Wolfgang Lippert: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wolfgang Lippert''' (geb. [[3. November]] [[1890]] in [[Fürth]]; gest. [[16. Dezember]] [[1962]] in Fürth<ref>Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 8 u. 9)</ref>) war ein wichtiger Zeitzeuge der Geschehnisse rund um die Errichtung, Funktion und Auflösung der Fürther [[Räterepublik]]. Weiterhin war Lippert Begründer und Anführer der 1919 entstandenen [[Einwohnerwehr Fürth]]. Zu diesen historischen Begebenheiten verfasste er in der Folgezeit zwei Abhandlungen.  

Version vom 24. September 2022, 07:43 Uhr

Wolfgang Lippert (geb. 3. November 1890 in Fürth; gest. 16. Dezember 1962 in Fürth[1]) war ein wichtiger Zeitzeuge der Geschehnisse rund um die Errichtung, Funktion und Auflösung der Fürther Räterepublik. Weiterhin war Lippert Begründer und Anführer der 1919 entstandenen Einwohnerwehr Fürth. Zu diesen historischen Begebenheiten verfasste er in der Folgezeit zwei Abhandlungen.


Leben

Johann Wolfgang Lippert wurde 1890 in Fürth geboren. Nach seiner Schulzeit schlug er die Beamtenlaufbahn ein, 1910 trug er die Berufsbezeichnung "Magistratsbeamter". Von Oktober 1910 bis September 1911 leistete Lippert seinen Militärdienst bei der Bayerischen Armee als "Einjährig-Freiwilliger" beim in Fürth ansässigen 21. Infanterieregiment und schied als Unteroffizier bzw. Offizieranwärter aus. Am 3. August 1914 heiratete Lippert Auguste Heller und wurde einen Tag später aufgrund der allgemeinen Mobilmachung wieder zum Militär eingezogen. Er nahm in der Folgezeit am Ersten Weltkrieg teil, insbesondere an den Kämpfen an der Westfront.

Erster Weltkrieg

Bereits am 20. August 1914 wurde Lippert bei der Schlacht in Lothringen nahe Oron schwer verwundet (Durchschuss linker Oberarm, Zersplitterung des linken Schulterblattes und Streifschuss linker Lungenflügel) und wurde ins Feldlazarett nach Lucy gebracht. Anschließend Überstellung ins Garnisonslazarett Nürnberg zur Genesung. Im Januar 1915 wurde Lippert wieder nach Frankreich beordert, wo er an den Kämpfen zwischen Maas und Mosel teilnahm. Hier wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Im Mai 1915 erkrankte Lippert (Rippenfellentzündung, Nerven- und Herzschwäche) und wurde wiederum ins Lazarett verbracht. Es folgten Genesungsaufenthalte in Nürnberg und Reichenhall. Anschließend wurde Lippert dem Ersatzbataillon des 21. Infanterieregiments zugeteilt, wahrscheinlich wurde ihm aufgrund seiner Verwundungen und Vorerkrankungen der weitere Fronteinsatz erspart. Im November 1915 erkrankte Lippert neuerlich, diesmal an doppelseitiger Lungentuberkulose, was weitere Lazarett-/Erholungsaufenthalte erforderlich machte. Im Mai 1916 kehrte Lippert zur Truppe zurück und übte die Funktion des Kassenvorstehers sowie des Waffen- und Munitionsoffiziers aus.

Am 28. Mai 1916 wurde Lipperts Sohn Otto geboren. Im Februar 1917 wurde Lippert vom Generalmilitärkommando mit dem Befund "g. v. F." (garnisons-verwendungsfähig Feld) versehen, was vermutlich den Einsatz in der Etappe bedeutete. Im Februar 1918 wurde Lippert ins Kriegsministerium nach Berlin beordert und anschließend als "Kriminalpolizeioffizier" im Operations- und Etappengebiet der V. Armee zur Überwachung des Nach- und Abschubs bei Longuyon (Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg) eingesetzt. Trotzdem geriet Lippert zwischen Februar und April nochmals in Kampfhandlungen (Stellungskämpfe bei Verdun) und wurde im Laufe des Jahres wiederum mehrfach verletzt (Granatsplitterverwundung am rechten Bein, Quetschungen, usw.). Weiterhin erlebte er hautnah die Zersetzungserscheinungen der Truppe, was er in seinen Erinnerungen auch lebhaft beschrieben hat. Am 12. November trat seine Einheit von Mont-Saint-Martin die Rückverlegung in die Heimat an und geriet sogleich in die Wirren der Novemberrevolution: "Was wir unterwegs sehen und hören mußten, spottet jeder Beschreibung. Die Depots der Etappe wurden vollkommen geplündert (…). Besonders auffallend waren für uns die Soldatenräte, von deren Rechten und Wirken, wir natürlich keine Ahnung hatten. Geschmückt wie Narren zu Fastnacht, rote Bänder an Mützen, Uniform und den Armen, rote Kokarden an den Mützen und dazu bewaffnet bis an die Zähne, traten sie uns jedesmal entgegen." Am 15. November 1918 traf Lippert im Rang eines Oberleutnants der Reserve wieder in Fürth ein.[2]

