Lange Straße 53: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 29. November 2025, 11:25 Uhr

Briefkopf Spiegelglasfabrik J.L. Lehmann a.jpg
Briefkopf der Spiegelfabrik J. L. Lehmann; rot markiert die unter Denkmalschutz stehende Schmiede; 2025 noch existent
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Gebäude
Lange Straße 53
Straße / Hausnummer
Lange Straße 53
Postleitzahl
90762
Objekt
Ehem. Spiegelfabrik
Baujahr
1898
Denkmalstatus besteht
Ja
Akten-Nr.
D-5-63-000-2069 (1)
Quellangaben
BLfD - Denkmalliste Fürth
Ehemals (abgerissen)
Ja
Abbruchjahr
2018
Architekt
Fritz Walter, Max Mayer
Geo-Daten
49° 28' 11.06" N
11° 0' 17.46" E
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Ehem. Spiegelfabrik, E-förmig angeordnete, zweigeschossige Sichtziegelbauten mit Sattel- bzw. Pultdach, rückwärtig mit Kniestock und breitem Zwerchhaus, Fritz Walter, 1898; ehem. Schmiedewerkstätte, zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Pultdach und mittigem Zwerchhaus, 1898; Wohnhaus, zweigeschossiger Sichtziegelbau mit Satteldach, seitlichen Zwerchhäusern und Hausteingliederung, Max Mayer, 1899.[1]

Schmiedegebäude der Spiegelfabrik, 2025 noch existent

Die Spiegelfabrik 1906 - 1938

1906 zog Adolf Midas mit der Firma Spiegel- und Spiegelglasfabrik J. L. Lehmann, die er von seinem Schwiegervater in der Schwabacher Straße 43 übernommen hatte, in das zuvor erworbene Grundstück in der Lange Straße 53 um. Auf dem Gelände hatte Michael Schweiger um die Jahrhundertwende ein Werkgebäude mit Wohnhaus erstellt. Offensichtlich hatte er sich dabei aber finanziell übernommen. So zog Schweiger im Juli 1901 nach Nürnberg und gab den Geschäftsbetrieb zum 12. November 1901 auf. Daraufhin konnte Adolf Midas das Areal erwerben, um die Spiegelfabrik darauf zu etablieren. Nach seinem Tod führten die Söhne Josef Max und Lothar das Unternehmen weiter. Ein Ende erfolgte durch die Arisierung noch kurz vor der Reichspogromnacht in Fürth 1938.[2] Nutznießer war davon die Firma Büttner & Stiegler.[3] Der Kaufpreis für das gesamte Areal samt Maschinen und Werkzeuge betrug aufgrund des Arisierungsverfahrens 66.364,- RM.[4]

Nachkriegsepoche

Ab dem 23. April 1947 wurde die „Spiegelfabrik“ von Büttner & Stiegler der Militärregierung unterstellt. Nach einer längeren juristischen Auseinandersetzung kam es am 6. Juli 1950 zu einem Rückerstattungsverfahren, das durch Vergleich mit Büttner & Stiegler abgeschlossen wurde.[5]
Von 1951 bis 1962 produzierte auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik die Spielzeugwarenfirma Hammerer & Kühlwein ihre Waren. Nach deren Insolvenz existierte auf dem Grundstück im oberen Bereich an der Langen Straße eine Firma für Kfz-Fensterscheiben und Kfz-Zubehör, im unteren Bereich an der Dr.-Mack-Straße wurde ein größerer Raum für Feierlichkeiten und private Feste unterhalten, der aber nur geschlossenen Gesellschaften zur Verfügung stand.[6] In der alten Schmiede der Spiegelfabrik hatte sich ein Fahrradhändler einquartiert (Velo).

Baugruppe Spiegelfabrik, Okt. 2022
Gedächtnisbank für Familie Midas

Wohngebäude Spiegelfabrik

2018 erfolgte der Abriss des alten Fabrikgeländes und bis 2021 der Neubau eines siebengeschossigen Wohngebäudes auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelfabrik. Die alte Schmiedewerkstatt blieb erhalten und wird heute gemeinschaftlich durch die Anwohner genutzt. Dieses Gebäude wurde genossenschaftlich als erstes Baugruppen-Modell in Fürth errichtet und firmiert unter dem Namen Baugruppe „Spiegelfabrik

Ein Großteil (rot) des denkmalgeschützten Anwesens wurde abgerissen, lediglich der grün markierte Teil blieb erhalten

Abriss und neue Nutzung des Geländes

Im Jahr 2016 wurde bekannt, dass sich eine private Baugenossenschaft für das Grundstück interessiert. Dabei entstand ein alternatives Wohnprojekt von etwa 60 Wohneinheiten, das unterschiedliche Generationen und Bewohner mit Migrationshintergrund berücksichtigt. Das privat finanzierte Konzept ist das erste sog. „Baugruppen-Modell“ in Fürth. Die Stadt wollte den ehemaligen Fabrikkomplex nach einstimmigem Bauausschuss-Votum jedoch nicht komplett konservieren, wie es das Landesamt für Denkmalschutz forderte. Im Einvernehmen mit Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz wurden nur kleinere Teile erhalten.[7]

Im September 2018 begann der Abriss des Gebäudes. 2021 konnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Von den insgesamt 58 Wohnungen sind 41 Eigentumswohnungen, die restlichen 17 gehören der 2016 gegründeten Genossenschaft. Die 2,30 Meter breiten Galeriegänge werden als Aufenthalts- und Begegnungsfläche genutzt. Der neu gegründete Verein „Spiegelfabrik“ organisiert den Alltag und das Zusammenleben im Haus, darunter eine Werkstatt, eine Gemeinschaftsküche und ein eigenes Stadtteilbüro. Die Energieversorgung erfolgt durch ein eigens von der infra errichtete Erdgas-Blockheizkraftwerk.

