Alfred Hermann Rahn: Unterschied zwischen den Versionen

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==Emigration von Alfred Hermann Rahn 1937 - 1939==
==Emigration von Alfred Hermann Rahn 1937 - 1939==
[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1937 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1937]]
[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1937 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1937]]
Seit Oktober 1937 lief das Verfahren zur Ausreise der Familie Bechmann-Rahn. Von Anfang an war dabei die [[wikipedia:Geheime Staatspolizei|Gestapo]] in den Vorgang eingebunden. Mit der Abfrage unterschiedlicher Dienststellen versuchte sie vornehmlich „Maßnahmen zu treffen, um eine Steuer- oder Kapitalflucht zu verhüten.“<ref>siehe Gestaposchreiben vom [[14. Oktober]] [[1937]]</ref> Da der Fall als dringlich dargestellt und eine Rückantwort bis spätestens 1. November 1937 verlangt wurde antworteten:
Seit Oktober 1937 lief das Verfahren zur Ausreise der Familie Bechmann-Rahn. Alfreds Bruder Max lebte schon längere Zeit in USA und war ihnen behilflich die entsprechenden Affidavits und Visa für Amerika zu erhalten.<ref>siehe [https://www.badkissingen.de/media/www.badkissingen.de/org/med_34161/130911_14_17_b_die_familie_von_moses_farrnbacher_chronik_jued_lebens_in_kg_beck_12-23.pdf.pdf „Die Familie von Moses Farrnbacher“], S. 12</ref> Von Anfang an war aber dabei in Deutschland die [[wikipedia:Geheime Staatspolizei|Gestapo]] in den Vorgang eingebunden. Mit der Abfrage unterschiedlicher Dienststellen versuchte sie vornehmlich „Maßnahmen zu treffen, um eine Steuer- oder Kapitalflucht zu verhüten.“<ref>siehe Gestaposchreiben vom [[14. Oktober]] [[1937]]</ref> Da der Fall als dringlich dargestellt und eine Rückantwort bis spätestens 1. November 1937 verlangt wurde antworteten:
* der Oberbürgermeister von Fürth am 20. Oktober 1937
* der Oberbürgermeister von Fürth am 20. Oktober 1937
* die Industrie- und Handelskammer Nürnberg am 22. Oktober 1937
* die Industrie- und Handelskammer Nürnberg am 22. Oktober 1937
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[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1938 - 1939 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1938 - 1939]]
[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1938 - 1939 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1938 - 1939]]
Am 5. Januar 1938 gab die Gestapo bekannt, dass die Reisepässe zurückbehalten werden. Durch Urteil des Schöffengerichts Fürth vom [[25. Januar]] [[1938]] wurde Alfred Rahn „wegen fortgesetzten Devisenvergehens zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Strafende  [[5. März]] [[1939]].“<ref>siehe Schreiben des Polizeiamtes Fürth vom 26. Februar 1938</ref> Am [[3. Januar]] [[1939]] wandte sich der Verurteilte - mittlerweile als ''Israel Alfred Rahn'' - mit einem Antrag an das Passamt des Fürther Polizeipräsidiums, um die Pässe und Führungszeugnisse für eine baldige Ausreise nach der Haftentlassung zu erhalten. Dem Anliegen wurde nun stattgegeben mit Einverständnis des Oberbürgermeisters und der Zollfahndungsstelle. Allerdings musste die Ehefrau Lilli mit Schreiben vom [[23. Februar]] [[1939]] die Beantragung nochmals in Erinnerung bringen.</br>
Am 5. Januar 1938 gab die Gestapo bekannt, dass die Reisepässe zurückbehalten werden. Durch Urteil des Schöffengerichts Fürth vom [[25. Januar]] [[1938]] wurde Alfred Rahn „wegen fortgesetzten Devisenvergehens zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Strafende  [[5. März]] [[1939]].“<ref>siehe Schreiben des Polizeiamtes Fürth vom 26. Februar 1938</ref> Am [[3. Januar]] [[1939]] wandte sich der Verurteilte - mittlerweile als ''Israel Alfred Rahn'' - mit einem Antrag an das Passamt des Fürther Polizeipräsidiums, um die Pässe und Führungszeugnisse für eine baldige Ausreise nach der Haftentlassung zu erhalten. Dem Anliegen wurde nun stattgegeben mit Einverständnis des Oberbürgermeisters und der Zollfahndungsstelle. Allerdings musste die Ehefrau Lilli mit Schreiben vom [[23. Februar]] [[1939]] die Beantragung nochmals in Erinnerung bringen.</br>
Allerdings wurde das Umzugsvorhaben von der Spedition Brasch & Rothenstein noch einmal hinterfragt<ref>siehe Schreiben der Spedition vom [[13. März]] [[1939]]</ref>, um vom Polizeipräsidium Nürnberg-Fürth ein Unbedenklichkeits-Schreiben zu erhalten. Gestapo und Staatsanwaltschaft erhielten noch im März entsprechende Vollzugsmeldungen.