Räterepublik

Einwohnerwehr

Weitere Laufbahn

Nach 1921

Nach Auflösung der Einwohnerwehr begann Lippert im Jahr 1922 ein Studium zum Diplomkaufmann und wurde Mitglied der Studentenverbindung Landsmannschaft Hansea Nürnberg, welcher er über fünf Jahrzehnte treu blieb. Sein Sohn Otto wurde 1921 Schüler der Heckmann`schen Privatschule in Fürth. 1923 schloss Lippert sein Studium zum Diplomkaufmann erfolgreich ab.

NS-Zeit

In der Folgezeit war Lippert wieder als Amtsmann bei der Stadt beschäftigt, in den 1930er Jahren konnte er ein Dienstjubiläum feiern. Im September 1940 starb seine Frau Auguste im Alter von nur 47 Jahren. Ferner soll Lippert auch noch am Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben (Näheres war dazu bisher nicht in Erfahrung zu bringen).

Entnazifizierung

Im Zuge der Entnazifizierung wurden als "politisch belastet" geltende Personen von den Amerikanern aus dem Behördendienst entlassen. Darunter auch Wolfgang Lippert, der Mitglied der NSDAP war. Gegen seine Entlassung wendete sich Lippert am 14. August 1945. Als Oberamtmann hätte er sich nicht politisch betätigt und seit September 1939 keine Beiträge an die NSDAP bezahlt. Er habe nach eigenen Angaben 1919 (Räterepublik) und 1920 (Kapp-Putsch) seine Vaterstadt Fürth unter Einsatz seines Lebens vor großem Blutvergießen bewahrt. Während seiner 38-jährigen Tätigkeit bei der Stadt (Vorstand von Wohlfahrtsamt und Steueramt) habe er anerkannte Höchstleistungen erzielt, speziell als „der Organisator der Stadt“. In einem weiteren Schreiben vom 29. August 1945 trug er vor, dass er 1934 durch Angehörige der SA überfallen und bewusstlos geschlagen wurde. Sein Antrag auf Austritt aus der Partei wurde abgewiesen mit dem Bescheid, dass nur ein Ausschluss unter Verlust der Stellung in Frage käme.[3]

Späte Jahre

Schließlich ging Lippert als Amtsleiter des Steueramtes im Rang eines Oberamtmanns in Rente. 1950 wurde Lippert von seiner Studentenverbindung eine hohe Auszeichnung (Ehrenband) für sein langjähriges Engagement zuerkannt. U. a. war Lippert in seiner Verbindung als sog. Fuxmajor geklammert, also innerhalb seiner Charge für die Nachwuchsarbeit zuständig. Sein Sohn Otto trat 1948 ebenfalls der Hansea bei. Im Dezember 1962 verstarb Lippert im Alter von 72 Jahren in Fürth.[4]

Veröffentlichungen

Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Wolfgang Lippert" erstellt wurden.

 UntertitelErscheinungsjahrAutorVerlagGenreAusführungSeitenzahlISBN-Nr
Geschichte der Einwohnerwehr Fürth i. Bay. 1919-1921 (Broschüre)1921Wolfgang LippertSelbstverlagGeschichte
Broschüren
60
Geschichte der Räte-Republik Fürth i. Bay. 1919 (Broschüre)1922Wolfgang LippertSelbstverlagGeschichte
Broschüren
48

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 8 u. 9)
  2. Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegstammrollen, 1914-1918; Band 1841 (21. bayer. Infanterie-Regiment) sowie Band 7267, Kriegsrangliste, Bd. 1 (21. bayer. Infanterie-Regiment (Fürth) I Ersatz-Bataillon) sowie Band 18211, Kriegsrangliste-Auszüge (bayer. Flieger-Ersatz-Abteilung 2 (Fürth/Bayern) jeweils von Johann Wolfgang Lippert; Geschichte der Räterepublik Fürth, S. 5 - 8. Recherche FürthWiki November - Dezember 2020
  3. Recherche Peter Frank (Fürth), Mai 2021
  4. E-Mail der Hansea Nbg. an FürthWiki vom 8.12.2020; Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 9. Recherche FürthWiki und Peter Frank, November - Dezember 2020

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