Löwen-Apotheke
Die Löwen-Apotheke war die älteste Apotheke in Fürth und befand sich über 250 Jahre lang in der Königstraße 38.
Geschichte der Löwen-Apotheke
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte.
Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen wahrscheinlich bis in Jahr 1640 zurück, als sich der jüdische Arzt Jehuda Löb ben Benjamin in der Hofmark Fürth niederlässt und auf Bambergischem Hoheitsgebiet allmählich eine Apotheke errichtet.[1]
1660 wird erstmals urkundlich die Gründung der Apotheke durch einen Arzt namens Dr. Löb/Löw in der Unteren Königstraße genannt, die einen Löwen im Schild trug. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob sich die Namensgebung durch den Begründer der Apotheke ergab, oder ob der Name durch das Relief über dem Eingang (Löwe mit Palmwedel) entstand.
1662 erlangt Dr. Löb sogar einen kaiserlichen Freibrief, Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben.[2]
Zwischen 1670 und 1696 geriet die Löwen-Apotheke mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"[3] erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst "am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft."[4] Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.[5] 1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."[6]
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.
Zwischen 1720 und 1728 erfolgt die Wiederöffnung der Löwen-Apotheke. Als Gründer wird laut Dr. Schwammbergers Fürth-Lexikon Christian Georg Kühnlein angegeben. Die Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke, eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre 1814 noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte.
1941 übernahm die heutige Inhaberin Else Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischhauer, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am 15. Juli 1974, es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre[7].
Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab."[8]
Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Dem ehemaligen Wohngebiet des Gänsberg, für das die Löwen-Apotheke früher "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die aktuelle Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fällt das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[9]
Apotheker
- vor 1670: Jehuda Löb ben Benjamin
- 1670: Wolff Löw[10]
- 1699: Moises Löwen[11]
- 1717: Moyses Löw[12]
- 1807: Kühnlein, Christian Georg[13]
- 1819: Fleischauer, Johann Konrad[14]
Frühere Adressbezeichnungen
- 1717: Haus-Nr. 176 ("Moyses Löw Juden Apotheck" bei den "Dombprobtl. Neue Häußer")[15]
- 1807: "In der untern Frankfurterstrasse" Haus-Nr. 5[16]
- 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 5[17]
Siehe auch
- Königstraße 36; Königstraße 38
- Fürther Jubiläumsmeile - Tafel Nr. 4
- Flächensanierung
- Verschwundene Dinge
- Mohren-Apotheke
Einzelnachweise
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
- ↑ "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
- ↑ "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
- ↑ August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
- ↑ fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
- ↑ fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
- ↑ fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
- ↑ in: Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ... , 1785, 3. Band, S. 154. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
- ↑ Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232. online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
- ↑ Vetter, J. G.: "Grund-Riß des Fleckens Fürth", 1717.
- ↑ Adressbuch von 1807
- ↑ Adressbuch von 1819
- ↑ Grund-Riß des Fleckens Fürth
- ↑ Adressbuch von 1807
- ↑ Adressbuch von 1819
Bilder
Bilder als Galerie / Tabelle anzeigen, sortieren und filtern
Der aus dem Jahr 1904 erhaltene Erker befindet sich noch heute an dem 1975 wieder errichtetem ... Der aus dem Jahr 1904 erhaltene Erker befindet sich noch heute an dem 1975 wieder errichtetem Gebäude, allerdings ist das Löwen Relief während der Einlagerung zum Neubau bis heute "verschwunden", Dez. 2022
Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 25. Dezember 2022
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die ehem. Löwen-Apotheke in der Altstadt, Dez. 2022 Erstellungsdatum: 25. Dezember 2022
Lizenz: cc-by-sa-3.0Artikel in "Kunst und Auktionen", Bd. 15 - zu Möbel-Auktion, Nagel, Stuttgart, 2011 Erstellungsdatum: 23. September 2011
Lizenz: copyrightDie ehem. Löwenapotheke - Tafel der Fürther Jubiläumsmeile, 2007 Urheber: Geschichtsverein Fürth
Erstellungsdatum: 2007
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick vom Paisleyplatz (ehemals) auf die Rückseite der Häuser Königstraße 40 - 38 - 36 - 34 im ... Blick vom Paisleyplatz (ehemals) auf die Rückseite der Häuser Königstraße 40 - 38 - 36 - 34 im Dezember 1979. Das Gebäude Königstraße 40 war eines der wenigen Häuser, die den Kahlschlag der Flächensanierung in den 1970igern Jahren überlebt hat.
Urheber: Klaus-Peter Schaack
Erstellungsdatum: Dezember 1979
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Löwen-Apotheke in der Königstraße, ca. 1970 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1970
Lizenz: cc-by-sa-4.0Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, rechts im Bild ... Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, rechts im Bild Eisen Grell, ca. 1965
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1965
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivChristbaumverkauf am Königsplatz. Im Hintergrund noch die geschlossene Bebauung, ganz links die ... Christbaumverkauf am Königsplatz. Im Hintergrund noch die geschlossene Bebauung, ganz links die Kunsthalle. Aufnahme 1959
Urheber: Bruno Siegert, Fürth
Erstellungsdatum: 1959
Lizenz: cc-by-sa-3.0Löwenapotheke (ganz links) und Eisen-Grell, 10.8.1950 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 10. August 1950
Lizenz: cc-by-sa-3.0Löwenapotheke und Eisen-Grell, im Hintergrund Königstraße 17, um 1940 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1940
Lizenz: cc-by-sa-3.0Ehemalige Wohngebäude Königsplatz 2 (links) und 3 (rechts, Nordbayerische Zeitung). Foto datiert mit ... Ehemalige Wohngebäude Königsplatz 2 (links) und 3 (rechts, Nordbayerische Zeitung). Foto datiert mit 1939, Veranstaltung jedoch unbekannt
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1939
Lizenz: cc-by-sa-3.0Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, ca. 1930 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1930
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivKönigsplatz 2, 1924 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1924
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivDetail aus der Urkundenrückseite Johann Christoff Fleischhauer, bzw. Nicolaus Christoph Fleischauer Erstellungsdatum: 1729
Lizenz: cc-by-sa-3.0Zündholzschachtel-Etikett des ehemaligen Gaststätte "Altstadt Pinte" in der Königstraße 38, um 1965 Urheber: Detlef Krefting
Lizenz: cc-by-sa-4.0