Allerdings wurde das Umzugsvorhaben von der Spedition Brasch & Rothenstein noch einmal hinterfragt<ref>siehe Schreiben der Spedition vom [[13. März]] [[1939]]</ref>, um vom Polizeipräsidium Nürnberg-Fürth ein Unbedenklichkeits-Schreiben zu erhalten. Gestapo und Staatsanwaltschaft erhielten noch im März entsprechende Vollzugsmeldungen.</br>
Auch der amerikanische Konsul hatte die bereits zugesagte Verlängerung des Visums wegen "moralischer Verkommenheit" zurückgenommen. Max Rahn erreichte aber in dieser Situation, dass sich der amerikanische Justizminister Homer Cummings für seinen Bruder Alfred und die Familie Ende Dezember 1938 einsetzte. Dies war von Erfolg beschieden. am [[2. Januar]] [[1939]] wurde Alfred aus der Haft entlassen.<ref>siehe [https://www.badkissingen.de/media/www.badkissingen.de/org/med_34161/130911_14_17_b_die_familie_von_moses_farrnbacher_chronik_jued_lebens_in_kg_beck_12-23.pdf.pdf „Die Familie von Moses Farrnbacher“], S. 12</ref> Die Familie emigrierte daraufhin über Paris in die USA.


[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1940 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1940]]  
[[Datei:Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1940 .pdf|mini|right|Emigrationsakt 1940]]  
Alfred Rahn war daraufhin mit seiner Tochter Ruth Marion am [[6. März]] [[1939]] in die USA ausgewandert. Ehefrau Lilli Bechmann-Rahn kam am [[25. März]] [[1939]] zu ihrem Ehemann nach.<ref>siehe Vermerk der Staatspolizei Nürnberg vom 25. März 1939</ref> In Deutschland gab es aber noch 1940 ein Nachspiel der Behörden. [[1940]] wurde Lilli, wie auch 163 anderen jüdischen Promovenden an der Universität Erlangen, der Doktortitel unrechtmäßig aberkannt. Ebenfalls wurde der gesamten Familie die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Nürnberg-Fürth vom [[20. Mai]] [[1940]]</ref> Weitere Nachforschungen zu Alfred Rahn gab es noch in Karlsruhe<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidenten von Nürnberg und Fürth vom [[21. Mai]] [[1940]]</ref>. Doch dort konnte selbst die Spezifizierung mit ''Karlsruhe-Durlach'' kein Ergebnis zeitigen.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Karlsruhe vom [[12. Juni]] [[1940]]</ref> Eine weitere Anfrage in München ergab, dass Alfred Rahn als lediger Student vom 11. Oktober 1919 bis 30. Januar 1920 und vom 6. Mai bis 3. August 1920 in der ''Hauptstadt der Bewegung'' aktenkundig wurde.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums München vom [[11. Juni]] [[1940]]</ref></br>
