hard-]], [[Gutenbergstraße]] und der ganzen Ecke zusammengetrieben haben. Ein etwas älteres Mädchen aus dem Nachbarhaus rief den Soldaten mehrfach zu „dann erschießt mich doch“, meine Mutter hat die dann gepackt und gesagt „sei doch ruhig du dumme Kuh“. Wir wurden dann die [[Würzburger Straße]] raufgetrieben bis zu dem [[Zwangsarbeiterlager Würzburger Straße|Zwangsarbeiterlager]] auf der [[Hardhöhe]]. Dort mussten wir ausharren und man hat uns gesagt, wenn bis zum nächsten Tag um 11 Uhr nicht die weiße Fahne am [[Rathaus]]turm wehen würde, werden wir erschossen. Wir haben also die Nacht in den Baracken verbracht, den Rathausturm konnte man damals vom Lager aus noch sehen, es war ja auf der Hard noch nichts bebaut. Also haben wir am nächsten Morgen auf den Turm gestarrt und gestarrt, bis endlich eine weiße Fahne zu sehen war. Plötzlich wurden die Tore geöffnet und wir durften einfach so gehen. Als wir heimkamen, waren die Fensterscheiben vom Wohnzimmer zertrümmert und an der Wohnzimmerwand waren lauter Einschusslöcher. Die [[U.S. Army|Amerikaner]] haben dann am selben Tag noch Mannschaftszelte an der Cadolzburger Straße aufgebaut, da wo heute das [[Cadolzburger Straße 1; Cadolzburger Straße 3|Hochhaus]] steht.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '19'</ref> | ||
=== Willi Adelhardt === | |||
Willi Adelhardt zum Kriegsende in Fürth: | Willi Adelhardt zum Kriegsende in Fürth: | ||
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''Die [[U.S. Army|Amerikaner]] kamen von der Rückseite der Häuser an die Cadolzburger Straße. Als ein Soldat vor die Haustüre trat, wurde er von der Kugel eines Scharfschützen jenseits der Rednitz (Ufer/Weiherstraße oben in einem Haus) tödlich getroffen. Die Hausbewohner wurden zuerst verdächtigt, dass sie die Täter waren, bis den [[U.S. Army|Amerikaner]]n klargemacht wurde, dass nicht sie die Täter waren. Die Leiche wurde in den Hof von Cadolzburger Straße 26 gebracht. Von den Wohnungen aus schossen die [[U.S. Army|Amerikaner]] zurück. Ein in Stellung gebrachter Panzer schoss dann hinüber und zerstörte das Haus an der Uferstraße. Ein paar Tausend Menschen, die sich im Bunker Wolfsschlucht aufhielten, wurden herausgeholt und die Würzburger Straße hinauf geleitet und dann über die Unterfarrnbacher Straße bis zur Vacher Straße unterhalb des Atzenhofer Flugplatzes getrieben. Dort wurden sie stundenlang festgehalten, bis sich Fürth ergeben hatte. Danach konnten sie über die Vacher Straße wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '21'</ref> | ''Die [[U.S. Army|Amerikaner]] kamen von der Rückseite der Häuser an die Cadolzburger Straße. Als ein Soldat vor die Haustüre trat, wurde er von der Kugel eines Scharfschützen jenseits der Rednitz (Ufer/Weiherstraße oben in einem Haus) tödlich getroffen. Die Hausbewohner wurden zuerst verdächtigt, dass sie die Täter waren, bis den [[U.S. Army|Amerikaner]]n klargemacht wurde, dass nicht sie die Täter waren. Die Leiche wurde in den Hof von Cadolzburger Straße 26 gebracht. Von den Wohnungen aus schossen die [[U.S. Army|Amerikaner]] zurück. Ein in Stellung gebrachter Panzer schoss dann hinüber und zerstörte das Haus an der Uferstraße. Ein paar Tausend Menschen, die sich im Bunker Wolfsschlucht aufhielten, wurden herausgeholt und die Würzburger Straße hinauf geleitet und dann über die Unterfarrnbacher Straße bis zur Vacher Straße unterhalb des Atzenhofer Flugplatzes getrieben. Dort wurden sie stundenlang festgehalten, bis sich Fürth ergeben hatte. Danach konnten sie über die Vacher Straße wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '21'</ref> | ||
=== Frieder Schildknecht === | |||
Frieder Schildknecht zum Kriegsende in Fürth: | Frieder Schildknecht zum Kriegsende in Fürth: | ||
* [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]] | * [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]] | ||
=== Gottlieb Wunschel === | |||
'''In der Nacht vom 17. auf den 18. April 1945'''<br> | '''In der Nacht vom 17. auf den 18. April 1945'''<br> | ||
