Alfred Hermann Rahn
- Person
- Alfred Hermann Rahn
- Vorname
- Alfred Hermann
- Nachname
- Rahn
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 28. Januar 1901
- Geburtsort
- Fürth
- Religion
- jüdisch
Alfred Hermann Rahn (geb. 28. Jan. 1901 in Fürth) war der Sohn von Sidney Rahn und Johanna, geb. Goldmann.[1] Er besuchte das Schliemann-Gymnasium, arbeitete dann zunächst in einer Bank und trat 1928 in das Familienunternehmen ein. Als der Vater zwei Jahre später starb, leitete er die Firma.
Alfred Rahn war seit 18. Juni 1934 mit Lilli Bechmann-Rahn verheiratet. Der Ehe entsprangen zwei Töchter.
Affäre Alfred Rahn - Marie Heß
Im Herbst 1937 kam es zu einer Beschuldigung von Marie Heß, die sich von Rahn „ausgeschmiert“ fühlte. Die Ursache erschließt sich nicht so recht. Frau Heß wollte aber zuvor in ihrer Beschuldigung sicher gehen, ob es sich bei Rahn um einen Juden oder einen Menschen arischer Abstammung handele. Als Untermauerung ihres beklagenswerten Zustandes gab Frau Heß ihr hohes Alter und ihre Arbeitslosigkeit an und schloss das Schreiben mit „Dank und Heil Hitler“. Aus den Erklärungen vom November 1937 geht hervor, dass Alfred Rahn eine Preisnachlass von 20 RM gewährte (wofür auch immer), sich dies quittieren ließ und damit die Angelegenheit sein Bewenden fand.
Gewissermaßen kann diese kleine Affäre als Ouvertüre für die gleichzeitig stattfindende Vorbereitung des Emigration gewertet werden.
Emigration von Alfred Hermann Rahn 1937 - 1939
Seit Oktober 1937 lief das Verfahren zur Ausreise der Familie Bechmann-Rahn. Von Anfang an war dabei die Gestapo in den Vorgang eingebunden. Mit der Abfrage unterschiedlicher Dienststellen versuchte sie vornehmlich „Maßnahmen zu treffen, um eine Steuer- oder Kapitalflucht zu verhüten.“[2] Da der Fall als dringlich dargestellt und eine Rückantwort bis spätestens 1. November 1937 verlangt wurde antworteten:
- der Oberbürgermeister von Fürth am 20. Oktober 1937
- die Industrie- und Handelskammer Nürnberg am 22. Oktober 1937
Offensichtlich fehlten entsprechende Meldungen von dem
- Oberfinanzpräsidenten Nürnberg für die Zollfahndungsstelle
- der Reichsbanknebenstelle aus der Fürther Moststraße 21
- dem Präsidenten des Landesfinanzamtes Berlin (zentrale Nachrichtenstelle Kurfürstendamm 193/194
Diese wurden in dem Gestaposchreiben vom 14. Oktober da unerledigt nicht abgestrichen. Am 11. November 1937 wurde Otto Rosenberg, der juristische Vertreter der Familie, beim Polizeipräsidium Nürnberg/Fürth, Abteilung Passamt wegen der Pass- und Führungszeugnisausstellung vorstellig. Im weiteren Verlauf meldeten sich das Finanzamt Fürth und am 2. Januar 1938 (gewissermaßen noch nachgereicht) die Reichsbanknebenstelle Fürth. Da auch das Wehrmeldeamt am 19. November 1937 keine Einwände gegen die Ausstellung der Reisepässe anmeldete, schien die Angelegenheit von Erfolg gekrönt zu sein. Dies stellte sich mit Schreiben der Zollfahndungsstelle Nürnberg vom 4. Dezember 1937 als Trugschluss heraus. Gegen Alfred Rahn war mittlerweile ein Strafverfahren eingeleitet worden.