Auszeichnungen

Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main hat den Neubau der „Spiegelfabrik“ im Jahr 2023 auf seine sog. Shortlist der 26 besten Bauten in/aus Deutschland als Preisträger gewürdigt.[8] Weiterhin erhielt das Projekt 2022 den Deutschen Bauherrenpreis.[9]

Lokalberichterstattung

  • Volker Dittmar: Grenzenlos Wohnen - Impuls für neue Form des Zusammenlebens in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 2. März 2016 (Druckausgabe) bzw. Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt. In: nordbayern.de vom 3. März 2016 - online
  • Volker Dittmar: Wohnprojekt schlägt Brücken zwischen Menschen. In: Fürther Nachrichten vom 3. November 2016 (Druckausgabe) bzw. Fürth: Wohnprojekt schlägt Brücken zwischen Menschen. In: nordbayern.de vom 5. November 2016 - online
  • Katharina Wasmeier: Solidarisch und flexibel - Das Projekt "Spiegelfabrik" in Fürth sucht noch neugierige Mitbewohner. In: Sonntagsblitz vom 1. Januar 2017
  • Armin Leberzammer: Spiegelfabrik wird im Herbst abgerissen. In: Fürther Nachrichten vom 16. Mai 2017 (Druckausgabe) bzw. Fürth: Spiegelfabrik wird im Herbst abgerissen. In: nordbayern.de vom 17. Mai 2017 - online
  • Volker Dittmar: Durchbruch für eine alternative Wohnform. In: Fürther Nachrichten vom 16. Oktober 2018 (Druckausgabe) bzw. Spiegelfabrik: Durchbruch für alternative Wohnform. In: nordbayern.de vom 16. Oktober 2018 - online
  • Volker Dittmar: Neue Wohnform nimmt Gestalt an. In: Fürther Nachrichten vom 19. Juni 2019 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Straße frei für Menschen. In: Fürther Nachrichten vom 14. Januar 2020, S. 27 (Druckausgabe)
  • Luisa Degenhardt: Schulterschluss in der Spiegelfabrik. In: Fürther Nachrichten vom 22. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. Spiegelfabrik: Ein Zuhause für alle Generationen. In: nordbayern.de vom 22. Januar 2020 - online
  • Gwendolyn Kuhn: Spiegelfabrik: In Fürths Lange Straße zieht neues Leben ein. In: nordbayern.de vom 23. Mai 2021 - online
  • Wohnen neu gedacht. In: inform (Magazin für infra-Kunden), Nr. 01 - 2022 vom 24. Februar 2022, S. 6 – PDF-Datei
  • Gwendolyn Kuhn: Ein außergewöhnliches Zuhause. In: Fürther Nachrichten vom 11. November 2022 (Druckausgabe)
  • Armin Leberzammer: Spiegelfabrik: Ein Denkmal für Familie Midas. In: Fürther Nachrichten vom 19. September 2023 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Fürth, Langestr. 53, Wohnhaus u. Fabrikgebäude; Fa. Büttner & Stiegler, Glasschleifer u. Spiegelfabrik; ehem. jüd. Eigentümer: Ernst Mohr, Fa. J.L. Lehmann oHG; 1948 - 1950; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1853
  • Fürth, Langestr. 53, Fabrikgebäude u. Fabrikgelände; Fa. Büttner & Stiegler, Glasschleifer u. Spiegelfabrik; ehem. jüd. Eigentümer: Ernst Mohr, Fa. J.L. Lehmann oHG; 1948 1950; StAN, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1910
  • Heide & von Beckerath - Bauausführendes Büro
  • Spiegelfabrik Fürth GbR - Internetseite des Wohnprojekts
  • Robert Söllner: Wahrscheinlicht zur Spiegelfabrik; Abgesang mit etlichen Bildern, 2017
  • „Arisierung“ der Spiegelfabrik
  • Erläuterungen zu der Gedächtnisbank als Mahnmal an der ehem. Spiegelfabrik
  • Schulexkursion zur Geschichte der ehem. Spiegelfabrik

Einzelnachweise

  1. Baudenkmäler in Fürth zu Lange Straße 53, D-5-63-000-2069
  2. siehe Jüdisch in Fürth zu Lange Straße
  3. siehe "Wiedergutmachungs-Akten" unter Weblinks
  4. siehe Arisierung der Spiegelfabrik
  5. siehe Arisierung der Spiegelfabrik
  6. Auskunft Lothar Berthold vom 18. November 2025
  7. Volker Dittmar: Fürth stellt Weichen für Mehr-Generationen-Wohnprojekt. In: nordbayern.de vom 3. März 2016 - online
  8. DAM Homepage - online abgerufen am 7. März 2024 | 17:08 Uhr - online abrufbar
  9. Homepage Deutscher Bauherrenpreis, online abgerufen am 10. März 2024 | 16:09 Uhr - online

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