Im Bunker der Mailänder-Brauerei an der Wilhelmstraße verbrachten viele Bewohner der Umgebung die Nacht. Der praktische Arzt Dr. Wunder hatte die Aufsicht übernommen und er hatte viel zu tun, um Schlaganfälle, Ohnmachtsfälle und sonstige Erkrankungen zu behandeln. Als er sich gegen 7 Uhr früh in seine Wohnung begeben wollte (Ecke Cadolzburger/Hardstraße), kam ihm ein Melder nach und verständigte ihn vom Eintreffen amerikanischer Soldaten bei der Martersäule und dem Krankenhaus. Und er wurde von dem Wunsch der Bevölkerung informiert, er möge sich zu dem befehlenden amerikanischen Offizier begeben und um Erleichterungen für die Bevölkerung bitten. Ganz allein begab sich hierauf Dr. Wunder zu dem amerikanischen Offizier. Er verneinte die Frage, ob sich deutsche Soldaten in der Nähe befinden. Dann wurde der Bunker durchsucht. Deutsche Soldaten wurden nicht festgestellt. Daraufhin wurde das weitere dortige Verbleiben der Leute genehmigt. Amerikanische Soldaten rückten dann bis zur Billinganlage vor. Plötzlich erhielten sie Geschützfeuer aus Richtung des israelischen Friedhofs. Einige Salven der zwei amerikanischen Panzer brachen dieses Feuer. [...]<ref>Gottlieb Wunschel: "Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945" in Fürther Heimatblätter des Vereins für Heimatforschung, Nr. 1/1965, S. 7-16</ref> | Im Bunker der Mailänder-Brauerei an der Wilhelmstraße verbrachten viele Bewohner der Umgebung die Nacht. Der praktische Arzt Dr. Wunder hatte die Aufsicht übernommen und er hatte viel zu tun, um Schlaganfälle, Ohnmachtsfälle und sonstige Erkrankungen zu behandeln. Als er sich gegen 7 Uhr früh in seine Wohnung begeben wollte (Ecke Cadolzburger/Hardstraße), kam ihm ein Melder nach und verständigte ihn vom Eintreffen amerikanischer Soldaten bei der Martersäule und dem Krankenhaus. Und er wurde von dem Wunsch der Bevölkerung informiert, er möge sich zu dem befehlenden amerikanischen Offizier begeben und um Erleichterungen für die Bevölkerung bitten. Ganz allein begab sich hierauf Dr. Wunder zu dem amerikanischen Offizier. Er verneinte die Frage, ob sich deutsche Soldaten in der Nähe befinden. Dann wurde der Bunker durchsucht. Deutsche Soldaten wurden nicht festgestellt. Daraufhin wurde das weitere dortige Verbleiben der Leute genehmigt. Amerikanische Soldaten rückten dann bis zur Billinganlage vor. Plötzlich erhielten sie Geschützfeuer aus Richtung des israelischen Friedhofs. Einige Salven der zwei amerikanischen Panzer brachen dieses Feuer. [...]<ref>Gottlieb Wunschel: "Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945" in Fürther Heimatblätter des Vereins für Heimatforschung, Nr. 1/1965, S. 7-16</ref> | ||
=== ''Brief einer Schweizerin'' === | |||
Ein 11-seitiger Brief einer in Fürth lebenden Schweizerin an ihren Sohn in der Schweiz vom Mai 1945, ohne Namensnennung. Die Wohnung war offenbar in der Schwabacher Straße an der Ecke zur Lessingstraße.<ref>Stadtarchiv Fürth, NL 0/46, zur Verfügung gestellt von Frank Harris</ref> | Ein 11-seitiger Brief einer in Fürth lebenden Schweizerin an ihren Sohn in der Schweiz vom Mai 1945, ohne Namensnennung. Die Wohnung war offenbar in der Schwabacher Straße an der Ecke zur Lessingstraße.<ref>Stadtarchiv Fürth, NL 0/46, zur Verfügung gestellt von Frank Harris</ref> | ||
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''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist.''<br> | ''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist.''<br> | ||
(…)<br>''Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."'' | (…)<br>''Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."'' | ||
=== Gustav Schmetzer === | |||
[[Gustav Schmetzer]]: „Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“ | [[Gustav Schmetzer]]: „Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“ | ||
<ref>in Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St. Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S.43-47</ref> | <ref>in Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St. Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S.43-47</ref> | ||
[[Datei:Schmetzer 2WK 1945.pdf|mini|450px|left|„Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“]] | [[Datei:Schmetzer 2WK 1945.pdf|mini|450px|left|„Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“]] | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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