Am 5. Januar 1938 gab die Gestapo bekannt, dass die Reisepässe zurückbehalten werden. Durch Urteil des Schöffengerichts Fürth vom 25. Januar 1938 wurde Alfred Rahn „wegen fortgesetzten Devisenvergehens zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Strafende 5. März 1939.“[3] Am 3. Januar 1939 wandte sich der Verurteilte - mittlerweile als Israel Alfred Rahn - mit einem Antrag an das Passamt des Fürther Polizeipräsidiums, um die Pässe und Führungszeugnisse für eine baldige Ausreise nach der Haftentlassung zu erhalten. Dem Anliegen wurde nun stattgegeben mit Einverständnis des Oberbürgermeisters und der Zollfahndungsstelle. Allerdings musste die Ehefrau Lilli mit Schreiben vom 23. Februar 1939 die Beantragung nochmals in Erinnerung bringen.
Allerdings wurde das Umzugsvorhaben von der Spedition Brasch & Rothenstein noch einmal hinterfragt[4], um vom Polizeipräsidium Nürnberg-Fürth ein Unbedenklichkeits-Schreiben zu erhalten. Gestapo und Staatsanwaltschaft erhielten noch im März entsprechende Vollzugsmeldungen.
Alfred Rahn war daraufhin mit seiner Tochter Ruth Marion am 6. März 1939 in die USA ausgewandert. Ehefrau Lilli Bechmann-Rahn kam am 25. März 1939 zu ihrem Ehemann nach.[5] In Deutschland gab es aber noch 1940 ein Nachspiel der Behörden. 1940 wurde Lilli, wie auch 163 anderen jüdischen Promovenden an der Universität Erlangen, der Doktortitel unrechtmäßig aberkannt. Ebenfalls wurde der gesamten Familie die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.[6] Weitere Nachforschungen zu Alfred Rahn gab es noch in Karlsruhe[7]. Doch dort konnte selbst die Spezifizierung mit Karlsruhe-Durlach kein Ergebnis zeitigen.[8] Eine weitere Anfrage in München ergab, dass Alfred Rahn als lediger Student vom 11. Oktober 1919 bis 30. Januar 1920 und vom 6. Mai bis 3. August 1920 in der Hauptstadt der Bewegung aktenkundig wurde.[9]
Für die Gestapo war der Fall mit Schreiben vom 26. Juli 1940 abgeschlossen.
Weblinks
- Fürth, Königstr. 129, Fa. Schulte-Wissermann, Eisenwarengroßhandlung; Hans Terberger; ehem. jüd. Fa. M.S. Farrnbacher; ehem. jüd. Eigentümer: Hannchen und Alfred Rahn; 1947 - 1949; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1882
- Fürth, Königstr. 129, Fa. Schulte-Wissermann, Eisenwarengroßhandlung; Anteil: Klara Schulte-Wissermann; ehem. jüd. Firma M.S. Farrnbacher; ehem. jüd. Eigentümer: Hannchen und Alfred Rahn; 1948 - 1950; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1881
Siehe auch
- Lilli Bechmann-Rahn, Ehefrau
- James Thomas Rahn, Bruder
- M. S. Farrnbacher
Weblinks
- Rahn Family Collection online
Einzelnachweise
- ↑ biographische Angaben nach Geni zu Alfred Hermann Rahn
- ↑ siehe Gestaposchreiben vom 14. Oktober 1937
- ↑ siehe Schreiben des Polizeiamtes Fürth vom 26. Februar 1938
- ↑ siehe Schreiben der Spedition vom 13. März 1939
- ↑ siehe Vermerk der Staatspolizei Nürnberg vom 25. März 1939
- ↑ siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Nürnberg-Fürth vom 20. Mai 1940
- ↑ siehe Schreiben des Polizeipräsidenten von Nürnberg und Fürth vom 21. Mai 1940
- ↑ siehe Schreiben des Polizeipräsidiums Karlsruhe vom 12. Juni 1940
- ↑ siehe Schreiben des Polizeipräsidiums München vom 11. Juni 1940
Bilder
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Lilli Bechmann u. Alfred Rahn Emigration 1940 Urheber: staatliche Stellen in Fürth
Erstellungsdatum: 1940
Lizenz: CC-BY-ND-4.0Affäre Rahn - Heß, 1937 Urheber: Heß und Rahn
Erstellungsdatum: 1937
Lizenz: CC-BY-ND-4.0Ausreiseakt Lilli Bechmann-Rahn und Alfred Rahn 1937 Urheber: staatliche Stellen in Fürth
Erstellungsdatum: 1937
Lizenz: CC-BY-ND-4.0