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''In unserer Paulskirche ist nun zweimal wöchentlich Militärgottesdienst, und jeden Sonntag ebenfalls. Pfarrer Krauß war ganz begeistert von dem amerikanischen Heerespfarrer, welch feiner Mann das sei. Die Kirche und die Pfarrer werden nun von der neuen Verwaltung auf jede Weise geschätzt im Gegensatz zu früher, wo Kirche und Pfarrer solcher Verachtung preisgegeben waren und alles getan worden war, die Leute von der Kirche fernzuhalten. Mit Freuden verkünden auch am letzten Sonntag unsere Pfarrer, dass dieses Jahr nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder das Himmelfahrtsfest als Feiertag gelte. Es war ja ganz abgeschafft gewesen, nicht einmal am Abend durfte jeweils ein Gottesdienst gehalten werden.'' | ''In unserer Paulskirche ist nun zweimal wöchentlich Militärgottesdienst, und jeden Sonntag ebenfalls. Pfarrer Krauß war ganz begeistert von dem amerikanischen Heerespfarrer, welch feiner Mann das sei. Die Kirche und die Pfarrer werden nun von der neuen Verwaltung auf jede Weise geschätzt im Gegensatz zu früher, wo Kirche und Pfarrer solcher Verachtung preisgegeben waren und alles getan worden war, die Leute von der Kirche fernzuhalten. Mit Freuden verkünden auch am letzten Sonntag unsere Pfarrer, dass dieses Jahr nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder das Himmelfahrtsfest als Feiertag gelte. Es war ja ganz abgeschafft gewesen, nicht einmal am Abend durfte jeweils ein Gottesdienst gehalten werden.'' | ||
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''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist. | ''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre ]]hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist. | ||
(…) Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."'' | (…) Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."'' | ||
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[[Gustav Schmetzer]]: „Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“ | |||
<ref>in Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St. Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S.43-47</ref> | |||
[[Datei:Schmetzer 2WK 1945.pdf|mini|450px|left|„Der Kampf um den Kirchenplatz von St. Michael“]] | |||
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