Alfred Rahn wanderte mit seiner Tochter Ruth Marion am [[6. März]] [[1939]] in die USA aus. Ehefrau Lilli Bechmann-Rahn kam am [[25. März]] [[1939]] zu ihrem Ehemann nach.<ref>siehe Vermerk der Staatspolizei Nürnberg vom 25. März 1939</ref> In Deutschland gab es aber noch 1940 ein Nachspiel der Behörden. [[1940]] wurde Lilli, wie auch 163 anderen jüdischen Promovenden an der Universität Erlangen, der Doktortitel unrechtmäßig aberkannt. Ebenfalls wurde der gesamten Familie die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Nürnberg-Fürth vom [[20. Mai]] [[1940]]</ref> Weitere Nachforschungen zu Alfred Rahn gab es noch in Karlsruhe<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidenten von Nürnberg und Fürth vom [[21. Mai]] [[1940]]</ref>. Doch dort konnte selbst die Spezifizierung mit ''Karlsruhe-Durlach'' kein Ergebnis zeitigen.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Karlsruhe vom [[12. Juni]] [[1940]]</ref> Eine weitere Anfrage in München ergab, dass Alfred Rahn als lediger Student vom 11. Oktober 1919 bis 30. Januar 1920 und vom 6. Mai bis 3. August 1920 in der ''Hauptstadt der Bewegung'' aktenkundig wurde.<ref>siehe Schreiben des Polizeipräsidiums München vom [[11. Juni]] [[1940]]</ref></br>
Für die Gestapo war der Fall mit Schreiben vom [[26. Juli]] [[1940]] abgeschlossen.
Für die Gestapo war der Fall mit Schreiben vom [[26. Juli]] [[1940]] abgeschlossen.


Alfred und Lilli Rahn konnten sich mit dem Leben in der amerikanischen Megacity von New York nicht arrangieren. So entschlossen sie sich, nach Denver zu ziehen, wo ihre zweite Tochter Evelyn am [[21. Januar]] [[1945]] zur Welt kam. Nach Kriegsende verdiente Alfred Rahn als Verkaufsmanager der „Continental Steel and Penn Metal Company“ den Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Als seine geliebte Ehefrau Lilli Bechmann-Rahn in Denver am [[27. Dezember]] [[1965]] mit 59 Jahren an Krebs starb, ertrug Er ihren Tod nicht und beging tagsdrauf Selbstmord.<ref>siehe [https://www.badkissingen.de/media/www.badkissingen.de/org/med_34161/130911_14_17_b_die_familie_von_moses_farrnbacher_chronik_jued_lebens_in_kg_beck_12-23.pdf.pdf „Die Familie von Moses Farrnbacher“], S. 13</ref>
Alfred und Lilli Rahn konnten sich mit dem Leben in der amerikanischen Megacity von New York nicht arrangieren. So entschlossen sie sich, nach Denver zu ziehen, wo ihre zweite Tochter Evelyn am [[21. Januar]] [[1945]] zur Welt kam. Nach Kriegsende verdiente Alfred Rahn als Verkaufsmanager der „Continental Steel and Penn Metal Company“ den Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Als seine geliebte Ehefrau Lilli Bechmann-Rahn in Denver am [[27. Dezember]] [[1965]] mit 59 Jahren an Krebs starb, ertrug Er ihren Tod nicht und beging tagsdrauf Selbstmord.<ref>siehe [https://www.badkissingen.de/media/www.badkissingen.de/org/med_34161/130911_14_17_b_die_familie_von_moses_farrnbacher_chronik_jued_lebens_in_kg_beck_12-23.pdf.pdf „Die Familie von Moses Farrnbacher“], S. 13</ref>
 
 
==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Lilli Bechmann-Rahn]], Ehefrau
* [[Lilli Bechmann-Rahn]], Ehefrau
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